Dienstag, 18. Februar 2025

Kommentar zur Wahl

Die Antwort auf alles ist: Nachhaltigkeit!“ Martino Rossi (10m1) zeigt vor der Bundestagswahl auf, was unser Land jetzt braucht.

 

In fünf Tagen ist Bundestagswahl. Unser Land steht an einem Scheideweg: Konservativ. Rechtsextrem. Sozialdemokratisch. Grün. Sozialistisch. Russlandfreundlich. Liberal. Vor dieser Wahl stehen so viele konträre Meinungen gegenüber wie wohl noch nie. Umso mehr ist es daher wichtig, sich umfassend zu informieren und vor allen Dingen, wählen zu gehen. Geht wählen! Geht wählen für die Demokratie, damit nicht bald rechtsextreme Kräfte an der Macht sind. Doch ist allen klar, dass es für viele Menschen aktuell keine Partei gibt, mit der sie sich identifizieren können, weshalb es so wichtig ist, gut zusammengefasste Inhalte aus dem Wahlprogramm ansprechend aufbereitet zu finden. Wir als WGtarier-Redaktion empfehlen als Informationsquelle für die Wahlentscheidung die tagesschau-Themenseite zur Bundestagswahl, die Ihr unter folgendem Link findet:

https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/programmvergleich

Zugleich raten wir ab vom Wahl-O-Mat, da dieser sehr undifferenzierte Fragen stellt. Oft stimmt man nicht zu 100 % überein, ist aber auch nicht dagegen, man hat aber nur die Möglichkeit auf „Ja“, „Neutral“ und „Nein“. Dieses schwammige Prinzip sorgt dafür, dass oft nicht die Partei herauskommt, die nach Wahlprogrammen am besten zu einem passt. Deshalb appellieren wir eindringlich an Euch: Lest die Wahlprogramme oder, wenn Ihr weniger Zeit investieren wollt, nutzt die tagesschau-Themenseite.

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Das war es mit der neutralen Information, jetzt geht dieser Artikel über in meine eigene Meinung. In das, was Deutschland jetzt meiner Meinung nach braucht in dieser schwierigen Zeit: Klimakrise. Ukrainekrieg. Nahostkonflikt. Rezession. Migrationskrise. Die Antwort auf alles ist: Nachhaltigkeit! Unser Land ist dann perfekt, wenn wir uns strikt an die 17 Sustainable Development Goals (SDG‘s) der Vereinten Nationen (UN) halten und sie umgehend umsetzen. Unser Land muss nachhaltig werden!

Also stellen wir uns die Frage: Wie sorgen wir dafür, dass es entsprechend SDG 1 keine Armut mehr in unserem Lande gibt. Einen großen Schritt in die richtige Richtung hat hierin schon die Ampelregierung gemacht. Das Bürgergeld wurde eingeführt, der Mindestlohn erhöht. Das Bürgergeld muss bleiben, denn es sichert ein würdevolles Leben für alle Bürger*innen. Und Menschen, die sagen, dass es nur ausgenutzt wird, liegen falsch. Es gibt sechs Millionen Bürgergeldempfänger*innen in Deutschland – den Staat ausnutzen tun davon 15.000. Das ist ein Vogelschiss im deutschen Haushalt. Klar ist aber auch: Die Spanne zwischen Bürgergeld und Mindestlohn ist zu klein, was aber einem Koalitionspartner der Ampel geschuldet ist, die nur der Regelsatzerhöhung für das Bürgergeld, aber nicht der Mindestlohnerhöhung zugestimmt hat. Wäre beides erhöht wurden, gäbe es das Problem gar nicht: Dann wären alle Bürger*innen durch das Bürgergeld abgesichert und arbeiten würde sich lohnen. Dieser Zustand muss endlich eintreten und aus diesem Grund ist eine Mindestlohnerhöhung auf 15€ unabdinglich!

Kein Mensch auf dieser Welt soll Hunger leiden müssen: das ist die Aussage von SDG 2. Daher müssen wir als Deutschland zwingend weiterhin Entwicklungshilfe leisten, denn wir als Industrieländer sind schuld daran, dass die wenig entwickelten Länder nun solch große Probleme in der Grundversorgung haben, denn klimabedingte Dürren, die menschen- und industriegemacht sind, suchen die Bürger*innen in diesen Ländern heim und sorgen für schwache Ernten und zu wenig Nahrungsmitteln. Wir müssen deshalb unserer Verantwortung in der Welt gerecht werden und diese Länder weiterhin unterstützen!

Ungerecht ist auch die Zwei-Klassen-Medizin in unserem Land, denn Gesundheit und Wohlergehen (SDG 3) sollten für alle gleich sein. Es kann doch nicht sein, dass die Menschen in unserem Land, die über mehr Geld verfügen, sich privat versichern lassen und dann innerhalb von wenigen Tagen an einen Termin kommen, für den die öffentlich versicherten Bürger*innen dafür teils Monate warten müssen. Nicht die Migrant*innen „sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen“, wie Friedrich Merz im Welt-Talk vom September 2023 erzählte. „Die deutschen Bürger (sitzen) nebendran (und) kriegen keine Termine“ weil die Reichen den Normalos die Termine vor der Nase wegschnappen. Wir müssen endlich die Privatversicherungen zerschlagen, damit jeder die gleichen Konditionen in der Gesundheit erfährt. Alle Bürger*innen müssen öffentlich krankenversichert sein!

Wenn ich mir das deutsche Bildungssystem angucke, dann glaube ich nicht, dass wir gemäß SDG 4 über eine hochwertige Bildung verfügen. Und der Grund dafür ist, dass die Bildungspolitik eine föderale Ausgabe ist. Klar ist: Zentralismus hat Adolf Hitler an die Macht gebracht. Es ist richtig, dass es den Föderalismus in unserem Land gibt, denn so liegen nicht alle Kompetenzen bei einer Person, die vielleicht das „Nie wieder“ brechen will. Ein*e Politiker*in wird also nie mehr so viel Macht haben können wie damals. Doch es ist ein schwerer Fehler, die Bildungspolitik zur Ländersache zu machen, denn so entsteht ein riesiger Flickenteppich, der Fortschritt und Chancengleichheit in sowie Modernisierung und Digitalisierung der Bildung verhindert. Bildung muss Aufgabe des Bundes sein, damit der Lehrer*innenmangel behoben werden kann, die Schulen digitalisiert werden können, der Unterricht zeitgemäßer und ansprechend gestaltet wird und vor allem damit alle Kinder unabhängig vom Geldbeutel dieselben Bildungschancen erfahren!

Das Patriarchat ist noch da. Geschlechtergleichheit ist noch nicht eingetreten. SDG 5 ist noch nicht erfüllt. Frauen verdienen pro Stunde immer noch 16% weniger als Männer. Das ist dem geschuldet, dass Frauen immer noch als Kümmerer um die Kinder gesehen werden und dass Frauenquoten in Spitzenpositionen noch nicht sehr beherzigt werden. Frauen müssen gleich viel Geld verdienen wie Männer, nur das ist gerecht! Und dass manche Landesregierungen jetzt das Gendern verbieten, ist respektlos gegenüber allen Frauen und der gesamten queeren Community. Alle sollten so sprechen und schreiben können, wie sie wollen. Das bedeutet, dass Gendern weder verboten noch verpflichtend werden darf!

Entwicklungshilfe zum Zweiten, um SDG 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ erfüllen zu können. Viele Menschen auf der Welt haben keine sauberen Sanitäreinrichtungen oder müssen dutzende Kilometer für ein paar Liter Wasser laufen. Und bei uns in Deutschland kommt es einen Meter entfernt einfach aus dem Wasserhahn. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Menschen auf dieser Erde diesen Komfort besitzen! So geht es nicht!

Was wir gemäß SDG 7 auch brauchen, sind bezahlbare und saubere Energie. Denn um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir klimaneutral werden. Und um klimaneutral zu werden, brauchen wir eine ökologische Stromversorgung, die gleichzeitig bezahlbar ist. Und daher ist ganz klar, dass das Zeitalter der sehr teuren und umweltschädlichen Energien ein Ende finden muss. Also Atomkraft nicht wieder eingeführt und Kohlekraft bis 2029 abgeschafft ist. Stattdessen müssen wir die klimafreundlichen Erneuerbaren Energien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft setzen, die zugleich nachweislich die günstigsten Energieformen sind. Die deutsche Energieerzeugung muss nachhaltig sein!

Zugleich brauchen wir menschenwürdige Arbeit und vor allem ein starkes Wirtschaftswachstum (SDG 8). Wir müssen am Lieferkettengesetz festhalten, damit wir uns sicher sein können, dass die Lieferkette unserer importierten Produkte Menschenrechte und Umweltschutz geachtet hat. Und, ganz wichtig, wir müssen dafür sorgen, dass unsere Wirtschaft wieder aufblüht. Und dafür ist es am besten, eine an den Standort Deutschland gekoppelte 10 %-Investitionsprämie auf alle getätigten Zukunftsinvestitionen auszuloben. Denn wenn wir wahllos Steuersenkungen einführen, können wir nicht sichergehen, dass diese für den Industriestandort Deutschland verwendet werden. Wenn wir aber unsere Rezession aufhalten wollen, dann müssen wir auch sichergehen, dass die deutschen Firmen auch in Deutschland und nicht im teils billigeren Ausland investieren. Nur so können wir wieder internationale Schlagkraft erlangen!

Vor allem der SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ haben wir große Probleme, die es dringend zu lösen gilt. Ein Drittel der Züge kamen im letzten Jahr zu spät, es gibt zahlreiche Zugausfälle, Brücken fallen zusammen, Schienen und Straßen sind genauso marode wie Schulen. Unsere öffentliche Infrastruktur ist am Arsch, man kann es leider nicht anders sagen. Deshalb brauchen wir einen Deutschlandsfonds von einer Billion Euro zur Erneuerung unserer öffentlichen Infrastruktur: für den Ausbau des Schienennetzes, für die Sanierung und Digitalisierung von Schulen, für die Erweiterung des Fuhrparks der Deutschen Bahn und für die Sanierung von Brücken und Straßen. Nur so können wir die Bahn attraktiver machen, was dringend notwendig ist angesichts des voranschreitenden Klimawandels. Das können wir aber nur erreichen, wenn wir die Deutsche Bahn endlich enteignen, um die vollständige Kontrolle über die Erneuerung der Deutschen Bahn zu haben!

In unserem Land gibt es so viele Ungleichheiten (SDG 10) und wir brauchen dringend Umverteilung, aber auch Geld, um all unsere Unterfangen gegenfinanzieren zu können. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, endlich Reiche zur Kasse zu bitten, die zum großen Teil einfach nur durch die Geburtenlotterie und hohe Erbschaften, die sie sich nicht selbst erarbeitet haben, zu Reichtum gekommen sind, damit unser Land endlich Gerechtigkeit und Wohlstand erfährt. Und daher brauchen wir eine Vermögenssteuer, um mehr Geld für sozial Schwächere in der Bevölkerung zur Verfügung stellen zu können. Und wir brauchen vor allem eine progressive Erbschaftssteuer, die Erben ab 1 Million Euro mit 10 %, ab 2 Millionen Euro mit 20 % usw. und alle Erben ab 9 Million Euro mit 90 % besteuert. Denn Erben haben sich ihre Erbschaften nicht verdient, sie haben nur Glück mit dem Elternhaus gehabt. Sie müssen oft nie arbeiten und haben trotzdem teils zehnmal mehr Geld als Menschen, die tagtäglich hart schuften. Das ist keine Chancengleichheit und daher braucht es in Deutschland eine Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuer!

Viele Kommunen haben viele Altschulden, weshalb sie nicht nachhaltig handeln können (SDG 11). Kommunen müssen in ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, in die Erneuerung und Modernisierung ihrer Stadt investieren können und dafür müssen sie von ihren Altschulden befreit werden, um wieder kreditwürdiger zu sein. Der Bund muss die Altschulden der Städte und Gemeinden unbedingt übernehmen!

Wir müssen nachhaltiger konsumieren und produzieren, dies aber nicht zu Lasten der sozial Schwächeren tun, ganz gemäß SDG 12. Daher müssen wir eine CO2-Steuer auf CO2-intensive Produktproduktionen erheben, damit klimaneutrale Produktionsketten für Unternehmen attraktiver und günstiger werden. Wir müssen unser Wirtschaftssystem transformieren, damit unser Land endlich klimaneutral wird. Wenn wir das nicht tun, können in einigen Jahrhunderten keine Menschen mehr auf dieser Erde leben. Das Ganze darf aber nicht zu Lasten der sozial schwachen Bevölkerung gehen, denn die CO2-Steuer wird zweifellos zu Preissteigerungen führen. Daher müssen wir das auch von dem Konsum der sozial Schwachen eingenommene Geld aus der CO2-Steuer zurücklegen an die Bürgerinnen und Bürger – das aber sozial gerecht mit einem Klimageld, das mehr Geld für sozial schwache Bürgerinnen und Bürger bereithält. Klimaschutz und Soziales wird so effektiv verbunden. Denn Klimaschutz kann mit dem Konzept eines Klimageldes Bürgerinnen und Bürger entlasten – und das muss es auch!

Auch die Maßnahmen zum Klimaschutz nach SDG 13 sind enorm wichtig. Wir müssen dafür auf bundespolitischer Ebene vor allem dafür sorgen, den größten Erfolg der Ampelregierung wieder zu etablieren: das 9 €-Ticket. Mit diesem Ticket sind endlich die meisten Menschen in diesem Lande mit der Bahn ihre täglichen Wege gefahren, die Verkehrswende war gefühlt schon geschafft – nur Kapazitäten gab es nicht genug. Und jetzt hat die Ampel sich durch die Preiserhöhung auf 49 € und nun 58€ ihr eigenes Projekt zerstört und für einen massiven Rückschritt in der Verkehrswende gesorgt. Damit klimafreundliche Mobilität beliebt und für alle bezahlbar wird, muss das 9 €-Ticket dringend wieder eingeführt werden!

Gleichzeitig müssen wir auch die Meere säubern (SDG 14). Wir müssen Plastik mit Modellprojekten wie großen Auffangnetzen aus den Meeren fischen und wir müssen vor allem industrielles Plastik verbieten, damit nicht weiter die Meere und die Umwelt verschmutzt werden. Wir müssen das Klima retten, bevor es sich selbst zerstört!

Gleichzeitig ist auch die Renaturierung von Wäldern und Flüssen gemäß SDG 15 essenziell, um uns vor dem Klimawandel zu schützen, der unaufhaltsam und immer weiter voranschreitet!

Und gleichzeitig ist in SDG 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ ganz wichtig zu beachten, dass wir unbedingt weiterhin die Ukraine militärisch unterstützen müssen. Denn die Ukraine macht aktuell nicht nur ein Kampf für sich, sondern auch für Deutschland, da Putin nicht an der NATO-Grenze halt machen würde. Dieser tapfere Kampf der Ukraine für die Freiheit der EU verdient großen Respekt und unsere finanzielle und militärische Unterstützung! Und natürlich müssen wir auch unseren Verteidigungsetat hochhalten und aufrüsten, um uns im Notfall gegen die Autokratien dieser Erde verteidigen zu können.

Und klar ist auch: In Zeiten von Donald Trump und Wladimir Putin ist es umso wichtiger, zu unseren Bündnissen und Bündnispartner zu stehen. Daher müssen wir NATO- und EU-Mitglied bleiben und diese Institutionen stärker und unabhängiger von den USA machen!

Abschließend möchte ich betonen, dass unser Land nachhaltig transformiert werden muss – und das geht nur mit enormen Investitionen. Deshalb ist es unabdinglich, die Schuldenbremse auszusetzen. Es ist ein Mythos, dass wir der jungen Generation einen Gefallen damit tun, keine Schulden zu machen. Denn wir wollen lieber Schulden abbezahlen, als in maroden Schulen zu lernen und später in einem maroden Land zu leben. Es ist besser, Schulden in Geld als Schulden in Infrastruktur zu haben. Deswegen appelliere ich an die Politik: Sorgen Sie dafür, dass wir in unsere Zukunft investieren – für ein nachhaltiges Deutschland.

 

Und an alle Wahlberechtigten: GEHT WÄHLEN! GEHT DEMOKRATISCH WÄHLEN!

 

Freitag, 31. Januar 2025

Agnes-Pockels-Labor

Alles mit Chemie. Ayham Haj Hammadeh(5a) befragt Helga Zehaluk vom Agnes-Pockels-Labor der TU Braunschweig.

 

Dr. Helga Zehaluk betreut die AG der Fünftklässler.
Wie alt sind Sie?

66.

 

Waren Sie mal Lehrerin?

Nein, ich war nie Lehrerin.

 

Wie lange arbeiten Sie hier schon?

Seit neun Jahren.

 

Seit wann gibt es das Agnues-Pockels-Labor?

Seit 2002, also seit 22 Jahren.

 

Macht Ihr Beruf Ihnen Spaß?

Sonst würde ich es nicht machen.

 

Was ist an diesem Beruf nicht so gut?

Ähm, da fällt mir spontan gar nichts ein. Ich mache das freiwillig und gerne.

 

Welche Hobbys haben Sie?

Ich mache gerne Handarbeiten. Also Stricken und Häkeln und Nähen und so was. Und ich fahre ganz viel Fahrrad.

 

Treiben Sie Sport, wenn ja welchen?

Ja, Fahrrad fahren. Und das sind wirklich viele Kilometer, die ich mache. Also mal 50, 60 Kilometer am Abend, das ist schon drin.

 

Welche Vorteile in Chemie haben die Schüler, die hierher kommen gegenüber den anderen?

Einmal, dass sie mit der Hand arbeiten können. Und das, was man mit der Hand arbeitet, bleibt viel besser im Kopf drin, als wenn man das liest.

Und dann kennen die natürlich schon die Vorgehensweise, wie man im Labor an Probleme ran geht. Das lernen sie hier kennen. Und damit kann man dann viel einfacher später an die Sachen rangehen, weil man weiß, wie es geht.

 

Wie wichtig ist für Sie Chemie?

Ganz wichtig, ich habe Chemie studiert und habe die ganze Zeit meines Lebens nach dem Studium immer mit Chemie etwas zu tun gehabt im Beruf, so war alles immer mit Chemie.

 

Bitte erzählen Sie unseren Lesern, was Ihr Programm hier ist.

Unser Programm ist einmal, dass wir Schulklassen hier im Labor empfangen. Das heißt, sie können einen Unterrichtsvormittag mit Experimenten hier verbringen zu Themen, die die Lehrkräfte aussuchen. Und wir bereiten alles vor und stellen alles zur Verfügung. Die müssen nur kommen, hier experimentieren, sie werden ein bisschen unterrichtet und können dann nach Hause. Und dann haben wir Kisten mit Experimenten. Die können von den Schulen und den Lehrkräften ausgeliehen werden, damit ihr zum Beispiel in der Schule Experimente machen könnt, zu denen ihr vielleicht die Materialien nicht habt. So bekommt ihr dann alles in die Schule. Und das ist auch absolut umsonst, also kostenlos, kostet alles nix. Und daneben haben wir eben die AGs.

 

Und was sind Ihre Ziele für dieses Projekt?

Unsere Ziele sind, dass es hoffentlich noch ganz lange so weitergeht und die Schulklassen immer gerne kommen. Denn wir haben eigentlich ganz viel Arbeit hier, weil viele Schulklassen kommen. Und ich möchte auch, dass es so weitergeht, damit ganz viele Kinder einfach Chemie ausprobieren können und sehen können, ob sie vielleicht Spaß daran haben.

 

Sonntag, 5. Januar 2025

Stadtbibliothek Braunschweig

 „Man lernt ganz andere Welten kennen. Ganz andere Menschen, ganz anderes Leben, ganz andere Stimmung.“ Mathilda Frixe, Dilay Iscan, Rukayya Mostafa und Luya Xue (alle 5c) im Gespräch mit der stellvertretenden Bibliotheksleitung Catharin Frappier und den Auszubildenden Eliana Bever und Jack Schmitt der Stadtbibliothek Braunschweig.


Catharin Frappier, Eliana Bever, Jack Schmitt (v. l. n. r.)
 

Seit wann gibt es die Bücherei?

Catharin Frappier: Also die Bibliothek, wir sagen ja hier Stadtbibliothek. Die ist aus zwei Bibliotheken entstanden, aus einer Stadtbibliothek und einer Stadtbücherei. Die Stadtbibliothek gibt es seit 1861. Und die Stadtbücherei, die vorher Hintern Brüdern war, wo jetzt die Braunschweiger Zeitung ist, die gibt es seit 1910. Und wir sind hier alle zusammen 2007 in dieses Schloss, was hier neu gebaut wurde, gezogen.

 

Stadtbibliothek im so genannten Schloss.

 

Wie viele Bücher, Spiele und CDs haben Sie im Bestand?

Eliana Bever: Wir haben 650 000 Medien. Davon ist circa ein Drittel hier unten im Freihandbereich, den man auch ausleihen kann. Die anderen zwei Drittel sind oben im Magazin. Das muss man dann bestellen, wenn man das ausleihen möchte.

Kann man hier ein Praktikum absolvieren?

C. Frappier: Ja, Praktika bieten wir an. Wenn man Schüler ist, dann muss man sich rechtzeitig hier melden und kann, wenn es in unserem Zeitrahmen passt, hier ein Schülerpraktikum machen. Sonst bieten wir noch Praktika für Fachangestellte aus anderen Bibliotheken.

Gibt es ehrenamtliche Mitarbeiter?

C. Frappier: Bei uns hier in dem Haus in der Stadtbibliothek selber nicht. Aber es gibt noch Ortsbüchereien, die manchmal auch in den Schulen sind. Da arbeiten ehrenamtliche Mitarbeiter, aber die gehören nicht direkt zu uns.

Wie viele Leute arbeiten in der Bibliothek?

C. Frappier: Im Moment sind wir 60 Leute, die hier arbeiten, und zwei Auszubildende. Ein paar Stellen sind nicht besetzt. Es ist gar nicht so einfach, im Moment Leute zu finden. Wir waren auch schon mal über 70. Wir freuen wir uns sehr, dass wir wieder Auszubildende haben.

 

 

Welche Berufsgruppen arbeiten hier?

C. Frappier: Wir haben hier Bibliothekare, die haben studiert. Dann haben wir Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste.

E. Bever: Genau, das sind wir.

C. Frappier: Das sind die, die auch unten in der Ausleihe viel stehen. Dann haben wir auch Buchbinder hier. Die Bücher müssen ja auch bearbeitet werden. Dann haben wir Hausmeister und ein paar ungelernte Kräfte, die helfen, die Bücher einzuschlagen, also mit Folien zu beziehen, bei allen möglichen Arbeiten. Unsere Leiterin hat richtig Geschichte studiert und ein Bibliotheksreferendariat gemacht.

 


Welche Eigenschaften sollte man haben, wenn man hier arbeiten will?

C. Frappier: Was würdet ihr denn selber sagen?

Vielleicht, dass man offen ist für alles? Vielleicht, wenn man super aggressiv ist, besser nicht, also wenn man eher liebevoll ist.

C. Frappier: Das ist eine gute Eigenschaft dafür.

Oder wenn man eher ruhig ist, weil man hier eher ruhig sein sollte? Oder dass man Geduld haben muss, wenn man die ganzen Bücher einräumen muss?

Jack Schmitt: Ja, genau. Ich würde sagen, wenn man eher der entspannte Typ ist, das hilft definitiv. Man arbeitet ja auch viel mit Menschen und muss sich oft auf neue Situationen einlassen.

E. Bever: Genau, und es wäre natürlich auch sinnvoll, ein gewisses Interesse an Büchern oder an Medien mitzubringen. Sonst wäre es nicht so sinnvoll, in einer Bibliothek anzufangen.

C. Frappier: Und man muss es mögen, Ordnung zu machen, denn wenn wir hier unordentlich sind, dann findet keiner mehr irgendein Buch. Wir müssen jeden Morgen aufräumen. So, dass man wirklich die Bücher in die richtige Reihenfolge stellt.

Macht Ihr Job Spaß oder gibt es auch Dinge, die nicht so viel Spaß machen?

C. Frappier: Also mir macht mein Job Spaß, ich mache das gerne. Ich habe ja hier nicht nur mit den Büchern, sondern auch mit den Kolleginnen und Kollegen zu tun, und das ist oft sehr unterhaltsam, sehr nett. Manchmal ist es auch nicht so nett, dann macht es auch nicht so viel Spaß, aber im Großen und Ganzen macht es Spaß. Schon ein schöner Beruf, oder (an die Auszubildenden)?

E. Bever: Mir geht es genauso. Ich habe bisher noch nichts entdeckt, was mir keinen Spaß macht. Ich bin sehr zufrieden hier und mir macht der Umgang mit den Menschen Spaß, mir macht der Umgang mit dem Kollegium Spaß, mir macht es Spaß aufzuräumen, mit dem Büchern umzugehen.

J. Schmitt: Ja, eigentlich exakt das Gleiche.

Und wie kamt ihr zu eurer Ausbildung?

J. Schmitt: Das war tatsächlich ein absoluter Glücksgriff. Ich mochte schon immer Bücher und dachte mir, okay, ich guck mal einfach, wie das hier so ist, und ich bin auch früher immer sehr viel lesen gegangen und als ich dann im Internet gesehen habe, dass hier Stellen frei sind, habe ich mich natürlich sofort beworben.

E. Bever: Ich habe sehr lange nach etwas gesucht, was mich wirklich anspricht, und als ich dann diese Stelle entdeckt und mich informiert habe über den Beruf, habe ich gemerkt, das ist voll was für mich, das würde mir definitiv Spaß machen, ich habe weiter recherchiert und mich dann hier beworben, als die Stelle frei wurde.

Was gefällt euch am meisten an eurer Ausbildung und was eher nicht?

E. Bever: Ich habe nichts, was mir nicht gefällt, und es ist schwierig etwas Konkretes zu finden, was man am meisten mag. Ich glaube, mir gefällt einfach das Sozialsein hier, mit den Nutzenden der Bibliothek umzugehen, mit dem Kollegium, im Prinzip alles, was ich davor auch gesagt habe, was mir Spaß macht, das gefällt mir hier.

J. Schmitt: Bei mir ist es definitiv die Abwechslung, weil man nicht weiß, was den Tag passiert, man weiß nicht, wer kommt, um Bücher auszuleihen, und eben diese ganzen neuen Situationen sind sehr interessant.

Befürworten Sie die Modernisierung der Ausleihe und der Abgabe?

C. Frappier: Ich befürworte die schon und wir haben lange dafür gekämpft, dass sie kommt, denn sie bietet große Vorteile, man macht viele Arbeiten eben nicht mehr, die es vorher gab, besonders die Fachangestellten, und ich glaube unsere Nutzer finden das auch gut, dass das jetzt automatisch läuft.

Wurden aufgrund dieser Umstellung Mitarbeiter gekündigt?

C. Frappier: Wir haben keinen Mitarbeitern gekündigt, es waren aber ein paar Stellen, die sowieso frei wurden, die wurden nicht wieder besetzt, aber es musste keiner gehen. Aber wir haben schon zwei Stellen sparen müssen, aber in anderen Bereichen, weil manche Arbeiten eben weniger geworden sind.

Gibt es auch Kritik deswegen?

J. Schmitt: Es gibt definitiv Menschen, die mehr Probleme damit haben, zum Beispiel ältere, die noch nicht so gut mit Computern umgehen können. Da ist es manchmal ein bisschen schwierig, aber dann erklärt man es denen und meistens freuen sie sich auch, wenn sie es selber schaffen.

E. Bever: Und es gibt auch Menschen, die sagen, es sei schade, dass jetzt dieser persönliche Kontakt zwischen den Mitarbeitenden und Nutzenden ein bisschen gesunken ist. Aber man kann sich ja trotzdem miteinander unterhalten und austauschen, auch wenn es jetzt nicht die alte Ausleihtheke gibt, wo man die Bücher persönlich abgegeben hat.

Bieten Sie auch Angebote für Kinder und Jugendliche an?

C. Frappier: Ja, ganz viele. Ihr kennt vielleicht auch schon was? Wir haben hier Lesungen, wir haben Bilderbuchkinos für Kinder. Wir haben für ganz kleine Kinder schon Veranstaltungen.

E. Bever: Wir haben auch Veranstaltungen zum Basteln. Es gibt ganz viele Ferienveranstaltungen. Zum Beispiel hatten wir Herbst Halloween-Basteln und Handlettering. Und es gibt auch Videospielnachmittage. Da kann man sich anmelden und vorbeikommen.

Lesen die Kinder und Jugendlichen weniger als früher? Und wenn ja, woran liegt das Ihrer Meinung nach?

C. Frappier: Ich würde schon sagen, dass es vielleicht ein bisschen weniger wird, weil viele heutzutage ein Handy haben und sich auch viel damit beschäftigen, vor allem, wenn sie dann älter. In eurem Alter geht es vielleicht noch, aber ich glaube bei den älteren, den Jugendlichen, wird es schon ein bisschen weniger. Bei den Kindern, die hierherkommen, kommen oft auch die Eltern, die dann die Bücher ausleihen für ihre Kinder, da merken wir noch nicht so einen extremen Rückgang.

Kommen mehr Kinder und Jugendliche oder mehr Erwachsene in die Stadtbücherei? Oder ist das so ausgeglichen?

C. Frappier: Generell, würde ich sagen, sind es sicher mehr Erwachsene, denn es gibt ja viel mehr Erwachsene. Und wir haben natürlich dadurch auch viel mehr Medien, gerade im Sachbereich und oben in Magazin, für Erwachsene. Aber für die Menge der Bücher, die wir haben, kommen sehr viele Kinder in die Kinderbibliothek. Diese kleine Ecke in der Kinderbibliothek oben ist immer ganz schön voll, vor allem samstags. Da kommen dann viele Eltern mit Kindern.

Wie kann man Kinder zum Lesen bringen und ist das überhaupt nötig?

E. Bever: Ich finde es schon nötig. Lesen hilft Kindern sich weiterzubilden, sich zu entwickeln. Und wenn Kinder lesen, können sie sich auch mit ihren eigenen Interessen beschäftigen. Deswegen haben wir auch ein breites Angebot, damit Kinder alles finden können, was sie interessiert.

J. Schmitt: Ich würde sagen, dass es generell wichtig ist, zu lesen. Denn wenn man ein Wort liest, dann kann man es auch besser schreiben. Besonders wenn man jünger ist und noch schreiben lernt, ist das unglaublich hilfreich.

E. Bever: Genau, das trägt generell einfach zur Bildung bei.

Ja, und man kommt eben in eine andere Welt. Dass man eintauchen kann in die Geschichten. - Denken Sie, Büchereien werden in Zukunft noch existieren, oder werden sie durch E-Book-Reader und Apps wie Libby und Onleihe mit der Zeit ersetzt?

C. Frappier: Ich glaube nicht, dass sie ganz verschwinden werden. Sie werden sich ändern. Das merken wir jetzt schon, dass viele Leute über Libby oder die Onleihe oder überhaupt auch sonst E-Books kaufen. Aber das ist ja auch eine Art des Lesens, und es kommen trotzdem viele hierher.

J. Schmitt: Und es gibt viele alte Bücher, die gar nicht digital zur Verfügung stehen, dafür braucht man natürlich weiterhin eine Bücherei.

E. Bever: Und es gibt ja einfach Menschen, die mögen es viel lieber, ein Buch in der Hand zu halten, zu fühlen, wie es sich anfühlt, es zu riechen, anstatt es einem E-Reader zu lesen. Deswegen braucht man Büchereien, um auch dieses Erlebnis, zur Verfügung zu stellen.

C. Frappier: Und viele Schüler kommen her, um hier Hausaufgaben zu machen, oder fürs Abitur zu lernen. Wir haben ja auch für die älteren Schüler ganze Bereiche, wo sie die Bücher vorrätig haben und lernen können. Das wird auch viel genutzt. Ihr werdet bestimmt in ein paar Jahren auch hier sitzen. Vielleicht macht ihr mal eine Führung mit eurer Klasse. Und für die älteren Schüler gibt es eine Sprechstunde, wenn man in der zwölften Klasse Facharbeiten schreiben muss. Dann kann man sich informieren, wie man überhaupt die Bücher findet.

Wann wird es eine Außenrückgabe geben?

C. Frappier: Ihr habt sicher schon gesehen, dass wir schon angefangen haben zu bauen. Habt ihr die unten schon gesehen, diese Luke?

Nein.

C. Frappier: Als wir alles in der EDV geändert haben, haben wir gleich eine Außenrückgabe eingebaut. Da, wo die Kinderwagen reinkommen, da sieht man das schon und die ist fast fertig. Aber es fehlt noch eine Brandschutzmauer, und es gibt noch bauliche Probleme und die Handwerker kommen nicht. Aber wir hoffen, dass es am Anfang 2025 funktioniert.

Wollten Sie schon immer den Job haben oder machen, den sie im Moment ausüben, oder wollten sie früher etwas anderes werden?

C. Frappier: Ich habe mal eine Weile Chemie studiert, ein paar Semester, weil ich eigentlich Pharmazie machen und Apothekerin werden wollte. Aber dann wollte ich das nicht mehr und bin Bibliothekarin geworden. Das ist aber schon lange her.

Wie lange arbeiten Sie schon hier?

C Frappier: Im Januar sind es 20 Jahre.

Was ist Ihr Lieblingsautor?

C. Frappier: Das kann ich so gar nicht so sagen, denn ich finde ganz viele toll. Ich habe keinen Lieblingsautor. Von Martin Suter habe ich mal viel gelesen. Das letzte Buch, das ich gerne gelesen habe, ist von Martina Hefter. Das heißt „Hey, guten Morgen, wie geht es dir? Das hat gerade den Deutschen Buchpreis gewonnen.

J. Schmitt: Ich sage Aaron Hunter, ich liebe die Warrior-Cats-Bücher.

Was fasziniert Sie an Büchern?

C. Frappier: Mich fasziniert, dass man in andere Welten reinschlüpft. Man lernt ganz andere Welten kennen. Ganz andere Menschen, ganz anderes Leben, ganz andere Stimmung. Das finde ich persönlich faszinierend an den Büchern, die ich jetzt lese. Man benutzt ja Bücher für verschiedene Dinge. Man muss damit lernen, dann bringen sie einem Wissen. Das ist ja auch toll. Aber wenn ich zu Hause einen Roman lese, merke ich, dass andere Leute ähnliche Gefühle haben, aber ganz anders beschrieben werden. Das finde ich spannend.

Was war Ihr lustigstes Erlebnis in der Bücherei?

C. Frappier: Darüber haben wir heute Morgen diskutiert. Eine Kollegin sagte, sie fand es lustig, dass sie mal irgendwo saß und ein Kind mit der Mutter reinkam und das Kind ganz laut sagte: Sie liebt den Geruch der Bücherei.

Und wir hatten mal eine Entenfamilie in der Bibliothek, nicht direkt in der Bibliothek, aber draußen. Da hat eine Entenmutter Eier gelegt. Schon zum zweiten Mal, beim ersten Mal ist sie noch rechtzeitig weggetragen worden, aber dann waren da sechs kleine Küken, um die sich ein Kollege gekümmert und ihnen ein Wasserbecken hingestellt hat. Ein kleines und ein großes, damit die sich nicht streiten, die Küken. Als er den Tierschutz angerufen hat, wollten die die Enten abholen, meinten aber, es sind noch zwei Eier im Nest. Da muss man noch warten, weil man Eier nicht umsiedeln kann. Also hat der Kollege mehrere Tage aufgepasst. Aber es sind dann keine geschlüpft, und die anderen waren plötzlich verschwunden. Man weiß nicht, wo sie geblieben sind, ob vielleicht eine Krähe sie geholt hat. Das ist natürlich nicht so lustig. Dann hat der Tierschutz diese Ente und die übrig gebliebenen zwei Küken von den Sechsen abgeholt. Jetzt sind wir sehr gespannt, ob sie im nächsten Sommer wiederkommen, weil Enten immer gerne in die gleiche Ecke kommen, um ihre Eier zu legen.

Haben Sie schon viele Autoren hier getroffen?

C. Frappier: Schon viele, wir haben ja oft Lesungen. Wir haben ständig Autoren hier. Wir hatten auch schon tolle Kinderbuchautoren hier, einmal den Paul Maar vom „Sams“. Und dann war der Sven Nordquist mal hier.

Wurde schon mal in die Bücherei eingebrochen?

C. Frappier: Von außen, glaube ich, noch nicht. Was wir einmal hatten, ist, dass unser Stahlschrank aufgebrochen wurde, wo das Geld abends aufbewahrt wurde. Inzwischen haben wir einen Kassenautomaten unten, aber da wurden früher die Geldkassetten, die man abends eingeschlossen hat, geklaut. Wir haben nie rausbekommen, wer es war. Und dann nehmen die Leute manchmal die DVDs aus den Hüllen und schmuggeln sie raus. Passiert nicht oft, aber es passiert schon. Manchmal verschwinden auch Bücher. Dann muss man sie suchen gehen. Aber manchmal sind sie auch ganz weg.

Was war die teuerste Strafgebühr, die jemals gezahlt wurde?

C. Frappier: Unsere Leiterin der Ausleihe meint, das teuerste, was sie mal erlebt hat, waren 350 Euro. Nur Gebühren für verspätete Rückgabe waren das. Aber wir haben auch manchmal Gebührenbescheide, wenn die Leute 50 Medien haben und die wochenlang nicht mehr zurückbringen. Und dann gibt es Bescheide, bei denen man gleich die Kosten der Bücher mit fordert, und dann geht es richtig hoch, dann kommen eben auch mal 2 000 Euro zusammen.

Wie viele Bücher schaffen Sie pro Jahr neu an?

C. Frappier: Das sind für die Freihandausleihe ungefähr 20 000 Medien, aber nicht nur Bücher, und für das Magazin, für unseren wissenschaftlichen Bestand, so 1 200 Medien im Jahr. Aber wir schmeißen auch etwa so viele für die Freihand wieder weg, sonst müssten wir hier anbauen. Was die Leute nicht mehr lesen wollen, das kommt in den Müll oder in unseren Flohmarkt. Früher ging es in den Flohmarkt. Im Moment kommt viel in die Mülltonnen. Das sind dann alte Sachen, die sind dann dreckig und stinken und dann eklig. Oder das sind ganz unmoderne.

Auf dem Infostand im dritten Stock liegt ein Wunschbuch, wo man seine Bücher-, Spiele- und CD-Wünsche eintragen kann. Wie entscheiden Sie sich, welche Medien Sie anschaffen und welche nicht?

C. Frappier: Diese Wünsche gehen an einzelne Sachbearbeiter und die entscheiden dann, wie viel Geld habe ich noch, und ist das auch für andere Leute interessant. Manchmal will einer ein Buch haben, was so speziell ist, dass man sagt, das wird ja nie wieder ausgeliehen, dann kauft man es nicht. Wir müssen immer für viele Leute planen, nicht nur für einen Einzelnen. Das ist immer ein Abwägen.

Was ist das Maximum an Medien, die man auf einer Karte ausleihen kann? Hat eine Person dieses Maximum einmal überschritten oder erreicht?

E. Bever: Das Maximum ist bei einer Kinderkarte 20 Medien und bei einer Karte für Erwachsene 50 Medien. Es gibt auf jeden Fall Leute, die teilweise 50 Bücher ausleihen.

C. Frappier: Und viele Familien haben ja viele Karten, da hat die Mutter eine Karte und der Vater eine und die drei Kinder habe jedes eine Karte, da kommt schon was zusammen, wenn jeder die höchste Zahl ausleihen. Und dann kommen auch viele Gebühren zusammen, wenn man die Rückgabe vergisst. Das muss man auch bedenken.

Bei uns ist es so, dass die Stadt-Bücherei dann was schickt, zum Beispiel zwei Tage davor.

C. Frappier: Genau, da kriegt man eine E -Mail, das ist total praktisch. Dann entstehen nicht so viele Gebühren, weil man vorher schon erinnert wird. Aber trotzdem vergessen es die Leute oder lesen die E-Mail nicht. Das haben wir hier alles.

Haben sie Bücher in Blindenschrift?

C. Frappier: Nein, die haben wir nicht. Dafür gibt es eine eigene Bibliothek, nur für Blinde.

Wie gehen Sie mit aggressiven Kunden um?

J. Schmitt: Also ich persönlich und so würden es wahrscheinlich viele machen, versuche erst mal, ruhig zu bleiben, denn wenn man wütend reagiert, dann werden die ja nur noch wütender. Und sonst holt man sich eben Hilfe oder vielleicht die Bibliotheksleitung. Wenn es ganz schlimm ist, wenn die Kunden versuchen dich zu schlagen oder so was, dann holt man natürlich die Polizei.

C. Frappier: Haben wir hier alles schon gehabt. Wir sind hier schon mit Stöcken bedroht worden.

Welches war die berühmteste Person, die einmal in die Bibliothek war?

C. Frappier: Wir haben immer mal Autoren, die berühmt sind. So wie Paul Maar, der ist für mich recht berühmt, den kennt ihr ja. Oder der Sven Nordquist. Dann war mal Hera Lind hier. Die schreibt Frauenbücher, und die kennen auch ganz viele Frauen. Ansonsten war natürlich unser Oberbürgermeister auch schon hier. Von Eintracht Braunschweig, die waren mal hier. Wenn man die jetzt berühmt findet, mein ich natürlich.

Was ist das wertvollste Buch, das es in der Bibliothek gibt?

C. Frappier: Wir haben einen ganz, ganz tollen Altbestand, das sind richtig alte Bücher, auch aus der Zeit, als man noch gar keine Bücher drucken konnte. Ich weiß nicht, ob ihr von Johannes Gutenberg gehört habt, der den Buchdruck erfunden hat. Das war 1450. Wir haben eine Bibel aus seiner Werkstatt. Die nennt man Wiegendrucke, weil der Buchdruck so klein war, dass er noch in der Wiege lag. Die würde jetzt bestimmt eine Million Euro bringen. Aber genau sagen, welches das teuerste Buch ist, das kann man nicht, weil wir die Sachen hier nicht verkaufen.

 

Alt, aber nicht das älteste Buch.


Was ist das älteste Buch der Bücherei?

C. Frappier: Das ist ein handschriftliches Fragment von 840. Das ist auch kein dickes Buch, es sind nur ein paar Blätter. Die sind eingebunden in ein dickes Buch. Man hatte oft nur ein paar Zettel, die hat man dann zu einem Buch gebunden hat.

Wie viele Bücher werden pro Jahr ca. ausgeliehen?

E. Bever: Ich meine, im Jahr 2023 waren es ungefähr 1,8 Millionen Medien.

C. Frappier: Ja, das kommt so hin. Es waren auch mal 2 Millionen, aber nach Corona ist der Bestand zurückgegangen, weil viele zu Hause andere Sachen machen als Lesen.

Welche Probleme hat die Bücherei aktuell?

Vielleicht das größte Problem ist, dass wir im Moment oft Personal suchen, also neue Mitarbeiter, und keine finden, weil es gar nicht so viele gibt. Es gab eine Zeit, da gab es immer viel zu viele Bibliothekare und Fachangestellte. Und jetzt ist es eher andersrum, dass wir keine Leute finden, wenn Stellen frei sind. Da ist es natürlich gut, dass wir die Rückgabe und die Ausleihe automatisiert haben, das spart ein bisschen. Von daher könnt ihr euch mal überlegen, ob ihr später Bibliothekare oder Fachangestellte werden wollt. Wir freuen uns.

Was sind die beliebtesten Medien?

J. Schmitt: Kinder leihen gerade sehr, sehr gerne Tonys aus. Das sind Figuren, die man auf diese Boxen stellt, und dann erzählen sie eine Geschichte oder machen Musik.

E. Bever: Genau, ich hätte auch Tonys gesagt. Und natürlich, da wir unfassbar viele Bücher haben, Bücher.

C. Frappier: Filme werden auch noch ausgeliehen. Gut, viele haben inzwischen Netflix und Amazon Prime. Aber Filme als DVDs werden schon auch ausgeliehen. Wir wechseln gerade von der Onleihe zu Libby. Da kann man Filme online auch zu Hause gucken.

Was ist das beliebteste Einzelstück?

E. Bever: Die drei Fragezeichen sind sehr populär. Drei Ausrufezeichen auch. Harry Potter, Conni.

J. Schmitt: Was bei DVDs sehr, sehr gut geht bei ein bisschen Jüngeren sind Kinderserien, zum Beispiel Paw Patrol. Auch Puzzle haben wir zum Beispiel davon.

E. Bever: Was Literatur für Erwachsene betrifft, sind Krimis sehr populär, vor allem in Richtung Nordseekrimis.

C. Frappier: Wenn man ein Buch dauernd wieder zurückstellen muss, dann weiß man, das ist total beliebt.

E. Bever: Reiseführer sind auch sehr populär, vor allem vor den Ferien.

C. Frappier: Ja, aber als Corona war, sind sie gar nicht gegangen, weil keiner mehr reisen konnte, da standen die hier alle, und wir dachten schon, was machen wir jetzt mit unseren vielen Reiseführern. Keiner kann nach Thailand oder in die Türkei oder nach Spanien.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben unsere Fragen zu beantworten.

 

 

Fotos: privat, Brunswyk, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons (unverändert)