Freitag, 5. April 2024

Ehrlich Brothers

 “Jedes Mal ein magischer Moment”. Clara Kuhle (7c) und Emma Stiepel (7a) im Interview mit den Ehrlich Brothers.





Wie sind Sie zum Zaubern gekommen?


Andreas: Mit acht Jahren hab ich einen Zauberkasten zu Weihnachten geschenkt bekommen. Zuvor hatte mir mein Cousin den Tipp gegeben, dass meine Eltern den vielleicht irgendwo im Haus versteckt haben. Ich hab ihn dann tatsächlich gefunden und heimlich ein paar Kunststücke geübt. Als ich Heiligabend den Zauberkasten geschenkt bekam, konnte ich auf Anhieb einige Tricks vorführen. Meine Eltern dachten, ich sei ein Wunderkind. Irgendwann habe ich ihnen dann aber erzählt, dass ich vorher geübt hatte. 


Chris: Als jüngerer Bruder musste ich anfangs immer als „Assistentin“ herhalten, bevor ich selbst mit dem Zaubern angefangen habe. Das ging bei mir mit 16 so richtig los. Ich war auf einem Schüleraustausch in Frankreich und habe meinen Bruder gefragt, ob er ein paar Zaubertricks für mich hätte, damit es mit den französischen Mädels besser klappt.



Welchen Ihrer Zaubertricks mögen Sie am liebsten?


Chris: Da gibt es einige, aber besonders bleibt für uns immer die Illusion, bei der wir mit einem Motorrad aus einem überdimensionalen iPad fahren. Das war die letzte Illusion, die wir gemeinsam mit unserem Papa gebaut haben, bevor er starb.


Was wollten Sie werden, bevor Sie Zauberer werden wollten?


Andreas: Eigentlich wollte ich Lehrer werden. Auch mal Augenarzt. Für mich war es bis Anfang 20 klar, dass die Zauberei immer Hobby bleiben würde. Und dann hatte ich einen Auftritt bei einem Treffen von Augenärzten. Alles Professoren. Einer fragte mich nach der Show: „Sie haben gerade 80 Leute auf wunderbare Weise verzaubert. Sie machen das hauptberuflich, nicht wahr?“ Und das war ganz anders als das, was die Eltern immer gesagt haben. Im Jahr 2000, Chris hatte gerade Abi, da haben wir beschlossen, es ein Jahr lang zu probieren. Nach zwei Monaten war klar, dass wir nie wieder was anderes machen werden.


Chris: Ich habe zwischenzeitlich die Prüfung zum staatlich anerkannten Pyrotechniker absolviert, weil mich diese Materie total interessiert. Bei ausgewählten Illusionen lasse ich das immer wieder einfließen.



Wie ist es, wenn man z. B. einen neuen Trick vor Publikum zeigt?


Andreas: Das ist wahnsinnig spannend. Du kannst ein neues Kunststück noch so oft zuhause testen - ob es funktioniert, weißt Du erst, wenn Du vor einem Publikum stehst. Es kommt immer wieder vor, dass wir neue Illusionen auf der laufenden Tour ausprobieren. Dann ist die gesamte Crew angespannt, weil wir alle nicht wissen, wie die Leute reagieren. 


Chris: Da ist die Anspannung groß: Geht was schief? Klappt alles? Durchschauen die Zuschauer, wie der Trick funktioniert?


Was ist das größte Problem, das Sie jemals vor dem Publikum/Kamera hatten?


Andreas: Bei einer so großen Arena-Show mit 22 Trucks und 100 Mitarbeitern kann auch mal etwas schiefgehen. Das kommt zum Glück selten vor.


Chris: Einmal bin ich mit dem Motorrad aus dem Riesen-Ipad herausgefallen statt herauszufahren. Das ist ja ein echtes Motorrad, ein paar Hundert Kilo schwer. Da hatte ich Glück, dass das Teil nicht auf mich gefallen ist. Und einmal hatte mein Bruder einen Feuerblitz in der Hand erscheinen lassen. Den wollte er quer über die Bühne auf einen Eisblock werfen. Dabei hatte er mich aus Versehen gestreift und meine Haare fingen Feuer.

Werden Sie oft angesprochen, wenn Sie sich in die Öffentlichkeit begeben?


Andreas: Das passiert manchmal. Aber wenn ich nicht mit meinem Bruder unterwegs bin, ein Käppi trage und komplett rasiert bin, erkennen mich die wenigsten. Ich ziehe mich privat gerne zurück. Im Urlaub bin ich z. B. nicht der Typ, der auf der Strandpromenade entlang flaniert. Ich gehe lieber an einen einsamen Strand und spiele Boccia mit meinen Kids. Ich bin froh um jede Minute, in der ich ein ganz normales Familienleben zelebrieren kann.


Werden Sie öfter nach einem Selfie gefragt?


Andreas: Klar. Das gehört dazu.

Chris: Es ist ja auch toll, wenn unsere Fans uns erkennen und sich freuen, uns zu sehen. Dann erfüllen wir gerne den Wunsch nach einem Selfie.


Welche Stadt ist Ihrer Lieblingsstadt?


Chris: Immer da, wo wir gerade zu Gast sind. Nein, Scherz beiseite: Jede Stadt ist anders und hat ihren Charme. Leider bekommen wir nicht viel zu sehen, weil wir die meiste Zeit mit den Vorbereitungen der Shows in Arenen verbringen.




Woher kommen die Ideen zu den Tricks?


Andreas: Manchmal hat man so einen Flash, während man unter der Dusche steht, Auto fährt oder im Traum. Das schreibst du dann auf, auch nachts. Wir haben deshalb beide einen Notizblock neben dem Bett liegen - wenn du es nicht direkt aufschreibst, ist es am nächsten Morgen weg. 


Chris: Im nächsten Schritt skizzieren wir Entwürfe und lassen sie dann von unserem Team bauen. Wir haben einen Stab von Mitarbeitern mit Knowhow aus verschiedenen Bereichen. Konstrukteure, Elektroingenieure, Pyrotechniker, jeder weiß genau, wer was kann. Und so bleiben wir die Architekten der Illusionen.


Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht zaubern?


Andreas: So viel Zeit bleibt da ja nicht mehr. Ich bin ja Vater von drei Kids. Da gibt es immer was zu tun, zu organisieren, zu unterstützen. Und manchmal ist es ja auch schön, einfach nur Urlaub zu machen.


Chris: Und Freunde zu treffen. Das ist sehr wichtig. Vor allem treffe ich mich mit einem speziellen Schulfreund besonders gerne, mit dem ich immer Tischtennis spiele. Wir haben uns im Tischtennisverein kennengelernt und sind bis heute beste Freunde. Ich liebe Tischtennis – und das hat nichts mit Zauberei zu tun. Noch bevor ich über die Platte gucken konnte, habe ich zu Hause mit meinem Vater gespielt. Er hat immer gesagt, dass er mich nie gesehen hätte – nur meinen Schläger. Und der Ball kam immer zurück. (lacht)   




Sind Sie nervös, bevor Sie auftreten?


Chris: Nervös nicht, es beflügelt uns eher eine positive Aufgeregtheit. In den Minuten vor der Show steigt die Vorfreude, dass sich gleich der Vorhang hebt und wir von tausenden Menschen in der Arena empfangen werden. Das ist jedes Mal ein magischer Moment!


Andreas: Wir wissen genau, was es für die Menschen bedeutet, wenn sie sich ein Jahr lang auf die Show freuen. Für uns ist es vielleicht die 80. Show auf der Tour, aber für die Menschen ist es die eine Show. Dessen sind wir uns absolut bewusst. Und deshalb geben wir auf der Bühne immer alles! Wir sind einfach dankbar für den Traum, den wir leben dürfen.


Werden Sie darum gebeten, bei Feiern mit Freunden oder Familie zu zaubern?


Andreas: Früher kam das häufig vor, mittlerweile freuen sich unsere Freunde und die Familie, wenn sich mal nicht alles um die Zauberei dreht.


Chris: Bahnschienen verbiegen wir beim sonntäglichen Kaffeetrinken eher selten (lacht).


Haben Sie vor manchen Tricks Angst?


Chris: Wie heißt es so schön: Angst ist kein guter Ratgeber. Wichtig ist, dass man alles dafür tut, um bestens vorbereitet zu sein. Und das bei jeder Show von Neuem. Da kommt es auf das kleinste Detail an. 


Andreas: Natürlich haben wir Respekt davor, wenn wir 10 m hoch über die Bühne fliegen oder mit Flammenwerfern hantieren. Da sollte man nicht zu locker mit umgehen.




Bilder: Ehrlich Brothers, Touren Diamonds und Dream & Fly.



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