Freitag, 18. März 2022

Stoppt den Krieg!

Glaubt Putin seine eigenen Lügen? Anna Lenja Epp, Jg. 12, berichtet von der Friedensdemo in Braunschweig




Es ist Samstag, der 26. Februar 2022. Als ich auf dem Platz der deutschen Einheit ankomme, ist es kurz nach 13 Uhr. Die Demo von ver.di hat bereits begonnen, der Versammlungsleiter bittet die Menschen, für einen Moment innezuhalten. Ich suche mir einen Platz in der Menge und krame in meinem Rucksack nach dem Demoplakat, dass ich tags zuvor gebastelt habe. Das Plakat trägt die Farben der Ukraine, „STOP WAR“ steht darauf. Den gleichen Spruch sehe ich so oder ähnlich auch auf mehreren anderen Plakaten der umstehenden Menschen. Dazu noch Peace-Zeichen, Friedenstauben, Ukraine-, EU- und Regenbogen-Flaggen, Karikaturen von Putin.


Ruhig, aber fassungslos


In der Menge finden sich Menschen jeden Alters, auch Kleinkinder. Die Demo füllt den gesamten Platz bis zur gegenüberliegenden Straßenseite, die Straße wurde abgesperrt. Einige Leute unterhalten sich, doch die meisten hören den Reden zu, die über ein Mikrofon vor dem Rathaus gehalten werden. Die Stimmung auf der Demo ist relativ ruhig, aber fassungslos. Die Leute stehen beisammen und erinnern entfernt an Bilder von 80er-Jahre-Friedensdemos.

Krieg gegen die Demokratie


Es gibt heute einige Redner*innen, die die Situation in der Ukraine erklären, ihre Meinungen sagen und sich größtenteils einig sind. Nach ein paar Beiträgen werden die Redner*innen jedoch spontaner, um Themenüberschneidungen zu vermeiden. Statt erneut die schreckliche Situation zu beschreiben, in der sich die Ukraine befindet, gehen sie dazu über, ihre Gefühle auszudrücken. Die meisten sind sich einig: Es kämpft nicht Russland gegen die Ukraine. Putin bekämpft die Demokratie. Die Gründe für sein Handeln kann niemand nachvollziehen. Immerhin regiert er das flächengrößte Land der Erde, doch seine ungeheure Machtgier scheint dort nicht genug Platz zu haben.

Diktator, Aggressor, Kriegsverbrecher


Mehrere Redner*innen rufen dazu auf, Putin nicht als Präsidenten zu bezeichnen. Stattdessen wird er an diesem Tag benannt als Diktator, Autokrat, Despot, Aggressor, Kriegsverbrecher.

Die Leute sind fassungslos. Sie können und wollen nicht verstehen, was Putin will. Mehrfach betonen die Redenden die Absurdität der von Putin angeführten Gründe. Sie sind geschockt von der Propaganda, die Putin verbreitet. Wie kommt Putin dazu, Selenskij als Nazi zu bezeichnen? Glaubt Putin seine eigenen Lügen?


Alle wollen, dass der Krieg aufhört. Jetzt und sofort. Und niemand will, dass Putin gewinnt. Eine Rednerin betont, dass niemand wisse, was in diesem Fall passieren würde, jemand anderes zeichnet das Bild einer Diktatur in der Ukraine.


Helfen, so gut es geht


Auch auf mehreren anderen Demonstrationen in den folgenden Tagen wird die große Solidarität mit der Ukraine deutlich. Menschen versuchen, die schreckliche Situation zu verstehen. Doch während sie in den ersten Tagen nach Kriegsbeginn noch ohnmächtig vor Schock dastanden, fangen sie nun an, zu handeln, und versuchen, zu helfen so gut es geht. Menschen sammeln Spenden, organisieren Transporte, nehmen Geflüchtete auf.

Doch die Lage ist weiterhin katastrophal.

Menschen in Russland möchten sich gegen Putin wenden, haben aber nicht ohne weiteres die Möglichkeit dazu. Es gibt immer weniger Informationsquellen, denen sie vertrauen können, die keine Propaganda verbreiten. Selbst soziale Medien sind gesperrt.


Menschen in der Ukraine müssen ihr Zuhause verlassen, fliehen durch ihre zerstörten Wohnorte, wenn sie denn die Möglichkeit dazu haben. Sie werden im Schlaf von Bomben überrascht, verlieren ihre Angehörigen, werden selbst verletzt oder sterben.

Sie und alle anderen brauchen Frieden. Der Krieg muss aufhören!


Fotos: A. L. Epp


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