Sonntag, 16. Juni 2024

New York

Goodbye Mr. Principal! Clara Kuhle (7c) und Emma Stiepel (7a) befragen den scheidenden Schulleiter Herrn Ovelgönne zu seinem Abschied vom WG.

 

Letzte Amtshandlungen: Zeugnisse unterschreiben.


Wieso verlassen Sie die Schule?

Weil ich leider nicht Schulleiter an zwei Schulen gleichzeitig sein kann und die Tatsache, dass ich es sehr reizvoll finde, eine sehr gute Schule im Ausland zu leiten, nicht verknüpfen kann mit dem augenblicklichen Zustand, dass ich hier eine ganz tolle Schule in Deutschland leite. Auch die Verlockung, nochmal ins Ausland zu gehen, auch mit meiner Familie, an solch eine Schule war so groß, dass ich schweren Herzen bereit dafür bin, das WG zu verlassen. Ganz klare Aussage von mir, ich will hier nicht weg, aber ich will dahin: nach New York.

Das ist reizvoll. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis und auch die gesamte Schulgemeinschaft, das ist die Situation, die sich für mich ergeben hat: Die Stellen werden ausgeschrieben und man kann sich darauf bewerben. Ich freue mich, dass sich das so positiv entwickelt hat - sowohl die Beurteilung hier in Braunschweig von der Dezernentin als auch in Berlin als auch dann in New York bei einem brettharten Assessment [Bewerbungsverfahren, Anm. d. Red.], wo ich mich eine Woche lang durchgesetzt habe gegen knapp 50 Mitbewerber und jetzt diese Chance habe, die Stelle zu nehmen. Das führt dazu, dass ich leider das WG verlassen muss. Mir geht es super gut. Manchmal wache ich nachts auf und denke, was machst du eigentlich? Warum veränderst du irgendwas? Aber es ist einfach auch der Reiz des Neuen, der großen weiten Welt, und New York ist schon auch echt eine heiße Stadt.

Sie haben ja schon über New York geredet. Das heißt, die nächste Frage wäre gewesen, wo gehen Sie hin. Also es ist ja in New York, aber ...

New York ist eine riesige Metropole, da wohnen ja zehn Millionen Menschen. Wir haben diese deutsche Schule, German International School New York, ungefähr 35 Meilen außerhalb in einem Ort, der White Plains heißt. Das ist inmitten von mehreren kleineren Ortschaften, die nördlich von Manhattan liegen und wo viele Familien wohnen, deren Elternteile in der Stadt arbeiten, also direkt in Manhattan, in Brooklyn oder der Bronx, deren Kinder aber dort zur Schule gehen, weil sie da eben das deutsche Abitur machen können.

Die neue Schule vergibt zwei Abschlüsse. Einmal das New York High School Diploma, also den amerikanischen Abschluss, damit man an die Universität gehen kann, aber eben auch das deutsche Abitur. Und weil viele Expats dort wohnen - so heißen die, die aus Deutschland von den Firmen nach New York geschickt werden, damit sie da drei, vier Jahre arbeiten und dann zurückkehren nach Deutschland -, muss man ja irgendwie für die Kinder sorgen. Die können ja nicht in der Luft hängen und dann unterschiedliche Systeme bedienen, und so gibt es die Möglichkeit, dass sie in New York das deutsche Abitur bekommen. Die Schule ist, wie gesagt, dort 35 Meilen außerhalb von Manhattan. Man fährt mit der Bahn genau 30 Minuten und ist an der Grand Central Station, dem großen Bahnhof, und dem Puls einer der faszinierendsten Metropolen der Welt.


Lieblingsautor: Shakespeare.


Kommen Sie irgendwann wieder oder bleiben Sie jetzt in New York?

Ich komme wieder. I'll be back. Definitiv, weil die Zeit an der deutschen Auslandschule befristet ist. Man bekommt entweder drei Jahre, kann drei Jahre verlängern und dann maximal noch mal zwei Jahre sonst in der Welt, aber die Amerikaner vergeben nur ein Visum bis maximal sechs Jahre. Das heißt, ich habe jetzt einen Sechsjahresvertrag unterschrieben, und den kann ich auch nicht verlängern. Man kann eventuell schon nach vier Jahren oder fünf Jahren wieder zurückkommen, wenn die Lebensumstände es mit sich bringen. Aber wir gehen jetzt zwischen vier und sechs Jahre nach Amerika und kommen dann definitiv zurück. Und wo ich dann unterkommen kann, das weiß man nicht. Irgendwo zwischen, ich sage mal, Hankensbüttel und Göttingen, zwischen Helmstedt und Peine.

Sind Sie sehr traurig, dass Sie diese Schule verlassen?

Ja.

Wieso?

Weil es ein wunderbares Arbeiten ist. Es sind hier ganz, ganz tolle Schülerinnen und Schüler. Es ist ein ganz starkes Kollegium. Es sind sehr unterstützende, manchmal auch fordernde Eltern. Und ich glaube, hier kann man ganz viel bewegen. Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler ist lernwillig und fähig. Das ist eine sehr gute Kombination, wenn man kann und will. Außerdem haben wir hier in der Innenstadt eine tolle Lage, viele Möglichkeiten, ganz viele Aktivitäten. Und ich fühle mich hier rundum total wohl.


Was halten denn Ihre Familie und oder Ihre Freunde davon, dass Sie nach New York gehen?

Meine Familie ist auch zwiegespalten. Ich bin mit meiner Frau ja schon seit vielen Jahren zusammen. Und wir sind viel von Anfang an, als wir uns vor 36 Jahren kennengelernt haben, gereist. Wir haben uns gemeinsam dafür entschieden, dahin zu gehen, und meine Frau freut sich auch total drauf. Meine Kinder sind 14 und 15. Auch die freuen sich, wir waren zufällig in New York letztes Jahr und haben uns schon mal die Schule ansehen können, weil die Stelle kurz davor ausgeschrieben wurde. Auch die Jungs finden New York faszinierend und freuen sich darauf, da zu wohnen. Aber sie haben auch ein weinendes Auge, weil sie ihre Freunde und Fußballvereine und alles, was sie so haben, zurücklassen müssen. Das ist schon nicht ganz einfach. Unsere Freunde in der Nachbarschaft sind total nett, weil sie eben sagen, dass sie es schade finden, aber sie freuen sich, dass wir dann auch zurückkehren, und wir werden natürlich in unser Haus zurückkehren, wenn wir wiederkommen.

Wann sind Sie an der neuen Schule?

Mitte August dieses Jahr. Ich fliege wahrscheinlich Anfang August rüber. Meine Familie kommt Mitte August nach. Der Container kommt dann irgendwann, weil wir aus unserem Haus ausziehen. Wir nehmen ein paar Sache mit. Die Schule dort beginnt aber erst Anfang September. Das macht eine lange Zeit Sommerferien für meine Jungs, die freuen sich darüber.



Wird unsere neue Schulleitung auch Englisch unterrichten?

Nein. Es ist noch nicht offiziell, aber es sieht sehr gut aus, dass wir eine ganz tolle Nachfolge bekommen. Und die Bewerbungen, die bislang hier eingegangen waren, da hatte keiner diese Kombination. Das heißt, die Fächerwahl ist dann zweitrangig. Und es werden momentan, wie es aussieht, andere Fächer werden, die die Nachfolge unterrichtet.

Was für Erfahrungen haben Sie an dieser Schule gesammelt?

Ganz, ganz viele. Und ich habe bei meinem Bewerbungsverfahren gemerkt, dass ich ohne die Erfahrung hier am Wilhelm Gymnasium vermutlich nicht, zumindest nicht so leicht, diese Stelle bekommen hätte. Woran mache ich das fest? Wir haben eine breitgefächerte Schülerschaft mit Schülerinnen und Schülern, die Unterstützung brauchen, gefördert werden müssen, aber auch jene, die sehr viel können und mehr Futter brauchen als andere. Das ist ein Bereich, mit dem ich bei dem Auswahlverfahren auch konfrontiert wurde.

Ich musste außerdem eine Aufgabe erledigen, innerhalb von einer Stunde drei E-Mails, die eingegangen sind, auf Englisch lesen, den problematischen Sachverhalt durchdringen, einen Lösungsvorschlag erarbeiten und auch gleich auf Englisch antworten und sie wegschicken. Man hatte also maximal 20 Minuten Zeit pro Vorgang, und dadurch, dass ich hier am WG sehr viele Mails bekomme und auch eine Menge Probleme lösen musste, war ich daran relativ gut geschult. Das mache ich hier natürlich auf Deutsch, aber ich bin Englischlehrer, also ist Englisch kein Problem. Ich habe auch schon mal in England gelebt. Das ist ein konkretes Beispiel, wo ich sehr gut vorbereitet wurde auf diese Überprüfung und deswegen dann auch die Stelle bekommen habe.

Dazu kommen auch Dinge wie Diversität, Selbstbestimmung, Vielfalt, auch Konfliktbewältigung. Es gibt immer bei 1000 Schülerinnen und Schülern, 100 Lehrkräften und 2000 Eltern auch mal Konflikte. Da hat man dann eine gewisse Erfahrung, und die Ideen, die ich hier bekommen habe, konnte ich in das Bewerbungsverfahren einbringen.

Wie lange waren Sie denn auf dieser Schule?

2017 habe ich hier angefangen. Es gibt ja manchmal das verflixte siebte Jahr, aber das ist überhaupt kein verflixtes Jahr, sondern ein tolles Jahr hier. Ich habe angefangen am 1. August 2017 und jetzt, am 31. Juli 2024, endet das Ganze, also nach genau sieben Jahren. Ich habe angefangen damals mit der Klasse 5, und eigentlich wollte ich den Frühlateinern aus der 5, die ich drei Jahre unterrichtet habe, auch die Abiturzeugnisse überreichen. Dafür fehlen zwei Jahre. Ich habe aber zwischenzeitlich Klasse 11 unterrichtet und jetzt gerade meinen Leistungskurs in 12 und 13. Das heißt, ich habe mit der 5 angefangen. Ich höre jetzt mit der 13 auf. Ich habe nicht alle Jahrgänge dazwischen geschafft, dafür reichte die Zeit nicht, aber immerhin eine große Bandbreite kennengelernt. Zudem habe ich auch die Fußball-AG geleitet und unterschiedliche Aktivitäten machen dürfen, und wir waren auf Kursfahrt. Ich habe das WG in vielen Facetten kennengelernt und sehr genossen.

Was war die schönste Erfahrung, die Sie hier gesammelt haben?

Die schönste Erfahrung? Da waren einige. Das waren einmal abseits vom Unterricht diejenigen Erfahrungen, wenn man mit Schülerinnen und Schülern unterwegs war, sei es mit der UNESCO-Gruppe in Lissabon oder mit meinem Leistungskurs in Schottland, da haben wir so tolle Erlebnisse gehabt, ob das im Museum war, wo sich die Museumswärter gefreut und hinter bedankt haben für so eine tolle Gruppe, oder als wir auch im September gebadet haben, nicht mit allen, aber mit denen, die tough genug waren und in die kalte See gesprungen sind. Dann Unterricht insgesamt immer viel Freude bereitet. Aber die schönste Erfahrung war vielleicht, als eine ukrainische Familie interviewt wurde und die Eltern sagten, sie hätten ihr Kind angemeldet und seien so dankbar, dass das Kind hier zur Schule gehen kann und sich sehr, sehr wohlfühlt, weil es von der Klasse gut aufgenommen und von tollen Lehrern betreut wurde. Das war für mich eigentlich mit die schönste Erfahrung.

Auf was freuen Sie sich am meisten auf der neuen Schule?

Dass ich in einem internationalen Kontext mit Menschen aus verschiedenen Regionen Deutschlands, aber auch der Welt zusammenarbeiten werde. Es sind ja auch viele Menschen da, die aus der Schweiz kommen, aus Österreich, vielleicht auch aus ganz anderen Ländern. Es ist eine sehr bunt gemischte, eine vielfältige Gemeinschaft. Dazu kommen dann die neuen Herausforderungen, die ich dort an einer privaten Schule sammeln werde, wo ich mit ganz vielen Neuen in Kontakt trete. Meine Nachbarschule ist halt nicht wie bei uns hier 150 m nebenan über die Oker, sondern das ist dann die deutsche Schule in Washington und auf der anderen Seite die deutsche Schule in Boston. Das sind aber zwei, drei Stunden Autofahrt. Das heißt also, man muss mit anderen Entfernungen klarkommen. Man lernt Kolleginnen und Kollegen kennen, die in der ganzen Welt verstreut sind.

Wir machen einen Vorbereitungslehrgang in Bonn und da treffe ich alle, die neu als Schulleiter:innen in der Schule unterwegs sind. Da ist einer in Singapur, einer in Genf. Das waren auch die zwei, die Mitbewerber waren, die haben New York nicht bekommen, sind aber jetzt auch im Ausland. Und auch mit denen zusammenzuarbeiten, darauf freue ich mich, und natürlich eben auf die Schülerinnen und Schüler an einem anderen Fleckchen auf dieser wunderschönen Welt, wie die so ticken, was die für Erfahrung haben, für Wünsche und für Fähigkeiten.


da gibt’s ’nen Club, der ist bekannt

Sie sind ja Fußballfan von Eintracht.

Ja.

Finden Sie es schade, dass Sie dann nicht mehr zu den Spielen gehen können?

Ja, total. Wir waren ersatzweise, als wir in Boston Freunde besucht haben, mal beim Baseball, das war ein tolles Spiel, das war total spannend. Mit dem letzten Schlag wurde entschieden und der Ball flog in die Luft und landete dann entweder im Feld und die Heimmannschaft hat gewonnen oder außerhalb des Feldes und sie hätte verloren. Es ging um diesen letzten Punkt mit dem letzten Schlag und dann ist die ganze Stadt ausgeflippt. Das war schon so nah dran, aber zwischenzeitlich, wenn alle Leute aufstehen und rausgehen, um Hot-Dog zu holen, das ist schon eine andere Kultur. Meine Jungs sind ja auch Eintracht -Fans, wir haben eine Dauerkarte und gehen ins Stadion, ja, das wird uns definitiv fehlen.

Dann war’s das von unserer Seite. Danke, dass wir hier sein durften.

 

Freitag, 7. Juni 2024

Jugendparlament, Teil 4

„Ein absolutes Highlight“. Martino Rossi (9m1) berichtet über die erste Sitzung und weitere Termine des Braunschweiger Jugendparlaments.

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

hinter dem Jugendparlament liegen nun aufregende und ereignisreiche Wochen, von denen ich euch berichten will:

 

Das absolute Highlight war natürlich unerreicht: die erste Sitzung des Braunschweiger Jugendparlaments. Jahrelang haben wir uns dafür eingesetzt, endlich echte Jugendbeteiligung in Braunschweig zu schaffen, und nun war endlich auch der letzte Schritt auf diesem langen Weg gemacht. Und dass wir als Gremium schon bestens in die Braunschweiger Politik- und Verwaltungslandschaft eingegliedert sind, zeigt ein Blick auf die Gästeliste: Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, Dezernentin für Soziales, Schule, Gesundheit und Jugend Dr. Christina Rentzsch, Stellvertretender Dezernent für Soziales, Schule, Gesundheit und Jugend sowie Leiter des Fachbereich 51 Kinder, Jugend und Familie Martin Albinus, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Annette Schütze MdL sowie Stellvertretender Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses Felix Bach.

 

Doch nicht nur die Gästeliste, sondern vor allen Dingen unsere Sitzung war ein voller Erfolg: Denn nach den Grußworten der Gäste und unserem Bericht zum ersten Arbeitswochenende in der Ländlichen Heimvolkshochschule Mariaspring haben wir direkt unsere Ziele in den Themengebieten Mobilität, was ich vorstellen durfte, Sport, Schule, physische Gesundheit, Vernetzung und Partizipation vorgestellt. Anschließend durften wir stolz einen ersten Einblick in unsere mittlerweile schon fast fertige Satzung und Geschäftsordnung geben und über den Weg dahin, wo wir jetzt angekommen sind, erzählen. Zum Schluss der Sitzung kürten wir noch Ehrenmitglieder und wiesen auf einige Termine hin.

 

Der erste von ihnen war ein Planungstreffen zum Jugendbüro am 16.05., das am 27.05. fortgesetzt wurde. Wir konnten uns Einblicke in unsere Immobilie verschaffen und Gestaltungswünsche anbringen und sind nun sehr gespannt, wie wir in der ehemaligen Oberpostdirektion arbeiten und mit der Verwaltung interagieren werden.

 

Zwischen die beiden Termine schoben sich zwei weitere sehr wichtige Termine: Das war einerseits unser Weiterarbeiten an der Satzung in Form einer Videokonferenz und natürlich am 26. Mai 2024 das Demokratiefest anlässlich des 75. Geburtstags unseres Grundgesetzes. Zusammen mit Stephan Weil, Thorsten Kornblum, Tim Bendzko sowie dem Ehrenmitglied des JuPa Atakan Koctürk und vielen weiteren war diese Veranstaltung auf dem Schlossplatz ein gelungenes und feierliches Fest für unser Grundgesetz!

 

Bis zum nächsten Mal und gute Zeugnisse wünscht

 

euer Martino Rossi

 

Sonntag, 2. Juni 2024

Germany's Next Topmodel

„Du musst dir jeden Tag in den Arsch treten.“ Hanna Garling und Ada Kilic (7b) im Gespräch mit Yasmin Boulaghmal aus Braunschweig, Teilnehmerin der 16. Staffel von Heidi Klums Model-Show.


Was wolltest du ursprünglich werden?

Eigentlich wollte ich Rechtsanwältin werden für Familienrechte. Nach meinem Praktikum dort wollte ich dann aber den leichten Weg bei VW gehen und BWL studieren.

Hast Du studiert oder eine Ausbildung gemacht?

Nein. Ich habe mich mit 18 Jahren selbständig gemacht. Meine Firma bildet Marketingmanager aus bzw. bildet Leute aus, die sich selbständig machen möchten und nicht genau wissen, wie sie das anstellen sollen. Meiner Firma bringt den zukünftigen Unternehmer:innen bei, was man alles dabei berücksichtigen muss und was man dafür braucht. So etwas lernt man nämlich nicht in der Schule. In der Schule lernst du, wie man sein Abitur macht, wie man Arbeitnehmer wird, studiert oder eine Ausbildung macht. Ich habe mich nach der Schule gefragt, ob es nicht auch Menschen wie mich gibt, die eben nicht den geraden Weg gehen wollen. Ich wollte mein Ding machen, erfolgreich werden und reisen. Dann haben wir mit verschiedenen Unternehmen diese Firma gegründet. Get together. Ich sag den jungen Menschen, mach deine Ausbildung, mach dein Studium, aber wenn das alles nicht zu dir passt, dann komm zur mir. Wir sind hier alle gleich, niemand ist Chef. Ich hasse Hierarchien. Niemand muss für jemand anderes Kaffee kochen. Ich bin eher Mentor oder Leitung. 

Seid wann wolltest Du bei GNTM mitmachen?

Ich hab mir eigentlich schon immer vorgestellt, es irgendwann zu machen. Aber nicht aus dem Aspekt, wirklich Model zu werden, das ist ja als Kind immer so eine Wunschvorstellung, sondern ich hab immer gedacht, wenn ich es jetzt nicht mache, dann bereue ich es mein Leben lang. Nicht dass man mit 30 sagt, warum hast du es nicht einfach probiert. Sie hätten ja auch nein sagen können. Irgendwann, so mit 16, konnte ich die Staffeln nicht mehr gucken, weil ich mich total geärgert habe, dass ich mich noch nicht beworben habe. Das war dann der Zeitpunkt, als ich gerade 18 geworden war, da hab ich mich direkt beworben. 

Wann und wer hatte die Idee zu GNTM?

Ich. Ich stand im Büro auf einem Innenhof vor meinem Baum. Dann hab ich einfach ein Video gedreht, vor dem Baum. Hab gesagt, hey ich bin Yasmin, ich bin groß und möchte mich bewerben. Ich hab einfach gedacht, ich probiere es, ohne mir etwas dabei zu denken. 

Wie war das Umstyling für dich und hattest du Angst davor?

Ich hatte keine Angst, sondern auch irgendwie Bock auf eine Veränderung. 

Wie war es mit dem Heimweh?

Ich bin generell gar nicht so der Heimwehtyp. Die ersten Tage waren voll ok, weil es auch so aufgeregt war. Nach drei Tagen hatte ich dann sehr Heimweh, weil wir vorher auch schon eine Woche alleine wegen Corona isoliert waren. Aber nach einer Woche gewöhnt man sich dran, weil man sich auch an die Leute gewöhnt. 

Gab es zwischen durch Streit?

Ich bin ja eh nicht so ne Streitmaus, aber es gab auch mal Streit. Ich erzähl euch mal einen internen Streit, der nicht ausgestrahlt wurde. Ich hatte aber total Angst, dass er ausgestrahlt wird. Das war in der ersten Woche. Wir durften ja immer eine Einkaufsliste schreiben, auf der wir unsere Essenswünsche schreiben durften. Ich esse zum Beispiel kein Schweinefleisch, deshalb habe ich mir Rindersalami bestellt. Ich bin mega Wurst- und Salami-Fan. Ich hab mir also Rindersalami bestellt und die anderen Mädels, so ca. 80 %, haben auch Schweinesalami gegessen. Wie hatten also Schweinesalami und Rindersalami im Kühlschrank. Von der Rindersalami gab es aber nur eine Packung. Ich hatte dann abends zu den Mädels gesagt, sie können sich ruhig von der Salami nehmen, aber da ich nichts anderes esse, sollen sie mit bitte ein paar Scheiben übriglassen. Da ich gerne ausschlafe und die anderen Mädels früher aufgestanden sind, hatte ich das abends extra nochmal gesagt. Als ich dann am nächsten Morgen aufgestanden bin, war die Rindersalami leer und die Schweinesalami voll. Das fand ich respektlos, da ich es ja vorher extra gesagt habe. Das hat mich mega geärgert. Aber mir ging es an dem Tag eh nicht so gut. Da hab ich mich dann voll mit Mareike gebeeft. Und alle wurden zum Salamistreit befragt. Das fühlte sich nicht gut an. Zum Glück haben sie das im Fernsehen komplett raus gelassen. 

Wie fandst du es, dass ihr immer gefilmt wurdet?

Mit der Zeit vergisst du das. Wir wurden halt wirklich 24 Stunden am Tag gefilmt. 

Hast du dabei mal überlegt abzubrechen?

Ja, in den ersten drei Tagen. Da hatte ich Heimweh, dann läuft das Shooting nicht so, wie man es sich vorstellt, und man vergleicht sich mit allen. 

Gab es einen Moment, wo du bereut hast, mitgemacht zu haben?

Nein, lass mich überlegen. Nee. Meistens bereust du ja nur etwas, wenn du schlechter rausgehst. Wenn du danach als Zicke dastehst oder schlechte Leistung abgeliefert hast. Aber ich war immer zufrieden mit meiner Leistung und dass ich so weit gekommen bin. Das war eine geile Zeit für mein Leben. Man sollte eh nie etwas bereuen, sondern immer den Mehrwert sehen. Auch wenn etwas schlecht gelaufen ist, gehst du ja mit dem Gefühl raus, dass du weißt, wie man es das nächste Mal besser oder anders macht. 

Wie hat dich deine Familie unterstützt?

Die haben das mega gefeiert. Die haben jede Folge geguckt, immer angerufen und waren mega Fans. 

Waren Deine Freunde danach noch genauso zu dir oder haben sie sich verändert?

Ich habe immer noch dieselben Freunde wie davor schon. Ich war nie jemand, der 20-30 Freunde hatte. Ich hatte immer so 3-4 und das sind dieselben gewesen. Das sind meine Schwester, Karlo den ihr gerade gesehen habt, der war auch schon vorher da. Viel Familie die dabei waren. Es gab nur eine Freundin, mit der ich dann nicht mehr befreundet war, aber nicht wegen GNTM, sondern weil man sich auseinander gelebt hat. Ich glaube, deine engsten Freunde, dein engstes Umfeld verändert sich gar nicht so. Was nur komisch wird, wenn sich alle Leute melden. Also die, die sich Jahre lang nicht gemeldet haben und die dann auf einmal schreiben, ja ich hab dich verfolgt, wie geht’s dir denn. Und man denkt dann nur, hä, was willst du denn jetzt, wir kennen uns doch gar nicht mehr. Aber deine engsten Freunde verändern sich nicht wegen GNTM. 

Mit welchen Models hast Du noch Kontakt aus Deiner Staffel?

Mit Elisa, ich weiß nicht, ob ihr mit den Namen noch etwas anfangen könnt. Aber mit Elisa bin ich noch jeden Tag in Kontakt. Sie ist auch einer meiner besten Freundinnen geworden, obwohl wir in der der Staffel gar nicht so eng waren. Mit Dasha hab ich noch ab und zu Kontakt, mit Luca, mit Chanel und mit Anna. Anna heiratet ja demnächst. Mit denen hab ich noch recht viel Kontakt und mit den anderen wie Maria schreib ich nur manchmal. Das ist halt schade, aber man lebt sich dann auseinander, vor allem wenn man weit auseinander entfernt wohnt. 

Was macht dir am Modeln Spaß?

Die Ergebnisse. Beim Shooting feier ich total die Bilder, die zum Schluss rauskommen, und beim Catwalk ist es einfach diese super Feeling. 

Was braucht man, um Model zu werden?

Eine verdammt krasse Selbstdisziplin. Du musst dir jeden Tag in den Arsch treten, jeden Tag Sport machen und jeden Tag dein Selbstbewusstsein pushen. Du musst immer vor dem Kunden performen, Egal, ob es dir nicht so gut geht, du Liebeskummer hast oder du müde und kaputt bist. Du musst immer eine Rolle spielen können. Und dafür brauchst du Selbstdisziplin. Du musst auch mit Ablehnung umgehen können und es nicht persönlich nehmen. Dir wird ständig gesagt, du bist nicht gut genug, nicht dünn genug, nicht geeignet. Die wenigsten können damit umgehen. Deshalb gibt es auch so viel essgestörte Models und Models mit psychischen Problemen. 

Auf was hast du dich am meisten gefreut, zu Hause zu sein?

Das ist schwer, ich habe mich auf vieles gefreut. Aber ich glaube raus zu gehen, also einfach seinen eigenen Tag bestimmen. 

Wenn Du die Zeit zurückdrehen könntest, was würdest du anders machen?

Ich würde die Zeit mehr genießen, ich habe sie zwar genossen, aber ich habe viel zu viel rumgeheult. Die Motivatoren haben immer zu uns gesagt, Leute ihr habt diese Zeit nur einmal in eurem Leben, macht das Beste draus und genießt es. Ihr werdet die Zeit vermissen. Ich hätte es mehr genießen müssen. 

Würdest du dich nochmal bewerben?

Wenn ich es noch nicht gemacht hätte, bestimmt. Wenn ich es nochmal machen könnte, müsste ich gucken, ob es zu meinen Zielen und meiner aktuellen Lebenssituation passt. 

Hast du nach GNTM noch gemodelt?

Ja, ich habe zwar nicht zu 100 % aktiv gemodelt, war aber in einer Modelagentur. 

Guckst du selber noch GNTM?

Nee, auch weil die Zeit einfach sehr ungünstig ist. 

Wie findest du es, dass jetzt auch Männer mitmachen?

Ich glaube, wenn man jetzt GNTM-Fan ist, findet man es spannend. Aufs Modeln bezogen, finde ich es ganz cool für die Männer. Es ist nur nicht so mein persönlicher Unterhaltungsstiel. 

Was würdest du den Mädchen raten, die bei GNTM mitmachen wollen?

Sei, wie Du bist. Du darfst niemanden spielen, der du nicht bist. Sei immer authentisch. Komm aus dir raus und sei kein Mäuschen. Und du musst offen und locker sein und nicht zu verkrampft. Und gib nicht gleich auf. Bewirb dich ruhig häufiger. Manchmal passt man nicht ins Konzept, aber vielleicht bei der nächsten Staffel.


Bilder: privat.