Samstag, 15. März 2014

Remter-05-Literaturabend


Die Dreizehn ließ uns nicht los. Von Julius Helke 
Sie war das Thema des diesjährigen Zipfelmützen-Wettbewerbs, in dem Lyrik gefragt war. Am 17. Februar versammelten sich Literaten des Wilhelm-Gymnasiums Braunschweig und ihr Publikum in der festlich hergerichteten Aula der Außenstelle.
Zur Einstimmung auf die Zahl Dreizehn diente ein Vortrag von Florian Kreyßig zu ihrer Bedeutung: ihre Stellung in der Welt der Mathematik und wie sie uns im Alltag immer wieder begegnet. So lässt sich das Wachstum von Nautilus-Schnecken mit der Fibonacci-Spirale der 13 beschreiben. Dies wiederum lässt sich auf das Design von Webseiten und grafischen Benutzeroberflächen übertragen, mit denen wir täglichen Umgang pflegen.

Nach dem Vortrag von Florian trugen Autoren der Literatur-Werkstatt von Herrn Upit eine Auswahl ihrer aktuellen Werke vor. Jonas Gawinski beeindruckte mit einem Auszug aus seinem Gedichtzyklus „ode des wahnsinns“.
Es rezitierten noch andere Autoren ihre lyrischen Werke: Sara Specht, Nice Conrad und Julius Helke. Julius Helke hatte auch einen Prosa-Text aus dem Fantasy-Genre vorbereitet und gab diesen zum Besten.
Die jüngeren Autoren und Autorinnen stellten sich überwiegend mit Prosatexten vor. Aus den Genres Horror (Isabell Pflug), Fantasy (Svenja Semmler, Janik Marsel) und Abenteuer (Amira Haftendorn, Tobias Wallner). Osama Labadi amüsierte das Publikum wieder einmal mit seinen das Leben pointierenden Texten.
Vor der Preisverleihung gab es eine kleine Pause, in der sich die Anwesenden an Bananen-Chips stärken konnten. Herr Upit machte durch sein fröhliches Spiel am Flügel auf den Beginn der Siegerehrung aufmerksam. Diese nahmen Herr Wichner und Frau Zager vor. Anschließend lasen die Geehrten ihre Siegertexte und präsentierten so ihre persönlichen Gedanken zur Zahl Dreizehn.
Leo Wiemann (7m4, 1. Platz Jg. 5-7), Niklas Kretzschmar (6a, 3. Platz Jg. 5-7), Amira Hamftendorn (8ms, 2. Platz Jg. 9-10), Nice Conrad (10e, 1. Platz Jg. 9-10), Osama Labadi (9m2, 3. Platz Jg. 9-10), Melissa Schaper (11, 1. Platz Sek. II). Fehlt: Melina Vianello (7m2, 2. Platz Jg. 5-7)
In der Klassenstufe 5-7 gingen die Preise an Niklas Kretzschmar (3.), Melina Vianello (2.), Leo Wiemann (1.).
Osama Labadi (3.), Amira Haftendorn (2.) und Nice Conrad (1.) belegten siegreich die Plätze in der Klassenstufe 9-10. In der Oberstufe überzeugte Melissa Schaper mit einem herausragenden Beitrag und erhielt den 1. Platz.
Herr Wichner bildete mit seinem Text zum Thema Arbeitsbedingungen in einem Callcenter den Abschluss. Er präsentierte dem Publikum die frustrierenden Erfahrungen an diesem Arbeitsplatz.
Die musikalische Ausgestaltung des Abends übernahm zur Eröffnung Tizian Raschpichler am Flügel, mit dem Stück „Musica a Ricercata No. 1“ von György Ligeti. Es folgten Herr Upit am Flügel und Isabell Pflug mit der Geige.
Lennart Borchers führte souverän und flexibel mit seinen Ansagen der Programmpunkte durch die Veranstaltung.
Es war ein stimmungsvoller Abend, die musikalischen Beiträge und die festliche Dekoration schufen eine angenehme Atmosphäre, in der sich die literarischen Beiträge entfalten konnten. Der Schein von zahlreichen Teelichtern erhellte die Aula auf eine ganz besondere Weise.
Als Giveaway lagen Gedichte von Jonas Gawinski, Sara Specht, Nice Conrad und Hannah Volkers am Ausgang bereit.

Fotos: Andreas Upit

Sonntag, 2. März 2014

Dichter im Porträt II: Jan Kuhlbrodt


„Wider den Klang der Bumskapelle“. Jonas Gawinski im Gespräch mit dem Lyriker Jan Kuhlbrodt

Jan Kuhlbrodt, wer oder was ist das und wie sind Sie mit der Poesie verbunden?
Ich weiß gar nicht, ob es eine Zeit gab, in der ich keine Gedichte gelesen habe. Aber mit fünfzehn ging es richtig los. Es begann mit Russen. Majakowski vor allem, der Futurismus holte mich gewissermaßen zu Hause ab. Dann kamen bald Trakl und Brecht dazu, und später alles durcheinander: Lorca, Neruda, Elytis. Und so ist es eigentlich auch heute. Hier liegen gerade Gedichte von Arsenij Tarkowski und Felix Philipp Ingold und Ashberys Flowchart. Später begann ich auch selber zu schreiben, erst eher aus Spaß.
 

Jan Kuhlbrodt (Foto: Kristian Kühn)
Sehen Sie eine Akademisierung in der Literatur?
Eher nicht. Es kamen schon immer die meisten Autoren aus den höheren Schichten, und die haben alle irgendwas studiert. Aber es gab immer auch Gegenbewegungen. Wahrscheinlich gehörte die Klage über eine Akademisierung von Anfang an zur Literatur dazu. Dennoch denke ich, dass es noch nie so viele Autorinnen und Autoren gab wie heute (global gesehen), und das ist gut so.

 
Wenn das Gedicht heutzutage in den Spiegel schaut, was wird es da sehen?
Wenn es sehen könnte, würde er sich selbst sehen, in Spiegelschrift.

Warum muss man Jan Kuhlbrodts „Stötzers Lied“ lesen?

Diese Frage ist für mich schwer zu beantworten. Aber vielleicht könnten die großartigen Illustrationen von Ivonne Dippmann ein Grund sein, sich auch für den Text zu interessieren.

Wenn Jan Kuhlbrodt ein Buch mit ins Grab nehmen dürfte, welches wäre das?
Besser als ein Buch wäre ein Spaten, um aus dem Ding wieder raus zu kommen. Zum Lesen wäre es zu dunkel.

Als Lehrer kamen Sie mit jungen Straftätern in Kontakt. Was steht hinter diesen Menschen?
Es waren vor allem Kinder aus Einwanderfamilien, die zwischen den Kulturen standen. Und die meisten waren beim Dealen erwischt worden. Das Problem war, dass sie über keinerlei Unrechtsbewusstsein verfügten. Es schien zwischen den Sprachen verloren gegangen zu sein. - Aber es waren gute Jungs mit einem starken Gefühl für Gerechtigkeit. Wenn sie ein Unrechtsbewusstsein entwickeln eine Bereicherung für die Gesellschaft.

Leseprobe: Gedichte von Jan Kuhlbrodt gibt es hier.

Wann kam Jan Kuhlbrodt das erste Mal auf die Idee Schriftsteller zu werden und warum?
7. Klasse. Wahrscheinlich wollte ich ein Mädchen aus meiner Klasse dazu bewegen, mit mir ins Kino zu gehen. (Das ist misslungen, sie ging mit einem Fußballer von Dynamo Karl-Marx-Stadt, obwohl die nur Kreisklasse spielten.) Der Berufswunsch verlor sich dann erst einmal wieder für mehrerer Jahre.

Sie sind ein Daumenagent, wie ist das zu verstehen?
Ein Daumenagent kann mit einer Hand in der Tasche eine Nachricht tippen und absenden. Wahrscheinlich existieren sie nur in meinem Gedicht.

Jan Kuhlbrodt kann sich in eine Zeile, einen Vers verwandeln, welcher wäre das?
Ich selbst kann wohl keiner werden, aber es gibt einige, die mir immer wieder fast unwillkürlich in den Sinn kommen, zum Beispiel dieser Vers aus den „Cantos“ von Pound in der Übersetzung von Eva Hesse:

„Das junge Ross wiehert wider den Klang der Bumskapelle.“



Zur Person:
Jan Kuhlbrodt wurde 1966 in Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz) geboren, studierte politische Ökonomie, Philosophie und Soziologie sowie - von 1997 bis 2001 - literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Er unterrichtete jugendliche Strafgefangene, arbeitete als Antiquar, war Geschäftsführer der Literaturzeitschrift Edit sowie Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und an eben jenem Literaturinstutit, an dem er ausgebildet wurde. Er lebt als freier Autor in Leizpig (Quelle: wikipedia.de).

Unser Autor
Jonas Gawinski traf Jan Kuhlbrodt gleichsam virtuell: auf www.fixpoetry.com, einer Plattform für zeitgenössische deutschsprachige Lyriker, wo er auch selbst gelistet ist.

Aufklärung am WG


„Welcher Junge hat schon mal einen Jungen geküsst?“ Leander Le Ba und Jarne Bertram über einen Workshop im WuN-Kurs in Jahrgang 7.
Am Montag, den 17.02.2014, war ein besonderer Tag für den Werte-und-Normen-Kurs der Klassen 7m2, m3 und m4 des Wilhelm-Gymnasiums Braunschweig.
http://www.braunschweig.schlau-nds.de
Lena (transsexuell, lesbisch) und Svenja (lesbisch) vom Verein SCHLAu, was für Schwul-/lesbische Aufklärung steht, kamen auf Einladung unserer Lehrer, Herr Dr. Huber und Frau Rödel, zu Besuch. Die beiden Gäste vom Verein SCHLAu besuchen freiwillig verschiedene Schulen mit dem Ziel, den Schülern das Thema Sexualität auf autobiografische Weise, das heißt, dass sie von sich selbst erzählen, näher zu bringen. Des Weiteren versuchen sie mit diesem Toleranzprojekt, Diskriminierungen und Mobbing aufgrund von sexuellen Orientierungen ein Ende zu bereiten.
Nach der Besprechung der Regeln haben wir den Workshop mit einem Auflockerungsspiel begonnen, in dem es darum ging, auf Fragen zu antworten, wie z. B:
  • Wer hat schon einmal einen Jungen geküsst?
  • Wer wollte schon einmal ein Mensch des anderen Geschlechtes sein?
  • Wer hat bei mindestens einer Frage geschummelt?
Dabei sollte jeder möglichst ehrlich und ohne mit anderen zu kommunizieren mit „ich“ oder „ich nicht“ antworten.
Im Anschluss erklärten Lena und Svenja uns verschiedene Begriffe, unter anderem Comingout, schwul, bisexuell, heterosexuell und transsexuell. Außerdem gab es für uns die Möglichkeit, persönliche Fragen an die beiden zu richten, z. B.:
  • Wie haben ihre Freunde und Verwandten darauf reagiert, dass Sie lesbisch oder transsexuell sind?
  • Wie läuft eine Geschlechtsumwandlung ab?
  • Wie und wo findet man einen gleichgeschlechtlichen Partner?
In diesem 90-minütigen Workshop haben wir gelernt, dass verschiedene sexuelle Orientierungen zu tolerieren sind. Der Workshop hat uns gut gefallen, da wir mit unterschiedlichen Methoden neue Eindrücke zum Thema gewonnen haben. Für uns war es ein interessantes Projekt.