Isabel Bustos, 23 Jahre, geboren
in Spanien, hat drei Jahre in Granada und ein Jahr in Schottland studiert und
ist seit ihrem Bachelor-Abschluss seit 18 Monaten Jahren in Deutschland. Ihre
Familie wohnt in Alcazar im Zentrum Spaniens, eine Autostunde von Madrid, in
der Region Castilla la Mancha, Provinz Ciudad Real.
Außer Deutsch und Spanisch, welche Sprachen sprichst Du noch?
Englisch, weil ich ein Jahr in
Schottland war, in Edinburgh, da habe ich mein zweites Jahr in der Uni gemacht
mit einem Erasmus Stipendium. In der Uni habe ich auch für ein Jahr Arabisch
gelernt, und seit drei oder vier Wochen lerne ich auch Portugiesisch.
Wie ist Arabisch als Sprache?
Einfacher als Deutsch, aber sehr schön. Ich habe damit
aufgehört, weil ich nach Edinburgh umgezogen bin und man dort kein Arabisch
lernen konnte. Das war schade.
War es schwer für Dich, Deutsch zu lernen?
Ja klar. Deutsch ist eine sehr
sehr schwierige Sprache. Weil wir auf Spanisch z. B. keine Deklinationen und
auch nur Femininum und Maskulin haben und kein Neutrum und es anders klingt und
neu ist.
Hast Du eine Lieblingssprache?
Spanisch auf jeden Fall, weil
eine Sprache immer mit einer Kultur verbunden ist, aber Deutsch auch, ich mag
es gerne. Deswegen bin ich hier und will hier für ein paar Jahre bleiben, aber
nicht für immer.
Wie kamst Du auf die Idee nach Deutschland zu kommen?
In der Uni habe ich Englisch und
Deutsch gelernt, und ich wollte mein Deutsch verbessern, neue Erfahrungen
sammeln, und dann fand ich es so cool, dass ich noch ein Jahr bleiben wollte.
Erfüllt Deutschland Deine Vorstellungen und Erwartungen?
Ja, also man hat immer Klischees
und Vorurteile, und ich hatte auf jeden Fall welche. Aber ich hatte sehr hohe
Erwartungen, als ich herkam,
und ich fühle mich hier wie zu Hause.
Und haben sich die Klischees als wahr herausgestellt?
Manchmal ja, manchmal nicht. z.
B. muss man in Deutschland
immer viele Dokumente zeigen, alles bekommt immer einen Stempel und eine
Unterschrift.
Was gefällt Dir am meisten an Deutschland?
Die Menschen. Ich war total
überrascht. Man denkt in Spanien, dass die Menschen in Deutschland ganz kalt
und distanziert sind, und das ist überhaupt nicht so. Ich habe viele Freunde,
alle meine Freunde hier sind Deutsche, ich hatte keine Probleme, und sie haben
mir immer geholfen.
Was gefällt Dir gar nicht an Deutschland?
Das Wetter. Also ich habe schon zwei Winter
in Deutschland überlebt. Fünf Monate ohne Licht, ohne Sonne, ich dachte, ich
drehe körperlich durch.
Findest Du Deutschland ist sehr anders als Spanien?
Ja, eine andere Welt! Und nein, also wir sind in Europa, und in
Europa sind alle Länder mehr oder weniger ähnlich, aber ja, also die Menschen
sind anders, das Leben, die Kultur. Aber das heißt nicht, dass es schlechter
ist, es ist einfach anders.
Findest Du, Deutschland und Spanien könnten etwas voneinander lernen?
Ja, wir können immer von jedem
Menschen, von jeder Kultur von jeder Sprache etwas lernen. Aber ich will nicht
die Deutschen und auch nicht die Spanier verändern. Wir sind so, wie wir sind,
und die Deutschen sind so, wie sie sind. Also ich bin nicht mehr so, wie ich
war, als ich herkam. Ich habe viel gelernt, aber ich lerne nicht von einer
Kultur, sondern von Menschen, die ich kennen gelernt habe, von Erfahrungen, die
ich gesammelt habe.
Vermisst Du Spanien sehr?
Ja! Vor allem meine Familie, das
Wetter, meine Freunde, das Essen, und manchmal ist es schwer. Ich war im
Dezember das letzte Mal zu Hause, und wenn ich im Mai nach Hause fliege, dann
war ich fünf Monate nicht da, und das ist echt schwer. Zum Glück haben wir
Skype, aber es ist nicht dasselbe. Manchmal ist es ganz, ganz schwer. Aber wie
gesagt, ich fühle mich hier wie zu Hause, also ich fühle mich nicht alleine
oder so.
Würdest Du das Ganze wiederholen?
Ja,
auf jeden Fall! Ja. Ich habe so viele Leute kennen gelernt, bin so viel gereist
und habe so viele Länder besucht, ich bereue es nicht. Ich würde es wieder
machen.
Kannst Du Dir vorstellen, später einmal hier zu leben?
Ja, ich finde das Leben in
Deutschland toll, ich finde es cool, sehr angenehm. Ich kann mir vorstellen,
dass ich hier ein paar weitere Jahre bleibe. Mir gefällt das. Ich würde
beispielsweise nicht so gerne zurück nach Schottland oder Großbritannien.
Normalerweise hört man mal eher, dass die Leute im Umkreis Braunschweigs sehr
unfreundlich seien und Neuankömmlinge nicht integrieren. Aber das stimmt überhaupt nicht. Also, das ist meine Erfahrung,
vielleicht gibt es Leute, die anders denken.
Wenn Du den Deutschen einen Rat geben könntest, was würdest du sagen?
Ich würde euch empfehlen, ein
bisschen lockerer zu sein, aber nicht im Sinne von verrückter, sondern weniger
strikt und quadratisch, wie wir in Spanien sagen („quadrados“). Manchmal gibt
es so viele Regeln, weißt du, zu viele. Ich glaube, man ist glücklicher, wenn
man nicht so viele hat.
Du warst das erste Jahr an der Ricarda-Huch. Wie kam es, dass du
ausgerechnet an diese Schule kamst?
Ah,
ich sollte drei Wünsche aufschreiben: drei Bundesländer. Erst einmal habe ich
Nordrheinwestfalen, dann Berlin, dann Niedersachsen angegeben. Und ich habe das
dritte bekommen. Jetzt freue ich mich total,
aber erst dachte ich: „Ey,
wo bin ich hier?“ Also jetzt finde ich es total gut, schön, aber ein bisschen
zu klein.
Warum bist Du nach der Ricarda-Huch an das WG gekommen?
Also ich wollte an der Ricarda
bleiben, aber ich durfte nicht. Wenn man Fremdsprachenassistentin ist, darf man
nur ein Jahr an einer Schule sein.
Freust du Dich wieder auf Spanien?
Ja, aber vielleicht bleibe ich
noch ein Jahr hier. Vielleicht ziehe ich hierher. Ich würde gerne zurück nach
Spanien, aber die Situation ist dort mit der Arbeit nicht so schön.
Und Deine Familie? Hast Du Geschwister?
Ja, einen Bruder, der neun Jahre
alt ist. Der heißt Jesus (das ist in Spanien ein ganz normaler Name!). Mein
Vater heißt auch Jesus und ist Lehrer, und meine Mutter heißt Teresa.
In welchen Ländern warst Du schon?
Ich war in Tunesien, in der
Türkei, in Frankreich, England, Schottland, Deutschland, Italien, Ungarn,
Österreich, Portugal und in der Schweiz.
Was ist der schönste Ort der Welt für Dich?
Der schönste Ort der Welt ist
für mich die Wüste Sahara. Die Leute da, die haben nicht viel im Leben, aber
die sind so glücklich. Und der Abendhimmel ist wunderschön. Man kann die
Milchstraße sehen.
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