Sonntag, 5. Januar 2025

Stadtbibliothek Braunschweig

 „Man lernt ganz andere Welten kennen. Ganz andere Menschen, ganz anderes Leben, ganz andere Stimmung.“ Mathilda Frixe, Dilay Iscan, Rukayya Mostafa und Luya Xue (alle 5c) im Gespräch mit der stellvertretenden Bibliotheksleitung Catharin Frappier und den Auszubildenden Eliana Bever und Jack Schmitt der Stadtbibliothek Braunschweig.


Catharin Frappier, Eliana Bever, Jack Schmitt (v. l. n. r.)
 

Seit wann gibt es die Bücherei?

Catharin Frappier: Also die Bibliothek, wir sagen ja hier Stadtbibliothek. Die ist aus zwei Bibliotheken entstanden, aus einer Stadtbibliothek und einer Stadtbücherei. Die Stadtbibliothek gibt es seit 1861. Und die Stadtbücherei, die vorher Hintern Brüdern war, wo jetzt die Braunschweiger Zeitung ist, die gibt es seit 1910. Und wir sind hier alle zusammen 2007 in dieses Schloss, was hier neu gebaut wurde, gezogen.

 

Stadtbibliothek im so genannten Schloss.

 

Wie viele Bücher, Spiele und CDs haben Sie im Bestand?

Eliana Bever: Wir haben 650 000 Medien. Davon ist circa ein Drittel hier unten im Freihandbereich, den man auch ausleihen kann. Die anderen zwei Drittel sind oben im Magazin. Das muss man dann bestellen, wenn man das ausleihen möchte.

Kann man hier ein Praktikum absolvieren?

C. Frappier: Ja, Praktika bieten wir an. Wenn man Schüler ist, dann muss man sich rechtzeitig hier melden und kann, wenn es in unserem Zeitrahmen passt, hier ein Schülerpraktikum machen. Sonst bieten wir noch Praktika für Fachangestellte aus anderen Bibliotheken.

Gibt es ehrenamtliche Mitarbeiter?

C. Frappier: Bei uns hier in dem Haus in der Stadtbibliothek selber nicht. Aber es gibt noch Ortsbüchereien, die manchmal auch in den Schulen sind. Da arbeiten ehrenamtliche Mitarbeiter, aber die gehören nicht direkt zu uns.

Wie viele Leute arbeiten in der Bibliothek?

C. Frappier: Im Moment sind wir 60 Leute, die hier arbeiten, und zwei Auszubildende. Ein paar Stellen sind nicht besetzt. Es ist gar nicht so einfach, im Moment Leute zu finden. Wir waren auch schon mal über 70. Wir freuen wir uns sehr, dass wir wieder Auszubildende haben.

 

 

Welche Berufsgruppen arbeiten hier?

C. Frappier: Wir haben hier Bibliothekare, die haben studiert. Dann haben wir Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste.

E. Bever: Genau, das sind wir.

C. Frappier: Das sind die, die auch unten in der Ausleihe viel stehen. Dann haben wir auch Buchbinder hier. Die Bücher müssen ja auch bearbeitet werden. Dann haben wir Hausmeister und ein paar ungelernte Kräfte, die helfen, die Bücher einzuschlagen, also mit Folien zu beziehen, bei allen möglichen Arbeiten. Unsere Leiterin hat richtig Geschichte studiert und ein Bibliotheksreferendariat gemacht.

 


Welche Eigenschaften sollte man haben, wenn man hier arbeiten will?

C. Frappier: Was würdet ihr denn selber sagen?

Vielleicht, dass man offen ist für alles? Vielleicht, wenn man super aggressiv ist, besser nicht, also wenn man eher liebevoll ist.

C. Frappier: Das ist eine gute Eigenschaft dafür.

Oder wenn man eher ruhig ist, weil man hier eher ruhig sein sollte? Oder dass man Geduld haben muss, wenn man die ganzen Bücher einräumen muss?

Jack Schmitt: Ja, genau. Ich würde sagen, wenn man eher der entspannte Typ ist, das hilft definitiv. Man arbeitet ja auch viel mit Menschen und muss sich oft auf neue Situationen einlassen.

E. Bever: Genau, und es wäre natürlich auch sinnvoll, ein gewisses Interesse an Büchern oder an Medien mitzubringen. Sonst wäre es nicht so sinnvoll, in einer Bibliothek anzufangen.

C. Frappier: Und man muss es mögen, Ordnung zu machen, denn wenn wir hier unordentlich sind, dann findet keiner mehr irgendein Buch. Wir müssen jeden Morgen aufräumen. So, dass man wirklich die Bücher in die richtige Reihenfolge stellt.

Macht Ihr Job Spaß oder gibt es auch Dinge, die nicht so viel Spaß machen?

C. Frappier: Also mir macht mein Job Spaß, ich mache das gerne. Ich habe ja hier nicht nur mit den Büchern, sondern auch mit den Kolleginnen und Kollegen zu tun, und das ist oft sehr unterhaltsam, sehr nett. Manchmal ist es auch nicht so nett, dann macht es auch nicht so viel Spaß, aber im Großen und Ganzen macht es Spaß. Schon ein schöner Beruf, oder (an die Auszubildenden)?

E. Bever: Mir geht es genauso. Ich habe bisher noch nichts entdeckt, was mir keinen Spaß macht. Ich bin sehr zufrieden hier und mir macht der Umgang mit den Menschen Spaß, mir macht der Umgang mit dem Kollegium Spaß, mir macht es Spaß aufzuräumen, mit dem Büchern umzugehen.

J. Schmitt: Ja, eigentlich exakt das Gleiche.

Und wie kamt ihr zu eurer Ausbildung?

J. Schmitt: Das war tatsächlich ein absoluter Glücksgriff. Ich mochte schon immer Bücher und dachte mir, okay, ich guck mal einfach, wie das hier so ist, und ich bin auch früher immer sehr viel lesen gegangen und als ich dann im Internet gesehen habe, dass hier Stellen frei sind, habe ich mich natürlich sofort beworben.

E. Bever: Ich habe sehr lange nach etwas gesucht, was mich wirklich anspricht, und als ich dann diese Stelle entdeckt und mich informiert habe über den Beruf, habe ich gemerkt, das ist voll was für mich, das würde mir definitiv Spaß machen, ich habe weiter recherchiert und mich dann hier beworben, als die Stelle frei wurde.

Was gefällt euch am meisten an eurer Ausbildung und was eher nicht?

E. Bever: Ich habe nichts, was mir nicht gefällt, und es ist schwierig etwas Konkretes zu finden, was man am meisten mag. Ich glaube, mir gefällt einfach das Sozialsein hier, mit den Nutzenden der Bibliothek umzugehen, mit dem Kollegium, im Prinzip alles, was ich davor auch gesagt habe, was mir Spaß macht, das gefällt mir hier.

J. Schmitt: Bei mir ist es definitiv die Abwechslung, weil man nicht weiß, was den Tag passiert, man weiß nicht, wer kommt, um Bücher auszuleihen, und eben diese ganzen neuen Situationen sind sehr interessant.

Befürworten Sie die Modernisierung der Ausleihe und der Abgabe?

C. Frappier: Ich befürworte die schon und wir haben lange dafür gekämpft, dass sie kommt, denn sie bietet große Vorteile, man macht viele Arbeiten eben nicht mehr, die es vorher gab, besonders die Fachangestellten, und ich glaube unsere Nutzer finden das auch gut, dass das jetzt automatisch läuft.

Wurden aufgrund dieser Umstellung Mitarbeiter gekündigt?

C. Frappier: Wir haben keinen Mitarbeitern gekündigt, es waren aber ein paar Stellen, die sowieso frei wurden, die wurden nicht wieder besetzt, aber es musste keiner gehen. Aber wir haben schon zwei Stellen sparen müssen, aber in anderen Bereichen, weil manche Arbeiten eben weniger geworden sind.

Gibt es auch Kritik deswegen?

J. Schmitt: Es gibt definitiv Menschen, die mehr Probleme damit haben, zum Beispiel ältere, die noch nicht so gut mit Computern umgehen können. Da ist es manchmal ein bisschen schwierig, aber dann erklärt man es denen und meistens freuen sie sich auch, wenn sie es selber schaffen.

E. Bever: Und es gibt auch Menschen, die sagen, es sei schade, dass jetzt dieser persönliche Kontakt zwischen den Mitarbeitenden und Nutzenden ein bisschen gesunken ist. Aber man kann sich ja trotzdem miteinander unterhalten und austauschen, auch wenn es jetzt nicht die alte Ausleihtheke gibt, wo man die Bücher persönlich abgegeben hat.

Bieten Sie auch Angebote für Kinder und Jugendliche an?

C. Frappier: Ja, ganz viele. Ihr kennt vielleicht auch schon was? Wir haben hier Lesungen, wir haben Bilderbuchkinos für Kinder. Wir haben für ganz kleine Kinder schon Veranstaltungen.

E. Bever: Wir haben auch Veranstaltungen zum Basteln. Es gibt ganz viele Ferienveranstaltungen. Zum Beispiel hatten wir Herbst Halloween-Basteln und Handlettering. Und es gibt auch Videospielnachmittage. Da kann man sich anmelden und vorbeikommen.

Lesen die Kinder und Jugendlichen weniger als früher? Und wenn ja, woran liegt das Ihrer Meinung nach?

C. Frappier: Ich würde schon sagen, dass es vielleicht ein bisschen weniger wird, weil viele heutzutage ein Handy haben und sich auch viel damit beschäftigen, vor allem, wenn sie dann älter. In eurem Alter geht es vielleicht noch, aber ich glaube bei den älteren, den Jugendlichen, wird es schon ein bisschen weniger. Bei den Kindern, die hierherkommen, kommen oft auch die Eltern, die dann die Bücher ausleihen für ihre Kinder, da merken wir noch nicht so einen extremen Rückgang.

Kommen mehr Kinder und Jugendliche oder mehr Erwachsene in die Stadtbücherei? Oder ist das so ausgeglichen?

C. Frappier: Generell, würde ich sagen, sind es sicher mehr Erwachsene, denn es gibt ja viel mehr Erwachsene. Und wir haben natürlich dadurch auch viel mehr Medien, gerade im Sachbereich und oben in Magazin, für Erwachsene. Aber für die Menge der Bücher, die wir haben, kommen sehr viele Kinder in die Kinderbibliothek. Diese kleine Ecke in der Kinderbibliothek oben ist immer ganz schön voll, vor allem samstags. Da kommen dann viele Eltern mit Kindern.

Wie kann man Kinder zum Lesen bringen und ist das überhaupt nötig?

E. Bever: Ich finde es schon nötig. Lesen hilft Kindern sich weiterzubilden, sich zu entwickeln. Und wenn Kinder lesen, können sie sich auch mit ihren eigenen Interessen beschäftigen. Deswegen haben wir auch ein breites Angebot, damit Kinder alles finden können, was sie interessiert.

J. Schmitt: Ich würde sagen, dass es generell wichtig ist, zu lesen. Denn wenn man ein Wort liest, dann kann man es auch besser schreiben. Besonders wenn man jünger ist und noch schreiben lernt, ist das unglaublich hilfreich.

E. Bever: Genau, das trägt generell einfach zur Bildung bei.

Ja, und man kommt eben in eine andere Welt. Dass man eintauchen kann in die Geschichten. - Denken Sie, Büchereien werden in Zukunft noch existieren, oder werden sie durch E-Book-Reader und Apps wie Libby und Onleihe mit der Zeit ersetzt?

C. Frappier: Ich glaube nicht, dass sie ganz verschwinden werden. Sie werden sich ändern. Das merken wir jetzt schon, dass viele Leute über Libby oder die Onleihe oder überhaupt auch sonst E-Books kaufen. Aber das ist ja auch eine Art des Lesens, und es kommen trotzdem viele hierher.

J. Schmitt: Und es gibt viele alte Bücher, die gar nicht digital zur Verfügung stehen, dafür braucht man natürlich weiterhin eine Bücherei.

E. Bever: Und es gibt ja einfach Menschen, die mögen es viel lieber, ein Buch in der Hand zu halten, zu fühlen, wie es sich anfühlt, es zu riechen, anstatt es einem E-Reader zu lesen. Deswegen braucht man Büchereien, um auch dieses Erlebnis, zur Verfügung zu stellen.

C. Frappier: Und viele Schüler kommen her, um hier Hausaufgaben zu machen, oder fürs Abitur zu lernen. Wir haben ja auch für die älteren Schüler ganze Bereiche, wo sie die Bücher vorrätig haben und lernen können. Das wird auch viel genutzt. Ihr werdet bestimmt in ein paar Jahren auch hier sitzen. Vielleicht macht ihr mal eine Führung mit eurer Klasse. Und für die älteren Schüler gibt es eine Sprechstunde, wenn man in der zwölften Klasse Facharbeiten schreiben muss. Dann kann man sich informieren, wie man überhaupt die Bücher findet.

Wann wird es eine Außenrückgabe geben?

C. Frappier: Ihr habt sicher schon gesehen, dass wir schon angefangen haben zu bauen. Habt ihr die unten schon gesehen, diese Luke?

Nein.

C. Frappier: Als wir alles in der EDV geändert haben, haben wir gleich eine Außenrückgabe eingebaut. Da, wo die Kinderwagen reinkommen, da sieht man das schon und die ist fast fertig. Aber es fehlt noch eine Brandschutzmauer, und es gibt noch bauliche Probleme und die Handwerker kommen nicht. Aber wir hoffen, dass es am Anfang 2025 funktioniert.

Wollten Sie schon immer den Job haben oder machen, den sie im Moment ausüben, oder wollten sie früher etwas anderes werden?

C. Frappier: Ich habe mal eine Weile Chemie studiert, ein paar Semester, weil ich eigentlich Pharmazie machen und Apothekerin werden wollte. Aber dann wollte ich das nicht mehr und bin Bibliothekarin geworden. Das ist aber schon lange her.

Wie lange arbeiten Sie schon hier?

C Frappier: Im Januar sind es 20 Jahre.

Was ist Ihr Lieblingsautor?

C. Frappier: Das kann ich so gar nicht so sagen, denn ich finde ganz viele toll. Ich habe keinen Lieblingsautor. Von Martin Suter habe ich mal viel gelesen. Das letzte Buch, das ich gerne gelesen habe, ist von Martina Hefter. Das heißt „Hey, guten Morgen, wie geht es dir? Das hat gerade den Deutschen Buchpreis gewonnen.

J. Schmitt: Ich sage Aaron Hunter, ich liebe die Warrior-Cats-Bücher.

Was fasziniert Sie an Büchern?

C. Frappier: Mich fasziniert, dass man in andere Welten reinschlüpft. Man lernt ganz andere Welten kennen. Ganz andere Menschen, ganz anderes Leben, ganz andere Stimmung. Das finde ich persönlich faszinierend an den Büchern, die ich jetzt lese. Man benutzt ja Bücher für verschiedene Dinge. Man muss damit lernen, dann bringen sie einem Wissen. Das ist ja auch toll. Aber wenn ich zu Hause einen Roman lese, merke ich, dass andere Leute ähnliche Gefühle haben, aber ganz anders beschrieben werden. Das finde ich spannend.

Was war Ihr lustigstes Erlebnis in der Bücherei?

C. Frappier: Darüber haben wir heute Morgen diskutiert. Eine Kollegin sagte, sie fand es lustig, dass sie mal irgendwo saß und ein Kind mit der Mutter reinkam und das Kind ganz laut sagte: Sie liebt den Geruch der Bücherei.

Und wir hatten mal eine Entenfamilie in der Bibliothek, nicht direkt in der Bibliothek, aber draußen. Da hat eine Entenmutter Eier gelegt. Schon zum zweiten Mal, beim ersten Mal ist sie noch rechtzeitig weggetragen worden, aber dann waren da sechs kleine Küken, um die sich ein Kollege gekümmert und ihnen ein Wasserbecken hingestellt hat. Ein kleines und ein großes, damit die sich nicht streiten, die Küken. Als er den Tierschutz angerufen hat, wollten die die Enten abholen, meinten aber, es sind noch zwei Eier im Nest. Da muss man noch warten, weil man Eier nicht umsiedeln kann. Also hat der Kollege mehrere Tage aufgepasst. Aber es sind dann keine geschlüpft, und die anderen waren plötzlich verschwunden. Man weiß nicht, wo sie geblieben sind, ob vielleicht eine Krähe sie geholt hat. Das ist natürlich nicht so lustig. Dann hat der Tierschutz diese Ente und die übrig gebliebenen zwei Küken von den Sechsen abgeholt. Jetzt sind wir sehr gespannt, ob sie im nächsten Sommer wiederkommen, weil Enten immer gerne in die gleiche Ecke kommen, um ihre Eier zu legen.

Haben Sie schon viele Autoren hier getroffen?

C. Frappier: Schon viele, wir haben ja oft Lesungen. Wir haben ständig Autoren hier. Wir hatten auch schon tolle Kinderbuchautoren hier, einmal den Paul Maar vom „Sams“. Und dann war der Sven Nordquist mal hier.

Wurde schon mal in die Bücherei eingebrochen?

C. Frappier: Von außen, glaube ich, noch nicht. Was wir einmal hatten, ist, dass unser Stahlschrank aufgebrochen wurde, wo das Geld abends aufbewahrt wurde. Inzwischen haben wir einen Kassenautomaten unten, aber da wurden früher die Geldkassetten, die man abends eingeschlossen hat, geklaut. Wir haben nie rausbekommen, wer es war. Und dann nehmen die Leute manchmal die DVDs aus den Hüllen und schmuggeln sie raus. Passiert nicht oft, aber es passiert schon. Manchmal verschwinden auch Bücher. Dann muss man sie suchen gehen. Aber manchmal sind sie auch ganz weg.

Was war die teuerste Strafgebühr, die jemals gezahlt wurde?

C. Frappier: Unsere Leiterin der Ausleihe meint, das teuerste, was sie mal erlebt hat, waren 350 Euro. Nur Gebühren für verspätete Rückgabe waren das. Aber wir haben auch manchmal Gebührenbescheide, wenn die Leute 50 Medien haben und die wochenlang nicht mehr zurückbringen. Und dann gibt es Bescheide, bei denen man gleich die Kosten der Bücher mit fordert, und dann geht es richtig hoch, dann kommen eben auch mal 2 000 Euro zusammen.

Wie viele Bücher schaffen Sie pro Jahr neu an?

C. Frappier: Das sind für die Freihandausleihe ungefähr 20 000 Medien, aber nicht nur Bücher, und für das Magazin, für unseren wissenschaftlichen Bestand, so 1 200 Medien im Jahr. Aber wir schmeißen auch etwa so viele für die Freihand wieder weg, sonst müssten wir hier anbauen. Was die Leute nicht mehr lesen wollen, das kommt in den Müll oder in unseren Flohmarkt. Früher ging es in den Flohmarkt. Im Moment kommt viel in die Mülltonnen. Das sind dann alte Sachen, die sind dann dreckig und stinken und dann eklig. Oder das sind ganz unmoderne.

Auf dem Infostand im dritten Stock liegt ein Wunschbuch, wo man seine Bücher-, Spiele- und CD-Wünsche eintragen kann. Wie entscheiden Sie sich, welche Medien Sie anschaffen und welche nicht?

C. Frappier: Diese Wünsche gehen an einzelne Sachbearbeiter und die entscheiden dann, wie viel Geld habe ich noch, und ist das auch für andere Leute interessant. Manchmal will einer ein Buch haben, was so speziell ist, dass man sagt, das wird ja nie wieder ausgeliehen, dann kauft man es nicht. Wir müssen immer für viele Leute planen, nicht nur für einen Einzelnen. Das ist immer ein Abwägen.

Was ist das Maximum an Medien, die man auf einer Karte ausleihen kann? Hat eine Person dieses Maximum einmal überschritten oder erreicht?

E. Bever: Das Maximum ist bei einer Kinderkarte 20 Medien und bei einer Karte für Erwachsene 50 Medien. Es gibt auf jeden Fall Leute, die teilweise 50 Bücher ausleihen.

C. Frappier: Und viele Familien haben ja viele Karten, da hat die Mutter eine Karte und der Vater eine und die drei Kinder habe jedes eine Karte, da kommt schon was zusammen, wenn jeder die höchste Zahl ausleihen. Und dann kommen auch viele Gebühren zusammen, wenn man die Rückgabe vergisst. Das muss man auch bedenken.

Bei uns ist es so, dass die Stadt-Bücherei dann was schickt, zum Beispiel zwei Tage davor.

C. Frappier: Genau, da kriegt man eine E -Mail, das ist total praktisch. Dann entstehen nicht so viele Gebühren, weil man vorher schon erinnert wird. Aber trotzdem vergessen es die Leute oder lesen die E-Mail nicht. Das haben wir hier alles.

Haben sie Bücher in Blindenschrift?

C. Frappier: Nein, die haben wir nicht. Dafür gibt es eine eigene Bibliothek, nur für Blinde.

Wie gehen Sie mit aggressiven Kunden um?

J. Schmitt: Also ich persönlich und so würden es wahrscheinlich viele machen, versuche erst mal, ruhig zu bleiben, denn wenn man wütend reagiert, dann werden die ja nur noch wütender. Und sonst holt man sich eben Hilfe oder vielleicht die Bibliotheksleitung. Wenn es ganz schlimm ist, wenn die Kunden versuchen dich zu schlagen oder so was, dann holt man natürlich die Polizei.

C. Frappier: Haben wir hier alles schon gehabt. Wir sind hier schon mit Stöcken bedroht worden.

Welches war die berühmteste Person, die einmal in die Bibliothek war?

C. Frappier: Wir haben immer mal Autoren, die berühmt sind. So wie Paul Maar, der ist für mich recht berühmt, den kennt ihr ja. Oder der Sven Nordquist. Dann war mal Hera Lind hier. Die schreibt Frauenbücher, und die kennen auch ganz viele Frauen. Ansonsten war natürlich unser Oberbürgermeister auch schon hier. Von Eintracht Braunschweig, die waren mal hier. Wenn man die jetzt berühmt findet, mein ich natürlich.

Was ist das wertvollste Buch, das es in der Bibliothek gibt?

C. Frappier: Wir haben einen ganz, ganz tollen Altbestand, das sind richtig alte Bücher, auch aus der Zeit, als man noch gar keine Bücher drucken konnte. Ich weiß nicht, ob ihr von Johannes Gutenberg gehört habt, der den Buchdruck erfunden hat. Das war 1450. Wir haben eine Bibel aus seiner Werkstatt. Die nennt man Wiegendrucke, weil der Buchdruck so klein war, dass er noch in der Wiege lag. Die würde jetzt bestimmt eine Million Euro bringen. Aber genau sagen, welches das teuerste Buch ist, das kann man nicht, weil wir die Sachen hier nicht verkaufen.

 

Alt, aber nicht das älteste Buch.


Was ist das älteste Buch der Bücherei?

C. Frappier: Das ist ein handschriftliches Fragment von 840. Das ist auch kein dickes Buch, es sind nur ein paar Blätter. Die sind eingebunden in ein dickes Buch. Man hatte oft nur ein paar Zettel, die hat man dann zu einem Buch gebunden hat.

Wie viele Bücher werden pro Jahr ca. ausgeliehen?

E. Bever: Ich meine, im Jahr 2023 waren es ungefähr 1,8 Millionen Medien.

C. Frappier: Ja, das kommt so hin. Es waren auch mal 2 Millionen, aber nach Corona ist der Bestand zurückgegangen, weil viele zu Hause andere Sachen machen als Lesen.

Welche Probleme hat die Bücherei aktuell?

Vielleicht das größte Problem ist, dass wir im Moment oft Personal suchen, also neue Mitarbeiter, und keine finden, weil es gar nicht so viele gibt. Es gab eine Zeit, da gab es immer viel zu viele Bibliothekare und Fachangestellte. Und jetzt ist es eher andersrum, dass wir keine Leute finden, wenn Stellen frei sind. Da ist es natürlich gut, dass wir die Rückgabe und die Ausleihe automatisiert haben, das spart ein bisschen. Von daher könnt ihr euch mal überlegen, ob ihr später Bibliothekare oder Fachangestellte werden wollt. Wir freuen uns.

Was sind die beliebtesten Medien?

J. Schmitt: Kinder leihen gerade sehr, sehr gerne Tonys aus. Das sind Figuren, die man auf diese Boxen stellt, und dann erzählen sie eine Geschichte oder machen Musik.

E. Bever: Genau, ich hätte auch Tonys gesagt. Und natürlich, da wir unfassbar viele Bücher haben, Bücher.

C. Frappier: Filme werden auch noch ausgeliehen. Gut, viele haben inzwischen Netflix und Amazon Prime. Aber Filme als DVDs werden schon auch ausgeliehen. Wir wechseln gerade von der Onleihe zu Libby. Da kann man Filme online auch zu Hause gucken.

Was ist das beliebteste Einzelstück?

E. Bever: Die drei Fragezeichen sind sehr populär. Drei Ausrufezeichen auch. Harry Potter, Conni.

J. Schmitt: Was bei DVDs sehr, sehr gut geht bei ein bisschen Jüngeren sind Kinderserien, zum Beispiel Paw Patrol. Auch Puzzle haben wir zum Beispiel davon.

E. Bever: Was Literatur für Erwachsene betrifft, sind Krimis sehr populär, vor allem in Richtung Nordseekrimis.

C. Frappier: Wenn man ein Buch dauernd wieder zurückstellen muss, dann weiß man, das ist total beliebt.

E. Bever: Reiseführer sind auch sehr populär, vor allem vor den Ferien.

C. Frappier: Ja, aber als Corona war, sind sie gar nicht gegangen, weil keiner mehr reisen konnte, da standen die hier alle, und wir dachten schon, was machen wir jetzt mit unseren vielen Reiseführern. Keiner kann nach Thailand oder in die Türkei oder nach Spanien.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben unsere Fragen zu beantworten.

 

 

Fotos: privat, Brunswyk, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons (unverändert)


 

 

 

 

 

 

 

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