Freitag, 3. Mai 2019

Repair-AG

Schrott or not: Nicht wegwerfen, reparieren! Stella Schönke interviewt die Leiterin der Repair-AG, Frau Hühnlein


Wie sind sie auf die Idee mit der AG gekommen?
Die Idee hatte ich bei einer Fernsehsendung, in der eine komplette Waschmaschine wegen einer Banalität weggeworfen wurde - nur wegen eines herausgerutschten Kabels. In diesem Moment hat mich diese eigentlich ja bekannte Tatsache auf einmal so geärgert, dass ich überlegte, was ich gegen das unnötige Wegwerfen tun kann.
Da fielen mir unsere Schüler*innen ein: Viele sind interessiert, schlau und geschickt. Wenn das nicht eine zukunftsträchtige Chance ist. Also habe ich recherchiert, was an Schulen so läuft, und ein Besuch in einer Freien Schule in München zeigte, wie es gehen kann. Genau so hatte ich mir das vorgestellt!
Aktuell sind wir, meines Wissens, das einzige staatliche Gymnasium in Deutschland, das die Kunst des Reparierens weitergibt.

Was haben sie schon mit der Repair-AG erreicht?
Aktuell ist die Repair-AG stolz auf unseren Beitrag zum Wettbewerb des „Klimahelden e.V.“:
www.startnext.com/repairag-am-wg-bs
Gerade sind wir wegen des Stundenplanes nur 6. und 7. Klässler und der ganze Film ist von ihnen selbst gespielt, gedreht und geschnitten!
Unsere Aufgabe war es, eine crowdfunding-Aktion zu starten. Wenn wir den angestrebten Betrag erreichen, bekommen wir dieses Geld. Andernfalls erhalten die Spender ihr Geld zurück. Zusätzlich stehen wir im Wettbewerb mit unseren Konkurrenten, die versuchen, mehr Unterstützer zu haben als wir. Wenn aber wir die meisten Unterstützer haben, gewinnen wir den Wettbewerb und damit das Preisgeld.
Das heißt, es gilt: „Nicht viel, sondern viele!“ Wir brauchen nicht von jedem viel Geld, sondern von vielen Unterstützung, es kann auch wenig Geld sein. Unser Ziel ist: 500 x 5€ bis zum 5.5. Mit dem hoffentlich hohen Betrag wollen wir absichern, dass wir auch nach der Sanierung noch Werkbänke und Ähnliches haben und dass wir nicht mehr so stark von der Ausstattung der Ehrenamtlichen abhängig sind.
Wir haben erreicht, dass allen Reparateuren und „Kunden“ noch klarer ist, wie oft wirklich nur Kleinigkeiten die Funktion stören: Kontakte müssen gereinigt werden, ein Kabel ist herausrausgerutscht, eine Abdeckung hat sich verklemmt und deswegen blockiert der Schutzmechanismus etc. Nicht selten ist nach 5-10 min voll funktionsfähig, was sonst weggeworfen worden wäre: die Tastatur des Chemie-Laptops, der Fön, das Handrührgerät, der Entsafter, das Radio etc. Deswegen: Ab damit zur Repair-AG!

Sind viele Schüler am Reparieren interessiert?

Ja! Wenn man mit Schüler*innen ins Gespräch kommt, finden die meisten, dass wir die Müllberge reduzieren sollten. Sobald ihnen klar wird, wie sehr wir unsere Erde ausbeuten, indem wir Ressourcen verbrauchen, ohne, dass diese sich regenerieren können, und ohne, dass wir in Deutschland wirklich im großen Stil recyclen, dann merken sie noch deutlicher, wie wichtig das ist.
Spätestens seit „fridays for future“ ist vielen klar geworden, dass wir die Erde als unsere Lebensgrundlage besser schützen müssen. Tage wie der „earth overshoot day“ erinnern daran, dass wir unsere Erde nicht gut behandeln.
Zum praktischen Reparieren hatten wir ca. 15 Anmeldungen für die AG, leider klappte die Teilnahme dann bei einigen wegen des Stundenplanes doch nicht, andere hatten sich deswegen schon gar nicht angemeldet. Maximal sind wir bisher neun Leute gewesen. Was angesichts unserer zwei regelmäßig anwesenden ehrenamtlichen Reparateure aktuell ok ist.

Wie sehen Ihre Zukunftsplanungen in der AG aus?
Ein Ziel ist es, auch Eltern als Reparateure für die AG zu gewinnen, und wenn es nur für 1-3 Mal im Schuljahr ist. Wichtig ist, auch nach der Sanierung des Schulgebäudes noch reparieren zu können. Beim Bau meiner ehemaligen Schule bei Stade wurden Werkraum und eine Küche mit der Begründung abgelehnt, dass man so etwas an einem Gymnasium nicht bräuchte. Da ist es gut, selbst Geld in der Hand zu haben, um zu reagieren.
Die reparierenden Schüler*innen sollen immer routinierter werden, Fehler immer öfter selbst finden und dann möglichst alles selbst reparieren. Auch träumen wir von einer Homepage, auf der sich unsere Reparaturerfahrungen in Form einer Klassifizierung der Geräte als gut oder schwer reparierbar wiederfinden. Das Ziel wäre, dass man vor dem Kauf eines Produktes nachschauen kann, welches man überhaupt reparieren kann.

Geben viele Leute ihre kaputten Geräte zu ihrer AG, um sie reparieren zu lassen?
Das schwankt. Anfangs kam viel von den Lehrer*innen. Dann war wohl vieles weggearbeitet. Demnächst werden wir jahrgangsweise Eltern anbieten, uns an einem Nachmittag Dinge vorbeizubringen, die wir in den kommenden Wochen reparieren. Da wird es bestimmt viel mehr. Wir freuen uns darauf!

Kostet das Reparieren etwas?
Etwas reparieren zu lassen, kostet nichts! Nur die Ersatzteile werden, sofern sie bestellt werden durften, vom Besitzer des Gerätes erstattet. Natürlich freuen wir uns, wenn uns aktuell jemand dafür im „Klimahelden“-Wettbewerb unterstützt - und es vielen Leuten weitersagt. Wenn das Projekt vorbei ist, kann man uns über den Förderverein unter der auf der Schulhomepage angegebenen Kontonummer mit dem Verwendungszweck >„Repair-AG“ Gutes tun<.



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