Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ im Staatstheater Braunschweig
„Wir demonstrieren nur das bisschen Grips, was wir haben“, heißt es in Edward Albees Ehe-Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“. Es ist keine Lüge, demonstriert wird an diesem Abend eine Menge. Intellektuell verpackt und niemals plump ist es, das Celebrity Deathmatch der Eheleute George (Tobias Beyer) und Martha (Crescentia Dünßer).
Seit 23 Jahren sind die beiden verheiratet; sie ist die Tochter eines Collegepräsidenten, er, vom Schwiegervater als Nichtsnutz erachtet, ist Professor für Geschichte am selben College. Entsprechend Vaters Wille, nett zu den neuen Kollegen zu sein, lud Martha zu Georges Überraschung zwei Gäste nach einer Campus-Party in die eigene Wohnung ein. Jungbiologe Nick (solide Leistung von Oliver Simon) mit seiner Frau Süße (brillant ausgespielt von Rika Weniger) fungierten in dieser Nacht quasi als Spiritus für das Feuer eines Eheinfernos par excellence. Das Bühnenbild ist kalt und spartanisch, was sich eins zu eins auf die Ehe zwischen Martha und George projizieren lässt. Es klingelt an der Tür, die Gäste sind da. Martha spricht es offen aus: „Das Fest beginnt!“
Es dauert nicht lange, bis Nick und seine an ADHS und Intelligenzminderung leidende Süße in den zweifelhaften Genuss der ehelichen Schlammschlacht der Gastgeber geraten und zum Spielball selbiger werden, die keine Gelegenheit auslassen, um den anderen bloßzustellen. Anfängliche Weglauftendenzen werden mit genügend Brandy umgehend ausgelöscht, die Nacht ist die Bühne von Martha und George.
In der knapp zweistündigen Aufführung wird schnell deutlich, was 23 Jahre unerfüllte Erwartungen ausmachen können. Die Wut und die Enttäuschung lassen Martha zu einem emotionalen Tyrannen werden. Wahrlich keine leichte Aufgabe, einen derart hasserfüllten und bösartigen Menschen dem Publikum adäquat zu präsentieren. Crescentia Dünßer löste es souverän, teilweise jedoch eine Nuance zu übertrieben; ein paar Dezibel weniger hätten es dann und wann auch getan. Sie blühte mit Feindseligkeiten regelrecht auf und sogar George, herausragend dargestellt von Tobias Beyer, schien überrascht, dass Martha in dieser Nacht den Superlativ der Hässlichkeit erreichen konnte. Wie mit einem Gewehr entledigten sie sich, gegeneinander gerichtet, aller Hemmungen und angestauter Emotionen.
Es ist auch die verbale Kreativität aller Schauspieler, die dieses Stück im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig sehenswert macht. Eine Übernahme vom Alten Schauspielhaus Stuttgart übrigens. Trotz aller Bösartigkeiten ist die Szenerie nicht minder komisch, und zwischendurch ertappt man sich immer wieder die Frage stellend: Werde ich auch mal so wie Martha?
Eine 23-jährige Hassliebe ist schwer zu beenden, teilweise lässt sich eine gewisse Genugtuung in den gegenseitigen Beleidigungen feststellen. Diese Art der Kommunikation und der emotionalen Ausschlachtung scheint beide im Kern zu befriedigen.
Am Ende dieses exzellent inszenierten und äußerst explosiven Theaterstückes gab es nur noch einen großen Scherbenhaufen, beide Ehen und alle Persönlichkeiten lagen nun in Schutt und Asche.
„Vielleicht gibt es schönere Zeiten, aber diese ist unsere“, sagte einst der Philosoph Jean-Paul Sartre. Er muss dabei an Martha und George gedacht haben.
Mareike Fähndrich, Abitur am WG 2009
Ort: Staatstheater Braunschweig, Kleines Haus
Termine: www.staatstheater-braunschweig.de/spielplan/premieren-und-repertoire/wer-hat-angst-vor-virginia-woolf/termine/
Mittwoch, 20. Oktober 2010
Freitag, 15. Oktober 2010
Joachim Gauck in der VW-Halle
„Glück ist, Verantwortung zu übernehmen.“
Joachim Gauck spricht vor Braunschweiger Schülern
Mittwoch, 15. September, 16 Uhr: Die Braunschweiger VW-Halle ist bis auf den letzten Sitzplatz ausverkauft. Hunderte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte der Braunschweiger Schulen warten gespannt auf ihren Hauptdarsteller dieses Nachmittags:
Joachim Gauck - engagierter Systemgegner während der friedlichen Revolution in der DDR; erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen; herausragender Protagonist im Prozess der Wiedervereinigung; zuletzt Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Kurzum: eine Schlüsselfigur der jüngsten deutschen Geschichte.
Zunächst die traditionellen Vorreden: der Sponsoren, des Oberbürgermeisters Gert Hoffmann. Sie wirken auf die Jugendlichen langweilig und belanglos. Nach 30 Minuten erhellt ein riesiger Jubel den Saal. Gauck betritt die Bühne.
Entgegen den Erwartungen der meisten, der Nachmittag würde auf ein langatmiges Geschichtsseminar hinauslaufen, belustigt und erweckt Herr Gauck das Publikum mit seiner charismatischen Art zu reden. Mittels der fiktiven jugendlichen Figuren Marie und Paul versucht er, seine sowie die allgemeine Geschichte der ehemaligen DDR vor allem den Schülerinnen und Schülern nahe zu bringen. Was ihm gelingt! Die damalige Parteidiktatur unter der SED, welche die gesamte Bevölkerung in all ihren Lebenslagen unterdrückte, scheint in diesen Minuten lebendiger und gegenwärtiger zu sein als in den Geschichtsstunden zuvor. Große Augen, gebannte Blicke sowie schmunzelnde oder sogar leicht geöffnete Münder spiegeln die stille Begeisterung des Publikums wider.
Was nahmen wir mit?
Gauck sagt: Glück sei nicht etwa materiell, sondern vielmehr durch die Chance definiert, Verantwortung zu übernehmen - sei es, an politischen Wahlen teilzunehmen, sei es, generell Missstände in unserem aktuellen System zu erkennen und diese zu bekämpfen.
Wahre Worte, welche uns selbst Tage nach diesem 15. September zum Nachdenken anregen (sollen).
Katharina Heuer, Jg.12; Foto: © newsclick.de
Mittwoch, 6. Oktober 2010
Sportfest der 5. und 6. Klassen - ja, wo laufen sie denn?
Laute Rufe und Klatschreime sorgten am Freitag, den 10. September 2010, für viel Elan bei den Schülerinnen und Schülern, die am alljährlichen Sportfest teilnahmen. Zahlreiche Disziplinen sorgten für Amüsement und Ehrgeiz: unter anderem Weitsprung, Staffellauf und Zielwerfen.
Die alljährliche Anspannung besteht allerdings im Seillauf: Ein 30-minütiger Lauf, bei dem sich 6 bis 8 Schüler an einem Seil festhalten und gemeinsam, mit dem richtigen Tempo, eine Runde laufen müssen. Selbstverständlich wird innerhalb der Klasse abgewechselt. Die Schwierigkeit liegt darin, das richtige Tempo zu finden. Auch nachdem die Schüler der verschiedenen Klassen so erschöpft waren, dass sie nicht mehr laufen konnten, verloren die Teamchefs nicht den Mut und nahmen fairerweise auch an dem anstrengenden Lauf teil: Herr Steinberg, Frau Schlüschen und auch Frau Bilke kämpften um den Sieg für ihre Klasse.
Die Verletztenquote blieb niedrig: Es gab nur einen Verletzten, der eine Zerrung erlitt. Mit freundlicher Unterstützung der 10a wurden faire Bedingungen für alle Teilnehmenden geschaffen. Das gegenseitige Anfeuern und die Laolawellen waren für alle Teilnehmenden eine großartige Motivation.
Die 5e und die 6d gewannen das Sportfest mit Fairplay und sportlicher Begeisterung.
Allerdings ging niemand leer aus,denn es gab für jede Klasse einen Softball und eine Urkunde, die von nun an den Klassenraum zieren dürfte.
Der Aufwand für das Sportfest lohnte sich: Alle gingen glücklich nach Hause und freuten sich schon auf das nächste Sportfest.
Kristin Schulz, Klasse 9, Bilder: Lena Bartosch
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