Freitag, 13. Mai 2022

Politiker-Interview

„Ich fühle mich in der FDP am wohlsten“. Clara Kuhle (5c) und Emma Stiepel (5a) interviewten den Bundestagsabgeordneten Konstantin Kuhle.



Wieso wollten Sie Politiker werden?
Ich habe lange ehrenamtlich Politik bei der FDP und bei den Jungen Liberalen gemacht. Am Ende Bundestagsabgeordneter zu werden, habe ich am Anfang nicht geplant.

Wieso haben Sie die FDP als Ihre Partei gewählt?
Die FDP ist die einzige Partei, die sich gleichermaßen sowohl für gesellschaftliche Freiheit als auch für die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft einsetzt. Diese Kombination hat mich bereits als Jugendlicher zur FDP geführt. Zudem hatte ich bei der FDP trotz meines jungen Alters das Gefühl, ernst genommen zu werden und das hat mir gefallen.

Was sind Ihre politischen Ziele?

Als Freie Demokraten wollen wir die Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen stärken. Für mich als Innenpolitiker bedeutet dies insbesondere, Bürgerrechte zu schützen und sich gegen unverhältnismäßige Überwachungsmaßnahmen wie Videoüberwachung im öffentlichen Raum einzusetzen.

Wie lange sind Sie schon Politiker?
Ich bin seit 2002 Mitglied der Jungen Liberalen und gehöre seit 2005 der FDP an. Im Bundestag sitze ich seit 2017.

Wie war es für Sie, als die Corona Pandemie begonnen hat und viele Maßnahmen beschlossen wurden?
Der Beginn der Corona-Pandemie ging mit den stärksten Freiheitseinschränkungen in der Geschichte der Bundesrepublik einher. Bis dahin alltägliche Dinge wie das Treffen mit Freunden waren von einem auf den anderen Tag nicht mehr möglich. Diese Einschränkungen waren für viele Menschen eine psychische Belastung. Daher war es wichtig und richtig, sich immer wieder für eine verantwortungsbewusste Lockerung der Maßnahmen je nach Infektionslage einzusetzen.

Wie fanden Sie Angela Merkel?
Angela Merkel hat sich in den 16 Jahren ihrer Kanzlerschaft um unser Land verdient gemacht. Davor habe ich großen Respekt. Manche Herausforderungen wie zum Beispiel die Digitalisierung wurden in ihrer Regierungszeit leider auf die lange Bank geschoben. Hier wollen wir als Teil der Bundesregierung nun das Tempo erhöhen.

Wie viele Reisen machen Sie ungefähr pro Jahr?
Das kommt ganz darauf an, wie viel Zeit ich habe und wie häufig ich als Parlamentarier in andere Länder reisen muss. Durch die Bundestagswahl im letzten Jahr war zum Beispiel kaum Zeit für Urlaube oder Dienstreisen.

Was tun Sie persönlich für den Klimaschutz?
Als Abgeordneter pendele ich häufig zwischen Berlin und meinem Wahlkreis Göttingen. Um dabei das Klima zu schonen, aber auch weil ich währenddessen arbeiten kann, fahre ich die Strecke ausschließlich mit der Bahn.

Was finden Sie an der Politik gut?
Für mich ist es eine große Freude, als Politiker Probleme der Menschen zu lösen und für bessere Lebensbedingungen zu sorgen. Wenn man sich lange für ein bestimmtes Projekt einsetzt und dieses dann in die Realität umsetzen kann, ist das eine großartige Bestätigung der eigenen Arbeit.

Was würden Sie als Bundeskanzler als erstes tun?
Viele Sachen, die mir immer wichtig waren, können wir als Ampel-Regierung jetzt umsetzen. Als Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen habe ich zum Beispiel lange für die Anhebung der Minijob-Grenze, die derzeit bei 450 Euro liegt, geworben. Dass die Ampel schon in den ersten 100 Tagen die Anhebung auf 520 Euro beschlossen hat, freut mich sehr.

Haben Sie Wochenende? Wie viel Zeit haben Sie mit ihrer Familie?
Da die meisten Menschen Politik im Ehrenamt machen, finden viele Partei-Veranstaltungen am Wochenende statt. Da ist es dann nicht immer leicht, Privatleben und Politik unter einen Hut zu bringen. Ich bilde mir aber ein, dass ich da einen guten Ausgleich hinbekomme.

Was ist Ihr Lieblingsort auf der Welt?
Ich fühle mich an vielen verschiedenen Orten in Norddeutschland zu Hause, in Göttingen, wo ich jetzt lebe, in der Region Braunschweig, in der ich geboren bin, und in Hamburg, wo ich studiert habe.

Müssen Männer nach dem Studium wieder zur Bundeswehr?
Nein, wir Freie Demokraten haben uns vor über zehn Jahren erfolgreich für die Aussetzung der Wehrpflicht eingesetzt. Dabei soll es bleiben. Junge Menschen sollen selbst entscheiden können, ob sie zur Bundeswehr gehen, im sozialen Bereich mithelfen, ein Auslandsjahr machen oder direkt eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren wollen.

Haben Sie ein Haustier?
Nein, da ich wenig zu Hause bin, könnte ich einem Haustier nicht in der Form gerecht werden, das es verdient hat.

Machen Sie gerne Sport?
Ich versuche, regelmäßig Sport zu machen. Erst kürzlich bin ich in Berlin den Halbmarathon mitgelaufen.

Verbrauchen Sie viel Plastik?

Ich versuche, große Plastikverpackungen zu vermeiden, und habe beim Einkaufen immer eigene Beutel dabei. Häufig ist es aber leider noch nicht vermeidbar, Plastik zu verbrauchen.

Fahren Sie ein E-Auto?
Ich fahre ein sogenanntes Hybrid-Auto, also eine Mischung aus Elektro- und Verbrenner.

Welches war Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Alles, was mit Sprachen zu tun hat.

Wieso möchte die FDP keine Impfpflicht und wieso nennen Teile der FDP das „tot“?
Ich bin selbst dreimal geimpft und werbe auch weiterhin nachdrücklich für die Impfung, weil sie uns vor schweren Corona-Verläufen schützt und zukünftige Infektionswellen zu verhindern hilft. Allerdings ist eine Impfpflicht ein erheblicher Eingriff in die körperliche Unversehrtheit und bedarf daher sehr guter Gründe. Um die Interessen des Einzelnen und der Allgemeinheit in dieser Frage am besten gegeneinander abzuwägen, habe ich mich im Bundestag einem Antrag für ein verpflichtendes Beratungsgespräch und, wenn das alleine nicht hilft, für eine spätere Impfpflicht ab 50 Jahren ausgesprochen.

Was wird Die FDP tun, um die Coronazahlen in Zaum zu halten und in die Normalität zurück zu kommen?
Einen wichtigen Schritt in Richtung Normalität gehen wir nun mit der Aufhebung der meisten Corona-Auflagen ab Anfang April. Dort, wo die Infektionszahlen und die Lage in den Krankenhäusern es erforderlich machen, können regional noch Einschränkungen ausgesprochen werden. Zu einer ausgewogenen Corona-Politik und dem gebotenen Weg in die Normalität gehört es aber gerade auch, dass in Schleswig-Holstein keine Kneipen mehr schließen müssen, nur weil in Bayern die Corona-Zahlen gerade wieder höher sind. Es ist daher richtig, dass die Verhängung einzelner Maßnahmen jetzt stärker auf regionaler Ebene erfolgen soll.

Würden Sie sich eher den Zielen der Grüne oder der der SPD anschließen?
Sowohl mit den Grünen als auch mit der SPD arbeiten wir in der Ampel-Regierung gut zusammen. Ich persönlich fühle mich aber in der FDP am wohlsten.



Bildquelle: K. Kuhle


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