„Selbstverantwortung und Erfindergeist“. Anikó Glogowski-Merten, Mitglied des Deutschen Bundestages für die FDP, antwortet auf die Fragen von Martino Rossi (9m1).
In den nächsten beiden Monaten werden wir anlässlich der Europawahl am 09. Juni 2024 Interviews mit den einzelnen Parteien auf dieser Seite veröffentlichen, um die wahlberechtigten Schüler/innen des Wilhelm-Gymnasiums bestmöglich auf die Wahl vorzubereiten. Wir veröffentlichen die Antworten der Parteien in der Reihenfolge, in der sie bei uns eingegangen sind. Viel Spaß beim Anschauen!
Für den Inhalt der Antworten sind ausschließlich die Parteien verantwortlich. Ein Bezug zu den Werten des Wilhelm-Gymnasiums ist daraus nicht ableitbar.
1. PIRATENPARTEI
2. DIE PARTEI3. AfD5. Die LINKE6. ÖDP7. FDP8. SPD
2. DIE PARTEI
Was sind die
Grundsätze Ihrer Partei?
Jeder Mensch
soll faire Chancen haben, seine eigenen Talente und Ideen entfalten, von seiner
eigenen Arbeit leben und nach eigener Façon glücklich werden zu können.
„Die Freiheit
des Einen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“,
dieser Satz ist liberales Gemeingut. Um diese Grenzen zu bestimmen und zu schützen,
haben wir in unserem Land Freiheitsordnungen geschaffen: den liberalen Rechtsstaat,
die Soziale Marktwirtschaft und die Demokratie.
Wie lauten
die aktuell wichtigsten Ziele Ihrer Partei?
Für Europa
lauten diese u. a.:
Europa
gemeinsam verteidigen: Wir müssen unsere Freiheit verteidigen. Dies wird uns
nur gemeinsam gelingen. Daher wollen wir schnellstmöglich eine Europäische
Verteidigungsunion aufbauen. Diese wollen wir zu einer Europäischen Armee
weiterentwickeln.
Handlungsfähigkeit
in Krisenzeiten: Europa muss schnell handeln können. Derzeit können jedoch
einzelne Länder wichtige Entscheidungen in der Außen- und Sicherheitspolitik
blockieren. Durch Abschaffung dieses Vetorechts erhöhen wir die Handlungsfähigkeit
der europäischen Gemeinschaft.
Erfinden statt
verbieten. Wir brauchen eine sichere Energieversorgung und klimafreundliche
Mobilität. Daher setzen wir auf Technologieoffenheit und den Erfindergeist der
Menschen: E-Fuels, Fusionstechnologie und andere Innovationen können uns
helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern.
Künstliche
Intelligenz made in Europa: Wir wollen die Chancen von KI in allen Bereichen
nutzen. Daher brauchen wir klare und einfache Regeln, die Innovationen fördern
und zugleich den Schutz von Bürgerrechten gewährleisten. So wollen wir Europa
zum Hotspot für KI machen.
Inflation bekämpfen:
Um unseren Wohlstand zu erhalten, geben wir der Bekämpfung der Inflation höchste
Priorität. Wir setzen uns daher für finanzielle Stabilität in der EU ein.
Staatliche Ausgaben dürfen nicht unbegrenzt wachsen. Einen Einstieg in
gemeinsame Schulden mit anderen Ländern wird es mit uns nicht geben.
Lennart Rentz, FDP-Kandidat für Braunschweig |
Die Europäische
Union ist das Friedens- und Wohlstandsprojekt unserer Zeit, daher stehen wir
Freie Demokraten uneingeschränkt hinter ihr. Für uns als Europapartei ist die
EU weit mehr als eine Wirtschaftsgemeinschaft, sie ist eine Wertegemeinschaft,
die ihre Wurzeln in der reichen kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt
Europas hat und in der unsere Zukunft liegt. Die Europäische Union steht
allerdings vor einer entscheidenden Bewährungsprobe, denn die zahlreichen
Krisen haben gezeigt, dass die Vollendung des Friedens- und Wohlstandsprojekts
Europa noch lange nicht abgeschlossen ist. Hier müssen wir ansetzen und es ist
die Аufgabe der demokratischen Parteien, die die Idee Europa im Herzen tragen,
durch ihre Politik die Umsetzung voranzutreiben.
Was streben
Sie im Bereich Bildung an?
Die
Bildungsfreizügigkeit wollen wir als neue Grundfreiheit der Europäischen Union
etablieren. Dazu wollen wir u. a. die europäischen Berufsausbildungs- und
Schulsysteme, wo es der Bildungsmobilität dient, stärker aufeinander abstimmen.
Wir wollen die Semester- und Prüfungszeiten in der EU angleichen. Dadurch
vereinfachen wir die Planung von Auslandsaufenthalten und verhindern
beispielsweise, dass Studierende ihr Studium aufgrund abweichender Zeiträume
verlängern müssen. Wir wollen es erleichtern, europaweit die am besten passende
Universität zu finden. Erasmus+ ist eine Erfolgsgeschichte. Es hat Millionen
jungen Menschen Auslandserfahrungen in Europa ermöglicht. Darauf wollen wir
aufbauen, indem wir Erasmus+ stärken und den Zugang auch für Lehrkräfte, Schülerinnen
und Schüler sowie Azubis verbessern. Unser Ziel ist, dass alle Schülerinnen und
Schüler unabhängig vom Einkommen der Eltern sechs Monate ihrer Schulzeit im
europäischen Ausland verbringen können.
Wie wollen
Sie das Klima schützen?
Klimaschutz
kann nur international gelingen. Europa spielt sowohl in den internationalen
Verhandlungen als auch im heimischen Klimaschutz eine zentrale Rolle. Ziel muss
es daher sein, schnellstmöglich ein internationales Emissionshandelssystem zu
etablieren. Wir wollen die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad begrenzen. Die
FDP setzt auf den Emissionshandel und Technologieoffenheit, um die europäischen
Klimaziele zu erreichen. Der Emissionshandel ist das effektivste und
effizienteste Klimaschutzinstrument, da er ein klares Treibhauslimit vorgibt.
Zudem muss Europa auch die Bemühungen anderer Staaten im Klimaschutz stärken.
Dabei geht es um Augenhöhe.
Halten Sie
Rechtsextremismus für ein Problem? Wenn ja, wie wollen Sie ihn bekämpfen?
Gewaltbereiter
Rechtsextremismus und Terrorismus durch Rechtsextreme sind eine ständige
Bedrohung unserer offenen und freien Gesellschaft. Die vom Rechtsterrorismus
ausgehende Gefahr ist ungebrochen hoch. Das notwendige tägliche Engagement
jedes Einzelnen und der Gesellschaft gegen menschenverachtende Hetze bedarf des
Schutzes durch einen wehrhaften Rechtsstaat. Hierzu gehören für uns u. a. eine
Neuordnung der Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern, verbindliche
Rechtsgrundlagen etwa für das Gemeinsame Extremismus- und Terrorabwehrzentrum,
Entwaffnung von Rechtsextremisten und europaweite Bekämpfung von rechtsextremen
Netzwerken uvm.
Denken Sie, dass
wir eine „Festung Europa“ unbedingt verhindern sollten, wir also alle Menschen
in Not aufnehmen sollten?
Für uns Freie
Demokraten ist das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte unantastbar.
Dazu gehört auch die politische Verfolgung aus religiösen Gründen oder aufgrund
der sexuellen Identität. Dabei wollen wir zwischen politisch Verfolgten,
Kriegsflüchtlingen und dauerhaften Einwanderern unterscheiden. Für Kriegs- und
Bürgerkriegsflüchtlinge wollen wir einen eigenen unbürokratischen Status
schaffen – einen vorübergehenden humanitären Schutz, der auf die Dauer des
Krieges begrenzt ist.
Wie stehen
Sie zu dem Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union?
Der Beitritt
der Ukraine in die Europäische Union ist ein strategisches Ziel der EU, das wir
Freie Demokraten befürworten und unterstützen. Der Beitrittsprozess ist
allerdings nicht so schnell umsetzbar. Wir unterstützen allerdings die Ukraine
in ihren Bemühungen und sehen die Ukraine als Teil der Gemeinschaft in der
Zukunft.
Was läuft Ihrer Meinung nach aktuell schief in der Politik? Und wie wollen Sie das
ändern?
Auf europäischer
Ebene ist es in den vergangenen Jahren zu einer ungebremst wachsenden Bürokratie
und der Regulierung gekommen in der selbst kleinste Details und private
Lebensbereiche reguliert wurden. Mit überkomplexen und intransparenten
Entscheidungsprozessen, die von den Menschen nicht nachvollzogen werden können,
hat sich die Politik von den Bürgerinnen und Bürgern entfernt und mit zu viel
Freude an Verboten und zu wenig Vertrauen in Selbstverantwortung und
Erfindergeist wurde dies sogar noch verstärkt. Wir wollen dies ändern, denn es
ist an der Zeit. Wir wollen Europas Energie für mehr Freiheit und mehr
Wohlstand entfesseln und Freiheiten schaffen.
Was wollen
Sie speziell für Braunschweig im Europaparlament erreichen?
Braunschweig
und insbesondere das gesamte Braunschweiger Land ist eine der
forschungsintensivsten in ganz Europa. Es ist richtig und wichtig, dass dies im
europäischen Parlament wahrgenommen wird, um die Potenziale, die in unserer
Stadt und Region stecken, zu heben. Dies in einer gemeinsamen Strategie zwischen
den unterschiedlichen Ebenen und Zuständigkeitsbereichen im EU-Parlament, dem
Bund, Land und der Kommune.
Wieso sollte
man Sie und nicht eine andere Partei wählen?
Wir bekennen
uns zu Europa und kämpfen für ein starkes Europa nicht nur aus Vernunft,
sondern aus leidenschaftlicher Überzeugung! Wir haben klare Vorstellungen und
Argumente für ein Europa, das seine eigenen Kräfte und die Energie der Bürgerinnen
und Bürger vollumfänglich entfesselt – auf der Grundlage einer modernen europäischen
Verfassung. Dafür sind wir streitbar in Europa. Dafür stellen wir uns zur Wahl.
Dafür werben wir um die Unterstützung der Wählerinnen und Wähler. Für mehr
Freiheit und mehr Wohlstand.
Bilder: FDP
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