Donnerstag, 19. April 2012

Möge das Glück euch immer hold sein!

Pünktlich zu Beginn der Osterferien ist einer der meist erwarteten Filme 2012 angelaufen: „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“. Tim Kneisel ist der Frage nachgegangen, ob der Hype berechtigt ist.
„Die Tribute von Panem“ spielt in einer postapokalyptischen Zukunft. Panem ist ein Land auf dem heutigen Gebiet der USA, das in zwölf Distrikte aufgeteilt ist. Jeder dieser Distrikte hat ein Spezialgebiet wie Industrie, Technologie oder Landwirtschaft und beliefert das Kapitol, in dem die Elite lebt. Um die Distrikte an einen verlorenen Freiheitskrieg zu erinnern, werden jedes Jahr in jedem Distrikt zwei Jugendliche ausgelost, die in einem mehrtägigen Kampf um Leben und Tod in der Wildnis gegeneinander antreten müssen. Diese sogenannten Hungerspiele werden live im Fernsehen übertragen, damit sich die Bewohner des Kapitols daran ergötzen können und die Bewohner der Distrikte nicht den Mut aufbringen können, eine weitere Revolution zu starten. Die Hauptfigur der Geschichte ist Katniss Everdeen, die sich als Tribut freiwillig meldet, als ihre kleine Schwester ausgelost wird, und ihr das Versprechen gibt, die Spiele für sie zu gewinnen.
Gemäß der Handlung und der Buchvorlage konzentriert sich der Film stark auf die Charaktere. Damit dies gelingt, braucht man natürlich gute Darsteller, von denen es hier glücklicherweise genug gibt. Alle Nebenrollen und Tribute sind passend besetzt und überzeugen, auch wenn man oft nicht viel von ihnen sieht. Stanley Tucci als herrlich überdrehter Moderator und Wes Bentley als kalkulierender Regisseur der Hungerspiele liefern hervorragende Leistungen ab. Auch Donald Sutherland als Präsident des Unrechtsstaates spielt gut, wird allerdings erst in den kommenden zwei Teilen mehr davon zeigen können. Nur der desillusionierte Trainer der Tribute, der jedes Jahr erneut Jugendliche auf ihren Tod vorbereiten muss, überzeugt zu Beginn nicht ganz, auch wenn das vermutlich teilweise an der deutschen Synchronisation liegt. Aber am wichtigsten ist in dieser Handlung natürlich die Hauptrolle, gespielt von Jennifer Lawrence. Sie zeigt mehr als deutlich, warum sie bereits für einen Oscar nominiert war (2011 für Winter’s Bone) und mehrere internationale Nachwuchspreise gewonnen hat. Sowohl in den Actionszenen als auch in den sanften Momenten spielt sie ihre Rolle überzeugend und mitreißend.
Regie, Kamera und Schnitt tun ihr Übriges, um die Atmosphäre zu unterstreichen. Zu Beginn wird leider etwas zu stark von verwackelter Handkamera Gebrauch gemacht, was recht nervig ist, später aber wird dieses Stilmittel besser verwendet und vermittelt das Chaos in der Arena an die Zuschauer. Der Soundtrack begleitet die Handlung und die Gefühlswelt der Protagonistin, fällt aber als eigenes Werk nicht unbedingt auf, wohingegen der Tonschnitt stellenweise die Atmosphäre des Filmes so gut transportiert, dass eine Oscarnominierung in dieser Kategorie nicht überraschen würde.
Bemerkenswert ist, dass es sich bei „Die Tribute von Panem“ auch um eine außergewöhnlich gute Buchverfilmung handelt. Es gibt selbstverständlich Änderungen, die nötig sind, um die Geschichte in einem anderen Medium zu erzählen (zum Beispiel wird uns der Regieraum der Spiele gezeigt und wir sehen ab und zu die Reaktionen der Zuschauer in den Distrikten), aber diese sind immer nachvollziehbar und gut geschrieben und durchdacht. Kürzungen fallen kaum auf und auch Kinogänger, die das Buch nicht gelesen haben, können die Handlung nachvollziehen.
Man kann „Die Tribute von Panem“ schon jetzt als einen der besten Filme dieses Jahres bezeichnen. Er zeigt in jeder Sekunde, dass er den immer wieder vorkommenden Vergleich mit Twilight nicht verdient, denn selbst die Fans dieser Filmreihe werden zugeben, dass es sich dabei im Vergleich zur Panem-Reihe um eine recht flache Liebesgeschichte handelt. „Die Tribute von Panem“ hat bereits den Rekord für die höchsten Einnahmen einer Nicht-Fortsetzung aus Mitternachtspremieren eingefahren und die Verfilmung der beiden weiteren Teile ist so gut wie sicher.

Länge: 142 Minuten

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren