Montag, 16. September 2024

Katja Frixe

„Wenn die ersten Schreibversuche vielleicht nicht so gut klappen, versuch es immer weiter.“ Rukayya Mostafa und Lu Ya Xue (5c) interviewen die Kinderbuchautorin Katja Frixe.

 



Erzählen Sie bitte am Anfang ein bisschen über sich.

Also, ich bin Katja Frixe, 45 Jahre alt und wohne in Sickte. Ich habe 2 Kinder, Zwillingsmädchen. Und wenn die beiden in die Schule gehen, dann schreibe ich Bücher. Nach dem Abi, übrigens hier am WG, habe ich Erziehungswissenschaften studiert und im Anschluss als Lektorin in verschiedenen Kinderbuchverlagen gearbeitet. Inzwischen bin ich seit 11 Jahren Kinderbuchautorin.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Ich lese gerade ein Buch, das heißt „Views“ von Marc-Uwe Kling.

Womit kann man Sie auf die Palme bringen?

Ich würde sagen, mit Unpünktlichkeit.

Gut, dass wir heute pünktlich waren.

(lacht) Nein, es kommt ja immer drauf an, wer es ist.

Welche Hobbys haben Sie?

So ein richtiges Hobby habe ich nicht, weil ich auch in meiner Freizeit gerne am Schreibtisch sitze und über neue Geschichten nachdenke. Also, eigentlich bin ich hobbylos (lacht).

Haben Sie eine Familie? Also haben Sie eigentlich schon beantwortet, oder?

Genau, einen Mann und zwei Kinder und zwei Katzen.

Wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben?

Kreativ, zuverlässig und lustig.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Das Motto lautet vielleicht „Einfach mal machen, es könnte ja gut werden.“ Also einfach Sachen ausprobieren und vielleicht tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf. So bin ich im Prinzip auch Autorin geworden. Da kam jemand auf mich zu und meinte: „Katja, du solltest mal ein Buch schreiben.“ Ich habe es ausprobiert und dann hat es mir Riesenspaß gemacht.

Was ist Ihr Tagesrhythmus und wie kriegen Sie es hin, zum Schreiben zu kommen?

Wenn die Kinder morgens aus dem Haus gehen, setze ich mich an den Schreibtisch. Dann erledige ich erst mal Organisatorisches, also beantworte E-Mails, bearbeite Lesungsanfragen, beantworte Fanpost usw. Danach widme ich mich dem aktuellen Buchprojekt. Entweder schreibe ich, lese den Text noch mal Korrektur, mache mir Gedanken zum Titel oder zu den Illustrationen. Oft denke ich aber auch über neue Projekte nach. Für die muss ich dann Leseproben schreiben oder Exposés. Ich habe eigentlich jeden Tag so viereinhalb Stunden zum Schreiben und die nutze ich dann meistens auch aus. Manchmal schreibe ich auch noch abends oder am Wochenende.

Sie sind auch einmal auf WG gegangen. Wie fanden Sie die Zeit damals am WG?

Also ich fand es richtig schön damals. Ich habe hier ganz tolle Leute kennengelernt, die auch heute noch meine Freundinnen sind, und hatte auch nette und lustige Lehrer.

Wollten Sie schon immer Autorin werden?

Nee, als Kind wollte ich Postbotin werden oder Tierärztin oder Kinderärztin. Mit dem Schreiben hatte ich am Anfang wenig am Hut, also das ist erst später gekommen.

Welche berühmte Person würden Sie gerne sein?

Ich habe niemanden, wo ich sagen würde, ach, diese Person wäre ich gern. Aber ich habe ein Vorbild. Das ist natürlich Astrid Lindgren, die berühmte Kinderbuchautorin.

Welchen wichtigen Rat würden Sie einem Erstautor geben?

Lass dich nicht entmutigen. Auch wenn die ersten Schreibversuche vielleicht nicht so gut klappen, versuch es immer weiter, denn durch das Schreiben verbessert man sich.

Was ist der schwierigste Teil beim Schreiben eines Buches?

Ich finde es am schwierigsten, sich am Anfang schon die komplette Geschichte auszudenken. Oft hat man nur eine vage Idee, aber eigentlich ist es gut, wenn man schon am Anfang weiß, wohin die Geschichte führt. Und das ist oft schwierig, weil sich viele Sachen erst beim Schreiben ergeben.

Wie lange brauchen Sie, um ein Buch zu schreiben?

Es kommt immer darauf an, wie dick das Buch ist. Ein Pappbilderbuch für die ganz Kleinen dauert natürlich nicht so lange wie ein Roman für Kinder ab neun oder zehn, das kann schon mal ein halbes Jahr dauern.

Woher wissen Sie, was Sie schreiben sollen?

Ja, das ist eine gute Frage. Also, die Ideen kommen mir einfach so aus heiterem Himmel oder aus Gesprächen mit anderen Leuten oder indem ich irgendwas Witziges in der Zeitung lese oder im Fernsehen sehe, daraus entspinnt meistens eine allererste Idee und dann überlege ich, wie ich daraus eine ganze Geschichte machen könnte.

Was denken Sie, ist das Beste an Ihrem Beruf?

Dass ich mein eigener Chef bin, also dass ich mir meine Zeit so einteilen kann, wie ich es will und dass ich ja den ganzen Tag kreativ sein kann. Das sind die zwei super Sachen.

Was war Ihr tollstes Erlebnis als Autorin?

Also das tollste Erlebnis war, dass ich in diesem Jahr von einer deutschen Schule in Hongkong zu Lesungen eingeladen wurde. Vormittags war ich an der Schule und habe gelesen und nachmittags konnte ich die Stadt erkunden. Ja, das war ein Highlight.

In welchen Momenten merken Sie, dass es die richtige Entscheidung war, Kinderautorin zu werden?

Das merke ich meistens bei den Lesungen, wenn ich in der Schule war und die Kinder dann hinterher zu mir kommen und sagen, das hat Spaß gemacht, das hat mir gefallen oder ich habe deine Bücher gelesen und ich würde gerne noch mehr lesen oder wo kann man deine Bücher kaufen? Das Schönste ist einfach, wenn man die Leute trifft, für die man die Bücher auch schreibt. Das ist eigentlich immer der beste Moment.

Wo sehen Sie sich in der Zukunft?

Ich sehe mich in der Zukunft einfach immer noch an meinem Schreibtisch sitzen und Bücher schreiben. Aber ich würde mich mega freuen, also das ist mein größter Traum als Autorin, dass vielleicht mal ein Buch von mir verfilmt wird. Und dass man dann ins Kino gehen kann und die Geschichte auf der Leinwand sieht. Das wäre es, ja.

Was sind Problempunkte in Ihrer Branche und was wäre zu tun, um diese zu lösen?

Also das Problem ist eigentlich, dass es viel zu viele Kinderbücher gibt, weil jedes Jahr ungefähr 8000 neue Kinder- und Jugendbücher erscheinen. Und das heißt natürlich, dass man großes Glück haben muss, dass das eigene Buch dann auch im Buchladen steht. Aber das Problem kann man eigentlich nicht lösen, weil viele Leute einfach viele tolle Ideen haben und Geschichten schreiben. Also muss man einfach hoffen, dass man super Fans hat, die die neuen Bücher immer kaufen.

Wie viele Personen braucht es, um ein Buch zu veröffentlichen?

Ja, sehr gute Frage. Ich würde jetzt mal so grob sagen. Warte mal, ich muss kurz rechnen. Also man braucht die Autorin, die Illustratorin, die Lektorin. Das sind so die drei Wichtigsten. Und dann braucht man aber noch ganz viele Leute drumherum, also die im Verlag und in der Buchhandlung arbeiten. Wahrscheinlich so acht bis zehn Personen, würde ich jetzt mal sagen.

Wem widmen Sie Ihre Bücher, die Sie schreiben?

Meinen Kindern. Ich habe aber auch schon mal eine Widmung für meine beste Freundin reingeschrieben oder für eine Buchhändlerin, die ich sehr mag.

Schreiben Sie gerade an ein Buch und wenn ja, dürfen wir einen kleinen Einblick bekommen, worum es geht?

Ja, gerade schreibe ich an einem Vorlesebuch für kleinere Kinder, die so zwischen vier sind. In der Geschichte geht es um die Frage, wo eigentlich die Sternschnuppen landen und wer dafür sorgt, dass die Wünsche in Erfüllung gehen.

 

Was ist Ihr erfolgreichstes Buch oder die erfolgreichste Buchreihe?

Der zauberhafte Wunschbuchladen. Der ist sehr erfolgreich. Der hat sich ganz oft verkauft und wurde auch in ganz viele andere Sprachen übersetzt. Also ins Englische, ins Rumänische, Tschechische, fünf oder sechs Sprachen insgesamt.

Welchen Aufbau nutzen Sie für Ihre Bücher?

Jetzt müsste ich wahrscheinlich irgendwas Schlaues sagen, dass ich das immer nach so einem bestimmten System mache. Aber ehrlich gesagt, gucke ich immer, wohin die Geschichte mich führt. Also ich habe jetzt nicht so einen besonderen Leitfaden, an dem ich mich orientiere, sondern ich fange immer einfach an und dann gucke ich, wie sich die Geschichte entwickelt. Das hören die Deutschlehrer natürlich nicht so, aber es ist so.

Wie kommen Sie auf Ihre Ideen für die Bücher und wo holen Sie Ihre Inspiration?

Die Ideen kommen eigentlich überall. Es kann sein, wenn ich jetzt hier spazieren gehe oder wenn ich hier in der Schule bin, dass ich irgendwas höre oder sehe. Man muss einfach mit offenen Augen und offenen Ohren durchs Leben gehen und dann kommen die Ideen oft von selbst.

Welcher Figur aus Ihren Büchern ähneln Sie am meisten?

Ich glaube, dass es Clara ist aus dem Zauberhaften Wunschbuchladen. Das ist die Hauptfigur. Die ist nämlich so eine Leseratte und ist immer gerne in der Buchhandlung und liebt diese tollen Bücher, die da stehen. Und ja, ich glaube, die trifft es am meisten.

Wie wird man eigentlich Autorin, also muss man etwas Bestimmtes studieren oder eine bestimmte Ausbildung machen?

Es gibt keine festgelegten Vorgaben - jeder Autor, jede Autorin hat einen anderen Hintergrund. Ich würde sagen, dass man sehr gerne lesen und schreiben und sehr viel Fantasie haben sollte.

Danke, dass Sie heute Zeit für uns hatten.

Gerne, gerne.


Bilder: Copyright Mette Vasterling Fotografie, Katja Frixe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen