Freitag, 9. Mai 2025

Habemus Papam

„Nicht gut, nicht schlecht.“ Martino Rossi (10m1) zum neuen Papst Leo XIV.

 

Eine neue Wirkungsstätte von Leo XIV.: der Petersdom.

Donnerstag, 09. Mai 2025. 18:07 Uhr. Weißer Rauch steigt aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Ein neuer Papst ist gewählt. Knapp eine Stunde später öffnet sich die Tür auf der Mittelloggia des Petersdoms. Kardinal Dominique Mamberti tritt heraus und verkündet:

„Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam. Eminentissimum ac reverendissimum dominum, Dominum Robert Francis Sanctae Romanae Ecclesiae cardinalem Prevost, qui sibi nomen imposuit Leone XIV.“

„Ich verkünde euch große Freude, wir haben einen Papst: den hochwürdigsten und ehrwürdigsten Herrn, Herrn Robert Francis, Kardinal der Heiligen Römischen Kirche Prevost, der sich den Namen Leo XIV. gegeben hat.“

Kurz darauf tritt der neue Papst Leo XIV., mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost auf die Mittelloggia des Petersdoms. Der 69 jährige US-Peruaner grüßt selbstbewusst in die Menge. Leo XIV., der von 2014 bis 2023 Bischof von Chiclayo, Peru, war, ist dabei sichtlich gerührt und muss die Tränen verstecken. Sichtlich angefasst hält der in Chicago geborene neue Papst eine außergewöhnlich lange Rede zu den hunderttausenden Gläubigen auf dem Petersplatz und der Via delle Conciliazione und zu den unzähligen Gläubigen vor den Bildschirmen. „Friede sei mit Euch allen!“, begrüßt er die jubelnde Menge. In seiner weiteren Rede spricht er immer wieder über die Bedeutsamkeit des Friedens für die Welt und lobt auch den gestorbenen Papst Franziskus. Er schafft es aber, eigene Akzente zu setzen, auch wenn er gleich betont, ein Papst der Armen sein zu wollen, und sich fragt, „wie wir eine missionarische Kirche sein können.“ Sein eigener Akzent ist deutlich: Leo XIV. alias Friedenspapst, könnte man jetzt schon sagen. Gespannt darf man sein, ob seine starke Stimme es schafft, ein Zeichen der Diplomatie in die Ukraine, in den Nahen Osten und nach Kaschmir zu senden.

Ebenso gespannt wie auf mögliche kirchenrechtliche Veränderungen in seinem Pontifikat. Leo XIV. hielt sich bisher mit kirchenrechtlichen Äußerungen zurück, was maßgeblich daran liegt, dass er ein „Mann der Mitte“ ist. Ein Kompromisskandidat war er, da sich die beiden Lager nicht einigen konnten. Aufhorchen lässt allerdings eine Aussage aus dem Jahr 2012, in der er Homosexualität „im Widerspruch zum Evangelium“ sieht. Das ist für mich und viele andere absolut inakzeptabel und ich hoffe, dass er mittlerweile seine Meinung geändert hat. Gleichwohl kritisiert er offen den US-amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance und schreibt: „J. D. Vance is wrong: Jesus doesn‘t ask us to rank our love for others.“ Er hat damit den Mut, den Vizepräsidenten darauf hinzuweisen, dass er falsch liebt und ihm die Nächstenliebe für Migrant*innen fehlt. Er warnt die Bürger*innen davor, „auf Narrative hereinzufallen, die unsere Migranten und Flüchtlingsbrüder diskriminieren und ihnen unnötiges Leid zufügen.“

 

Der Hochaltar über dem Grab von Petrus.
 

Der neue Papst hat aus meiner Sicht gute und schlechte Seiten. Und genauso kommentierte ich ihn in einem Telefonat mit einem Freund Donnerstagabend: „Nicht gut, nicht schlecht.“ Schlecht finde ich auch, dass er zur Weihe von Frauen auf der Weltsynode 2023 äußert, dass diese „nicht unbedingt ein Problem löst, sondern vielleicht ein neues Problem schafft.“ Ich sehe das anders: Frauen müssen geweiht werden – nicht nur zur Diakonin, sondern m. E. sogar zur Priesterin. Wir – und ich sage bewusst wir, denn ich bin Katholik – können nicht weiter die Hälfte unserer Glaubensgemeinschaft kategorisch vom fünften Sakrament, der „Weihe““, ausschließen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.

Einige Fragen bleiben allerdings offen, wenn es um den neuen Papst geht. Wie steht er zum Zölibat? Inwiefern wird er sich für den von mir am Mittwoch geforderten „radikalen Klimaschutz einsetzen“. In Sachen Klimaschutz steht er für die Bewahrung der Schöpfung. Doch wird er wirklich von den Regierungen in aller Welt diese aktiv einfordern? Fraglich. Genauso fraglich wie die Frage, ob er offen für die Abschaffung des Zölibats ist. Ich glaube das eher nicht, da er zwar ein „Mann der Mitte“ ist, nichtsdestotrotz aber mit einem konservativen Anstrich. Es bleibt nun also abzuwarten, welche Entscheidungen der „Friedenspapst“ treffen wird und welche nicht. Bis dahin bleibt er für mich ein „Mysterium“.

 

Fotos: privat.

 

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