Freitag, 7. Mai 2021

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Gendern heißt Verändern. Anna Lenja Epp über die große Bedeutung von kleinen Zeichen.

Heutzutage finden sich in vielen Texten Gendersternchen, auch Asteriske genannt. Obwohl sie das durchaus sinnvolle Ziel vertreten, Menschen aller Geschlechter beziehungsweise Gender gleichermaßen in der Sprache abzubilden, treffen sie auf viel Gegenwind. Doch was spricht eigentlich dagegen?


Zunächst besteht vereinzelt die Annahme, beim Gendern handele es sich um eine Art Aufzählung, bei der die jeweiligen männlichen und weiblichen Formen einfach beide genannt würden. Dementsprechend schriebe mensch beispielsweise statt des Wortes „Schüler“ die Worte „Schülerinnen und Schüler“, was eine Verdreifachung der Wortanzahl bedeuten würde und sehr umständlich wäre. Allerdings ist dies nicht die angestrebte Form und deshalb auch nicht nötig. Anstatt von „Schülerinnen und Schülern“ wird ganz einfach von „Schüler*innen“ gesprochen. Neben der kürzeren Zusammenfassung hat diese Form den Vorteil, dass sie Menschen aller Gender miteinbezieht.
Abgesehen hiervon gibt es Personen, die der Meinung sind, selbst kleine Sternchen inmitten von Worten würden ihren Lesefluss unterbrechen, die Sprache gar hässlich erscheinen lassen. Da das vor allem bei längeren Texten und auf Dauer hinderlich werden könne, verschließen sich Einzelne komplett gegenüber dem Gendern und verlangen selbiges auch von ihren Mitmenschen. Was betreffende Personen jedoch nicht wahrnehmen, ist ihre sehr subjektive Sicht auf dieses Thema. Das Gendern an sich abzutun, weil es einem*einer persönlich nicht gefällt, erscheint mir doch sehr selbstsüchtig, vor allem wenn mensch bedenkt, dass somit mehr als die Hälfte der Menschheit zur Unsichtbarkeit verdammt wird.
Ein ähnliches Argument gegen das Gendern liefert der nicht nur zu diesem Thema häufig geäußerte Satz „Aber das haben wir doch schon immer so gemacht!“. Hiernach bleiben Menschen lieber bei dem, was schon existiert, und sehen keinen Grund für jegliche Veränderung, auch wenn diese sehr wohl ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sein könnte. Das Problem bei dieser Sichtweise ist, dass sie voraussetzt, die Sprache samt ihrer Bedeutung wäre ein nicht veränderbarer Ort, den es zu beschützen gilt, weil sich sonst alles in seine Einzelteile auflöst. Da das aber natürlich nicht der Fall ist, macht dieses Argument schlicht keinen Sinn. Das Gendern führt gewiss zu einer Veränderung, jedoch nicht zu einer Verschlechterung. Denn der Ausbau von Gleichberechtigung ist ein Fortschritt, seine Verhinderung ein Rückschritt.
Zusammenfassend kann mensch also feststellen, dass Argumente gegen das Gendern häufig sehr subjektiv sind, da sie die Lebensrealität anderer Menschen ignorieren.
Letztendlich geht es beim Gendern um Respekt gegenüber nicht-männlichen Personen, der sich auf keinen Fall mit einer vermeintlichen Ästhetik der Sprache oder schlichter Bequemlichkeit aufwiegen lässt. Es gibt absolut keinen vernünftigen Grund dafür, die männliche Form als allgemeingültig zu betrachten.
Stattdessen müssen wir gendern und verändern!

Foto: Anja Lenja Epp


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