Montag, 21. Dezember 2020

Pro Innenstadt

Gutscheine retten Läden. Anna Lenja Epp über die Initiative des Kurses ev. Religion in Jg. 11.

Normalerweise gehören kleine Unternehmen fest zum Stadtbild. Ob Restaurants, Cafés oder Boutiquen: Diese Betriebe prägen eine Stadt und tragen zu ihrer Einzigartigkeit bei. Ohne die lokalen Einzelhändler*innen gäbe es überall nur die gleichen großen Ketten und unzählige Onlineshops.


Doch durch die aktuelle Lage stehen viele schöne kleine Läden an ihrem Limit. Sie müssen um ihre Existenz bangen und wissen nicht, ob es sie nach dieser Krise noch geben wird. Auch in Braunschweig ist ungewiss, wie die Innenstadt am Ende der Corona-Krise aussehen wird. Es scheint unwahrscheinlich, dass einfach alles so bleiben wird, wie es vorher war. Sicherlich werden einige Unternehmen nicht mehr existieren. Um zu verhindern, dass noch mehr Geschäfte schließen müssen, haben wir, ein Religionskurs des elften Jahrgangs am Wilhelm-Gymnasium, uns etwas einfallen lassen:

Statt zusehen zu müssen, wie sich die Innenstadt langsam auflöst, wollen wir den gefährdeten Läden unter die Arme greifen. Hierzu haben wir ein Projekt auf die Beine gestellt, indem wir unter anderem Plakate und Flyer gestaltet haben, die in der Stadt verteilt wurden. Auch Zeitung und Radio haben bereits darüber berichtet.

Mithilfe dieses Projektes könnt ihr bei eurem Lieblingsgeschäft Gutscheine kaufen und ihm damit helfen. Dafür kooperieren wir mit den entsprechenden Betrieben und dem gemeinnützigen Portal www.braunschweig-help.de, auf dem man Gutscheine erwerben kann, die den Läden sofort Geld in die Hand geben.

Die erwähnten Gutscheine könnt ihr einlösen, wenn sich der Einzelhandel wieder etwas erholt hat, es geht also nichts verloren. Das jeweilige Unternehmen hat dank der Gutscheine dann zumindest kurzfristig mehr Geld zur Verfügung, erhält sozusagen eine Art Mini-Kredit.

Obwohl das erstmal recht unbedeutend erscheint, können wir Geschäften gemeinsam helfen. Wenn in einem Laden, auf dessen Homepage oder über braunschweig-help.de beispielsweise 80 Kund*innen Gutscheine im Wert von je 25 € kaufen, hat der entsprechende Betrieb 2.000 € mehr zur Verfügung. Ein solcher Geldbetrag deckt zwar noch lange nicht alle Kosten eines Unternehmens, kann aber einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Letztendlich wird es die Summe kleiner und größerer Beträge sein, die den Erfolg bestimmt.

Deshalb ist es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich von dem Projekt erfahren. Dazu könnt auch ihr beitragen, indem ihr euren Familienmitgliedern und Freund*innen davon erzählt und sie zum Mitmachen aufruft. Auch wenn leider ein Restrisiko für die Kund*innen besteht, wird dasselbe für alle Beteiligten mit jedem Gutschein geringer.

Insgesamt gibt das Projekt Hoffnung darauf, dass wir uns nach der Corona-Krise wieder auf eine lebendige Innenstadt und Stadtviertel mit vielfältigem Angebot freuen dürfen.



Freitag, 4. Dezember 2020

Schulbeginn

Schule früher, ja oder nein? Anna von Braunschweig hat Schüler*innen aus dem Jg. 6 zu ihrer Meinung gefragt.



In einigen Schulen beginnt der Unterricht zwischen 8:30 und 8 Uhr. Ich wollte wissen, was meine Mitschüler*innen im Jahrgang 6 zum Thema „Soll die Schule früher beginnen oder nicht?“ sagen.

Frieda Lässig (6c):
„Beides hätte Vor- und Nachteile. Am Morgen zum Beispiel hätte ich etwas mehr Zeit, wäre allerdings genauso müde wie sonst auch. Außerdem würde ich dann ja auch später wieder nach Hause kommen. Und früh aufstehen finde ich nicht so schlimm. Auf jeden Fall wäre es sehr viel Durcheinander. Ich habe keine feste Meinung.

Rebecca Manfrin (6c):
„Viele Grundschulen beginnen um 8 Uhr. Eine Idee für weiterführende Schulen wäre: Mein kleiner Bruder ist noch in der Grundschule und kann sich viel mehr Zeit lassen unter anderem für  Aufstehen, Anziehen, Essen, Hausaufgaben überprüfen, Ranzen packen usw. Ich dagegen muss mich immer sputen. Ich fände Schulbeginn um 8 Uhr viel besser.

Carolina Wengst (6c):
„Wenn man den Schulbeginn verspätet, verspätet sich auch der Schulschluss. Doch zwischen Schulschluss, Hausaufgaben und Hobbys ist sowieso schon zu wenig Zeit. Deswegen bin ich für den frühen Schulbeginn bzw. dass er so bleibt.

Magdalena Jakob (6c):
Ich finde, dass die Schule etwas später anfangen sollte (etwa 20 min), denn ich muss immer sehr früh aufstehen, damit ich pünktlich komme.

Maren Rabätje (6c):
Ich finde es gut, wenn es früher beginnt, denn wenn es später beginnen würde, würde es auch später enden. Man hat weniger Zeit für Freunde Hobbys etc.

Gabriela Barros (6c):
Ich bin dagegen, dass die Schule so früh beginnt, weil ich zum Beispiel  immer früh aufstehen und zu Fuß zur Schule gehen muss. Das macht mich sehr müde, und ich kann nicht mehr. Ich fände es besser, wenn die Schule erst um 9 Uhr beginnen würde.

Ruth Love Dadji (6c):
Mir ist es egal, wann die Schule beginnt. Hauptsache, nicht zu früh und nicht zu spät. Wenn die Schule später beginnt, hat man nicht mehr so viel Zeit für Freunde.

Isabella Marie Cuber (6a):
Ich finde, dass die Schule genauso wie jetzt anfangen sollte (um 07:40), weil ich sonst immer viel zu früh oder viel zu spät kommen würde (mit dem Bus). Ich bin für den frühen Unterrichtsanfang.

Greta de Rosa (6a):
Also ein Nachteil des frühen Schulbeginns ist, dass wir früher  aufstehen müssen. Wir habe auch kaum Zeit zum Frühstücken, weil wir uns wegen der Zeit beeilen müssen, und ohne Frühstück kann man sich in der Schule auch kaum konzentrieren! Ein Vorteil ist aber, dass wir viel selbstständiger sein werden, weil wir durch das frühe Aufstehen disziplinierter werden.
 


Montag, 16. November 2020

Diskriminierung

Nicht auslachen – egal wen. Lona Ma berichtet über ihre Erfahrung mit Diskriminierung


Auf meiner alten Schule waren ein paar Jungs, die über mich gelästert haben. Immer wenn sie mich sahen, haben sie ganz übertriebenen „Ni Hao!“ gesagt, dazu eine Verbeugung gemacht und mich ausgelacht. ,,Ni Hao“ heißt „hallo“ auf Chinesisch.

Es gab noch andere Chinesen auf unserer Schule, aber sie haben das NUR bei mir gemacht. Ich habe mich natürlich nicht so gut gefühlt, und am nächsten Tag habe ich gedacht: ,,Diese blöden Jungs schon wieder!

Ich habe sie immer wieder ignoriert, doch eines Tages hatte es mich so genervt, dass ich rief: ,,Ey, könnt ihr nicht mal aufhör‘n, euch die ganze Zeit über mich lustig zu machen?“

Eigentlich ist ,,hallo“ kein Schimpfwort und auch keine Beleidigung, aber die Jungs haben wirklich dabei gelacht und mit dem Finger auf mich gezeigt.

Es ist wichtig, dass man sich nicht über andere lustig macht. Und schon gar nicht darüber, dass jemand aus einem anderen Land kommt. Außerdem komme ich nicht mal aus China, sondern wurde in Deutschland geboren, aber vielleicht haben die Jungs mich nur ausgelacht, weil ich so aussehe, als wäre ich in China geboren. Trotzdem sollte man sich nicht über Ausländer und andere lustig machen!

 

Sonntag, 8. November 2020

Corona: Kommentar

Mehr Solidarität! Louis Ostrowski über steigende Fallzahlen und das Verhalten einzelner


Die Infektionszahlen steigen, in den Nachrichten wird von über 20 000 Neuinfektionen in 24 Stunden berichtet. Die Maßnahmen werden immer mehr ausgeweitet, mittlerweile ist wieder ein Teil-Lockdown da.



In diesem ganzen Jahr wurde durch die Politik mehr als oft wiederholt, dass wir Kontakte meiden, uns an die AHA-Regeln halten sollen und dass wir alle für einander verantwortlich sind. Wie kann es dann dazu kommen, dass die Infektionen fast exponentiell ansteigen?



Auch in meinem Umfeld hat sich seit Corona alles geändert, und zwar nicht gerade ins Positive. Im Sommer hat dann jeder ein fast normales Leben gelebt, und Corona war schon fast vergessen. Jetzt ist ein Teil-Lockdown da, und der Staat zahlt Corona-sofort-Hilfen, damit kleine Geschäfte wenigstens eine kleine Chance haben, den Teil-Lockdown zu überleben.


Große Veranstaltungen und Massenversammlungen wie aus dem Sommer sieht man so gut wie gar nicht mehr. Das meiste ist verboten. In meinem Umfeld gibt sich wirklich jeder größte Mühe, alles so gut wie möglich zu machen.


Dann aber sehe ich zu meinen Nachbarn hinüber, welche frisch eingezogen erstmal eine Einweihungsparty mit über zehn Personen feiern. Seitdem feiern sie wirklich jeden Abend mit immer neuen fremden Personen.


Ich kenne so viele Menschen, die sich wirklich viel Mühe im Bezug zu Corona geben, und wegen solchen Menschen werden dann die eingeschränkt, welche sich größte Mühe geben?


Die Nachbarn feiern weiterhin unbeirrt. Das heißt, dass fremde Menschen über die Freiheit anderer Menschen entscheiden (im Bezug auf den Lockdown). Verhalten sich diese Personen in irgendeiner Form noch demokratisch oder solidarisch?


Den meisten Einfluss haben Personen wie meine Nachbarn. Ich finde es traurig, dass die Vernunft, die meistens in der Öffentlichkeit gezeigt wird, an Haustür abgelegt wird wie die Schuhe.



Bildquelle: https://www.zusammengegencorona.de/informieren/ (Bundesgesundheitsministerium)

Samstag, 7. November 2020

Fünfter Klimastreik in Braunschweig

Der 25.09. Ein Bericht von Anna Lenja Epp zum fünften globalen Klimastreik

24. September 2020. Nun sitze ich also hier. Es ist 19.20 Uhr am 24. September 202
0. Ein Tag vor dem fünften globalen Klimastreik der Fridays-for-Future-Bewegung. Nahezu alle Punkte auf meiner To-Do-Liste sind abgehakt und trotzdem fühle ich mich merkwürdig gestresst. Außerdem beschleicht mich das komische Gefühl, etwas vergessen zu haben. Unruhig sehe ich erneut auf meine Liste: Nein, alles erledigt.

Aus dem Lautsprecher meines CD-Players dröhnt irgendwelche Filmmusik, was die Atmosphäre in meinem Zimmer zusätzlich dramatisiert.

Mein Handy blinkt auf. Es ist eine Nachricht aus dem Orga-Team. Ein Sharepic, genauer gesagt. „Globaler Klimastreik 25.09., 16.00Uhr, Schlossplatz Braunschweig“ heißt es darauf. Eine Erinnerung an die morgige Demo. Ich hätte sie auch so nicht vergessen können. Ein letztes Mal gehe ich die Liste der Dinge durch, die ich morgen bei der Demo dabeihaben muss:

• Mein total zugestickertes Megaphon, um mir Gehör zu verschaffen,

• Absperrband, um den Schlossplatz coronakonform abzusperren,

• einen Zollstock, um gegebenenfalls Abstände nachzumessen

• und natürlich mein Demoplakat, das mich schon seit über einem Jahr auf alle Demos begleitet. Ob es stürmt oder schneit (obwohl es bisher auf keiner der Demos, auf der ich war, geschneit hat, ist wohl selbsterklärend), mein Demoplakat ist immer dabei. Dementsprechend sieht es leider mittlerweile auch schon aus. Die Farbe ist verlaufen, der mit Tusche aufgepinselte Baum leicht verwischt. Trotzdem ist die Botschaft noch klar zu erkennen: Geld ist nicht alles!

Alles ist gepackt und steht bereit. Nur der Zollstock hatte bisher noch gefehlt. Doch auch dieser befindet sich jetzt zusammen mit dem Absperrband in einem Jutebeutel. Der nächste Tag kann kommen. Und trotzdem bleibt meine Aufregung auf dem gleichen Level wie vor dem Listen-Check. Da ich erst seit Januar dieses Jahres Teil der braunschweigischen Ortsgruppe von Fridays for Future bin, ist dies abgesehen vom 24.04., der ja als Lifestream stattgefunden hat, mein erster globaler Streik. Da ist meine Aufregung wohl einigermaßen verständlich.

Nicht einmal 24 Stunden später stehe ich, immer noch aufgeregt, mit allem, was ich dabeihaben muss, auf dem Schlossplatz. Zusätzlich zu mir sind bereits zwei andere Aktivistinnen da und die Band hat begonnen, sich einzuspielen. Es ist kurz nach 14 Uhr am 25. September 2020, wir haben noch etwa zwei Stunden Zeit, dann soll die Demo beginnen. Während wir langsam immer mehr Leute werden, schleppen wir Stehtische durch die Gegend und bauen sie auf. An ihnen sollen später Briefe an Politiker*innen geschrieben werden können. Daneben tragen wir kleinere Tische, an denen Windräder und Drachen gebastelt werden sollen. Damit sich die Menge nicht allzu sehr vermischt, stellen wir dazwischen Absperrgitter. Auch das Absperrband ist bereits auf dem Boden festgeklebt. Es ist 16.00 Uhr, die Demo beginnt.

Nachdem die freiwilligen Ordner*innen mit ihren Aufgaben vertraut gemacht worden sind, eröffnet unser Versammlungsleiter die Demo mit einer kurzen Sicherheitseinweisung. Danach spielt die Band ihr erstes Set und ich wusele durch die Menge, um festzustellen, ob ich irgendwem unter die Arme greifen kann. Schließlich lande ich bei Sprühflaschen, die mit Desinfektionsmittel befüllt und beschriftet werden müssen, um die Bastelunterlagen und Stifte an unseren Aktionspunkten desinfizieren zu können. Anschließend suche ich den Wissenschaftler, der nach der Band eine Rede halten wollte. Ich stelle erleichtert fest, dass er bereits neben der Bühne steht und wartet. Nach ihm wird es eine Motivationsrede von einer Aktivistin aus unseren Reihen geben, anschließend werden sich die zwei Demozüge (es gibt eine Lauf- und eine Fahrraddemo) langsam auf den Weg machen.

Schließlich ist es 17.15 Uhr. Die Laufdemo ist bereits losgelaufen, wir Fahrradfahrende haben uns auf der Südseite des Schlossplatzes aufgestellt. Wir müssen langsam losfahren. Endlich sind alle da und wir setzen uns in Bewegung. Zuerst geht es auf die Georg-Eckert-Straße, damit wir genug Platz haben. Wir fahren die Museumsstraße entlang und biegen in die Parkstraße ein. Von da aus gelangen wir auf die Jasperallee, wo uns unser Frontbanner entgegenblickt. Die Laufdemo hat den Schlossplatz von der anderen Richtung aus verlassen und ist über den Steinweg und am Theater vorbei ebenfalls auf die Jasperallee gelangt. Hier laufen wir uns nun auf den verschiedenen Straßenseiten entgegen, zwischen uns die Baumreihen. Gemeinsam machen wir ordentlich Lärm. Ich rufe Demosprüche wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“ in mein Megaphon. Es hallt aus der Menge zurück. Von den vielen verschiedenen Demosprüchen, die durch die Luft fliegen, ist einzeln nicht sonderlich viel zu verstehen, doch insgesamt ist mehr als deutlich, was wir meinen. Der Moment ist schnell vorbei, wir fahren weiter.

Unser Weg führt uns einmal quer durch die ganze Stadt, am Kohlekraftwerk vorbei und wieder zurück. Während wir daran vorbeifahren, werden wir nochmal lauter und rufen „Nie, nie, nie wieder Kohle“ und „Apfelsaft statt Kohlekraft“. Der letzte Spruch ist eigentlich ein Scherz. Bei irgendeiner Demo hat ihn ein noch etwas kleineres Kind gerufen und jemand hat ihn übernommen. Seitdem schallt er auf so ziemlich jeder Demo über den Schlossplatz und durch die Straßen.

Schließlich sind wir wieder vor dem Schloss. Der andere Demozug ist noch unterwegs, kommt aber kurze Zeit später an. Es wird noch eine Rede von unserem Arbeitskreis Forderungen gehalten, dann klingt die Demonstration langsam aus. Ich sitze in einem Pavillon, wo Demonstrant*innen sich gegen eine Spende Buttons mit unserem Logo mitnehmen können. Immer mehr Leute gehen und lassen den leeren Schlossplatz zurück.

Die anderen aus dem Orga-Team und ich beginnen, alles aufzuräumen, was wir vorher aufgebaut haben. Die Demo ist vorbei, der Tag geht zu Ende.

Mittlerweile ist es knapp 20.00 Uhr. Ich fahre erschöpft aber zufrieden nach Hause. Meine Aufregung legt sich. Der Tag war lang, doch ich finde, dass sich der ganze Aufwand definitiv gelohnt hat. Jetzt muss nur noch die Energiewende klappen.

 

Freitag, 14. Februar 2020

Fridays for Future - Abschluss der Interviewreihe

„Wir sind alle in der Pflicht“. Abschluss der Interviewreihe über Fridays for Future von Jan-Marten Kleine-Besten.

Als ich die Idee für diese Interviewreihe hatte, waren Menschen auf der ganzen Welt, wie auch in Deutschland, bei Demonstrationen im Rahmen der Fridays-for-Future-Bewegung aktiv. Viele Tausend Schülerinnen und Schüler gingen freitags auf die Straße, um in Gemeinschaft auf das Problem des Klimawandels aufmerksam zu machen und sich zu engagieren.

Die damals 15 Jahre alte Greta Thunberg setzte die Demonstrationen in Gang, als sie sich das erste Mal am Freitag, den 20. August 2018, vor das schwedische Reichstagsgebäude in Stockholm setzte, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Mit der Botschaft „Schulstreik fürs Klima“ sorgte sie weltweit für Aufmerksamkeit. Anschließend wurde ihr Anliegen durch die Medien weiterverbreitet. Schon bald begannen erste größere Demonstrationen auch in Deutschland. In Braunschweig fand auf dem Schlossplatz die erste Fridays-for-Future-Demonstration im Februar 2019 statt. Aber nicht nur Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an den Demonstrationen, sondern auch Studentinnen und Studenten und bald auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter dem Motto „Scientists for Future“.

Doch wie stellen sich Mitglieder von Fridays-for-Future-Demonstrationen, Politiker oder die Umweltbeauftragte unserer Schule Klimaschutz/Umweltschutz in Zukunft vor? Was unternehmen Sie vielleicht heute schon, um die Umwelt zu schützen oder den Klimawandel einzudämmen?

Das erste Interview habe ich mit Christoph Bratmann, Vorsitzender des Schulausschusses im Stadtrat in Braunschweig, geführt. Aus seiner Sicht könne jeder etwas für den Umweltschutz tun, keiner sei dabei aus der Verantwortung zu nehmen. Doch er beteuert auch, dass das ganze Problem nur global zu lösen sei: „Global betrachtet hängt vieles an den USA, China und Indien“. Trotzdem seien die Europäer nicht aus der Verantwortung. In Braunschweig seien viele Entscheidungen in die richtige Richtung getroffen worden, indem sich die Löwenstadt zum Beispiel zur Umgestaltung von 16 Hektar Fläche für Wildbienen ausgesprochen hat. Herr Bratmann nutze, sofern möglich, auf Dienstfahrten öfters Alternativen zum Auto.

Für die zweite Interviewpartnerin Antje E. Kapsch, Lehrerin und Mitwirkende für Umweltschutz an unserer Schule, sind in der Zukunft vor allen Dingen Projekte im Bereich der nachhaltigen Bildung sowie die Verringerung des Ressourcenverbrauchs wichtig. Sie selber beteiligt sich bereits jetzt an Projekten für mehr Umwelt/-Klimaschutz. Im Rahmen des Projektes „WeGo for future - tomorrow is now“ engagiert sie sich unter anderem an unserer Schule. Die Repair-AG unserer Schule erwähnte sie ebenfalls als eine gute Möglichkeit für mehr Ressourcenschutz. In Zukunft würde sie sich vor allen Dingen einen geringeren Ressourcenverbrauch sowie eine frühe nachhaltige Bildung wünschen.

Aus der Sicht von Moritz von Bachmann, Co-Organisator der Fridays-for-Future-Demonstrationen in Braunschweig, sei zunächst erst einmal die Politik in der Pflicht. Gesetze und Initiativen könnten laut Moritz viel zum Umweltschutz beitragen. Er wünscht sich in Zukunft von Politikern weniger Pseudo-Klimaschutz, anstatt echte Veränderungen anzuregen. Für Moritz von Bachmann ist die Reduzierung von Treibhausgasen ein fester Bestandteil seiner Lebensweise geworden, indem er zum Beispiel Second-Hand-Kleidung kauft oder das Verkehrsmittel für seinen Schulweg verändert hat.

Zum Schluss möchte ich den Appell von Volker Ovelgönne, Direktor des WGnennen, der an die Schülerschaft ein Statement per E-Mail zu den Fridays-for-Future-Demonstrationen abgegeben hat. Er stellte heraus, dass die Folgen des Klimawandels vor allem uns als Schülerinnen und Schüler als die „Generation Z“ betreffen.

Aus meiner Sicht hat die Interviewreihe unterstrichen, wie wichtig das Thema Umweltschutz in der Gesellschaft geworden ist. Dabei haben die Fridays-for Future-Demonstrationen den Gedanken zunächst verbreitet und anschließend in der Gesellschaft gestärkt. Es steht für die meisten Menschen heutzutage außer Frage, sich zum Beispiel mit dem eigenen CO2-Fußabdruck beschäftigen und in Zukunft Veränderungen an der eigenen Lebensweise vorzunehmen.

Mir selbst ist durch die mediale Aufmerksamkeit zum Thema bewusst geworden, wie viel jeder einzelne Mensch täglich durch vermeintlich „normale“ Tätigkeiten, wie zum Beispiel den Weg zur Schule oder zur Arbeit oder die eigene Ernährung, die Auswirkungen auf das Klima/die Umwelt, sowohl ins Positive als auch ins Negative verändern kann. Nun wird es spannend werden, welche Ideen zur Eindämmung des Klimawandels sich umsetzen bzw. weiterführen lassen.

Wichtig ist für mich der Gedanke geworden: Jeder von uns kann etwas zu Veränderungen für unsere künftige Umwelt/das zukünftige Klima beitragen, ganz im Sinne des folgenden Zitats:

„Sei du selbst die Veränderung, die du dirwünschst für diese Welt.“

Mahatma Gandhi





Dienstag, 14. Januar 2020

Essay: Klimakrise

Warum wir handeln müssen, jetzt. Von Iman Sibai.

Mein Name ist Iman Sibai. Ich gehe in die zehnte Klasse und werde bald 16.

Unsere Generation ist besonders. Wir haben draußen gespielt, bis die Straßenlaternen angegangen sind. Wir wussten, wie man Kassetten richtig benutzt und hatten gleichzeitig CDs im Regal. Wir kennen noch die original Kinderserien der 90er, bevor sie animiert wurden. Wir sind die letzten Teenies, die ohne digitale, neumodische Geräte aufgewachsen sind und mit Telefonzellen umgehen können, und die ersten, die ein Smartphone benutzen.

Mein kleiner Bruder und ich wurden gleich erzogen, haben aber jeder eine komplett andere Kindheit gehabt.




Ist das nicht unglaublich? Trotz, dass mein Bruder nur sechs Jahre jünger ist, kennt er viele Dinge nicht, mit denen ich aufgewachsen bin. Einfach nur, weil sich die Digitalität und Technik in diesen sechs Jahren gravierend und mit großen Schritten gewandelt hat.

Aber wie wird das in 15 Jahren mit meinen eigenen Kindern sein? Klar, der technische Fortschritt wird sich noch sehr viel weiter gewandelt haben. Darüber mache ich mir aber weniger Sorgen. Die Frage, über die ich mir eher den Kopf zerbreche, ist: Wie werden meine Kinder den weiter fortschreitenden Klimawandel erleben? Wie werden sie aufwachsen, wenn wir den Klimawandel jetzt nicht stoppen?

Der Klimawandel ist im Moment ein stark diskutiertes und allgegenwärtiges Thema. Wir sind so begeistert vom Wandel der Technik, dass wir manchmal den Klimawandel aus den Augen verlieren. Das Klima verändert sich drastisch, das Eis in der Antarktis schmilzt, der Meeresspiegel steigt, Tierarten sterben aus, Mikroplastik schleicht sich in unsere Konsumgüter, der Regenwald am Amazonas wird zerstört, der Winter bleibt aus, Australien brennt, wir aber schenken lieber einem brennenden Gebäude unsere Aufmerksamkeit und das Kapital zum schnellen Wiederaufbau – wie zum Beispiel Notre Dame in Paris.

Politiker diskutieren, aber bringt das viele Reden letztendlich auch etwas? Wohl kaum können bloße Worte die Welt retten, anstatt dass wir aber etwas dagegen tun, versuchen Forscher herauszufinden, auf welchen Planeten noch wir überleben können. Was bringt uns das? Wir müssen lernen, Probleme zu lösen und sie nicht einfach beiseite zu schieben, als würde es sie nicht geben.

Ich habe Angst davor, Kinder unter solchen Bedingungen auf die Welt zu bringen. Es tut mir im Herzen weh, mir vorzustellen, dass ich meinen Kindern später, wenn sie draußen spielen wollen, nicht sagen werde: „Vergiss deinen Schal nicht, es ist kalt draußen, du erkältest dich“, sondern stattdessen: „Setz deine Sauerstoffmaske auf, du kannst sonst nicht atmen und stirbst an einem zu hohen CO2-Gehalt in der Luft.“

Wird eine solche Welt für die nächsten Generationen Normalität sein? Werden wir dann im voll ausgestatteten Ledersessel sitzen und unseren Enkeln erzählen, wie schön es früher war, frische Luft zu atmen?

Auch wenn es übertrieben klingen mag, lasst uns übertreiben! Vielleicht kommt es erst so in unseren Köpfen an. Wir wissen schließlich nicht, was in der Zukunft geschehen wird. Keiner von uns. Vor allem, wenn wir so weitermachen wie bisher, wird jede noch so wahnsinnig klingende Vorstellung eintreten. Schließlich hat ja auch vor 30 Jahren niemand den Klimawandel vorhersehen können.

Vielleicht schaffe ich es, dass Ihr diesen Artikel zu Ende lest. Vielleicht schaffe ich es auch, Euch zum Nachdenken anzuregen. Aber werde ich es schaffen, dass Ihr Euch wirklich heute vornehmt, etwas an Eurer eigenen Lebensweise zu ändern?

Für viele erscheint es anfangs schwierig, ein riesiges, ernstzunehmendes Problem anzugehen. So schwierig, dass wir verzweifeln, lieber gar nichts tun oder uns doch wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Damit die Welt und am Ende wir eine Chance haben, müssen wir alle uns selbst verändern. Dafür sollten wir nicht nur während der Schulzeit mit einem To-Go-Becher und dem neuesten Handy in der Hand protestieren gehen und von Politikern Maßnahmen fordern. Dabei vergessen wir oft, dass auch wir längst vieles tun können. Wir müssen aufrichtig und ehrlich versuchen, uns zu informieren, so viel wie möglich umzukrempeln und zu lernen, auf Gewohnheiten zu verzichten. Jeder kleinste Schritt wird dazu beitragen, die Erde, unser Zuhause, zu schützen.

Wir tragen die Verantwortung für unsere Nachkommen. Wir müssen handeln, und zwar genau jetzt. Denn ich wünsche mir, Urururgroßmutter von Kindern zu sein, die genauso unbeschwert auf der Erde leben können wie wir.

Sonntag, 5. Januar 2020

Essay: dontdoinstagram




#dontdoinstagram – nein ehrlich, ist gefährlich. Von Lea Sgorsaly


Als ich acht war klopftest du ganz leise, gar schüchtern an meine Tür. Nach einem Sportwettkampf stand eine fremde Frau vor mir und sagte: „Kind, iss mal mehr. Das sieht doch nicht mehr schön aus.“


Mit zehn tratst du die Tür meiner Wohnung ein, machtest es dir ungeladen auf meinem Sofa gemütlich und schienst nicht mehr gehen zu wollen. Meine Nachbarin erzählte mir, dass alle jungen Frauen doch heute diese Lücke zwischen den Oberschenkeln hätten und fragte, warum ich nicht.

Ich war verwirrt.

Mit 13 branntest du rigoros mein Haus herunter, mir blieb ein einziger Trümmerhaufen.

Ich sah diese Lücke überall auf Instagram, thigh gap heißt sie also. Werde ich mal so aussehen wie sie? Ich sehnte mich nach Veränderung. Es fiel mir nicht schwer einen Trainingsplan zu erstellen, denn semiprofessionelle Influencer*innen posten täglich ihre Workouts, die wirklich und auf jeden Fall bei jedem Körper Wunder verschaffen werden.

Na dann los.

Gescheitert.

Sag mir, wäre ich hübscher, nochmal 10 kg leichter, 5 cm größer und meine Haare 30 cm länger, wärst du geblieben?

Mit 16 erkannte ich dass ich dich wohl nie kriegen werde, dass ich nie wie die Mädchen im Internet aussehen werde, dass mein Körper mein einziges Zuhause ist und dass ihn zu lieben und zu akzeptieren die wichtigste Aufgabe meines Lebens ist und dass ich mein eigenes Ideal bin. Entfolgt bin ich allen, bis auf einigen, mir vertrauten Personen. Nicht, weil ich sie nicht immer noch wunderschön und interessant finde, nicht, weil ich glaube, sie verdienen keine Followers, nicht, weil ich konventionell attraktive Frauen und Männer diskreditieren möchte, sondern bloß, weil es mir nicht gut tut, mich mit Content zu konfrontieren, der mir vor Augen führt, was mir alles fehlt, von was ich zu viel habe, und dass ich dich nie kriegen werde.


Du, liebe Bikinifigur, sitzt mir wie der Schalk im Nacken, nur dass du so gar nicht amüsant bist und lieb schon gar nicht. Du kommst nicht alleine, nein, du kommst mit deiner ganzen Bande. Das Schubladendenken, dein Verbündeter. Der Standard, dein bester Freund. Gut ist, wer in diesem Strom lebt. Aber daran ist so gar nichts gut. Wie furchtbar zu denken, du wärst alleine auf dieser Welt. Es gibt dich in allen Formen und Farben und davon ist jede individuelle Bikinifigur unvergleichlich schön. Wer von einem Strom eingesogen wird, verliert irgendwann seine Individualität. Schneller als gedacht, untergegangen und weggespült.

Also lasst uns auf uns vertrauen, unseren Weg, unser Gefühl. Lasst uns lernen, dass unseren Körper zu lieben und akzeptieren doch das ist, was uns manchmal fehlt. Wenn das geschafft ist, dann setzen wir uns gemeinsam ganz ungefiltert an den Strand, lassen unsere Problemzonen Problemzonen sein und trinken eine kalte Limonade.

Fotos: Lea Sgorsaly