Freitag, 15. Dezember 2023

Lego

 „Der größte kleine Reifenhersteller der Welt“. Asena Ülkü vom Lego-Konzern antwortet Wieland Bunzmann (5a).

 

Wie ist die Geschichte von LEGO?

Das Unternehmen hat sich in den letzten achtzig Jahren doch etwas gewandelt – aus der kleinen Tischlerei ist der weltweit viertgrößte Spielzeughersteller geworden. 1932 legte Ole Kirk Kristiansen den Grundstein zur LEGO Gruppe, als er anfing, Holzspielzeug herzustellen. Das Unternehmen blieb seither immer im Familienbesitz und heute ist Kjeld Kirk Kristiansen, der Enkel des Gründers, Eigentümer der LEGO Gruppe.


Wie viele LEGO-Steine haben Sie produziert?

Wenn du alle im Jahr 2012 verkauften LEGO Steine aneinanderlegst, reichen sie mehr als 18-mal um die Erde. Was man daraus alles bauen kann! Selbst mit nur sechs Steinen mit je acht Knöpfen hat man schon 915.103.765 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten.

Mittlerweile gibt es pro Erdenbürger 86 LEGO® Steine. 2012 haben wir ungefähr 400 Millionen Minifiguren hergestellt. Aneinandergereiht bilden sie eine Schlange von Billund in Dänemark bis nach Singapur in Asien. Das sind etwa 10 000 Kilometer!

Unter unseren LEGO Minifiguren tummeln sich auch ungefähr achtzig berühmte Filmcharaktere von Luke Skywalker über Harry Potter, Spider-Man, Indiana Jones und Jack Sparrow bis hin zu den Figuren aus unserer Serie zu Der Herr der Ringe.

Woher kommt der Name von LEGO?

Der Name ‚LEGO’ setzt sich aus den beiden dänischen Wörtern „leg godt" zusammen, was so viel bedeutet wie: „Spiel gut!". Das ist nicht einfach nur unser Name, wir verstehen das als unser Ideal.

Warum ist der LEGO-Stein so berühmt?

Das Einzigartige am Stein ist das Steckprinzip mit den Röhren im Stein, das für das Zusammenbauen unendlich viele Möglichkeiten eröffnet. Zum ersten Mal konnte man stabile Modelle bauen, mit denen man auch spielen konnte –um sie hinterher wieder auseinanderzunehmen und die nächste Spielwelt zu erfinden.

Und zum Schluss noch ein Fun-fact:

Seit 1962 sind unsere Modelle mobil. Jedes Jahr laufen bei uns über 500 Millionen Räder vom Band. Damit sind wir der größte kleine Reifenhersteller der Welt!

Hier kann man die LEGO-Geschichte anhand eines Zeitstrahls weiter erkunden.

 

Fotos: privat (Legomodelle unseres Autors).


Dienstag, 12. Dezember 2023

Jusos in Braunschweig

„Grunderbe, Mindestlohn, Flüchtlinge und ein Selfie.“ Martino Rossi (9m1) über seine Eindrücke vom Juso-Bundeskongress 2023.

 


Unser Autor


Ich bin nun seit über einem Jahr Mitglied der SPD und auch der Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Doch hätte ich keinesfalls erwartet, dass ich schon nach einem Jahr auf der wichtigsten Veranstaltung der Jusos sein werde und dort zahlreiche Spitzenpolitiker meiner Partei treffen würde. Doch es sollte so sein, denn in diesem Jahr fand der Juso-Bundeskongress in Braunschweig statt, wahrscheinlich eine „Once-in-a- Lifetime-Experience“. Und dann bestand auch noch die Möglichkeit für Mitglieder des Juso-Bezirks Braunschweigs, sich als Gast anzumelden. Ich habe natürlich diese Chance ergriffen und wurde, wie auch alle anderen Bewerber angenommen. Und so kam es also, dass ich ein Selfie mit dem SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert machen konnte. Was ich noch erlebt habe, möchte ich nun mit euch teilen!

 

Vorbei an der Warteschlange

 

Am ersten Tag habe ich erst einmal die Physik-Arbeit geschrieben und ging schnell nach Hause zum Mittagessen, damit ich pünktlich zum Kongressbeginn um 15 Uhr in der Stadthalle bin. Doch als ich ankam, traute ich meinen Augen nicht. Es tat sich eine riesige Warteschlange mit mehr als 100 Leuten auf. Aber zum Glück hatte ich meine Connections und konnte fast an allen vorbeigehen, um zur Gästewarteschlange mit ca. fünf anstehenden Personen zu gelangen. Puh! Schwein gehabt! Nun aber tat sich ein nächstes Problem auf. Ich versuchte, zur Gästetribüne zu kommen, doch während ich das tat, fand ich mich auf einmal im dunklen Raum der Techniksteuerung wieder. Oops, wie konnte das passieren? Ich kam schlussendlich doch noch zu meinem Sitzplatz, musste aber trotzdem lange warten, da der Kongress erst mit 45 Minuten Verspätung begann.

 

Unsere Bezirksvorsitzende Jana Kurz begrüßte zusammen mit unserem Unterbezirksvorsitzenden Ives Bartels die Delegierten aus ganz Deutschland. Sie freuten sich wahnsinnig auf die nächsten Kongresstage und meinten, dass Braunschweig zu Unrecht nicht auf der Liste Deutschlands schönster Städte stehe. Außerdem merkten sie an, dass dieser Kongress die letzte Veranstaltung vor der Kernsanierung der Stadthalle sei und man sich deshalb austoben könne, worauf die Menge mit großem Gelächter reagierte.

 

Begrüßung durch Braunschweigs Oberbürgermeister

 

Dem entgegnete Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, der zu Bedenken gab, dass die Halle nicht abgerissen, sondern nur saniert werde und man deswegen bitte nicht die Wände runterreißen solle. Och menno, Spielverderber Torsten, wir dürfen nicht die Tapeten abreißen! Doch bis auf diesen Spaß am Rande ging es in seiner Rede auch noch um Politik, denn er bekannte sich ganz klar für ein junges Europa, was ich und der ganze Kongress sehr zu schätzen wusste. Das führte dazu, dass unser Oberbürgermeister unter tosendem Applaus die Halle verließ.

 

Abschied der scheidenden Bundesvorsitzenden

 

Bevor die scheidende Bundesvorsitzende der Jungen Sozialisten, Jessica Rosenthal, ihren Rechenschaftsbericht über Videobotschaft ablegte, da sie bald ein Baby bekommt, mahnte der Vorstand an, dass es ein Alkoholverbot in der Halle gibt, was eine Premiere bei den Jusos ist, und auch, dass am Samstagnachmittag nicht die Bundesliga gestreamt werden soll, da sonst das WLAN abstürzen würde. Ich hörte aus gut informierten Kreisen, dass beide Wünsche nicht erfüllt wurden. Nun war aber Jessica dran. In ihrer Rede ging es um die 4-Tage-Woche, das Deutschlandticket und die Abschaffung der Schuldenbremse, ein Angriff auf Christian Lindner. Dementsprechend reagierten die Jusos mit Standing Ovations für Jessica Rosenthal.

Außerdem lud uns unsere Bezirksvorsitzende während des Rechenschaftsberichtes dazu ein, nach unten in die zweite Reihe zu kommen. Was kurios war: Ich saß nun auf einmal auf einem Platz, wo ein Schild mit der Aufschrift Bundesvorstand war. Ich war nun also im Bundesvorstand der Jusos … . Außerdem ist verrückt gewesen, dass ich nun direkt hinter einem Kandidaten für den Bundesvorsitz, Philipp Türmer, saß.

 

Sarah Mohameds Bewerbungsrede für den Bundesvorsitz: „feministisch die Welt befreien“

 

Als nächstes auf der Tagesordnung stand die Wahl des Bundesvorsitzenden. Doch bevor gewählt wurde, wurde erstmal geredet. Den Auftakt machte die Kandidatin Sarah Mohamed aus NRW: Sie begann gleich mit ihrer Lebensgeschichte, ohne die Halle zu begrüßen (fragwürdig): Sie sei im Ruhrgebiet unter Hartz-IV aufgewachsen und habe schon in der Kindheit erlebt, wie hart das Leben ohne genügend Geld sei, und wie schlimm es sei, Rassismuserfahrungen zu machen. Daher wolle sie „die erste Juso-Bundesvorsitzende „of colour“ werden.“ Inhaltliche Schwerpunkte lagen demnach bei weniger Abschiebungen und mehr Rechte für Frauen, denn „sie will sich nicht mehr von Mackern vorschreiben lassen, wie sie zu sein habe“, und forderte daher dazu auf, „feministisch die Welt zu befreien.“ Außerdem forderte sie mehr Sozialleistungen und kritisierte die Union scharf, da diese immer weiter nach rechts rücke. Mit ihr würden die Jusos deutlich kritischer und linker werden! Im Anschluss an ihre Rede bekam Sarah stehende Ovationen.

 

Mitreißende Bewerbungsrede von Philipp Türmer

 

Neuer Bundesvorsitzender: Philipp Türmer


Im Anschluss kam Philipp Türmer, der zweite Kandidat, zu Wort: Er erzählte zu Beginn von einer bewegenden Geschichte aus einem Wahlkampf: Er wohne in Offenbach und sei daher eines Tages bei einem SPD-Wahlkampfstand in seiner Stadt aktiv gewesen. Gegenüber dem SPD- Stand sei allerdings der Stand der AfD gewesen. Nach einiger Zeit sei eine Person der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD, herüber gekommen und habe zu Philipp gemeint, dass es ihn und seine ganzen Mitstreiter nicht mehr geben werde, wenn sie an die Macht kämen.

Das war für mich extrem schockierend, da das Mitglied der JA damit sozusagen die Auslöschung von Demokraten gefordert hat, was in gewisser Weise dem Nazi-Regime gleichkäme. Doch ich jedenfalls, und so auch Philipp, lasse mich von solchen haltlosen Bedrohungen nicht einschüchtern und werde weiter politisch engagiert sein.

 

Olaf Scholz in seiner „Burg“ soll den Kurs ändern

 

Inhaltlich setzte sich Philipp den Kampf gegen die AfD als Ziel und äußerte Kritik an Olaf Scholz‘ abgeschotteter Politik: „Lieber Olaf, falls dich in deiner Burg noch irgendetwas erreicht. Falls du dich daran erinnerst, für welche Partei du angetreten bist: Ändere deinen Kurs!“ Außerdem forderte er von Olaf, dass „er den Kampf gegen Armut endlich zur Chefsache mache“, sonst würden die Jusos ihm nächstes Jahr nicht beim Wahlkampf zur Seite stehen. Außerdem machte er darauf aufmerksam, „dass das Versagen in der Arbeits- und Sozialpolitik fatal ist“ und es die AfD von Wahlerfolg zu Wahlerfolg treibt.

 

„Gelbe Null“ raus aus dem Finanzministerium

 

Des Weiteren forderte er einen Abschiebungsstopp, und er forderte den Kanzler dazu auf, wieder sozialdemokratische Politik zu machen und nicht zu versuchen, die Stimmen der AfD zu bekommen, da „die Rechten uns niemals wählen werden!“ Außerdem regt ihn die Machthaberei der FDP auf. Er fragte, welche Partei eigentlich den Kanzler stelle, und forderte dazu auf, „sich nicht mehr von dieser Kleinstpartei treiben zu lassen.“ Weiter forderte er, „endlich diese gottlose Schuldenbremse zu kippen“, und gab folgenden, in meinen Augen legendären, Satz von sich: „Es gibt keine grüne Null, bis endlich diese gelbe Null aus dem Finanzministerium verschwindet.“

Seine Rede war der Hammer. Er brach fast in Tränen aus, so überzeugt war er, und nahm dabei die ganze Halle mit. Mein absoluter Favorit und auch der der ganzen Halle, was den minutenlangen stehenden Ovationen zu entnehmen war.

 

Und es sollte so sein: Nach dem Abendessen wurde Philipp Türmer mit 54 % der Stimmen zum neuen Juso-Bundesvorsitzenden gewählt. Glückwunsch Philipp, du hast es dir redlich verdient! Im Anschluss wurden viele Blumensträuße verteilt und es wurde auch viel gekuschelt. Doch ich war dort nicht mehr vor Ort, da ich, um am nächsten Tag wieder fit zu sein, schon früher gegangen war. Das hieß, dass ich auch die Wahl von Nora A. Simon zur neuen Bundesgeschäftsführerin nicht mehr mitbekam, nachdem ihre beiden Konkurrentinnen kurzfristig zurückgezogen haben. Bevor ich allerdings ging, brachte ich als Helfer dem Präsidium das Abendessen.

 

Angespannte Stimmung

 

Doch am nächsten Tag merkte man die angespannte Stimmung in der Stadthalle, da die Jusos nach der ersten Kampfabstimmung über den Bundesvorsitz seit Jahrzehnten so gespalten wie noch nie in ihren beiden Flügeln waren. Denn die Tradis um Philipp Türmer standen als Gewinner da und das NWLZ (Netzwerk Linkes Zentrum) um Sarah Mohamed und insbesondere NRW als die großen Verlierer. Ich zähle mich zu den Tradis und war daher überglücklich, doch wenn wir nicht einen Bruch der Jusos riskieren wollten, mussten wir Frieden schließen. Doch das sollte über den ganzen Kongress nur so halb funktionieren. Dennoch ist gut zu heißen, dass wir nicht wie unsere Mutterpartei, die SPD, in der ich auch Mitglied bin, auseinandergebrochen sind.

 

Bewerbungsreden für Europaparlamentsliste

 

Der Tag begann nun wieder um gut 30 Minuten zu spät, doch mit einem großen Highlight. Die Spitzenkandidatinnen der Jusos für die Europawahl sollten gewählt werden und zur Wahl stand neben Delara Burghardt, die schon im Europaparlament sitzt, auch die Braunschweiger Europakandidatin Manon Luther. Ihre Wahl wäre besonders wichtig auch für Braunschweig, da es realistisch gesehen die einzige Möglichkeit wäre, seit etwaigen Wahlperioden wieder eine oder einen Braunschweiger Abgeordnete oder Abgeordneten im Europäischen Parlament zu haben, da wir nach dem Listenberechnungsschlüssel der Parteien immer auf Platz 33 landen würden und eine Partei damit weit über 30% erhalten müsste, was in der aktuellen politischen Situation so gut wie ausgeschlossen ist. So aber würden die Jusos auf die SPD Druck machen, dass Delara und Manon einen guten Listenplatz erhalten, was unserer Stadt sozusagen den Einzug garantieren würde. Delara hielt als Erste ihre Rede und bekam dafür großen Applaus.

 

Manon Luther aus Braunschweig: Reiche besteuern und Asylrecht schützen

 

Doch da Manon aus Braunschweig stammt, widme ich mich jetzt ihrer Rede ausführlich. Sie machte darauf aufmerksam, dass „ein verdammter Ruck durch das Land gehen muss. Wir brauchen keine Schönwetter-Demokraten, die mit der AfD sympathisieren.“ Diese Kritik richtete sich an die Union, die hier und da in der Kommunalpolitik zu eng mit der AfD kooperiere. Außerdem monierte sie, „dass das Lager der Desinteressierten immer größer werde.“ Sie verstehe nicht, „warum diese Menschen nicht wählen gehen, um Nazis zu verhindern. Wir müssen diesen Menschen wieder den Glauben an die Sozialdemokratie zurückgeben.“ Außerdem richtete sich ihre Kritik dagegen, dass die reichsten 20 Prozent in Europa mehr besitzen als der Rest. Das müsse ihrer Meinung nach durch eine Vermögenssteuer ausgeglichen werden und sie akzeptiere in dieser Angelegenheit „auch keinen Stillstand in der SPD.“ Außerdem bereite ihr „die von Kanzler Scholz und den Ministerpräsidenten jüngst verschärfte Asylpolitik schlaflose Nächte.“ Auch sie bekam großen Applaus, vor allem natürlich aus der Braunschweiger Delegation.

Gegenwind für Parteivorsitzende Saskia Esken

SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken

Kurz danach kam Saskia in den Saal und über ihren Auftritt ist eigentlich alles gesagt, wenn wir uns die anschließende Aussprache zwischen ihr und den Jusos anschauen. In dieser erinnerte Philipp Türmer, „dass er damals (als sie zur Parteivorsitzenden gewählt wurde) so etwas wie Aufbruch in dieser Partei gespürt habe. Er fragte sich, wo dieser Aufbruch geblieben ist. Außerdem finde er die Mindestlohnerhöhung von nur 41 Prozent „lachhaft und es ist eine Schande, dass wir (SPD) das haben durchgehen lassen.“ Er kritisierte, dass die SPD nur noch ein ganz kleiner Stachel im Fleisch des Bundeskanzler sei und forderte, dass das mehr werde. Esken verteidigte sich und merkte an, dass nicht die Migration, sondern die Ungleichheit im Land das Problem sei. Außerdem versuchte sie sich mit der Bürgergeld- und Wohngelderhöhung sowie der Kindergrundsicherung aus dem Schlamassel zu holen. Auf die anderen Fragen antworte sie erst gar nicht. Daher konnte sie nicht den Kongress hinter sich versammeln. Ganz im Gegenteil, während ihrer Rede hielten viele Kongressmitglieder das Spiegelcover mit dem Zitat von Olaf Scholz „Wir müssen im großen Stil abschieben!“ hoch – aber mit einem durchgestrichenen „abschieben“ durch „den Klimawandel bekämpfen“ ersetzt. Damit wurde zurecht scharfe Kritik am Kanzler geübt und auch daran, wie Saskia Esken versuchte, das nicht zu Relativierende zu relativieren.

 

Ovationen für Hubertus Heil: „Eingriff in die Realität und nicht die Weltresolution“

 

Am Nachmittag dann kam Hubertus Heil. Er begann seine Rede humorvoll: „Mein Name ist Hubertus Heil und will mit euch über Arbeit sprechen.“ Er bekam viel Beifall dafür, dass er forderte, dass öffentliche Aufträge bald nur noch an tarifgebundene Unternehmen gehen sollen und dass es im Paketdienst bald bessere Bedingungen für Arbeitnehmer geben soll. Außerdem stört es ihn, dass die CDU sein Bürgergeld halb zunichte gemacht hat. Er meinte aber auch, dass die Jusos sich nicht streiten, sondern vertragen sollten. In der abschließenden Debatte gab es keine Kritik an ihm, ja sogar Dank. Er sagte aber, „dass er nicht hier sei, nur um netten Applaus zu bekommen. Die schärfste Waffe der Sozialdemokratie ist der Eingriff in die Realität und nicht die Weltresolution.“ Er erinnert sich außerdem daran, dass er als Juso Anfang der 90er-Jahre die Verschärfung des Asylrechts erdulden musste. Das hätte ihm damals das Herz zerrissen, doch „wenn man etwas falsch findet, dann kämpft man in der SPD für Veränderungen und tritt nicht aus.“ Und damit punkte er gewaltig bei uns und bekam dafür auch stehende Ovationen. Respekt, Hubertus!

 

Vor dem Abendessen bekam ich für meine Arbeit als Helfer einen tollen Juso-Pulli, eine Juso-Tasche, eine Juso-Flasche, ein Juso-Notizbuch und ein großes Dankeschön!

 

Doch Kevins Rede kam nicht mehr vor dem Abendessen, da er sich verspätet hatte. Doch nach der Mahlzeit kam die Redezeit. Doch erstmal nicht von Kevin Kühnert, sondern von den Kandidaten für den stellvertretenden Bundesvorsitz. Was dabei positiv aufzufassen war, ist, dass im Gegensatz zu der Jungen Union bei uns die Mehrheit der Kandidaten einen Migrationshintergrund hatte.

 

Forderung an Kevin Kühnert: mehr Druck auf Scholz

 

Nun kam aber Kevin mit seiner Rede: In dieser überzeugte er damit, dass „er Kritik an der Ampelregierung teilweise für gerechtfertigt sehe. Ihr habt auch an einigen Stellen recht. Dass wir zufrieden geworden sind in dieser Koalition und uns zu oft verstecken hinter Argumenten.“ Er meinte, dass man „etwas mehr Hummeln im Hintern brauche“ und er hofft, dass die Jusos etwas dazu beitragen können. Für diese Rede bekam er wie Hubertus auch stehende Ovationen. Trotzdem forderten wir von ihm, lauter gegen Scholz zu werden und sich wieder mehr an seine gute Zeit bei den Jusos zu erinnern. Und was unglaublich war, ist, dass, nachdem mich mein Sitznachbar davon überzeugt hatte, ich ein Selfie mit Kevin Kühnert machen konnte. Ich fasse es immer noch nicht!


Ausklang mit Umarmung und der Internationalen

Der nächste Tag hatte etwas ganz Großes zu bieten. Im Rahmen der Beratung eines Antrags lagen sich ein Jude und eine Muslimin in den Armen. Das war ein ganz klares und goldrichtiges Bekenntnis der Jusos pro Israel.

Jude und Muslima im Dialog


Bevor sich der BuKo dem Ende zuneigte, ließ Philipp den BuKo Revue passieren. Er meinte, dass es zwar viel Streit gegeben hat, nun aber die Zeit für Versöhnung gekommen ist. Recht hat er!

 

Anschließend kam noch der Verabschiedungsreigen. Die langjährige Bundesgeschäftsführungen Katharina Andres, meist nur liebevoll Kati genannt, wurde extrem rührend und emotional verabschiedet. Kati konnte sich die Tränen nicht verkneifen und freute sich sehr über die zahlreichen Geschenke.

 

Nun war noch der Bundesvorstand dran, der sich für die grandiose Ausrichtung vom Bezirk und vom Unterbezirk Braunschweig bedanket. Und, wie jedes Mal, erklang zum krönenden Abschluss die Internationale, deren Refrain verlauten ließ: Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht! Dieser Refrain trifft meiner Meinung nach das Ziel, das die Welt haben sollte, auf den Punkt.

 

Zum Schluss noch ein paar allgemeine Dinge zum Kongress: Es gab sehr, sehr, sehr viel Anträge, welche auch den Großteil des Kongresses ausmachten – von Grunderbe über Abschaffung der Schuldenbremse bis zu „Keine Festung Europa!“ war alles dabei. Letztendlich schafften wir trotzdem nur die Hälfte von dem, was wir uns vorgenommen hatten. Das ist aber eigentlich auch immer so. Außerdem hatte ich mit meinem Sitznachbarn immer einen kleinen Gag: Wenn es laut wurde, fragte er: „Was ist denn da los?“ und ich entgegnete dann: „NRW!“

 

Alles in allem war es für mich, wie schon erwartet, eine „Once-in-a-Lifetime-Experience“, eine wunderschöne „Once-in-a-Lifetime-Experience“!



Fotos: M. R.



 

Samstag, 2. Dezember 2023

Sportlerinterview

„Den Sport noch einmal genießen“. Clara Kuhle (7c) und Emma Stiepel (7a) befragen den in Spanien spielenden Basketballer Maximilian Kuhle.

 

 

Seit wann wollten Sie Basketballer werden?

Ich glaube, das erste Mal so richtig mit zwölf Jahren. Mit Zwölf wusste ich, dass ich das gerne machen möchte.


Warum sind Sie in Spanien?

Ich bin in Spanien, weil ich hier Basketball spiele. Ich spiele bei dem Verein C. B. Daimiel in der Liga EBA. Das ist eine kleine Stadt in der Nähe von Madrid und ich spiele hier Basketball beruflich.

 


Wie lange spielen Sie schon Basketball?

Ich spiele jetzt Basketball seit 21 Jahren.

 

Was war Ihr größter Sieg?

Ich würde sagen, das war, als wir 2010 mit dem ASC Göttingen aus der 2. Regionalliga in die 1. Regionalliga aufgestiegen sind.

 

Welche Regel würden Sie gerne ändern und wie?

Ich würde ändern, dass es nicht mehr so leicht technische Fouls gibt. Technisches Foul ist, wenn man sich beim Schiedsrichter beschwert. Dann kriegt die andere Mannschaft einen Freiwurf und da ich mich ganz gerne mal beschwere, fände ich es gut, wenn die Regel ein bisschen gelockert wird.

 

Was macht Ihnen am Basketball am meisten Spaß?

Mir macht am meisten Spaß der Wettbewerb, dass es immer um etwas geht, dass man alles geben muss, um den Sieg zu holen, und dass man damit belohnt wird mit einem positiven Gefühl unter seinen Mitspielen.



Wie groß ist ein durchschnittlicher Basketballspieler?

Oh, das kann man nicht sagen. Ich glaube, die Größen unter den Basketballern variieren stark, und das ist abhängig von der Position. Ich spiele zum Beispiel Position 1, also Aufbauspieler. Die sind in der Regel die kleinsten, meistens so zwischen 1,80 m und 1,95 m. Ich bin 1,84 m. Dann gibt es aber auch viele Spieler, die sehr groß sind, also je größer die Positio, und dann geht es wirklich bis 2,10 m, 2,20 m, also der Schnitt ist dann wahrscheinlich irgendwo dazwischen, ich würde sagen so bei 1,93 m, 1,95 m.

 

Wie finden Sie es das Deutschland Basketballweltmeister ist?

Ich finde das wirklich unfassbar, zumal ich, weil ich gegen viele von den Spielern, die in der Mannschaft spielen, auch schon früher als Jugendlicher gespielt habe. Das heißt, ich habe auch eine persönliche Beziehung zu manchen von den Spielern und hab die ganze Karriere verfolgt von der Mannschaft, die da jetzt Weltmeister geworden ist, und deswegen ist das für mich auch ein richtig tolles Ereignis gewesen und ich freue mich wirklich sehr darüber.

 

Welche Spielernummer haben Sie?

Ich habe die 3.

 

Was für Ziele haben Sie noch?

Also, ich bin jetzt schon, sage ich mal, relativ am Ende meiner Karriere und deswegen ist mein größtes Ziel, die letzten Jahre im Basketball zu genießen und die Erfahrung im Ausland in Spanien einfach mitzunehmen und ja einfach den Sport noch einmal zu genießen und ein schönes Ende meiner Karriere in den nächsten Jahren zu finden.



Fotos: Maximilian Kuhle

 

 

Montag, 20. November 2023

Nahostkrieg

„Sorge um die palästinensische Zivilbevölkerung“. Der Deutsch-Palästinensische Verein Braunschweig antwortet auf die Fragen von Martino Rossi (9m1).


Da es sich um ein komplexes Thema handelt, versuchen wir, mehrere Seiten des Konflikts darzustellen. Hier finden sich weitere Texte:

Meinung: „Israel muss dieselbe Solidarität wie der Ukraine entgegengebracht werden“

Nahostkrieg: „Die Hamas will keinen Frieden“ 


Was waren Ihre ersten Gedanken nach dem Terrorangriff der Hamas?

Wir positionieren uns gegen jegliche Gewalt gegenüber Zivilisten. Wenn Zivilisten und Unbeteiligte sterben - egal auf welche Seite - ist es immer schrecklich.

Die ersten Gedanken waren Angst und Sorge um die schutzlose palästinensische Zivilbevölkerung wegen möglicher kollektiver Racheakte.

Diese Angst war leider im Nachhinein auch begründet, zuletzt bestätigt durch die furchtbaren Massaker der letzten fünf Wochen mit mehr als 11.000 Todesopfern und mehr als 32.000 Verletzten, wovon 70 % Kinder und Frauen sind. Hinzukommen eine noch unbekannte Zahl an Verschütteten und Vermissten, die massive Zerstörung der Infrastruktur und mehr als eine Million Flüchtlinge.

 

Wie stehen Sie zu folgender Aussage: „Die Hamas hat einen Terrorangriff auf Israel gestartet!“

Das Problem besteht nicht seit dem 07.10.2023, sondern vielmehr seit der Gründung des Staats Israel im Jahre 1948 nach dem Völkermord an Juden durch die Deutschen. Die Rechte der indigenen Bevölkerung in Palästina werden seitdem durch die brutale Besatzungsmacht massiv missachtet.

Um die Thematik zu verstehen und dazu Stellung nehmen zu können, sollte man die ganze Geschichte seit der Gründung des Staats Israels kennen. Ich empfehle Ihnen z. B. das Buch des israelischen Historikers Prof. Ilan Pappe „Die ethnische Säuberung Palästinas“ zu lesen.

 

Auf Ihrem Internetauftritt bekennen Sie sich zu Solidarität mit Gaza. Solidarisieren Sie sich auch mit der Hamas oder nur mit der Bevölkerung?

Wir solidarisieren uns mit unseren Familien, mit den hilflosen Frauen und den Kindern. Wir solidarisieren uns mit der dort lebenden, stark unter der erbarmungslosen, israelischen Offensive leidenden Zivilbevölkerung und fordern ihre Freiheit und das Ende der Belagerung und brutalen Besatzung des palästinensischen Volks.

 

Sollte es mehr humanitäre Hilfe für Gaza geben und sollte man das Risiko hinnehmen, dass damit auch Waffen, die Israel schaden würden, nach Gaza kommen würden?

Ja, auf jeden Fall sollte es mehr humanitäre Hilfe für Gaza geben.

Sauberes Trinkwasser, Nahrung, Strom, medizinische Versorgung und Bewegungsfreiheit sind Grundrechte jedes Menschen und sollten unabhängig von kriegerischer Auseinandersetzung jedem Menschen zugänglich sein. Außerdem wird durch die vollständige Blockade des Gazastreifens durch Israel, was übrigens eine kollektive Bestrafung der Bevölkerung in Gaza darstellt und damit eindeutig gegen das Völkerrecht verstößt, alle Hilfsgüter durch Israel kontrolliert.

 

Wer ist Ihrer Meinung nach Schuld am Krieg?

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, sagte am 24.10.2023: „Die Hamas-Angriffe gegen Israel seien nicht im Vakuum passiert“.

Sie sind Folge einer jahrelangen Unterdrückung, Belagerung, Enteignung und Erniedrigung des palästinensischen Volkes, getrieben von nationalreligiösen Ideologen einer rassistischen Besatzungsmacht. Der israelische Verteidigungsminister nannte die Menschen in Gaza „menschliche Tiere“.

Durch Nichtumsetzung von UN-Resolutionen bezüglich Palästina (u. a. 181, 242, 338) wurde Israel in seiner Besatzung bestätigt und damit eine friedliche Lösung des Problems torpediert.

 

Wie soll der Krieg ausgehen?

Wir hoffen, dass dieser schreckliche Krieg dazu beiträgt, die grenzenlose Ignoranz der westlichen Regierungen bzw. der westlichen Medien gegenüber dem andauernden Leid der Palästinenser zu beenden und eine gerechte Lösung gefunden wird.

 

Sollten sich die in Braunschweig lebenden Muslime mit Israel solidarisieren?

Amnesty International hat Israel in einem Bericht im Februar 2022 der Apartheid beschuldigt.

„Israel behandle Palästinenser wie eine minderwertige ethnische Gruppe“, erklärte die Menschenrechtsorganisation.

Auch in anderen Konflikten (z. B. im Ukrainekonflikt) solidarisieren sich alle freiheitsliebenden Menschen immer mit den Unterdrückten, unabhängig von ihrer Religion, Hautfarbe oder Ethnie, und nicht mit dem Aggressor. Davon heben sich die in Braunschweig lebenden Muslime nicht ab.

 

Alljährlich gibt es Krawalle auf dem Tempelberg, welche islamistische Terrororganisationen als Anlass für völkerrechtswidrige Angriffe auf Israel nimmt. Wie will man in Zukunft mit diesem Problem umgehen?

Für die heiligen Stätten in Jerusalem sollte eine Übereinkunft aller betroffenen Religionsgemeinschaken gefunden werden, die wirksam Provokationen und Gewalt verhindern soll und alle Religionen gleichermaßen respektiert.

 

Nur durch die Unterstützung des Irans konnten Hamas und Hisbollah so stark werden? Wieso hat man nicht früher etwas dagegen getan und wie will man solches in ZukunC verhindern?

Der Ursprung des Konfliktes liegt in der völkerrechtswidrigen israelischen Besatzung und Unterdrückung der Palästinenser. Dass andere Akteure mitspielen wollen, ist nicht spezifisch für diesen Konflikt und soll nicht von der Ursache ablenken.

 

Was fordern Sie von der Politik, was den Nahost-Konflikt angeht?

Deutschland und die Weltgemeinschaft müssen sich für einen gerechten Frieden einsetzen und sich nicht blind und einseitig auf die Seite Israels stellen.

 

Auf pro-palästinensischen Demos wurde zuletzt die Ausrufung eines Kalifats in unserem eher unreligiösen bis christlichen Staat gefordert. Was wollen Sie dagegen unternehmen?

Damit haben wir nichts zu tun. Wir setzen uns nur für Palästina ein.

 

In Ihrem Logo ist die deutsche mit der palästinensischen Flagge nicht nur über Gaza und dem Westjordanland vereint, sondern auch über dem Staatsgebiet von Israel. Können Sie uns erklären, wie das gemeint ist?

Bis zur Festlegung der Grenzen von Israel und Palästina, bezieht sich die Karte auf das historische Palästina von 1917.

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Anmerkung der Redaktion:

Zur letzten Antwort hatten wir eine Nachfrage gestellt, die nach Erscheinen des Artikel so beantwortet wurde:

Sie schreiben „das historische Palästina von 1917“. Heißt dies, dass Sie das Existenzrecht Israels auf dem jetzigen Staatsgebiet (Gaza und Westbank ausgenommen) bestreiten?

Das Thema Existenzrecht Israels ist von palästinensischer Seite bereits offiziell geklärt. Die palästinensische Befreiungsorganisation PLO - als von der UN seit 1974 anerkannter Repräsentant des palästinensischen Volkes - hat im Rahmen des Oslo-Friedensprozess 1988 das Existenzrecht Israel anerkannt sowie 1998 die geforderte Streichung israel- und judenfeindlicher Passagen aus ihrer Charta mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit des Nationalrats beschlossen. Der im Gegenzug ausgerufene, von 138 UN-Mitgliedstaaten anerkannte palästinensische Staat wurde bisher von Israel (aber auf den meisten Ländern Westeuropas und Nordamerikas) nicht anerkannt.

Das fehlende Verständnis Israels für ein Existenzrecht eines palästinensischen Staates zeigt sich aktuell umso mehr in der extrem rechten Regierungskoalition, die u. a. für eine Umsiedlung von Palästinensern ist, aber auch im freien Schalten und Walten radikaler, bewaffneter Siedler in der Westbank (teils unter Schutz der israelischen Armee oder Polizei).

Bis zur Festlegung der Grenzen von Israel und Palästina, bezieht sich die Karte unseres Logos auf das historische Palästina von 1917 (mit damals eigener Währung und Briefmarken).

 

Wir veröffentlichen die Antworten des DPV ungekürzt. Es handelt sich nicht um die Meinung der Redaktion.


 



Nahostkrieg

„Die Hamas will keinen Frieden“. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Braunschweig antwortet auf Fragen von Martino Rossi (9m1).


Da es sich um ein komplexes Thema handelt, versuchen wir, mehrere Seiten des Konflikts darzustellen. Hier finden sich weitere Texte:

 

Wieso ist die Hamas der Aggressor? Was ist das Ziel der Hamas?

Die Hamas hat Israel am 07. Oktober 2023 ohne Grund mit einem Terrorangriff überfallen; sie ist damit der Aggressor.

Die Hamas (und in ähnlicher Weise der Islamische Jihad) hat das erklärte Ziel, den Staat Israel auszulöschen. So steht es in ihrer Charta und das ist nicht als Regierungswechsel gedacht, sondern als Vernichtung jüdischen Lebens und jüdischer Kultur. Die Mobilisierung dafür, mit antisemitischer Indoktrination bereits in den Schulen, dient ihr gleichzeitig für die Sicherung ihrer diktatorischen Herrschaft in Gaza selbst.

 

Was ist eigentlich das Ziel Israels?

Nach der Sicherung des eigenen Territoriums und der Vertreibung der eingedrungenen Terroristen ist es das Ziel der IDF (Israeli Defense Forces), die politischen und militärischen Strukturen der Hamas (und des Islamischen Jihad) zu zerstören, damit ein solcher Terrorangriff (und Raketenbeschuss) sich nicht wiederholen kann. Darüber hinaus ist es das Ziel, Informationen über den Verbleib der von der Hamas Entführten zu erhalten und ggf. zu befreien.


Wie stehen Sie zu humanitärer Hilfe für Gaza?

Die Hamas wurde – vor über 15 Jahren – gewählt von den Menschen in Gaza und hat als Souverän in Gaza alleinig die Verantwortung für die Menschen dort.

Die Hamas hat in den vergangenen Jahren Milliarden an Hilfsmitteln u. a. aus Katar, aber eben auch über Umwege aus der EU und Deutschland erhalten. Dieses Geld ist nicht in den Aufbau ziviler Infrastruktur, Elektrizität, Wasserversorgung oder Bildung geflossen, sondern in den Aufbau von Terrorinfrastruktur, Waffen, Raketen, Terrortunnel – und hat den luxuriösen Lebensstil von Hamas-Führern und durch „Terror-Renten“ inhaftierte, verurteilte Terroristen und deren Familien finanziert. Jetzt von Israel den Unterhalt ziviler Infrastruktur zu fordern, nachdem das Land von der Hamas terroristisch überfallen wurde, ist absurd.

Gibt es einen Krieg in der Geschichte oder auf der Welt, bei dem die eine Kriegspartei der anderen die zivile Infrastruktur betrieben hat? Nein. Warum fordert man das also jetzt von Israel? Das ist ein doppelter Standard. Und doch hat Israel die Wasserversorgung für den Süden von Gaza wieder freigegeben und lässt aktuell Hilfslieferungen über Ägypten zu.

Der Grenzübergang Kerem Shalom, über den normalerweise Hilfsgüter nach Gaza geliefert wurden, wurde von der Hamas selbst zerstört. Allein die Möglichkeit der Versorgung von Israel aus ist also erschwert. Auch das ist Kalkül der Hamas. Es gibt ein weiteres Land, das an Gaza grenzt: Ägypten. Ägypten kann sich für Hilfslieferungen einsetzen. Man sollte das von Ägypten fordern und nicht von Israel, also dem Land, dessen Kinder gerade von der Hamas abgeschlachtet wurden. Ägypten hat jedoch als Reaktion seine Grenze nach Gaza komplett abgeriegelt und aktuell noch verstärkt. Israel fordert allein, dass Hilfslieferungen streng kontrolliert werden, damit Waffenschmuggel verhindert wird.

 

Welche Pläne gibt es für unterschiedliche Ausgangsszenarien des Krieges?

Diesbezüglich können wir keine Aussage machen.

 

Wie steht es um die Juden in Braunschweig? Gab es mehr antisemitische Vorfälle? Wenn ja, wie viele und vielleicht auch welche?

Siehe hierzu bitte: NDR.

 

Wie bewerten muslimische Verbände in Braunschweig den Krieg?

Hierzu bitten wir, sich an die entsprechenden Stellen direkt zu wenden.

 

Gibt es Planungen, dass sich in Braunschweig Juden und Muslime zusammentun und sich gemeinsam gegen die Hamas und für ein friedliches Zusammenleben beider Religionen positionieren?

Es gab am 12.10. und am 07.11.2024 Kundgebungen der Solidarität mit Israel, gegen Terror und Antisemitismus. Bei beiden waren auf jeden Fall auch Vertreter der iranischen Community unterstützend anwesend (selber vermutlich vor dem Mullah-Regime in Teheran geflüchtet), vielleicht waren auch Vertreter anderer muslimischer Gruppen dabei. Leider konnten wir für die Kundgebung am 12.10. keinen muslimischen Vertreter als Redner gewinnen.

 

Alljährlich gibt es Krawalle auf dem Tempelberg, welche islamistische Terrororganisationen als Anlass für völkerrechtswidrige Angriffe auf Israel nimmt. Wie will man in Zukunft mit diesem Problem umgehen?

Hierzu können wir keinen Kommentar abgeben; das liegt in der Zuständigkeit und der Entscheidung der israelischen Regierung.

 

Was fordern Sie von der Politik, was den Nahost-Konflikt angeht?

Hierauf kann es von uns keine umfassende Antwort geben und mit der Formulierung von Forderungen muss man sehr sorgsam umgehen.

Israel ist der einzige demokratische Staat westlicher Prägung in der gesamten Region, der unsere freiheitlichen Werte, Frauenrechte, Rechte der LGBQT Community achtet und schützt. In Israel leben neben Jüdinnen und Juden, arabische Israelis, Beduinen, Drusen und viele Menschen anderer kulturellen und ethnischen Herkunft zusammen. Bei dem feigen Terrorangriff der Hamas auf Israel am 07.10.2023 sind neben jüdischen Israelis und sogenannten Doppelstaatlern auch arabische Israelis und Menschen anderer Nationalitäten, wie z. B. Thailand, ermordet worden. Der Terrorangriff war auch Ausdruck des Hasses auf die demokratisch-liberale Lebensweise in Israel und der Menschen, die dort leben, ungeachtet ihrer Herkunft oder Religion. Und letztlich bedroht der Terror auch unsere westlichen Demokratien und unser Verständnis einer offenen und selbstbestimmten Gesellschaft, die Vielfalt zulässt und den anderen achtet.

Entscheidend ist, dass der Terror gegen Israel, von welcher Seite auch immer, eindeutig und ohne jegliche Relativierung verurteilt wird und das Existenzrecht Israels endlich von allen Staaten, insbesondere auch von den arabischen und muslimischen Staaten, als selbstverständlich uneingeschränkt anerkannt wird, ohne dass dieses immer wieder erwähnt werden muss. Wichtig ist sicherlich auch, die palästinensischen Kräfte gezielt zu stärken und zu unterstützen, die ehrlich eine friedliche Koexistenz zweier demokratischer Staaten anstreben.

 

Welche Maßnahmen ergreifen Sie zum Schutz der Juden in Braunschweig? Was fordern Sie diesbezüglich von Politik und Schulen?

Das Schutzmonopol für jüdische Einrichtungen und Jüdinnen und Juden liegt zunächst grundsätzlich beim deutschen Staat. Die Zivilgesellschaft, zu der wir alle gehören, hat jedoch die Verantwortung, sich gegen jegliche antisemitische Äußerungen und Entwicklungen zur Wehr zu setzen, dagegen aufzustehen und mit den Jüdinnen und Juden in diesem Land und weltweit solidarisch zu sein. Neben Antisemitismus von rechts ist, besonders laut gerade in diesen Tagen der israelbezogene Antisemitismus, wie er sich in Äußerungen wie „from the river to the sea“ zeigt; hinter dieser Äußerung verbirgt sich nichts Anderes als der Ruf nach Auslöschung des Staates Israel und von Jüdinnen und Juden. Wesentlich ist auch, dass wir als Zivilgesellschaft keine Täter-Opfer-Umkehr zulassen bzw. auf entsprechende Narrative hereinfallen. Tatsache ist, dass die Hamas einen Terrorangriff auf Israel verübt hat – die Hamas ist der Täter und Israel sich aktuell völkerrechtskonform verteidigt. Die Hamas trägt auch die alleinige Verantwortung für die schwierige humanitäre Situation in Gaza. Die Hamas will keinen Frieden, keine 2-Staatenlösung und insbesondere auch keinen demokratisch-liberal freiheitlichen Palästinenserstaat, der vielleicht in Koexistenz mit Israel bestehen könnte.