Gendern
heißt Verändern. Anna
Lenja Epp über die große Bedeutung von kleinen Zeichen.
Heutzutage
finden sich in vielen Texten Gendersternchen, auch Asteriske genannt.
Obwohl sie das durchaus sinnvolle Ziel vertreten, Menschen aller
Geschlechter beziehungsweise Gender gleichermaßen in der Sprache
abzubilden, treffen sie auf viel Gegenwind. Doch was spricht
eigentlich dagegen?
Zunächst besteht vereinzelt die Annahme, beim Gendern handele es sich um eine Art Aufzählung, bei der die jeweiligen männlichen und weiblichen Formen einfach beide genannt würden. Dementsprechend schriebe mensch beispielsweise statt des Wortes „Schüler“ die Worte „Schülerinnen und Schüler“, was eine Verdreifachung der Wortanzahl bedeuten würde und sehr umständlich wäre. Allerdings ist dies nicht die angestrebte Form und deshalb auch nicht nötig. Anstatt von „Schülerinnen und Schülern“ wird ganz einfach von „Schüler*innen“ gesprochen. Neben der kürzeren Zusammenfassung hat diese Form den Vorteil, dass sie Menschen aller Gender miteinbezieht.
Abgesehen
hiervon gibt es Personen, die der Meinung sind, selbst kleine
Sternchen inmitten von Worten würden ihren Lesefluss unterbrechen,
die Sprache gar hässlich erscheinen lassen. Da das vor allem bei
längeren Texten und auf Dauer hinderlich werden könne, verschließen
sich Einzelne komplett gegenüber dem Gendern und verlangen selbiges
auch von ihren Mitmenschen. Was betreffende Personen jedoch nicht
wahrnehmen, ist ihre sehr subjektive Sicht auf dieses Thema. Das
Gendern an sich abzutun, weil es einem*einer persönlich nicht
gefällt, erscheint mir doch sehr selbstsüchtig, vor allem wenn
mensch bedenkt, dass somit mehr als die Hälfte der Menschheit zur
Unsichtbarkeit verdammt wird.
Ein
ähnliches Argument gegen das Gendern liefert der nicht nur zu diesem
Thema häufig geäußerte Satz „Aber das haben wir doch schon immer
so gemacht!“. Hiernach bleiben Menschen lieber bei dem, was schon
existiert, und sehen keinen Grund für jegliche Veränderung, auch
wenn diese sehr wohl ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung
sein könnte. Das Problem bei dieser Sichtweise ist, dass sie
voraussetzt, die Sprache samt ihrer Bedeutung wäre ein nicht
veränderbarer Ort, den es zu beschützen gilt, weil sich sonst alles
in seine Einzelteile auflöst. Da das aber natürlich nicht der Fall
ist, macht dieses Argument schlicht keinen Sinn. Das Gendern führt
gewiss zu einer Veränderung, jedoch nicht zu einer Verschlechterung.
Denn der Ausbau von Gleichberechtigung ist ein Fortschritt, seine
Verhinderung ein Rückschritt.
Zusammenfassend
kann mensch also feststellen, dass Argumente gegen das Gendern häufig
sehr subjektiv sind, da sie die Lebensrealität anderer Menschen
ignorieren.
Letztendlich
geht es beim Gendern um Respekt gegenüber nicht-männlichen
Personen, der sich auf keinen Fall mit einer vermeintlichen Ästhetik
der Sprache oder schlichter Bequemlichkeit aufwiegen lässt. Es gibt
absolut keinen vernünftigen Grund dafür, die männliche Form als
allgemeingültig zu betrachten.
Stattdessen
müssen wir gendern und verändern!
Foto: Anja Lenja Epp
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen