Montag, 10. November 2025

Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel

„Auf die richtige Seite der Gitterstäbe kommen.“ Saskia Grünvogel und Enno Parfit vom Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzuges im Gespräch mit Simon Bao Bannier, Klara Olivia Bengsch und Cindy Gu (9m2) über Arbeit und Alltag in der JVA Wolfenbüttel.

 


Wir wollen Ihnen ein paar Fragen stellen.

Wollen wir uns erst mal vorstellen?

Ja, gerne.

Parfit: Enno Parfit ist mein Name, 50 Jahre alt, und ich bin Ausbildungsleiter am Bildungsinstitut des Niedersächsischen Justizvollzugs. Dort bin ich mit zuständig für die Ausbildung der angehenden Beamten in der Laufbahngruppe 1, 2 des Einstiegsamts, ehemals mittlerer Dienst.

Grünvogel: Und ich bin Saskia Grünvogel, 34 Jahre alt, und auch Ausbildungsleiterin am Bildungsinstitut. Ich würde vorschlagen, wir starten mit euren Fragen.

Wie viele Insassen befinden sich in der JVA?

Parfit: Das ist ganz unterschiedlich, denn wir haben in Niedersachsen 13 selbstständige JVAs. Da gibt es JVAs, die können 900 Gefangene unterbringen. Und dann gibt es kleinere JVAs, die können nur 200 Leute unterbringen. Insgesamt haben wir im Niedersächsischen Justizvollzug 4.772 Gefangene. Die setzen sich zusammen aus Männern, Frauen, Jugendlichen und Jugendarrest. Wollte ihr auch die Gefangenenzahl der JVA Wolfenbüttel wissen?

Gerne.

Parfit: Wir haben eine Kapazität in Wolfenbüttel, von, Saskia, hilf mir ...

Grünvogel: ... 351 ungefähr an Belegungskapazität.

Parfit: Da die JVAs im Land momentan ausgelastet sind, kann man immer sagen, dass Kapazität auch gleichzeitig die Insassenzahl ist. Die JVA Wolfenbüttel ist eine der Sicherheitsstufe 2, in Teilen 1. und somit mit einer der höchsten Sicherheitskategorien, die wir haben, mit einer Sicherheitsstation. Also nicht nur offener Vollzug oder Kurzstrafe. Wir haben auch lebenslangen Vollzug. Ab vier Jahren aufwärts.

Grünvogel: Kurzstrafen sind in Wolfenbüttel auch untergebracht. Die JVA Wolfenbüttel speziell ist eine Allroundanstalt. Wir haben da Inhaftierte, die zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt sind. Wir haben aber auch Leute, die nur eine kurze Strafe haben, vielleicht mal neun Monate oder so. Und die JVA Wolfenbüttel hat verschiedene Abteilungen. Es gibt zum Beispiel den offenen Vollzug. Das ist etwas für Gefangene, die fast vor der Entlassung stehen. Die dürfen schon mal außerhalb der JVA arbeiten oder vielleicht einen sogenannten Urlaub haben. Das bedeutet, dass sie übers Wochenende zum Beispiel mal nach Hause zu ihrer Familie können und dort auch schlafen dürfen.

Wann wurde die JVA gegründet?

Parfit: Der Niedersächsische Justizvollzug, wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Inkrafttreten der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die JVA Wolfenbüttel ist eine der ältesten Deutschlands.

Grünvogel: Teile der Anstalt in Wolfenbüttel sind sogar denkmalgeschützt. [Anm. d. Red.: Der älteste Gebäudeteil stammt von 1506; weitere Informationen gibt es hier: https://tinyurl.com/2c3omp5k].

Man kann über den Daumen sagen, Wolfenbüttel hat angefangen als Festungsbau. Das war weit vor Napoleon. Vom Strafvollzug oder Justizvollzug Niedersachsen reden wir aber erst von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Was war ihr verrücktes Erlebnis in der JVA?

Parfit: Weiß nicht, in Bezug auf Gefangenen?

Ja, in Bezug auf Gefangene.

Parfit: Einzelne Highlights gibt es so nicht. Das sind immer verschiedene Bereiche. Bei lebenslangen Gefangenen kommt es vor, dass in einer JVA geheiratet wird. Oder es gibt Ausführungen mit Gefangenen, dass man dann zu Hochzeiten eingeladen ist. Das ist dann etwas ganz Extravagantes. Zum Beispiel eine Beerdigung aus dem arabischen Kulturraum. Völlig anders, als wir das kennen. Oder Beerdigungen allgemein, dass man irgendwo mit hinfährt. Das sind außergewöhnliche Sachen.

Ansonsten gibt es Erlebnisse meistens im Bereich „psychisch auffällige Gefangene“. Im Zusammenhang mit Drogen, Drogenentzug. Da kommen Halluzinationen, ganz wilde Vorstellungen. Zum Beispiel kommt ein Gefangener rein, wenn er eine Störung hat, die auf eine Multiple Persönlichkeitsstörung zurückgeht. Plötzlich ist ein imaginärer Hund mit dem Haftraum. Dann muss man mit dem Hund sprechen, also mit dem Gefangenen in Kontakt treten. Da kommen die skurrilsten Situationen zustande.

Grünvogel: Wir hatten mal einen Gefangenen, der schon sehr alt war und tatsächlich einen imaginären Hund hatte, den er ab und zu ausgeführt hat. Dann ist er über den Flur gelaufen und hat so getan, als ob da ein Hund mitkommt. Und er hat Zahnbürsten in den Mund gesteckt und die probiert und meinte, die grünen schmecken besser als die roten und solche Sachen. Dann habe ich einen Gefangenen erlebt, der hatte anscheinend ganz viel Langeweile. Der wollte witzig sein und hat sich aus Handtüchern mit Klopapier und noch irgendwas eine Windel gebaut und meinte, er läuft jetzt die ganze Zeit durch unser Hafthaus über den Flur, nur mit einer Windel an.

Wie ist der Tagesablauf in der JVA?

Grünvogel: Der Tagesablauf ist geregelt. Die Gefangenen sollen ja auch dahin gebracht werden, dass sie wieder ein geregeltes Leben haben. Denn die meisten Straffälligen leben nur so in den Tag hinein und haben keine Struktur, gar nichts.

In der JVA beginnt an normalen Wochentagen der Tag morgens um 6 Uhr. Da müssen wir von Haftraum zu Haftraum gehen und eine sogenannte Lebenskontrolle machen. Wir machen die Tür morgens auf, sagen guten Morgen und der Gefangene sagt dann meistens guten Morgen zurück. Dann machen sich die Gefangenen fertig und rücken später zur Arbeit aus. Arbeit ist etwas ganz, ganz Wichtiges, was Struktur verleiht. Sie arbeiten bis 15 Uhr und werden danach aus den Arbeitsbetrieben, die eine JVA hat, wieder zurückgebracht.

Dann haben sie meistens ein bisschen Freizeit im Hafthaus. Sie können sich frei bewegen und vielleicht einen Gemeinschaftsraum benutzen, wo man sich hinsetzen und vielleicht ein Spiel spielen kann, wo man fernsehen, wo man eigentlich sämtliche Sachen machen kann. In einigen JVAs ist es so, dass sie nachmittags gemeinsam zur Freistunde rausgehen dürfen. Das ist der Aufenthalt im Freien, wie ein Hofgang. Sie dürfen das Hafthaus verlassen und sich eine Stunde lang draußen an der frischen Luft aufhalten. Danach gibt es irgendwann die Abendbrotausgabe.

Wenn das gelaufen ist, ist es meistens schon Zeit für den Nachteinschluss. Nachteinschluss bedeutet, jeder Gefangene geht wieder in seinen eigenen Haftraum. Und ja, wir schließen die dann ein, gucken noch, ob alles in Ordnung ist und dann ist Schlafenszeit. Es kann manchmal noch sein, dass ehrenamtliche Mitarbeiter kommen, die zum Beispiel Gruppen anbieten. Und vielleicht gibt es eine Spielgruppe am Nachmittag.

Parfit: Oder es gibt mal Projektgruppen, Gesangbands, Aboriginemusik gab es mal. Einmal hat die JVA ein bisschen Weihnachtsgesang gehabt. Das entsteht aus solchen Freizeitgruppen. Im Anschluss sind auch Fernsehteams reingekommen.

Grünvogel: Da hatten wir ein großes Konzert mit Max Giesinger.

Wie fühlt es sich denn an, jeden Tag mit Verbrechern zu verbringen?

Parfit: Es ist erst mal die Aufgabe des Justizvollzugs, wahrzunehmen, dass das verurteilte Menschen sind. Die Strafe gibt es vom Richter. Wir haben sie dann völlig unabhängig von der Strafe dem Gesetz entsprechend unterzubringen und zu behandeln. Da dürfen wir von der Sicherheitsstufe abgesehen keine Unterschiede machen. Das ist vielleicht, wenn man neu anfängt, erst mal ein komisches Gefühl, was sich aber nach einigen Wochen legt. Dann steht das eher im Hintergrund, dass das verurteilte Straftäter sind. Es ist ein relativ normaler Umgang mit den Menschen.

Sind in der JVA Wolfenbüttel Mörder inhaftiert?

Grünvogel: Ja, alles. Vom „Kaugummidieb“ bis hin zum Mehrfachmörder ist alles vertreten, was man sich an Straftaten so vorstellen kann. Es ist sogar so, dass es auch über den Internationalen Strafgerichtshof Den Haag verurteilte Kriegsverbrecher gibt, die zum Beispiel in einem Land viele Kriegsverbrechen begangen haben und verurteilt wurden. Sogar die sind ins kleine Wolfenbüttel gekommen und hatten da ihre Strafe abzusitzen.

Parfit: Aus Krisengebieten, aus Ex-Jugoslawien, wo es Vergehen gegen das Völkerrecht gegen Minderheiten waren. So etwas wird in Den Haag verhandelt und es kann es auch mal sein, dass Leute vom IS [der Terrororganisation Islamischer Staat, Anm. d. Red.] aus Syrien, Libyen hier herkommen oder im Land verteilt werden.

Hatten Sie schon mal Angst, zur Arbeit zu kommen?

Grünvogel: Nein.

Parfit: Nein.

Grünvogel: Es kommt einfach darauf an, wie man mit den Gefangenen spricht und umgeht. Die haben zwar teilweise sehr stark gegen das Gesetz verstoßen, aber trotzdem sind es auch Menschen. Und, wie gesagt, wir sind nicht dazu da, um diese Menschen zu verurteilen, das hat ja schon ein Richter gemacht. Wir sind nur dafür da, um zu gucken, dass wir es vielleicht schaffen, diese Menschen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Und da ist es wichtig, wie behandelt man die Leute, so kommt es auch meistens zurück. Wenn man freundlich und ausgeschlossen ist, muss man nicht zu allem Ja und Amen sagen, und wenn man die Leute gut behandelt, dann wird man in der Regel auch gut behandelt.

Wurden Sie schon mal von jemandem beleidigt?

Grünvogel: Ja.

Parfit: Ja.

Grünvogel: Das passiert häufig.

Einerseits könnte man sagen, das darf der nicht, dagegen erstatten wir Anzeige, wenn es wirklich schlimm ist, aber man darf auf der anderen Seite nicht vergessen, wir sperren die Leute ein. Dass wir dafür keine Blumen kriegen, ist auch klar.

Hat schon mal ein Insasse versucht zu fliehen.

Grünvogel: Aus Wolfenbüttel zu fliehen, das haben natürlich schon Leute versucht, das ist aber ganz lange her.

Parfit: Und fast unmöglich.

Grünvogel: Wo die meisten Leute fliehen, ist, wenn sie sogenannte Lockerungen bekommen. Also, wenn geguckt wird, wie verhalten die sich, stehen die vielleicht kurz vor der Entlassung, kann man erlauben, dass sie mal mit einem Bediensteten rausgehen. Meistens hauen die Leute bei solchen Lockerungen ab.

Parfit: Oder wenn sie selber raus dürfen und nicht wiederkommen.

Wollten Sie diesen Job schon immer mal machen?

Grünvogel: Der ist ganz spontan zu mir gekommen, dieser Job. Eigentlich wollte ich ursprünglich Polizistin werden. War auch schon auf der Polizeischule, mittlerweile ist es ein Studium. Durch eine Zeitungsannonce bin ich darauf aufmerksam geworden, dass es den Beruf in der JVA gibt und habe ihn dann auch bekommen.

Parfit: Ich war lange Soldat. Im Berufsförderungsdienst war Vollzug eine Möglichkeit. Bin ich aber so nicht drauf gekommen. Wurde auch gar nicht direkt angeboten. Erst durch Stöbern bin ich drauf gekommen. Und deswegen sind wir auch hier, weil wir das ändern wollen. Wir haben erst im Nachhinein davon erfahren. Es wäre besser gewesen, wenn es schon früher präsent gewesen wäre und sich junge Leute dafür viel früher und bewusster entscheiden können. Deshalb nehmen wir auch sehr gerne solche Termine wir mit euch an, damit es andere leichter haben, auf die richtige Seite der Gitterstege zu kommen.

Was war denn euer schlimmster Fall?

Grünvogel: Die schlimmste Straftat?

Ja.

Parfit: Für mich sind Verbrechen am schlimmsten, die mit Minderjährigen oder Kindern zu tun haben. Egal, welche Straftat das speziell ist, das ist am schwersten, damit umzugehen. Das ist für mich die schlimmste Kategorie der Verbrechen. Es gibt auch ganz viele Gewaltstraftäter, Mehrfachmörder. Aber Kinder, das ist für mich das Schlimmste.

Was sind die Vor- und Nachteile, in einer JVA zu arbeiten?

Parfit: Der Vorteil ist ganz klar: das Gesamtsystem öffentlicher Dienst. Auch Beamter zu sein, ein gesichertes Auskommen zu erhalten, einen verlässlichen Dienstherren zu haben, geregelte Dienstzeiten, die Nähe zum Heimatort.

Grünvogel: Was ich auch als Vorteil empfinde, ist, wenn man unsere Arbeit mit der Polizei vergleicht. Die Polizei arbeitet ja meistens mit denselben Menschen. Wenn jemand bei C&A Klamotten klauen geht, kommt die Polizei und nimmt den mit. Später wird er vom Richter verurteilt und landet bei uns. Was in der JVA dann besser ist: Wir kennen die Leute. Polizisten sehen die nur kurz. Wir arbeiten tagtäglich mit ihnen. Wir wissen, wenn die ihr Verhalten ändern, dann ist vielleicht etwas im Busche, da müssen wir aufpassen. Und sie haben keine Waffen. Wenn ein Polizist jemanden auf der Straße anspricht, weiß der erstmal nicht, was der in seinen Taschen hat. Wir in der JVA wissen es.

Wie gehen Sie mit Drogenabhängigen um?

Grünvogel: Eigentlich gehen wir mit Drogenabhängigen um wie mit allen anderen Gefangenen auch. Wir müssen nur ein bisschen wachsamer sein, denn meistens ist es so, dass Drogenabhängige auch psychisch nicht mehr ganz auf der Höhe sind und da Probleme haben. Natürlich kann jeder Mensch von jetzt auf gleich erst freundlich sein und dann ganz böse werden, aber bei Drogenabhängigen geht das viel schneller.

Parfit: Von der Medizin werden sie substituiert, d. h. sie kriegen, wenn sie abhängig sind, medizinische Ersatzdrogen, und wir sind dann dafür verantwortlich, dass das in der richtigen Menge rausgegeben wird. Für die Sicherheit sind wir auch zuständig, denn steigender Drogenkonsum ist nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern auch ein Problem in den JVAs und viele Insassen sind psychoaktiv. Sie können sogar bei längerem Konsum den Charakter verändern und damit haben wir dann schon zu kämpfen, wenn sich die komplette Persönlichkeit verändert. Das ist eine Herausforderung auch für die Zukunft.

Sie haben gesagt, dass die Inhaftierten Jobs haben, was sind das denn für welche?

Grünvogel: Das sind teilweise relativ einfache Jobs. Die JVA erledigt auch kleinere Arbeiten für Firmen. Wir hatten zum Beispiel mal etwas von Westermann. Die fertigen Schulbücher und Hefte haben die Gefangenen sortiert und in Verkaufspakete gepackt.

Parfit: Von Pelikan gab es auch mal einen Auftrag, die Tuschkästen zusammenzubauen, schon länger her. Auch Mappen falten für Banken, für Kreditverträge. Oder wenn Schrauben im Baumarkt abgezählt sind, das haben meistens Gefangene angefertigt.

Grünvogel: Oder den  Stoffbezug für Bügelbretter zusammennähen. Aber es gibt auch andere Arbeiten für Gefangene, zum Beispiel die Arbeiten in der Küche. So eine JVA kocht ja auch selber und dann gibt es Gefangene, die kochen mit und können als Kochhelfer ausgebildet werden. Manche JVAs bilden auch aus. Oder man macht eine Qualifizierungsmaßnahme für Lagerlogistik. Garten- und Landschaftsbau ist auch viel vertreten.

Parfit: Schweißer, Schlosser.

Grünvogel: Genau. Und ansonsten kann man in der JVA auch seinen Schulabschluss nachmachen.

Parfit: Studieren sogar.

Grünvogel: Also eine riesengroße Palette.

Sie haben gesagt, dass manche Insassen fliehen. Sperrt sie die Polizei dann erneut ein, auch wenn sie bald vor der Entlassung sind?

Parfit: Selbst wenn es drei Minuten werden.

Grünvogel: Wenn jemand flieht oder abhaut, wird in dem Moment die Haftstrafe gestoppt und die Person wird von der Polizei gesucht. Es wird eine Fahndung eingeleitet. Manchmal findet die Polizei die Leute schon nach einer Stunde, manchmal erst nach mehreren Monaten. Wenn die Polizei den geflohenen Gefangenen wieder hat, lädt sie den ins Auto ein und dann stehen sie an der JVA und bringen ihn zurück. Dann geht der Rest der Strafe ganz normal weiter.

Parfit: Die Flucht an sich ist keine Straftat, weil der Drang nach Freiheit ein Grundrecht ist. Begeht der Gefangene aber Straftaten auf dem Weg zur Flucht, befreit sich durch Gewalt, richtet Sachschäden an, dann wird neu verhandelt und es kann sein, dass die Haftzeit sich verlängert. Aber für Flucht an sich nicht.


Foto: JVA.


 

Freitag, 24. Oktober 2025

Dennis Schröder

„Mit meiner Familie sein, mit meinen Kindern, meiner Frau, das ist das Wichtigste, auch vor dem Basketball.“ Ayham Haj Hammadeh (6a) trifft Dennis Schröder und gibt die Präsentation seines Buchs in Auszügen wieder.

 


Ende September war Dennis Schröder nach dem Gewinn der Basketball-Europameisterschaft in Braunschweig. Vor der Präsentation seines Buchs „Wir Jungs vom Prinzenpark“ durfte unser Autor Dennis Schröder auf dem Basketballfeld im Prinzenpark trotz des engen Zeitplans kurz befragen. Nach der Buchpräsentation im Wirtshaus „Heinrich“, die wir in Auszügen unten wiedergeben, ging es für den Star direkt zum Flughafen ab nach Sacramento, wo er diese Saison spielt.

 

Was bedeuten für Sie die Titel Weltmeister und Europameister?

Die beiden Titel bedeuten mir alles. Für die deutsche Nationalmannschaft zu gewinnen, sind glaube ich die größten Erfolge, die man erzielen kann. Ich freue mich, dass wir es geschafft haben und amtierender Welt- und Europameister sind.

Wie haben Sie Ihre Schulzeit an der IGS Franzsches Feld erlebt?

Franzsches Feld war eine schöne Zeit. Ich habe viele Sachen gemacht, war aktiv, viele Freunde, die ich bis jetzt noch habe, kennengelernt. Lehrerinnen, Frau Weihe zum Beispiel, die jetzt nicht mehr bei der IGS Franzsches Feld arbeitet. Aber viele Bindungen, Freundschaften und natürlich die Schüler an sich haben mich unterstützt.

Was machen Sie gerne, wenn Sie kein Basketball spielen?

Mit meiner Familie sein, mit meinen Kindern, meiner Frau, natürlich mit meiner ganzen Familie. Ich glaube, das ist das Wichtigste, auch vor dem Basketball. Und da versuche ich, so viel Zeit wie es geht, mit meiner Familie zu verbringen.


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„Dass man wirklich alles erreichen kann im Leben“. Unser Autor durfte die Präsentation von Dennis Schröders Buch mitschneiden. Wir haben einige Teile ausgewählt und mit Überschriften versehen. Außerdem gibt es unten einen Ausschnitt aus dem Buch.

 

Was besonders war in der letzten Woche in Braunschweig

DS: Im Endeffekt alles, was wir in Braunschweig gemacht haben, der Support, dass ihr alle hier seid. Vielen, vielen Dank, dass ihr so reichlich am Start seid. Aber der Empfang war schon was ganz Besonderes für die Stadt, für mich, für meine Familie.

 

Ob er den Titel schon realisiert hat

DS: Nee, noch nicht. Ich habe es tatsächlich noch nicht realisiert. Wir haben als Team sehr gut trainiert, sind zusammengekommen, die Teamchemie hat gepasst. Dann kam die EM in Finnland und am Ende die K.O.-Phase in Riga, in Lettland. Das war was Besonderes. [...]

Ich glaube, wenn ich im Flieger bin, dass ich das alles mal ein bisschen wieder abspiele. Was alles passiert ist in den letzten acht oder zehn Wochen jetzt. Und ja, das dann wirklich auch genießen kann.

 

Warum es das Buch gibt

DS: Ich glaube, ich habe eine sehr spezielle Geschichte zu erzählen, wie wir aufgewachsen sind, aber zu dem Buch hat meine Frau mich motiviert. Sie hat gesagt, es wäre cool, wenn wir ein Kinderbuch machen und die Kids ansprechen, aus Braunschweig, Deutschland, dass man ein bisschen Motivation ausspricht, ein bisschen Visionserweiterung, dass man wirklich alles im Leben erreichen kann, mit Familie, mit Freunden, im Zusammenhalt, dass man wirklich alles erreichen kann im Leben.

 

Der Autor von „Wir Jungs vom Prinzenpark“  Christian Tielmann

Das fing ganz normal an. Ich sitze in Detmold am Schreibtisch rum, Telefon klingelt, ist Steffi dran, die Lektorin, und Steffi sagt, hör mal! Der Dennis Schröder will ein Buch schreiben, machst du mit? Und ich sage: was? Und dann sag ich, ja klar. [...]

Richtig los ging's natürlich, als wir zusammen nach Braunschweig gefahren sind und Dennis und Ellen [Dennis Schröders Frau] kennengelernt haben, Che [Dennis Schröders Bruder] und Maiki [seinen Freund]. Maiki hat einfach von früher erzählt. Und da dachte ich, das ist echt die Story, da hatte ich Lust drauf. Dann haben wir uns getroffen, unterhalten im Café. Ich dachte, von meiner Seite ist das alles klar, und war dann gespannt, was Dennis sagt. Ellen entschied das letztlich. [...]

Maiki hat gesagt, du musst mit mir sprechen. Und ich hab gesagt, erzählt doch mal. Trefft euch, erzählt. Der Ausgangspunkt für dieses Buch waren die Geschichten aus Dennis' Kindheit. Und ich hab gesagt, wenn ihr euch trefft und über früher erzählt, dann schickt mir das, was ihr da aufnehmt. [...]

DS: Ja, wir haben ein oder zwei Stunden die Geschichten erzählt von früher und haben das dann Christian zukommen lassen. [...]

Christian Tielmann: [Das war] eine Kindheit geprägt von viel Bewegung und richtig guten Freundschaften, die zum Teil bis heute dauern. Diese Freundschaften sind hier in Braunschweig auf der Straße und im Park und im Jugendzentrum entstanden. Freundschaft und Familie waren sehr prägend in der Kindheit. [...]

DS: Ja, wir haben wirklich jeden Tag etwas gemacht mit den Jungs.

 

Wie Dennis Schröder das Buch fand als er das zum ersten mal gesehen hat

Als ich es gelesen habe, waren da natürlich ein paar Sachen, wo ich gesagt habe, okay, cool, aber das müssen wir noch ein bisschen beschreiben. Und ich hatte bei der Illustration so eine Zahnlücke am Anfang. Die hat, glaube ich, Maiki jetzt bekommen, weil ich die nicht haben wollte.

 

Der Illustrator des Buchs – Jan Saße

Ich habe einen Anruf gekriegt von einer Kinderbuchmesse, da ging es darum, schnell eine Zeichnung zu machen, denn es gibt einen Wettbewerb unter Verlagen, der beste Verlag kriegt den Auftrag. Dann habe ich innerhalb von 2-3 Stunden diese Illustration gemacht und zurückgeschickt. [...]

Später ging es um die Kinderfotos, da habt ihr ganz viel zusammengesucht, ich glaube, vom Kühlschrank fotografiert, viele Kinderfotos von Dennis und Che, und die anderen hatten auch ihre alten Bilder. [...]

Der erste Entwurf, das war Dennis als Erwachsener, und hinter ihm stand ein jünglicher Dennis und ein neunjähriger Dennis und ein Baby Dennis mit einem großen Ball in der Hand. Ich habe das später noch ein bisschen verfeinert. [...]

Es gibt eine kleine Stirnfalte auf diesen Illustrationen, die hast du, Dennis, in echt nicht, glaube ich, aber die war wichtig, um diese Determination zu zeigen: Ich will, ich mache, ich schaffe das. Das zeichnet alle Illustrationen von Dennis und von den Jungs aus, dass sie aktiv waren, dass sie etwas erreichen wollten, dass sie diesen Prinzenpark als Sieger verlassen wollten. [...]

DS: Als Kind wollte ich immer NBA-Spieler werden. Das war meine Priorität. Ich wollte Basketball spielen und immer einer der besten sein. Ich mache jetzt auch ein bisschen Kleidung. Ich glaube, das wäre damals mein Plan B gewesen, dass ich in die Fashion gehe. Aber weil ich halt an Nummer 1 Basketball hatte, habe ich da alles reingesetzt, und ich hatte natürlich Support von meiner Familie. Wir haben es dann zum Glück geschafft.

 

Inspiration durch den Bruder Che bei Klamotten

DS: Als wir angefangen haben zu skaten, hat er sich schon Videos angeguckt. Er hatte schon ein paar Klamotten. Er hat mich die auch tragen lassen, weil ich ihn immer genervt habe. Ich dachte, lass mich das mal anziehen, bitte. Es war ein bisschen zu groß, aber ich habe es trotzdem getragen. Und wir sind ja immer noch in der Fashion. Wir machen natürlich viel Basketball, aber Fashion machen wir trotzdem noch. Wir stimmen uns auch ab bei vielen Sachen. Das ist eigentlich so eine Familienatmosphäre, wo alle ein bisschen ihre Ideen teilen.

 

Die Jugend im Prinzenpark

DS: Das ist eine meiner Stationen, wo ich entdeckt wurde. Und wirklich strukturiert Basketball gespielt habe. Wir haben im Prinzenpark sehr, sehr viel Zeit verbracht. Skateboard fahren, aber auch Basketball. Das ist wirklich ein wichtiger Bestandteil meiner Geschichte. Deswegen komme ich auch noch jedes Jahr, jeden Sommer hierher und versuche, mit den Leuten zu spielen. Der Court ist jetzt auch zwei Courts. Einmal für die Kiddies und einmal für die Großen. Früher war das so, dass die Großen immer spielen durften. Wir hatten nur ein Feld. Und die Kleinen mussten zuschauen. Das wollten wir beheben, indem wir zwei Felder bauen, eins für die Kinder und ein Feld für die Großen.

 

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Zum Abschluss las Christian Tielmann leicht verändert einen Ausschnitt aus dem 2. Kapitel, den wir hier gekürzt wiedergeben:



 

[...] der sogenannte Dunking. Dabei springt der Spieler hoch und stopft den Ball in den Korb. Am großen Korb hatte ich als Kind natürlich noch keine Chance auf einen Dunk, aber üben wollte ich trotzdem.

Dummerweise hatte ich aber noch keinen eigenen Basketball, außerdem war ein fürchterliches Gewitter angesagt [...]. Es war Sommer und in diesem Sommer gab es bei meinem Freund Maiki jeden zweiten Tag Spaghetti mit Tomatensauce. Ich weiß nicht genau warum. Vielleicht gab es die im Sonderangebot. Jedenfalls standen seine Eltern voll auf Tomatensoße.

Nach der Sache mit dem Dunk hat sich das aber geändert. Wir lassen uns doch von so einem Gewitter nicht den Tag verderben, sagte ich, als wir in Maikis Zimmer saßen. Genau, stimmte Maiki mir zu.

Wir üben den Dunk, entschied ich. Den Dunk, fragte Maiki etwas unsicher? Den Dunk, wiederholte ich.

Nee, klar, unbedingt, bei mir im Zimmer, super Idee, sagte Maiki. Nur, äh, [...] ich habe keinen Basketball und auch keinen Korb.

Maikis Zimmer war nicht viel größer als meins. Er hatte nur Platz für sein Bett, seinen Schrank und seinen Schreibtisch, auf dem sich allerlei Kram stapelte, der da streng genommen nicht hingehörte: [...]

Sein Papierkorb stand als Hilfsbasketballkorb auf dem Kleiderschrank. [...] Jetzt fehlte nur noch ein Basketball. Wir haben erst mal Bälle aus Papier gebaut. [...]

Ein Spiel sollte genau zehn Minuten dauern. Wer dann die meisten Körbe geworfen hatte, würde gewinnen.

Wir haben hart gekämpft. Ich habe Papierkugeln vom Bett aus im Papierkorb versenkt. [...] Maiki pfefferte jede Menge Papier, Pappe und schließlich sogar Teile seines Kassettenrekorders am Papierkorb vorbei auf den Schrank.

Und gerade, als er beim Stand von 15:10 doch noch mal getroffen hatte und so auf 15:13 gefährlich verkürzen konnte, ging die Tür auf. [...]

Herein kam zuerst nur eine Mülltüte. Eine volle Mülltüte. Hinter ihr kam Maikis Zwillingsschwester Maggie. Und zwar stinksauer. Du wirst den Müll runterbringen, Maiki!

Ich warf meine letzte Papierkugel in einem herrlichen Dunk in den Korb.

Da Maiki gerade hinten lag und er nur noch eine Minute hatte, wollte er sich natürlich nicht von so einem Müll wie dem Müll ablenken lassen. [...]

Maggie war unser Spiel völlig egal, sie ließ die Mülltüte einfach fallen und marschierte aus Maikis Zimmer. Die Sekunden rasselten nur so runter. [...] Ich suchte verzweifelt nach weiteren Bällen. Maiki auch. Und plötzlich fiel unser Blick auf ein paar richtig gute Geschosse. Die lagen in der Mülltüte. Es waren Tomatendosen.

[...] Für uns ging es um ALLES. [...] Draußen schepperte noch einmal der Donner. Von unten donnerte die Nachbarin. Und Maiki und ich warfen die Dosen Richtung Korb. Maiki zog seine Distanzwürfe mit den Dosen durch und traf den Korb fast. Die Dosen waren natürlich leer. Also, äh, fast.

Am Ende stand es 21:15. Ich hatte gewonnen.

Dann aber kam Maikis Mutter nach Hause. [...] Sie hat sofort meinen Vater angerufen, damit er sich das auch mal anschauen konnte. [...] Genau genommen war das der Tag, an dem ich das erste Mal von der NBA gehört habe. Es war nämlich in Maikis Kinderzimmer nach der Tomatensoßensauerei, als mein Vater zu mir sagte: Versprich mir zwei Dinge, Dennis.

1.     Eines Tages spielst du in der NBA und du wirst Weltmeister.

2.     Du hilfst Maiki sofort, die Sauerei wegzumachen! [...]

Ich habe meine Versprechen gehalten. [...]

 

Dennis Schröder mit Christian Tielman: „Wir Jungs vom Prinzenpark“. Illustriert von Jan Saße. Hardcover, 144 Seiten. ISBN 978-3-551-55953-1. EUR 14,00

 

 

Bild mit Dennis Schröder: privat

Cover: Carlsen Verlag

 

Freitag, 10. Oktober 2025

Berufsvorstellung

Was macht eigentliche eine Grafikdesignerin? Luisa Hanke und Viktoria Palazzo (5a) befragen Alexandra Struve.

 


 


Fangen wir ganz einfach an: Was ist eigentlich Grafikdesign?

Beim Grafikdesign geht es darum, Inhalte visuell darzustellen. Das passiert heutzutage hauptsächlich am Computer.


Braucht man dazu bestimmte Werkzeuge? Oder reicht ein Stift?

Ein Stift kann helfen, aber meistens arbeiten wir mit Grafiktabletts, Monitoren und entsprechender Software. Es kommt immer darauf an, was man genau gestalten möchte.


Für welche Zielgruppen arbeiten Sie denn hauptsächlich?

Das hängt vom Kunden ab. Ich richte mich nach dessen Branche und Zielgruppe. Manche möchten eher große, auffällige Designs, andere lieber etwas Zartes und Verspieltes.


Gestalten Sie immer genau das, was der Kunde möchte? Oder haben Sie auch kreativen Freiraum?

Natürlich geht es in erster Linie darum, was der Kunde möchte – schließlich bezahlt er dafür. Aber manchmal muss man auch Überzeugungsarbeit leisten, wenn man merkt, dass etwas anderes besser zur Zielgruppe passen würde. Es geht eben darum, was die Zielgruppe anspricht – nicht nur, was der Kunde schön findet.


Das heißt, Sie denken immer vom Endnutzer her?

Genau. Der Kunde kauft bei mir ein, aber er verkauft am Ende an seine Zielgruppe. Deshalb ist es wichtig, deren Bedürfnisse zu verstehen.

Was gestalten Sie konkret? Gibt es da typische Aufträge?

Das ist sehr unterschiedlich. Oft gestalte ich Flyer, zum Beispiel für Veranstaltungen oder Aktionen. Aber auch Logos, Bücher, Fahrradkarten, Webseiten – da ist alles dabei.

Vielen Dank für das Gespräch!

Gerne, danke auch!

 




 

Bilder/Designs: Alexandra Struve, DESIGN UND ICH


Freitag, 26. September 2025

Systemsprenger

„Andere Wirklichkeitskonstruktionen als man selbst“. Hendrik Ruppert, Abteilungsleiter für (teil-) stationäre Jugendhilfe der AWO Braunschweig, spricht mit Clara Kuhle (9ms1) und Emma Stiepel (9m1) über seine Arbeit.

 


 

Wie bist du zu dem Job gekommen?

Ich habe Fachabitur Sozialwesen gemacht, habe dann Soziale Arbeit studiert, später den Master in Sozialmanagement gemacht und mich dann hier beworben. Ich wollte gerne die Möglichkeit haben, Jugendhilfe mit zu gestalten.

Wie lange machst den Job schon und wie lange hast du vor, das zu machen?

Hier bin ich jetzt seit fünf Jahren und sieben Monaten. Wie lange ich das noch mache, kann ich nicht sagen. Es verändert sich ständig irgendwas und deswegen bleibt der Job auch echt spannend.

Ist der Tagesablauf täglich gleich und wie sieht er so aus?

Absolut nein. Ich habe jeden Tag aufs Neue keine Ahnung, was mich alles erwartet. Es ist immer unterschiedlich. Es gibt zwar regelmäßige Termine, Teamsitzungen und ähnliches, aber was drumherum passiert, weiß ich meistens erst, wenn es so weit ist.

Was heißt es, 24/7 erreichbar zu sein und was heißt das für dich und deine Familie?

Es bedeutet erst mal, dass mein Handy durchgehend angeschaltet ist und meine Mitarbeitenden mich immer erreichen können, also auch nachts und am Wochenende. Wir haben mittlerweile das Ganze ein bisschen anders aufgestellt. So habe ich auch Wochenenden, an denen ich nicht erreichbar bin. Da sind meine Kolleginnen und Kollegen dann für mich erreichbar. Was das bedeutet? Dass man sich ein Stück weit einschränkt. Ich kann nicht einfach sagen, ich fahre jetzt mal am Wochenende an die Nordsee mit meiner Familie, weil wir gerade Lust zu haben. Ich muss auch innerhalb kurzer Zeit in der Lage sein, in den Gruppen sein zu können, falls es Notfälle gibt. Das ist dann schon eine Einschränkung für die ganze Familie. Abgesehen davon, ist es auch so, selbst wenn wir planen zu grillen, dass es sein kann, dass ich angerufen werde, dass ich arbeiten muss.

Wie viel vorher musst du denn Urlaub planen, damit alles rechtmäßig abläuft?

Urlaubsplanung machen wir immer im Oktober fürs Folgejahr. Alle Urlaubstage bis auf fünf müssen wir verplanen. Die Wochenendregelung haben wir im Moment noch so, dass wir sie von Monat zu Monat planen. Gestern haben wir uns den Sommer genauer angeschaut und bis einschließlich August alle Wochenenden verteilt. Wenn man besondere Termine hat, kann man das schonmal eintrage. Im September zum Beispiel weiß ich schon, dass ich an einem Wochenende auf jeden Fall frei habe, weil dann Geburtstage anstehen.

Was möchtest du in der nächsten Zeit erreichen?

Ich möchte insbesondere mein Projekt in Goslar weiter voranbringen [ein Projekt für Jugendliche, die aus anderen Wohngruppen rausgeflogen sind, Anm. d. Red.]. Wir sind gerade dabei, das Konzept etwas detaillierter zu schreiben, und wollen weitere Erkenntnisse aus unserer Arbeit gewinnen, die wir übertragen können auf alle anderen Gruppen.

Gibt es Probleme in Goslar, dass ihr das nochmal umstellen müsst?

Nein. Die Schwierigkeit in Goslar ist, dass wir dort nicht wie in den anderen Wohngruppen kein festes Regelwerk haben, an dem sich neue Kolleginnen und Kollegen orientieren können, und es dadurch viel schwieriger ist, mit den Jugendlichen, die dort wohnen, zu arbeiten. Für jüngere Kolleginnen und Kollegen ist es einfacher, wenn man weiß, ich muss dann die Küche abschließen. Wenn der Jugendliche das tut, dann hat das diese Konsequenz. All das haben wir da nicht. Um aber trotzdem ein Rahmenwerk zu haben, an dem sich alle orientieren können und in der Lage sind, fachliche Entscheidungen zu treffen, wollen wir nochmal verdeutlichen, welche Idee hinter dem Projekt in Goslar steht.

Gibt es Erfolgsgeschichten, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Durchaus. Es gibt immer wieder Jugendliche, bei denen wir sehen, dass unsere Arbeit hilft. In Goslar beispielsweise ist das deutlich kleinschrittiger. In anderen Wohngruppen habe ich es schon erlebt, dass die Jugendlichen, nachdem sie bei uns gewohnt haben, in eigene Wohnungen ziehen konnten, Schulabschlüsse gemacht haben, Ausbildungen begonnen und abgeschlossen haben, sich mit ihren Eltern versöhnt haben. In Goslar müssen wir etwas kleinere Brötchen backen. Da ist es ein großer Erfolg, dass die Jugendlichen bei uns sind und uns vertrauen. Das haben wir in der Kürze der Zeit, im Juli werden es zwei Jahre, trotzdem schon einigermaßen geschafft.

Welche Aufgaben beinhaltet dein Job?

Zum einen bin ich die pädagogische Leitung der Gruppen, das heißt, ich achte darauf, dass hier das Konzept und die pädagogischen Strukturen eingehalten werden. Ich nehme an Hilfeplangesprächen teil, ich berate die Kolleginnen und Kollegen in den Wohngruppen, bespreche mit denen, wie wir pädagogisch mit unseren Jugendlichen arbeiten können. Auf der anderen Seite habe ich durchaus Personalverantwortung, das bedeutet, ich bin für Einstellungen mitverantwortlich, für Personalgespräche, dafür, dass es meinen Mitarbeitenden gut geht, dass sie auch über schwierige Dinge sprechen können mit mir. Ich bin für finanzielle Aspekte in den Wohngruppen verantwortlich, das heißt, ich schaue, dass wir in unseren Budgets bleiben, was Verpflegung angeht, Veranstaltungen, Gruppenbudget, Bekleidungsbudget, aber auch, dass Investitionen getätigt werden, das heißt, wir machen immer eine Investitionsliste für jedes Jahr. Wenn wir beispielsweise einen Schuppen im Garten bauen wollen, müssen wir das im Jahr davor planen, Kosten angeben, und dann habe ich einen bestimmten Zeitraum, in dem ich das umsetzen kann. Wir haben Budgets für die Ausstattung in den Zimmern der Jugendlichen, da achte ich eben auch darauf, dass wir nicht zu viel ausgeben, aber die Jugendlichen trotzdem Sachen für ihre Zimmer kaufen können.

Wie geht ihr damit um, wenn Systemsprenger etwas kaputt machen?

Ja, dann haben wir ein bisschen mehr Geld zur Verfügung. Das haben wir mit den Jugendämtern verhandelt. Es war allen klar, dass das in Goslar eher passieren kann. Auch in anderen Gruppen gehen Dinge kaputt, Jugendliche machen Dinge kaputt, da reicht es manchmal schon, wenn die Schranktür zugeworfen wird und aus den Angeln fliegt. In Goslar haben wir einfach ein bisschen mehr Budget pro Jugendlichen, damit wir kaputte Möbel möglichst schnell reparieren oder ersetzen können.

Ist es nicht auch gefährlich, wenn man alle Systemsprenger in einer Wohngruppe hat?

Ja, das hat seine Risiken und es können sicherlich nicht alle, die unter diesem Begriff subsumiert werden, bei uns wohnen. Das würde nicht funktionieren. Wir müssen schon auch Risikoabschätzungen machen, aber wir versuchen trotzdem, für möglichst viele junge Menschen ein Zuhause zu bieten, die das bisher so nicht erleben durften. Das ist ja meistens der Fall. Die jungen Menschen, die zu uns nach Goslar kommen, das sind diejenigen, die aus anderen Wohngruppen rausgeflogen sind. Oft wegen ihres Verhaltens, aber auch das Verhalten hat ja einen Grund. Und wir versuchen, denen einen Ort bieten zu können, an dem sie einfach sie selbst sein können, nicht verurteilt werden und zur Ruhe kommen können.

Was macht diesen Arbeitsbereich so besonders?

Die Arbeit mit den Menschen. Ich finde es einfach gut, helfen zu können. Es ist besonders, weil man relativ früh im Leben eines Menschen in einen Hilfeprozess einsteigt und wirklich dafür sorgen kann, dass sich das Leben eines Menschen noch nachhaltig ändern kann, obwohl derjenige oder diejenige vielleicht schon sehr viel erlebt hat, was kein Mensch erleben sollte. Das, finde ich, ist eine besondere Herausforderung, eine besondere Aufgabe und das mache ich sehr gerne.

Was sind die Ansprüche, die dieser Job fordert?

Flexibilität, eine gewisse Haltung Menschen gegenüber, sich selbst gegenüber, eine gewisse Robustheit, dass man nicht so schnell gestresst ist, dass man eine gewisse Ruhe auch in kritischen, schwierigen Situationen behält. Empathisches Denken. Ich denke, das ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die man braucht, um nicht nur meinen Job, sondern insgesamt in der Jugendhilfe arbeiten zu können. Man muss sich auf die Menschen, mit denen man es zu tun hat, einlassen können, verstehen können, dass sie eine andere Wirklichkeitskonstruktion haben als man selbst.

Wie sind die Jugendlichen untergebracht?

Gut. Die haben alle ein Einzelzimmer. Es gibt tatsächlich gesetzliche Vorgaben, wie groß ein Zimmer sein muss. Ich glaube es sind mindestens zwölf Quadratmeter. Es ist nicht so, dass es Gruppenduschen gibt. Es sind ganz normale Bäder mit Einzelduschen, Einzeltoiletten. Und alle haben ihr eigenes Zimmer. Die Zimmerausstattung ist am Anfang identisch. Wir haben einen Schreibtisch, einen Stuhl, ein Bett und einen Schrank. Danach wollen wir gemeinsam mit den Jugendlichen das Zimmer einrichten. Wenn noch eine Kommode dazukommen soll oder ein Schminktisch, was im Moment sehr angesagt ist, dann kaufen wir das halt nach und nach. Wenn sie Bilder an die Wand hängen wollen, ist das auch kein Problem. Eine Wand streichen, auch das wäre kein Problem. Und so versuchen wir, dass sich jeder Jugendliche sein Zimmer so einrichten kann, dass er sich wohl darin fühlt. Die Gemeinschaftsküche sieht aus wie jede andere Küche. Vielleicht ein bisschen größer, weil alle da sitzen können müssen. Ansonsten haben die Jugendlichen ein ganz normales Zimmer.

Wie sind die Kinder drauf, wenn sie zu dir kommen?

Das ist sehr unterschiedlich, logischerweise. Die meisten sind, wenn sie bei uns aufgenommen werden, skeptisch, manchmal traurig. Es kommt immer darauf an, warum sie bei uns untergebracht werden. Bei den jungen Menschen beispielsweise, die sich selbst beim Jugendamt vermeldet haben und gesagt haben, ich werde zu Hause geschlagen, ich bekomme kein Essen, irgendwelche ganz dramatischen Dinge, die sind erst mal ein Stück weit beruhigt, dass sie bei uns sein können, aber auch noch sorgenvoll, ob das jetzt hält, ob das besser wird als vorher, ob sie es richtig gemacht haben, ob sie ihre Eltern verraten haben. Das ist das Gefühl, was ganz oft kommt. Selbst wenn die Eltern sie vielleicht schlecht behandelt haben, es ist trotzdem ein Loyalitätskonflikt, wenn die Jugendlichen dann bei uns wohnen. Sie müssen sich erst darauf einlassen können, dass es ihnen bei uns gut gehen darf, ohne dass das schlecht für die Eltern ist. Das ist oft eine sehr gemischte Gefühlslage, die die Jugendlichen haben. Wenn sie gegen ihren Willen bei uns sind, sind sie meistens sauer, genervt, sagen uns, dass sie nicht bleiben werden, was auch erst mal in Ordnung ist.

In Goslar zum Beispiel ist es oft so, dass sie sagen, ja, ja, ich weiß schon, was ihr machen wollt, das ist alles doof, ich kenne die Jugendhilfe, die Jugendhilfe ist doof. Dann versuchen wir zu erklären, dass wir anders arbeiten als das, was sie bisher gekannt haben. Und dann sagen sie trotzdem, das glaube ich nicht, ich bin sowieso weg. Dann versuchen wir, nach und nach eine gute Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen. Wenn die Jugendlichen mit mir sprechen wollen, kommt es ein Stück weit darauf an, was sie von mir wollen. Manchmal wenden sie sich an mich, weil sie wollen, dass ich eine Entscheidung des Teams widerrufe. Zum Beispiel, eine Jugendliche möchte neue Schuhe haben, das Team sagt, kannst du haben, klar, aber nicht für 150 Euro, das ist zu viel. Und dann kommt die zu mir und ist ganz freundlich und sagt, ich hätte aber gern und könnten wir nicht, und dann sage ich auch nein. Weil das eben nicht drin ist. Manchmal kommen die Jugendlichen aber auch zu mir, weil sie wütend sind, weil ich vielleicht etwas entschieden habe, was sie doof finden. Oder weil das Team etwas entschieden hat, was sie doof finden. Sie wollen ihren Frust ablassen, das ist auch in Ordnung. Dann versuche ich, mir das anzuhören, nehme die Beschwerde auf und versuche, eine Lösung zu finden. Das geht aber nicht immer. Ich kann nicht alles wahrmachen, was sich Jugendliche so überlegen, das funktioniert nicht.

Wann kommen Jugendliche unfreiwillig in eine Wohngruppe oder zu dir?

Wenn die Eltern sagen, sie schaffen es mit ihnen nicht mehr, zum Beispiel. Also wenn die Jugendlichen viel abgängig sind, nicht zur Schule gehen, Drogen nehmen, klauen. Und die Eltern irgendwann sagen, ich schaffe es nicht, mein Kind so zu erziehen oder so. Für mein Kind da zu sein, dass das einen vernünftigen Lebensweg nehmen könnte.

Aus welchen Gründen sind die Jugendlichen da?

Das sind tatsächlich sehr unterschiedliche Gründe. Es liegt eigentlich immer daran, dass sie dort, wo sie vorher waren, nicht mehr sein konnten. Der Auftakt, warum Jugendliche oder auch Kinder in stationäre Jugendhilfe kommen, liegt meistens im elterlichen Haushalt. Da funktioniert irgendwas nicht mehr gut. Eltern und Kind kommen nicht gut miteinander klar. Es gilt ja erstmal der Grundsatz, dass die Kinder und Jugendlichen letzten Endes nur das umsetzen können, was sie vorher von ihren Eltern beigebracht bekommen haben. Und dann kann es eben sein, dass die Eltern das Kind schlagen. Das ist, sage ich mal, die simpelste Variante. Eltern schlagen Kinder, das geht nicht, darf man nicht, ist streng verboten in Deutschland, zu Recht, zum Glück. Und dann hat das Kind die Möglichkeit, dem Jugendamt Bescheid zu sagen, oder vielleicht merkt es ein Lehrer oder es merkt die Erzieherin im Kindergarten oder der Trainer beim Sport. Dann wird das Jugendamt informiert, die sprechen mit dem Kind und mit den Eltern, und dann wird das Kind untergebracht. Das kann ein Weg sein. Es kann aber auch sein, dass die Eltern einfach mit dem Verhalten des Kindes nicht mehr zurechtkommen, aus welchen Gründen auch immer. Dass das Kind beispielsweise nicht mehr zur Schule geht und sich weigert oder klaut oder vielleicht Drogen konsumiert. Und die Eltern sagen, wir schaffen es nicht, unser Kind weiterhin so zu betreuen, dass wir gut miteinander leben können. Oder dass ein Eltern- oder Geschwisterkind drangsaliert wird, und die Eltern es nicht schaffen, dass es damit aufhört.

Wie verhalten sich die Jugendlichen in den Wohngruppen?

Sehr unterschiedlich. Es kommt immer darauf an, warum sie da sind und was sie gerade so bewegt. Jeder Jugendliche verhält sich anders. Das ist nicht anders als bei euch zu Hause. Vielleicht ein bisschen extremer. Aber vom Prinzip her ähnlich. Dass man nicht immer die gleiche Laune hat, ist normal, auch, dass man sich nicht mit jedem versteht. Das sind ja Zwangsgemeinschaften. Wenn da acht Jugendliche in einer Regelwohngruppe zusammenwohnen, die suchen sich ja nicht aus, mit wem sie zusammenwohnen. Die mögen sich im Zweifelsfall nicht untereinander. Dann kommt es tatsächlich darauf an, wie ist die Laune gerade allgemein. Hat gerade irgendwer mit irgendjemandem Schluss gemacht? Gibt es mit den Eltern Stress, mit den Freunden? Hat man sich mit dem Betreuer gestritten? All das sind Dinge, die zusammenkommen und ein Verhalten beeinflussen. Von daher kann man nicht sagen, die verhalten sich ganz besonders. Die verhalten sich wie ihr auch, nur in der einen oder anderen Situation extremer. Vom Prinzip her sind das ganz normale Jugendliche.

Wie viele Jugendliche sind insgesamt in Wohnheimen?

Bei uns dürften es im Moment 150 sein.

Wie viele Wohneinheiten habt ihr?

Die Untergebrachten haben ungefähr 20 Angebote.

Wie hilfst du den Jugendlichen bei der Entwicklung?

Wir versuchen, ein stabiles Umfeld zu bieten, in dem Jugendliche sich bestmöglich entwickeln können. Das ist unser gesetzlicher Auftrag. Das bedeutet, dass wir versuchen, dass sie einen sicheren Ort haben, an dem es keine Gewalt für sie gibt. Dass sie einen Ort haben, an dem sie sich öffnen können, über ihre Probleme sprechen können. Dass sie Unterstützung bekommen bei allem, was alltäglich so anfällt. Also beim Aufstehen morgens zum Beispiel. Oder Arzttermine vereinbaren, die notwendig sind. Sich mit den Schulen auseinandersetzen. Freizeitangebote planen. Einfach ein Umfeld schaffen, in dem sich Menschen gut entwickeln können.

Müssen manche auch die Schule wechseln, wenn sie in irgendeine Wohngemeinschaft kommen und wie ist das dann für sie, wenn sie auf einer neuen Schule sind und dann noch ohne Eltern?

Natürlich kann es sein, dass sie die Schule wechseln müssen. Wir nehmen ja prinzipiell deutschlandweit auf. Wenn ich eine Anfrage aus München bekomme, dann werden sie die Schule wechseln müssen. Aber das kann unterschiedliche Ausprägungen haben. Für manche ist es gut, weil sie vielleicht vorher schon nicht mehr gut in der Schule zurechtgekommen sind oder keine Freunde hatten, weil sie gar nicht hingegangen sind. Dann ist ein Schulwechsel mit neuen Lehrern, neuen MitschülerInnen tatsächlich etwas Gutes. Für andere ist das schwieriger. Wir versuchen darauf zu achten, dass das möglichst selten passiert. Weil Schule vielleicht eine Instanz war, die konstant war. Gerade bei Eltern, die eine psychische Erkrankung habe, die nicht so stabil sind in dem, wie sie sich verhalten, in dem Fall kann Schule ein Ort sein, an dem die jungen Menschen wissen, da kann ich mich drauf verlassen. Und dann ist es natürlich wichtig, dass sie weiter diese Schule besuchen können. Ist aber nicht immer machbar und natürlich total doof. Dann müssen wir sehen, dass wir als Wohngruppe möglichst konstant für die jungen Menschen da sind, damit es wenigstens dort eine Sicherheit gibt.

Wie hat sich die Arbeit mit den Jugendlichen verändert?

Ich finde, der Drogenkonsum ist anders geworden. Es geht nicht mehr nur ums Kiffen. Es geht deutlich schneller um chemische Substanzen. Es geht mehr um Cybermobbing. Das, was online so los ist, ist ein viel größeres Thema. Wir merken immer wieder, dass die Jugendlichen sich nicht gut abgrenzen können. Bei uns ist es ja so, wenn XY mich über TikTok beleidigt hat, blockieren wir einfach. Die sagen aber, kann ich doch nicht machen. Geht doch nicht. Machen es also nicht. Beschweren Sie sich aber weiter, dass da beleidigt wird. Das ist für mich total sinnlos. Wir müssen uns aber damit beschäftigen, weil das Thema total wichtig ist. Was ich für mich wahrgenommen habe, ist, dass sich die Gewaltbereitschaft nicht verändert hat. Es gibt eine gewisse Gewaltbereitschaft wie in der gesamten Gesellschaft. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sich grundsätzlich in der Jugendhilfe eine höhere Gewaltbereitschaft zeigt. Wir haben keine großen Übergriffe auf Kolleginnen und Kollegen, keine massiven Übergriffe, auch nicht unter den Jugendlichen. Das ist nicht schlimmer geworden, als es vor 5, 6, 7, 8 Jahren war.

Wie gehst du mit Konflikten unter Jugendlichen um?

Es kommt immer auf den Einzelfall an. Und es kommt auch auf den Konflikt an. Streiten die sich, weil der eine die Nutella leer gemacht hat und der andere aber noch Nutella haben wollte? Oder streiten sie sich, weil etwas gestohlen wurde oder um irgendwas anderes? Und wie intensiv streiten sie sich? Meckern sie sich an? Beleidigen sie sich? Prügeln sie sich? Die Bandbreite ist unglaublich groß. Und entsprechend unterschiedlich gehe ich natürlich mit den Konflikten um. Meistens wird die erste Konfliktbereinigung in der Gruppe gemacht von meinen Mitarbeitenden. Und nur, wenn es ein bestimmtes Maß übersteigt, werde ich dazu geholt. Dann versuche ich mit den Jugendlichen zu sprechen. Wir versuchen immer, es grundsätzlich vernünftig zu klären, indem wir miteinander freundlich darüber sprechen.