Dienstag, 18. Juni 2013

Good bye Totti! Herr Steinberg im Interview ohne Worte

Torsten Steinberg, geboren am 13.10.1964 in Cuxhaven, - bekannt auch als Totti, Torte, Steini -, verheiratet, ein Kind, war von 2005 bis 2013 Lehrer am WG. Seine Fächer sind Deutsch, Geschichte, Philosophie, Werte und Normen. Er studierte in Göttingen und London, absolvierte sein Referendariat an der Hoffmann von Fallersleben-Schule Braunschweig und arbeitete danach zunächst beim Westermann-Verlag in Braunschweig und später an der Lessing-Realschule Wolfenbüttel. Neben dem Schuldienst ist er Schulbuchautor und Mitarbeiter am Curriculum Geschichte für die neue Oberschule in Niedersachsen. Begonnen hat er seine schillernde berufliche Laufbahn als Dienstleistungsfachkraft im einfachen Postdienst - ein Titel, auf den er heute noch großen Wert legt. In London wirkte er bei der studentischen German Drama Group mit, beendete danach jedoch wegen notorischer Auftrittsangst seine Schauspielkarriere. Beim Fotoshooting mit dem WGtarier-Fotografen Felix Jung war davon jedoch nichts zu spüren. - Sein Kommentar zur Frage "Eintracht in der Bundesliga. Ihr Tipp für die nächste Saison": "Ich habe nur zehn Finger!"


Zeit für den Abschied: Wohin soll’s gehen mit dem WG?


Der WG-Schüler an sich.


















Werder Bremen führt 2:0 gegen die Bayern - Sie im Stadion!



















Freie Zeit - was tun sie?
















Mal ganz ehrlich: Wie bereitet Herr Steinberg seinen Unterricht vor?

















Eintracht in der Bundesliga. Ihr Tipp für die nächste Saison?


















Ihr langes Gesicht zum kurzen Abschied!

 





Montag, 17. Juni 2013

Der Bauer und der Philosoph. Vanessa Niemitz über die WG-Fassung der „Wolken“ des Aristophanes


Mittwoch, fünfte Stunde. Ich sitze im Philosophieunterricht, hänge meinen – natürlich philosophischen – Gedanken nach und ahne nichts Böses, da stellt Herr Huber mir auf einmal die Frage, ob ich denn nicht für unsere Schülerzeitung einen Bericht über die „Wolken“-Aufführung schreiben wolle, die vor circa einer Woche an unserer Schule stattgefunden hat.
Das klang und klingt für mich nach einer wunderbaren Idee.
Na ja, wahrscheinlich weiß jetzt ein Großteil der Leserschaft gar nicht, worum es geht, deswegen erstmal ein kurzer Eindruck:
Dieses Theaterstück ist eine Komödie über den armen Bauern Strepsiades (gespielt von Vanessa Niemitz – richtig: der Autorin dieses Artikels), dessen Sohn Pheidippides (Benedikt Höxter) über seine Verhältnisse lebt und den Vater so in Schulden getrieben hat. Strepsiades geht zur ansässigen Philosophenschule, weil er sich dort Hilfe erhofft. Zusammen mit dem Philosophen Sokrates (Benjamin Diethelm) und seinem Schüler (York Steifensand), deren Götterwesen einzig und allein die Wolken (Henriette Steifensand und Stefanie Leonhard) sind, wird jedoch bald klar, dass Strepsiades alles vergisst, was er lernt. So wird schließlich sein Sohn Pheidippides zum Unterricht geschickt. Er entscheidet sich gegen das Recht (vertreten von Friederike Steifensand) und für das Unrecht (vertreten von Anna Krause). Pheidippides lernt in Folge, so gut zu reden, dass Strepsiades keine Angst mehr vor seinen Gläubigern (Arne Hilgendag und Philipp Krause) hat und ihnen auf der Nase herumtanzt.
Der täppische Philosophenschüler Strepsiades (Vanessa Niemitz) im Gespräch mit Sokrates (Benjamin Diethelm), der in Aristophanes' "Wolken" (423 v. Chr.) - anders als in den Dialogen Platons - nicht als unangreifbarer Großphilosoph dargestellt wird, sondern als gegen Bares lehrender Sophist, der zum Atheismus anstachelt und die Jugend verdirbt. Wegen u. a. dieser Vorwürfe wurde Sokrates später in Athen zum Tode verurteilt. Ob Aristophanes Sokrates kritisiert oder vielmehr das Sokratesbild der Athener Bevölkerung, ist unklar. Immerhin hat Sokrates später dem Komödiendichter  in seinem "Symposion"den Mythos von den Kugelmenschen, der den Ursprung der Liebe erklärt, in den Mund gelegt.
Am Ende wendet sich jedoch das Schicksal gegen den Vater, als der Sohn anfängt, auch ihm Unrecht zu tun, und sich dabei noch ins rechte Licht zu rücken. Strepsiades zündet wutentbrannt die Philosophenklause an und verspricht, nie wieder die Götter zu verschmähen.
Das Stück basiert auf der griechischen Originalkomödie von Aristophanes, der Text wurde von uns, der AG Griechisches Theater, unter der Leitung von Herrn Conrad, in aufwändiger Arbeit modernisiert, einzelne Textstellen gekürzt, Witze, die in griechischer Sprache lustig klingen, aber in deutscher nicht, abgewandelt. Kurz gesagt: Wir hatten alle Hände voll zu tun.
Als es dann endlich ans Proben ging, wurden rasch die Rollen vergeben, Kostüme erdacht, denn jedes Kostüm muss zur eigenen Rolle passen, aber im Grunde genommen kam sich der Großteil der Schauspieler in den Kostümen eher lächerlich vor.
Doch diese Bürde nahmen wir auf uns, trommelten noch ein paar Fünftklässler zusammen, die den Chor auf der Bühne begleiteten, sodass ein weißer, fluffiger Haufen „Wölkchen“ entstand.
Dann waren im Großen und Ganzen alle Vorbereitungen getroffen, das Stück konnte beginnen.
Donnerstag, 6.6., acht Uhr, Aula des Wilhelm-Gymnasiums.
Klaviermusik ertönt (Tizian Raschpichler am Flügel mit selbstkomponierten Stücken). Zwei Schüler liegen auf der Bühne. Die vibrierende Spannung in der Aula ist förmlich zu spüren, im proppenvollen Zuschauerraum lauert jeder auf eine Bewegung der Schauspieler. So – oder so ähnlich – reagierte das Publikum auf die Aufführung.
Die Mitwirkenden des Schauspiels.
Da! Die Musik verstummt, das Licht geht an. Die Schüler auf der Bühne bewegen sich, fangen an zu reden.
Anderthalb Stunden lang wird nun auf der Bühne herumgerannt, geschrieen, geprügelt. Text wird vergessen, Passagen werden improvisiert, Schauspieler fallen sich gegenseitig ins Wort.
Das Publikum begrüßt das Stück dennoch, es wird gelacht und applaudiert. Für die Improvisationen haben wir interessanterweise das meiste Lob bekommen.
Es scheint also, dass das Stück dem Publikum genauso viel Spaß gemacht hat wie den Mitwirkenden.
Und obwohl das Stück aus der antiken Literatur stammt, hat es nach wie vor Bedeutung, Strepsiades erlebt die wohlbekannte Regel „wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ schmerzhaft am eigenen Leibe. Ist das denn heutzutage anders?
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Herrn Conrad und alle anderen Freunde griechischen Theaters, die uns so großartig unterstützt haben!

Fotos: Sylvia Thiele

Mittwoch, 5. Juni 2013

Dichter im Porträt I: Volker Röhnert

„Walther von der Vogelweide konnte noch nicht twittern.“ Jonas Gawinski im Gespräch mit Jan Volker Röhnert.


Was muss ein Gedicht heutzutage beim Leser auslösen?
Bewegung.
Wie gestaltet sich der Prozess des kreativen oder freien Schreibens, aus Ihrer Sicht?
Die Form wird nicht durch äußere Zwänge diktiert, sondern ergibt sich aus der inneren Bewegung des Materials, dem Fluss der Sprache.
Inwiefern lässt sich das zeitgenössische Gedicht abgrenzen von denen der vergangenen Epochen und Strömungen?
Es schöpft aus allen Zeiten und Sprachen, ist aber in der Gegenwart zuhause. Walther von der Vogelweide* konnte noch nicht twittern, Sie schon.
Sie sind auch als Übersetzer und Kenner amerikanischer Lyrik bekannt, z. B. der von Craig Arnold**. Was macht den Reiz am Übersetzen aus?
Man lernt sich selbst von ganz neuen Seiten kennen – und natürlich auch die Sprache und Poesie dessen, den man übersetzt. Davon kann das eigene Schreiben nur profitieren.
Nach Auslandsaufenthalten in Frankreich, Italien und Bulgarien, leben und arbeiten Sie in Braunschweig. Wie hebt sich Braunschweig von Ihren bisherigen Wirkungsstätten ab und woher nehmen Sie hier Ihre Inspiration?
Von überallher, wie überall. Wo man in einem Boot stundenlang die ganze Stadt durchpaddeln kann, wie man sollte man da nicht auch Gedichte schreiben können?
Sie gelten als Flaneur der zeitgenössischen Dichtung, wie kommt dieser Ruf zustande?
Das müssen Sie Michael Krüger fragen, der das im Klappentext des Bandes Metropolen schrieb.

Prof. Dr. Jan Volker Röhnert (1979*) arbeitet als Literaturwissenschaftler am Institut für Germanstik der TU Braunschweig. Auslandsaufenthalte u. a. in Genua, Toulon und zuletzt Sofia. Übersetzt aus dem Französischen und dem Amerikanischen. Das Werk von Rolf Dieter Brinkmann hat starken Einfluss auf seine Lyrik. Hat sich mit dem Einfluss des Kinos auf die moderne Lyrik beschäftigt.

Auszeichnungen (Auswahl): Lyrikdebütpreis des Literarischen Colloquiums Berlin (2003), Harald-Gerlach-Literaturstipendium (2010), Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis auf dem Darmstädter Literarischen März (2011).

Zuletzt erschienen: Metropolen. Gedichte (München 2007), Bulgarische Blätter. Lyrik, Notate und Erzählung (Dresden 2011).
* Walther von der Vogelweide (1170-1230), bedeutender deutschsprachiger Lyriker des Mittelalters.
**Craig Arnold (1967-2009), amerik. Dichter.
***Michael Krüger (*1943), dt. Schriftsteller, Übersetzer und Verleger; seit 1986 literarischer Leiter und von 1995 bis 2013 Geschäftsführer des Hanser-Verlags.

Dienstag, 4. Juni 2013

Seid nicht so quadratisch! Isabel Bustos, Fremdsprachenassistentin am WG, verabschiedet sich von Deutschland. Mit ihr sprach Sara Specht.


 Isabel Bustos, 23 Jahre, geboren in Spanien, hat drei Jahre in Granada und ein Jahr in Schottland studiert und ist seit ihrem Bachelor-Abschluss seit 18 Monaten Jahren in Deutschland. Ihre Familie wohnt in Alcazar im Zentrum Spaniens, eine Autostunde von Madrid, in der Region Castilla la Mancha, Provinz Ciudad Real.
Außer Deutsch und Spanisch, welche Sprachen sprichst Du noch?
Englisch, weil ich ein Jahr in Schottland war, in Edinburgh, da habe ich mein zweites Jahr in der Uni gemacht mit einem Erasmus Stipendium. In der Uni habe ich auch für ein Jahr Arabisch gelernt, und seit drei oder vier Wochen lerne ich auch Portugiesisch.
Wie ist Arabisch als Sprache?
Einfacher als Deutsch, aber sehr schön. Ich habe damit aufgehört, weil ich nach Edinburgh umgezogen bin und man dort kein Arabisch lernen konnte. Das war schade.
War es schwer für Dich, Deutsch zu lernen?
Ja klar. Deutsch ist eine sehr sehr schwierige Sprache. Weil wir auf Spanisch z. B. keine Deklinationen und auch nur Femininum und Maskulin haben und kein Neutrum und es anders klingt und neu ist.
Hast Du eine Lieblingssprache?
Spanisch auf jeden Fall, weil eine Sprache immer mit einer Kultur verbunden ist, aber Deutsch auch, ich mag es gerne. Deswegen bin ich hier und will hier für ein paar Jahre bleiben, aber nicht für immer.
Wie kamst Du auf die Idee nach Deutschland zu kommen?
In der Uni habe ich Englisch und Deutsch gelernt, und ich wollte mein Deutsch verbessern, neue Erfahrungen sammeln, und dann fand ich es so cool, dass ich noch ein Jahr bleiben wollte.
Erfüllt Deutschland Deine Vorstellungen und Erwartungen?
Ja, also man hat immer Klischees und Vorurteile, und ich hatte auf jeden Fall welche. Aber ich hatte sehr hohe Erwartungen, als ich herkam, und ich fühle mich hier wie zu Hause.
Und haben sich die Klischees als wahr herausgestellt?
Manchmal ja, manchmal nicht. z. B. muss man in Deutschland immer viele Dokumente zeigen, alles bekommt immer einen Stempel und eine Unterschrift.
Was gefällt Dir am meisten an Deutschland?
Die Menschen. Ich war total überrascht. Man denkt in Spanien, dass die Menschen in Deutschland ganz kalt und distanziert sind, und das ist überhaupt nicht so. Ich habe viele Freunde, alle meine Freunde hier sind Deutsche, ich hatte keine Probleme, und sie haben mir immer geholfen.
Was gefällt Dir gar nicht an Deutschland?
Das Wetter. Also ich habe schon zwei Winter in Deutschland überlebt. Fünf Monate ohne Licht, ohne Sonne, ich dachte, ich drehe körperlich durch.
Findest Du Deutschland ist sehr anders als Spanien?
Ja, eine andere Welt! Und nein, also wir sind in Europa, und in Europa sind alle Länder mehr oder weniger ähnlich, aber ja, also die Menschen sind anders, das Leben, die Kultur. Aber das heißt nicht, dass es schlechter ist, es ist einfach anders.
Findest Du, Deutschland und Spanien könnten etwas voneinander lernen?
Ja, wir können immer von jedem Menschen, von jeder Kultur von jeder Sprache etwas lernen. Aber ich will nicht die Deutschen und auch nicht die Spanier verändern. Wir sind so, wie wir sind, und die Deutschen sind so, wie sie sind. Also ich bin nicht mehr so, wie ich war, als ich herkam. Ich habe viel gelernt, aber ich lerne nicht von einer Kultur, sondern von Menschen, die ich kennen gelernt habe, von Erfahrungen, die ich gesammelt habe.
Vermisst Du Spanien sehr?
Ja! Vor allem meine Familie, das Wetter, meine Freunde, das Essen, und manchmal ist es schwer. Ich war im Dezember das letzte Mal zu Hause, und wenn ich im Mai nach Hause fliege, dann war ich fünf Monate nicht da, und das ist echt schwer. Zum Glück haben wir Skype, aber es ist nicht dasselbe. Manchmal ist es ganz, ganz schwer. Aber wie gesagt, ich fühle mich hier wie zu Hause, also ich fühle mich nicht alleine oder so.
Würdest Du das Ganze wiederholen?
Ja, auf jeden Fall! Ja. Ich habe so viele Leute kennen gelernt, bin so viel gereist und habe so viele Länder besucht, ich bereue es nicht. Ich würde es wieder machen.
Kannst Du Dir vorstellen, später einmal hier zu leben?
Ja, ich finde das Leben in Deutschland toll, ich finde es cool, sehr angenehm. Ich kann mir vorstellen, dass ich hier ein paar weitere Jahre bleibe. Mir gefällt das. Ich würde beispielsweise nicht so gerne zurück nach Schottland oder Großbritannien. Normalerweise hört man mal eher, dass die Leute im Umkreis Braunschweigs sehr unfreundlich seien und Neuankömmlinge nicht integrieren. Aber das stimmt überhaupt nicht. Also, das ist meine Erfahrung, vielleicht gibt es Leute, die anders denken.
Wenn Du den Deutschen einen Rat geben könntest, was würdest du sagen?
Ich würde euch empfehlen, ein bisschen lockerer zu sein, aber nicht im Sinne von verrückter, sondern weniger strikt und quadratisch, wie wir in Spanien sagen („quadrados“). Manchmal gibt es so viele Regeln, weißt du, zu viele. Ich glaube, man ist glücklicher, wenn man nicht so viele hat.
Du warst das erste Jahr an der Ricarda-Huch. Wie kam es, dass du ausgerechnet an diese Schule kamst?
Ah, ich sollte drei Wünsche aufschreiben: drei Bundesländer. Erst einmal habe ich Nordrheinwestfalen, dann Berlin, dann Niedersachsen angegeben. Und ich habe das dritte bekommen. Jetzt freue ich mich total, aber erst dachte ich: „Ey, wo bin ich hier?“ Also jetzt finde ich es total gut, schön, aber ein bisschen zu klein.
Warum bist Du nach der Ricarda-Huch an das WG gekommen?
Also ich wollte an der Ricarda bleiben, aber ich durfte nicht. Wenn man Fremdsprachenassistentin ist, darf man nur ein Jahr an einer Schule sein.
Freust du Dich wieder auf Spanien?
Ja, aber vielleicht bleibe ich noch ein Jahr hier. Vielleicht ziehe ich hierher. Ich würde gerne zurück nach Spanien, aber die Situation ist dort mit der Arbeit nicht so schön.
Und Deine Familie? Hast Du Geschwister?
Ja, einen Bruder, der neun Jahre alt ist. Der heißt Jesus (das ist in Spanien ein ganz normaler Name!). Mein Vater heißt auch Jesus und ist Lehrer, und meine Mutter heißt Teresa.
In welchen Ländern warst Du schon?
Ich war in Tunesien, in der Türkei, in Frankreich, England, Schottland, Deutschland, Italien, Ungarn, Österreich, Portugal und in der Schweiz.
Was ist der schönste Ort der Welt für Dich?
Der schönste Ort der Welt ist für mich die Wüste Sahara. Die Leute da, die haben nicht viel im Leben, aber die sind so glücklich. Und der Abendhimmel ist wunderschön. Man kann die Milchstraße sehen.