„Tolle Show. Kommentar zutiefst beschämend“. Martino Rossi (9m1) interviewt sich selbst und kritisiert das Kommentator/innen-Duo der olympischen Eröffnungsfeier von Paris 2024 in der ARD.
26. Juli 2024, unser
Redakteur Martino Rossi meint: „Ein Tag der ganz im Zeichen der olympischen
Eröffnungsfeier von Paris 2024 stand. Viel wurde im Vorhinein darüber
spekuliert und Großes angekündigt. Schon zwei Tage vorher kamen Weltstars an,
die sich nicht vor Scharen der begeisterten Presse verstecken konnten: Celine
Dion, Lady Gaga, Snoop Dogg. 600.000 Zuschauer sollten es werden, verteilt auf
Tribünen und die oberen Seinekais sowie auf Brücken und dem Trocadero, wo der
offizielle Part der Feier steigen sollte. Aus sicherheitstechnischen Gründen
reduzierte man die Zahl einige Tage vor der Eröffnungsfeier auf 326.000
begeisterte Gäste aus aller Welt. Nur ein kleiner Dämpfer der Vorfreude, die
trotzdem hielt – und auch blieb und sich auf eindrucksvolle Weise bestätigte.“
Rossi fährt fort:
„Gleich zu Beginn der
Eröffnungsfeier zeigte Paris eindrucksvoll, was aus diesem Abend werden und
dass die Feier alles bisher in der olympischen Geschichte Geschehene
übersteigen solle. Phänomenale Bilder erzeugte die atemberaubende Tricolore auf
der Pont d‘Austerlitz, dem Startpunkt der historischen Eröffnungsfeier, die
durch mehrmaliges Abfeuern von Feuerwerkskörpern erzeugt wurde. Wenig später
kamen die ersten Boote und dem französischen Alphabet war es zu verdanken, dass
gleich mit dem vierten Boot unser Team D kam, allerdings mit einem mageren Teil
des eigentlich viel größeren Aufgebots, da sich viele andere Athletinnen und
Athleten eher auf die Wettkämpfe konzentrierten und zugunsten ihrer
Erfolgschancen freiwillig auf die Zeremonie verzichteten, sie stattdessen aus
den Athletenzonen des deutschen Hauses verfolgten. So allerdings nicht Dennis
Schröder, der gemeinsam Judoka Anna-Maria Wagner die deutsche Fahne über die
Seine trug, was seinem Erfolg allerdings keinen Abbruch tat (Dennis Schröder
gewann mit der Basketball-Nationalmannschaft am nächsten Mittag mit 97:77 gegen
Japan). Kurz darauf folgte direkt der erwartete Auftritt von Lady Gaga auf
einer herausgeputzten Brücke auf der Seine, wo sie eine der seltenen Male in
ihrer Musikkarriere Französisch sang. Hinter rosa Federn auftauchend, wurde
ihre Anwesenheit erst während des Liedes enthüllt, das eine Hommage an die
französische Geschichte darstellte, denn sie sang das Kaberett-Chansons „Mon
truc en Plue“ der französischen Revuekünstlerin Zizi Jeanmarie.“
Unterdessen stellte sich
während der ganzen Eröffnungsfeier die Frage, wer der mysteriöse Fackel- und
Fahnenträger der Eröffnungsfeier war. Während sich die großen Medien
unterdessen mit der Lösung dieses Rätsels befassten, dass in Teilen auch
beantwortet werden konnte, schaute unserer Redakteur mit einem anderen
Blickwinkel auf dieses Mysterium: „Großartig“, sei es, so Martino Rossi, „wie
man es mit diesem Mysterium schaffte, Historie und Geschichte zu vereinen“. So
nahm der Fackelträger mehrere historische und moderne Rollen ein, darunter die
des Belphégor, Phantom der renommierten Pariser Oper und der Horrorgeschichte Arsène
Lupin. Besonders beeindruckend war für unseren Autor aber „der Kontrast
zwischen der modernen Figur ‚Ezio‘ aus dem Computerspiel Assassin‘s Creed und
die später gleichzeitige Einnahme eines Pegasus-Reiters, des berühmten
geflügelten Pferdes aus der griechischen Mythologie.“ Mit im Gepäck hat er aber
auch Kritik an die für Kultur zuständige Co-Kommentatorin der ARD, Friederike
Hofmann: „Ihre Aufgabe wäre es gewesen, diesen Zusammenhang herzustellen und für
die Zuschauer auf eine Weise verständlich zu machen, die sie wortwörtlich packt
und in Begeisterung in diese einzigartige kulturelle Inszenierung zieht.
Schade, dass dies sowohl Friederike Hofmann als auch Tom Bartels trotz ihrer
langen TV-Erfahrung nicht gelungen ist“, analysiert unser Redakteur, dem auch
noch weiteres aufgefallen ist:
„Doch dabei blieb es nicht“,
meint Rossi, „denn ebenso wenig wie den Fakt, dass die farbige Frau auf dem
Grand Palais in einer faszinierenden, integrierenden und Vielfalt zeigenden
Weise wohl das Gemälde des französischen Malers Eugène Delacroix mit dem Titel ‚Die
Freiheit führt das Volk‘ imitieren sollte, erkannten die Kommentator/innen den
historischen Zusammenhang im Rahmen der Entzündung der olympischen Fackel. Mit
dem Heißluftballon nämlich, an dem das olympische Feuer entzündet wurde, ist
den Organisatoren eine exakte und sehr präzise gelungene Nachahmung des ersten
Heißluftballons der Geschichte (Montgolfier) gelungen, benannt nach dessen
französischem Erfinder Jacques Etienne Montgolfier. Das anschließende
Aufsteigen des goldenen Ballons mit dem olympischen Feuer ist eine wunderbare
kulturelle Ehrung des Erfinders des Heißluftballons. Es ist zutiefst
beschämend, dass auch dies keinem der beiden Kommentator/innen aufgefallen
ist.“
„Zum Abschluss wurde es
leider auch nicht besser“, fährt unserer Redakteur fort, „denn auch Celine
Dions Auftritt wurde nicht interpretiert.“ Die Kanadierin, die an einer
seltenen Autoimmunerkrankung leide, die ihr das Singen besonders erschwert und
jegliche Auftritte in den letzten vier Jahren absagen musste, „erfüllte sich in
berührender Weise den Traum, noch einmal am Eiffelturm zu sein. Sogar auf dem
Eiffelturm lieferte sie ein Chanson der französischen Sängerin Edith Piaf und
setzte auch ein bedeutsames Zeichen in die ganze Welt, dass man auch mit einer
schweren Erkrankung Großartiges erreichen kann. Übrigens: Auch den Fehler der
Veranstalter, Süd- mit Nordkorea zu verwechseln, fiel beiden nicht auf.“
„Von einem so erfahrenen
Kommentator wie Tom Bartels hätte man anschließend eine vernünftige
Entschuldigung erwarten können, doch vielmehr kritisierte er das Falsche an
sich. Denn nicht dass er zu viel geredet hat, war das Problem, denn das war gut
gemacht. Vielmehr hätte er unnötige Redebeiträge über das Wetter durch
sinnvolle Redebeiträge über die beeindrucken kulturellen Inszenierungen
ersetzen können.“
Abschließend meint unser
Redakteur: „Ich hoffe, dass es Tom Bartels bei den Schwimmwettbewerben besser
machen wird, woran ich jedoch fest glaube. Sein Auftritt bei der ersten
Goldmedaille von Lukas Märtens war jedoch überragend und zeigte ihn wieder in
alter Stärke. Weiter SO!“