„Solidarisch mit allen Menschen auf diesem Planeten und zukünftigen Generationen“. Martino Rossi (9m1) befragt die ÖDP Braunschweig.
In den nächsten beiden Monaten werden wir
anlässlich der Europawahl am 09. Juni 2024 Interviews mit den einzelnen
Parteien auf dieser Seite veröffentlichen, um die wahlberechtigten
Schüler/innen des Wilhelm-Gymnasiums bestmöglich auf die Wahl vorzubereiten.
Wir veröffentlichen die Antworten der Parteien in der Reihenfolge, in der sie
bei uns eingegangen sind. Viel Spaß beim Anschauen!
Für den Inhalt der Antworten sind ausschließlich die Parteien verantwortlich. Ein Bezug zu den Werten des Wilhelm-Gymnasiums ist daraus nicht ableitbar.
1. PIRATENPARTEI
2. DIE PARTEI3. AfD5. Die LINKE6. ÖDP7. FDP8. SPD
2. DIE PARTEI
Was sind die
Grundsätze Ihrer Partei?
Der oberste
Grundsatz unseres politischen Handelns ist, dass wir nicht nur an uns selbst
denken, sondern auch solidarisch an alle Menschen auf diesem Planeten und an
die zukünftigen Generationen.
Darüber
hinaus sind wir uns bewusst, dass wir in die belebte und unbelebte Natur um uns
herum eingebettet sind und für sie Verantwortung haben.
Deshalb
fordern wir:
- Mensch vor Profit!
- Weniger ist mehr!
- Saubere Politik: Wir nehmen keine Konzernspenden an.
- Postwachstumsgesellschaft und Kreislaufwirtschaft: in einer begrenzten Welt mit begrenzten Ressourcen kann es kein unbegrenztes Wachstum geben.
Wie lauten die aktuell wichtigsten Ziele Ihrer Partei?
1. Wir
fordern eine konsequent ökologische Politik. Wir fordern eine soziale und
gerechte Klimapolitik. Klimaschutz muss im Zentrum aller politischen Entscheidungen
stehen - und durch sozial gerechte Maßnahmen umgesetzt werden.
- Begrenzung der Erderwärmung auf möglichst 1,5° gegenüber dem vorindustriellen Niveau
- Zukunftsfähiger, zuverlässiger, flächendeckend ausgebauter ÖPN + günstiges Klimaticket
- Umschichtung der EU-Agrarsubventionen für mehr Umwelt- und Tierschutz
2. Wir
fordern eine konsequent demokratische Politik - eine Politik, die allen (!)
zugutekommt:
- Lobbyismus stoppen: keine Konzernspenden an Parteien
- Senkung der Hürden für Volksbegehren und Volksinitiativen
- Senkung des aktiven Wahlalters bei Landtagswahlen auf 14 Jahre
- Abschaffung der 5%-Hürde - für ein Wahlrecht, bei dem jede Stimme zählt und gleichwertig ist
- Einführung eines Ersatzstimmen-Wahlrechts
Angesichts
des Klimawandels ist eine Senkung des Wahlalters notwendig: diejenigen, die am
längsten von den Folgen betroffen sind, müssen an den Entscheidungen beteiligt
werden.
3. Wir
fordern eine konsequent soziale Politik. Wir fordern eine Wirtschaft, die allen
(!) zugutekommt!
- Sozial-ökologische Marktwirtschaft und Gemeinwohlökonomie
- Erziehungsgehalt statt Kinderarmut und Familienarmut
- Pflegegehalt statt Pflegenotstand
- Lebensmittelretten-Gesetz nach dem Vorbild Frankreichs
- gebührenfreie Bildung
- sozial gerechte Energiepolitik
- Deutschkurse für Flüchtlinge
Stehen Sie der Europäischen Union eher positiv oder negativ gegenüber? Warum?
Auf jeden
Fall positiv. Die EU ist (bei aller Kritik) Garant für Frieden in Europa. Der
gemeinsame Wirtschaftsraum der Eurozone verbindet die ganzen Völker in Europa
und ist Basis für Frieden und Stabilität. Die Macht der EU hat sich gerade erst
im Streit mit dem großen Internetkonzernen gezeigt (Digital Markets Act).
Einzelne Länder wären hier definitiv nicht so durchsetzungsstark.
Was streben Sie im Bereich Bildung an?
Bildung muss
jedem Menschen zugänglich sein. Sie ist die Basis, auf der sowohl das eigene
Leben als auch die Umwelt zielsicher gestaltet werden kann. Durch Bildung
erkennen Menschen Probleme wie die Klimakrise, wie Diskriminierung, wie
Ungerechtigkeit. Durch Bildung können Menschen Lösungen für diese Probleme
finden.
Wie wollen Sie das Klima schützen?
Klimaneutralität
bis 2030 durch den Ausstieg aus fossilen Energien bis 2030. Der konsequente
Ausbau der erneuerbaren Energien sowie eine Besteuerung des Flugbenzins stehen
seit den 1980er Jahren auf unserer Agenda. In der Verkehrspolitik muss der Weg
weg vom motorisierten Individualverkehr (MIV) gehen. Städte für Menschen statt
für Autos! Klimaschutz muss im Zentrum aller politischen Entscheidungen stehen
- und durch sozial gerechte Maßnahmen umgesetzt werden.
Angesichts
des Klimawandels ist eine Senkung des Wahlalters notwendig: diejenigen, die am
längsten von den Folgen betroffen sind, müssen an den Entscheidungen beteiligt
werden.
Halten Sie Rechtsextremismus für ein Problem? Wenn ja, wie wollen Sie ihn bekämpfen?
Rechtsextremismus
ist menschenverachtend und demokratiezerstörend.
Rechtsextremismus
steht gegen unsere Grundwerte und unsere Verfassung, etwa gegen die
Unverletzlichkeit der Würde des Menschen (Art.1 GG) und Art. 20a GG (Erhalt der
Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen).
Rechtsextremismus
verhindert soziale und ökologische Gerechtigkeit, das bedeutet: Verstoß gegen
Menschenrechte, Ausbeutung von Menschen und Ressourcen, Verhinderung von
Klimaschutz zugunsten von Profit.
Rechtsextremismus
bedeutet Gewalt statt Friedfertigkeit und Gleichberechtigung.
(Anmerkung am
Rande: Correctiv hat aufgedeckt: mindestens elf AfD-Mandatsträger sind
verurteilte Gewalttäter).
Rechtsextremismus
ist nicht nur in Deutschland ein großes Problem. Die Errungenschaften eines
demokratischen Systems und die Schwächen einer sehr toleranten Gesellschaft
werden von Rechtsextremen ausgenutzt.
Unsere
Gesellschaften müssen überall Zeichen setzen, dass es eine natürliche Grenze
und Brandmauer gegen klar rechte Auffassung gibt. Die Gesetzgeber müssen
überprüfen, ob alle Institutionen (z.B. Verfassungsgerichte) gewappnet sind,
Angriffe auf das System sicher zu überstehen.
Ein
Rechtsruck bei der Europawahl wäre für unsere Sicherheit, für unsere Zukunft
und für unser Zusammenleben eine Katastrophe.
Denken Sie, dass wir eine „Festung Europa“ unbedingt verhindern sollten, wir also alle Menschen in Not aufnehmen sollten?
Der Begriff
„Festung Europa“ ist an sich schon abzulehnen. Menschen in Not aufzunehmen, ist
ein Akt der Menschlichkeit, noch größere Menschlichkeit ist es allerdings, die
Fluchtursachen zu bekämpfen und Menschen in ihrem eigenen Land eine Perspektive
zu geben, dort in Frieden und Freiheit zu leben.
Anmerkung:
unser Lebensstil in Westeuropa und im globalen Norden führt im globalen Süden
zu immer größeren Schäden an Klima, Umwelt und Gesundheit der Böden und der
Menschen. Die Folge sind u. a. Dürren und Hungersnöte; die existentielle Not
führt zu Flucht; wenn wir unseren Lebensstil nicht massiv verändern, dann
verursachen wir direkt und indirekt die Flucht von Millionen Menschen.
Wie stehen Sie zu dem Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union?
Der
Beitrittsprozess sollte für alle Kandidaten nach gleichen Maßstäben und
gleichen Regularien ablaufen. Sofern sich die Ukraine im Prozess qualifiziert,
spricht nichts gegen eine Aufnahme in die EU. Eine bevorzugte Aufnahme sollte
aber auch in Hinblick auf die anderen Kandidaten nicht erfolgen. Es gibt keine
Länder zweiter und dritter Klasse.
Was läuft Ihrer Meinung nach aktuell schief in der Politik? Und wie wollen Sie das ändern?
Wir brauchen
Ehrlichkeit hinsichtlich der Klimakrise und hinsichtlich anderer Probleme
unserer Zeit. Die drängenden Probleme unserer Zeit lassen sich nur durch
langfristige strategische Entscheidungen angehen, die in ihren Effekten erst
nach 10-15 Jahren zum Tragen kommen.
Dies ist für
Politiker nicht lukrativ - deshalb lassen sich viele Politiker von Lobbyisten
beeinflussen und setzen sich für politische Entscheidungen ein, die für die
meisten Menschen schädlich sind. Das gilt insbesondere im Hinblick auf
Klimapolitik und Sozialpolitik. Die ÖDP verzichtet konsequent auf
Konzernspenden und fordert ein Verbot von Konzernspenden und ein Eindämmen des
Lobbyismus.
Was wollen Sie speziell für Braunschweig im Europaparlament erreichen?
Entscheidungen
auf Europaebene haben auch regionale Effekte: wenn wir im EU-Parlament gute
Rahmenbedingungen schaffen, haben wir auch vor Ort gute Lebensbedingungen. Zum
Beispiel in der Landwirtschaft und hinsichtlich unserer Ernährung.
Es gibt
unsere Ansicht nach keinen speziellen Braunschweiger oder Niedersächsischen
Anliegen in Europa. Wenn wir für alle Europäer ein gutes Leben ermöglichen
wollen, müssen regionale Partikularinteressen auch mal hintenanstehen.
Wieso sollte man Sie und nicht eine andere Partei wählen?
Zunächst
einmal: es ist ein Privileg, wählen zu dürfen. Und es ist wichtig, sich
Gedanken über die eigenen Werte und Ziele zu machen und dann eine
Wahlentscheidung zu treffen.
Wir glauben,
dass die ÖDP mit ihrem Programm, das nicht auf kurzfristige wirtschaftliche
Interessen setzt, dass das Gemeinwohl stärken will und eine lebenswerte Zukunft
und Welt erhalten möchte, genau das Richtige ist, was Europa braucht.