„Man lernt ganz andere Welten
kennen. Ganz andere Menschen, ganz anderes Leben, ganz andere Stimmung.“ Mathilda Frixe,
Dilay Iscan, Rukayya Mostafa und Luya
Xue (alle 5c) im Gespräch mit der stellvertretenden
Bibliotheksleitung Catharin Frappier und den Auszubildenden
Eliana Bever und Jack Schmitt der Stadtbibliothek Braunschweig.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzM3rp7dgcjW-Mn-lBCXAZjKT7PDRZO0grxJm1Eo39-jcpboJjCByY69t8ufkZncISq_QQwgdQYajCaoZTJrIT7N9p9tjzaejUVVGXkMxqgl8zxVGBWxGKtlriagfEAC0AIbx27B5b_aI5UR6Ve9HAgxicn1EYN4utQ6olYeZvxAP0V6n6et25QRWmm4M/w461-h286/bib7_.jpg) |
Catharin Frappier, Eliana Bever, Jack Schmitt (v. l. n. r.)
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Seit
wann gibt es die Bücherei?
Catharin Frappier: Also die Bibliothek, wir sagen ja hier Stadtbibliothek. Die ist
aus zwei Bibliotheken entstanden, aus einer Stadtbibliothek und einer
Stadtbücherei. Die Stadtbibliothek gibt es seit 1861. Und die Stadtbücherei,
die vorher Hintern Brüdern war, wo jetzt die Braunschweiger Zeitung ist, die
gibt es seit 1910. Und wir sind hier alle zusammen 2007 in dieses Schloss, was
hier neu gebaut wurde, gezogen.
![](https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9EMoYfTKJrZcXk3qRBkVTVfWG9rgd51T_6XGhonyPB_RlJq8gnz5WQmIqiSIzCnL1TXiqka717fpSlQTT6bxpSqySepKFSlba4z-eTuFtGZY1teXsJrvFJgqCFRotoMPw1AHdrTKI59nfWBuGIHEMzLJJhDLCCnX8gEqMksG7TYQW5Lfd82G7REGC634/w400-h216/1280px-Braunschweig_Brunswick_Schlossneubau_22_April_2007.jpg) |
Stadtbibliothek im so genannten Schloss.
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Wie
viele Bücher, Spiele und CDs haben Sie im Bestand?
Eliana Bever: Wir
haben 650 000 Medien. Davon ist circa ein Drittel hier unten im
Freihandbereich, den man auch ausleihen kann. Die anderen zwei Drittel sind
oben im Magazin. Das muss man dann bestellen, wenn man das ausleihen möchte.
Kann
man hier ein Praktikum absolvieren?
C. Frappier: Ja,
Praktika bieten wir an. Wenn man Schüler ist, dann muss man sich rechtzeitig
hier melden und kann, wenn es in unserem Zeitrahmen passt, hier ein
Schülerpraktikum machen. Sonst bieten wir noch Praktika für Fachangestellte aus
anderen Bibliotheken.
Gibt
es ehrenamtliche Mitarbeiter?
C. Frappier: Bei
uns hier in dem Haus in der Stadtbibliothek selber nicht. Aber es gibt noch
Ortsbüchereien, die manchmal auch in den Schulen sind. Da arbeiten
ehrenamtliche Mitarbeiter, aber die gehören nicht direkt zu uns.
Wie
viele Leute arbeiten in der Bibliothek?
C. Frappier: Im
Moment sind wir 60 Leute, die hier arbeiten, und zwei Auszubildende. Ein paar
Stellen sind nicht besetzt. Es ist gar nicht so einfach, im Moment Leute zu
finden. Wir waren auch schon mal über 70. Wir freuen wir uns sehr, dass wir
wieder Auszubildende haben.
Welche
Berufsgruppen arbeiten hier?
C. Frappier: Wir
haben hier Bibliothekare, die haben studiert. Dann haben wir Fachangestellte
für Medien- und Informationsdienste.
E. Bever: Genau,
das sind wir.
C. Frappier: Das
sind die, die auch unten in der Ausleihe viel stehen. Dann haben wir auch
Buchbinder hier. Die Bücher müssen ja auch bearbeitet werden. Dann haben wir
Hausmeister und ein paar ungelernte Kräfte, die helfen, die Bücher
einzuschlagen, also mit Folien zu beziehen, bei allen möglichen Arbeiten.
Unsere Leiterin hat richtig Geschichte studiert und ein
Bibliotheksreferendariat gemacht.
Welche
Eigenschaften sollte man haben, wenn man hier arbeiten will?
C.
Frappier: Was würdet ihr denn selber sagen?
Vielleicht,
dass man offen ist für alles? Vielleicht, wenn man super aggressiv ist, besser nicht,
also wenn man eher liebevoll ist.
C.
Frappier: Das ist eine gute Eigenschaft
dafür.
Oder
wenn man eher ruhig ist, weil man hier eher ruhig sein sollte? Oder dass man
Geduld haben muss, wenn man die ganzen Bücher einräumen muss?
Jack Schmitt: Ja, genau. Ich
würde sagen, wenn man eher der entspannte Typ ist, das hilft definitiv. Man
arbeitet ja auch viel mit Menschen und muss sich oft auf neue Situationen einlassen.
E. Bever: Genau,
und es wäre natürlich auch sinnvoll, ein gewisses Interesse an Büchern oder an Medien
mitzubringen. Sonst wäre es nicht so sinnvoll, in einer Bibliothek anzufangen.
C. Frappier: Und
man muss es mögen, Ordnung zu machen, denn wenn wir hier unordentlich sind,
dann findet keiner mehr irgendein Buch. Wir müssen jeden Morgen aufräumen. So,
dass man wirklich die Bücher in die richtige Reihenfolge stellt.
Macht
Ihr Job Spaß oder gibt es auch Dinge, die nicht so viel Spaß machen?
C.
Frappier: Also mir macht mein Job Spaß, ich
mache das gerne. Ich habe ja hier nicht nur mit den Büchern, sondern auch mit
den Kolleginnen und Kollegen zu tun, und das ist oft sehr unterhaltsam, sehr
nett. Manchmal ist es auch nicht so nett, dann macht es auch nicht so viel
Spaß, aber im Großen und Ganzen macht es Spaß. Schon ein schöner Beruf, oder (an
die Auszubildenden)?
E. Bever: Mir
geht es genauso. Ich habe bisher noch nichts entdeckt, was mir keinen Spaß
macht. Ich bin sehr zufrieden hier und mir macht der Umgang mit den Menschen
Spaß, mir macht der Umgang mit dem Kollegium Spaß, mir macht es Spaß
aufzuräumen, mit dem Büchern umzugehen.
J. Schmitt: Ja, eigentlich exakt
das Gleiche.
Und
wie kamt ihr zu eurer Ausbildung?
J. Schmitt: Das war tatsächlich ein absoluter
Glücksgriff. Ich mochte schon immer Bücher und dachte mir, okay, ich guck mal
einfach, wie das hier so ist, und ich bin auch früher immer sehr viel lesen
gegangen und als ich dann im Internet gesehen habe, dass hier Stellen frei
sind, habe ich mich natürlich sofort beworben.
E. Bever: Ich
habe sehr lange nach etwas gesucht, was mich wirklich anspricht, und als ich
dann diese Stelle entdeckt und mich informiert habe über den Beruf, habe ich
gemerkt, das ist voll was für mich, das würde mir definitiv Spaß machen, ich
habe weiter recherchiert und mich dann hier beworben, als die Stelle frei
wurde.
Was
gefällt euch am meisten an eurer Ausbildung und was eher nicht?
E. Bever: Ich
habe nichts, was mir nicht gefällt, und es ist schwierig etwas Konkretes zu
finden, was man am meisten mag. Ich glaube, mir gefällt einfach das Sozialsein
hier, mit den Nutzenden der Bibliothek umzugehen, mit dem Kollegium, im Prinzip
alles, was ich davor auch gesagt habe, was mir Spaß macht, das gefällt mir
hier.
J. Schmitt: Bei mir
ist es definitiv die Abwechslung, weil man nicht weiß, was den Tag passiert,
man weiß nicht, wer kommt, um Bücher auszuleihen, und eben diese ganzen neuen
Situationen sind sehr interessant.
Befürworten
Sie die Modernisierung der Ausleihe und der Abgabe?
C. Frappier: Ich
befürworte die schon und wir haben lange dafür gekämpft, dass sie kommt, denn
sie bietet große Vorteile, man macht viele Arbeiten eben nicht mehr, die es
vorher gab, besonders die Fachangestellten, und ich glaube unsere Nutzer finden
das auch gut, dass das jetzt automatisch läuft.
Wurden
aufgrund dieser Umstellung Mitarbeiter gekündigt?
C. Frappier: Wir
haben keinen Mitarbeitern gekündigt, es waren aber ein paar Stellen, die
sowieso frei wurden, die wurden nicht wieder besetzt, aber es musste keiner
gehen. Aber wir haben schon zwei Stellen sparen müssen, aber in anderen
Bereichen, weil manche Arbeiten eben weniger geworden sind.
Gibt
es auch Kritik deswegen?
J. Schmitt: Es gibt
definitiv Menschen, die mehr Probleme damit haben, zum Beispiel ältere, die
noch nicht so gut mit Computern umgehen können. Da ist es manchmal ein bisschen
schwierig, aber dann erklärt man es denen und meistens freuen sie sich auch,
wenn sie es selber schaffen.
E. Bever: Und
es gibt auch Menschen, die sagen, es sei schade, dass jetzt dieser persönliche
Kontakt zwischen den Mitarbeitenden und Nutzenden ein bisschen gesunken ist.
Aber man kann sich ja trotzdem miteinander unterhalten und austauschen, auch
wenn es jetzt nicht die alte Ausleihtheke gibt, wo man die Bücher persönlich
abgegeben hat.
Bieten
Sie auch Angebote für Kinder und Jugendliche an?
C. Frappier: Ja,
ganz viele. Ihr kennt vielleicht auch schon was? Wir haben hier Lesungen, wir
haben Bilderbuchkinos für Kinder. Wir haben für ganz kleine Kinder schon Veranstaltungen.
E. Bever: Wir
haben auch Veranstaltungen zum Basteln. Es gibt ganz viele
Ferienveranstaltungen. Zum Beispiel hatten wir Herbst Halloween-Basteln und
Handlettering. Und es gibt auch Videospielnachmittage. Da kann man sich anmelden
und vorbeikommen.
Lesen
die Kinder und Jugendlichen weniger als früher? Und wenn ja, woran liegt das
Ihrer Meinung nach?
C. Frappier: Ich
würde schon sagen, dass es vielleicht ein bisschen weniger wird, weil viele heutzutage
ein Handy haben und sich auch viel damit beschäftigen, vor allem, wenn sie dann
älter. In eurem Alter geht es vielleicht noch, aber ich glaube bei den älteren,
den Jugendlichen, wird es schon ein bisschen weniger. Bei den Kindern, die hierherkommen,
kommen oft auch die Eltern, die dann die Bücher ausleihen für ihre Kinder, da
merken wir noch nicht so einen extremen Rückgang.
Kommen
mehr Kinder und Jugendliche oder mehr Erwachsene in die Stadtbücherei? Oder ist
das so ausgeglichen?
C. Frappier: Generell,
würde ich sagen, sind es sicher mehr Erwachsene, denn es gibt ja viel mehr
Erwachsene. Und wir haben natürlich dadurch auch viel mehr Medien, gerade im
Sachbereich und oben in Magazin, für Erwachsene. Aber für die Menge der Bücher,
die wir haben, kommen sehr viele Kinder in die Kinderbibliothek. Diese kleine
Ecke in der Kinderbibliothek oben ist immer ganz schön voll, vor allem samstags.
Da kommen dann viele Eltern mit Kindern.
Wie
kann man Kinder zum Lesen bringen und ist das überhaupt nötig?
E. Bever: Ich
finde es schon nötig. Lesen hilft Kindern sich weiterzubilden, sich zu
entwickeln. Und wenn Kinder lesen, können sie sich auch mit ihren eigenen
Interessen beschäftigen. Deswegen haben wir auch ein breites Angebot, damit
Kinder alles finden können, was sie interessiert.
J. Schmitt: Ich würde sagen, dass es generell wichtig ist, zu lesen. Denn
wenn man ein Wort liest, dann kann man es auch besser schreiben. Besonders wenn
man jünger ist und noch schreiben lernt, ist das unglaublich hilfreich.
E. Bever: Genau,
das trägt generell einfach zur Bildung bei.
Ja, und
man kommt eben in eine andere Welt. Dass man eintauchen kann in die
Geschichten. - Denken Sie, Büchereien werden in Zukunft noch existieren, oder
werden sie durch E-Book-Reader und Apps wie Libby und Onleihe mit der Zeit
ersetzt?
C. Frappier: Ich
glaube nicht, dass sie ganz verschwinden werden. Sie werden sich ändern. Das merken
wir jetzt schon, dass viele Leute über Libby oder die Onleihe oder überhaupt
auch sonst E-Books kaufen. Aber das ist ja auch eine Art des Lesens, und es
kommen trotzdem viele hierher.
J. Schmitt: Und
es gibt viele alte Bücher, die gar nicht digital zur Verfügung stehen, dafür
braucht man natürlich weiterhin eine Bücherei.
E. Bever: Und
es gibt ja einfach Menschen, die mögen es viel lieber, ein Buch in der Hand zu
halten, zu fühlen, wie es sich anfühlt, es zu riechen, anstatt es einem E-Reader
zu lesen. Deswegen braucht man Büchereien, um auch dieses Erlebnis, zur Verfügung
zu stellen.
C. Frappier: Und
viele Schüler kommen her, um hier Hausaufgaben zu machen, oder fürs Abitur zu
lernen. Wir haben ja auch für die älteren Schüler ganze Bereiche, wo sie die
Bücher vorrätig haben und lernen können. Das wird auch viel genutzt. Ihr werdet
bestimmt in ein paar Jahren auch hier sitzen. Vielleicht macht ihr mal eine
Führung mit eurer Klasse. Und für die älteren Schüler gibt es eine Sprechstunde,
wenn man in der zwölften Klasse Facharbeiten schreiben muss. Dann kann man sich
informieren, wie man überhaupt die Bücher findet.
Wann
wird es eine Außenrückgabe geben?
C. Frappier: Ihr
habt sicher schon gesehen, dass wir schon angefangen haben zu bauen. Habt ihr
die unten schon gesehen, diese Luke?
Nein.
C. Frappier: Als
wir alles in der EDV geändert haben, haben wir gleich eine Außenrückgabe
eingebaut. Da, wo die Kinderwagen reinkommen, da sieht man das schon und die
ist fast fertig. Aber es fehlt noch eine Brandschutzmauer, und es gibt noch bauliche
Probleme und die Handwerker kommen nicht. Aber wir hoffen, dass es am Anfang
2025 funktioniert.
Wollten
Sie schon immer den Job haben oder machen, den sie im Moment ausüben, oder
wollten sie früher etwas anderes werden?
C. Frappier: Ich
habe mal eine Weile Chemie studiert, ein paar Semester, weil ich eigentlich
Pharmazie machen und Apothekerin werden wollte. Aber dann wollte ich das nicht
mehr und bin Bibliothekarin geworden. Das ist aber schon lange her.
Wie
lange arbeiten Sie schon hier?
C Frappier: Im
Januar sind es 20 Jahre.
Was
ist Ihr Lieblingsautor?
C. Frappier: Das
kann ich so gar nicht so sagen, denn ich finde ganz viele toll. Ich habe keinen
Lieblingsautor. Von Martin Suter habe ich mal viel gelesen. Das letzte Buch, das
ich gerne gelesen habe, ist von Martina Hefter. Das heißt „Hey, guten Morgen, wie
geht es dir? Das hat gerade den Deutschen Buchpreis gewonnen.
J. Schmitt: Ich sage Aaron Hunter, ich liebe
die Warrior-Cats-Bücher.
Was
fasziniert Sie an Büchern?
C. Frappier: Mich
fasziniert, dass man in andere Welten reinschlüpft. Man lernt ganz andere
Welten kennen. Ganz andere Menschen, ganz anderes Leben, ganz andere Stimmung.
Das finde ich persönlich faszinierend an den Büchern, die ich jetzt lese. Man
benutzt ja Bücher für verschiedene Dinge. Man muss damit lernen, dann bringen
sie einem Wissen. Das ist ja auch toll. Aber wenn ich zu Hause einen Roman
lese, merke ich, dass andere Leute ähnliche Gefühle haben, aber ganz anders
beschrieben werden. Das finde ich spannend.
Was
war Ihr lustigstes Erlebnis in der Bücherei?
C. Frappier: Darüber
haben wir heute Morgen diskutiert. Eine Kollegin sagte, sie fand es lustig,
dass sie mal irgendwo saß und ein Kind mit der Mutter reinkam und das Kind ganz
laut sagte: Sie liebt den Geruch der Bücherei.
Und wir hatten mal eine Entenfamilie
in der Bibliothek, nicht direkt in der Bibliothek, aber draußen. Da hat eine
Entenmutter Eier gelegt. Schon zum zweiten Mal, beim ersten Mal ist sie noch rechtzeitig
weggetragen worden, aber dann waren da sechs kleine Küken, um die sich ein
Kollege gekümmert und ihnen ein Wasserbecken hingestellt hat. Ein kleines und
ein großes, damit die sich nicht streiten, die Küken. Als er den Tierschutz
angerufen hat, wollten die die Enten abholen, meinten aber, es sind noch zwei
Eier im Nest. Da muss man noch warten, weil man Eier nicht umsiedeln kann. Also
hat der Kollege mehrere Tage aufgepasst. Aber es sind dann keine geschlüpft,
und die anderen waren plötzlich verschwunden. Man weiß nicht, wo sie geblieben
sind, ob vielleicht eine Krähe sie geholt hat. Das ist natürlich nicht so
lustig. Dann hat der Tierschutz diese Ente und die übrig gebliebenen zwei Küken
von den Sechsen abgeholt. Jetzt sind wir sehr gespannt, ob sie im nächsten
Sommer wiederkommen, weil Enten immer gerne in die gleiche Ecke kommen, um ihre
Eier zu legen.
Haben
Sie schon viele Autoren hier getroffen?
C. Frappier: Schon
viele, wir haben ja oft Lesungen. Wir haben ständig Autoren hier. Wir hatten
auch schon tolle Kinderbuchautoren hier, einmal den Paul Maar vom „Sams“. Und
dann war der Sven Nordquist mal hier.
Wurde
schon mal in die Bücherei eingebrochen?
C. Frappier: Von
außen, glaube ich, noch nicht. Was wir einmal hatten, ist, dass unser
Stahlschrank aufgebrochen wurde, wo das Geld abends aufbewahrt wurde.
Inzwischen haben wir einen Kassenautomaten unten, aber da wurden früher die
Geldkassetten, die man abends eingeschlossen hat, geklaut. Wir haben nie
rausbekommen, wer es war. Und dann nehmen die Leute manchmal die DVDs aus den
Hüllen und schmuggeln sie raus. Passiert nicht oft, aber es passiert schon. Manchmal
verschwinden auch Bücher. Dann muss man sie suchen gehen. Aber manchmal sind
sie auch ganz weg.
Was
war die teuerste Strafgebühr, die jemals gezahlt wurde?
C. Frappier: Unsere
Leiterin der Ausleihe meint, das teuerste, was sie mal erlebt hat, waren 350
Euro. Nur Gebühren für verspätete Rückgabe waren das. Aber wir haben auch manchmal
Gebührenbescheide, wenn die Leute 50 Medien haben und die wochenlang nicht mehr
zurückbringen. Und dann gibt es Bescheide,
bei denen man gleich die Kosten der Bücher mit fordert, und dann geht es
richtig hoch, dann kommen eben auch mal 2 000 Euro zusammen.
Wie
viele Bücher schaffen Sie pro Jahr neu an?
C. Frappier: Das
sind für die Freihandausleihe ungefähr 20 000 Medien, aber nicht nur Bücher,
und für das Magazin, für unseren wissenschaftlichen Bestand, so 1 200 Medien im
Jahr. Aber wir schmeißen auch etwa so viele für die Freihand wieder weg, sonst müssten
wir hier anbauen. Was die Leute nicht mehr lesen wollen, das kommt in den Müll
oder in unseren Flohmarkt. Früher ging es in den Flohmarkt. Im Moment kommt viel
in die Mülltonnen. Das sind dann alte Sachen, die sind dann dreckig und stinken
und dann eklig. Oder das sind ganz unmoderne.
Auf
dem Infostand im dritten Stock liegt ein Wunschbuch, wo man seine Bücher-, Spiele-
und CD-Wünsche eintragen kann. Wie entscheiden Sie sich, welche
Medien Sie anschaffen und welche nicht?
C. Frappier: Diese
Wünsche gehen an einzelne Sachbearbeiter und die entscheiden dann, wie viel
Geld habe ich noch, und ist das auch für andere Leute interessant. Manchmal
will einer ein Buch haben, was so speziell ist, dass man sagt, das wird ja nie
wieder ausgeliehen, dann kauft man es nicht. Wir müssen immer für viele Leute
planen, nicht nur für einen Einzelnen. Das ist immer ein Abwägen.
Was
ist das Maximum an Medien, die man auf einer Karte ausleihen kann? Hat eine
Person dieses Maximum einmal überschritten oder erreicht?
E. Bever: Das
Maximum ist bei einer Kinderkarte 20 Medien und bei einer Karte für Erwachsene 50
Medien. Es gibt auf jeden Fall Leute, die teilweise 50 Bücher ausleihen.
C. Frappier: Und
viele Familien haben ja viele Karten, da hat die Mutter eine Karte und der
Vater eine und die drei Kinder habe jedes eine Karte, da kommt schon was
zusammen, wenn jeder die höchste Zahl ausleihen. Und dann kommen auch viele
Gebühren zusammen, wenn man die Rückgabe vergisst. Das muss man auch bedenken.
Bei
uns ist es so, dass die Stadt-Bücherei dann was schickt, zum Beispiel zwei Tage
davor.
C. Frappier: Genau,
da kriegt man eine E -Mail, das ist total praktisch. Dann entstehen nicht so
viele Gebühren, weil man vorher schon erinnert wird. Aber trotzdem vergessen es
die Leute oder lesen die E-Mail nicht. Das haben wir hier alles.
Haben
sie Bücher in Blindenschrift?
C. Frappier: Nein,
die haben wir nicht. Dafür gibt es eine eigene Bibliothek, nur für Blinde.
Wie
gehen Sie mit aggressiven Kunden um?
J. Schmitt: Also ich persönlich und so würden
es wahrscheinlich viele machen, versuche erst mal, ruhig zu bleiben, denn wenn
man wütend reagiert, dann werden die ja nur noch wütender. Und sonst holt man
sich eben Hilfe oder vielleicht die Bibliotheksleitung. Wenn es ganz schlimm
ist, wenn die Kunden versuchen dich zu schlagen oder so was, dann holt man
natürlich die Polizei.
C. Frappier: Haben
wir hier alles schon gehabt. Wir sind hier schon mit Stöcken bedroht worden.
Welches
war die berühmteste Person, die einmal in die Bibliothek war?
C. Frappier: Wir
haben immer mal Autoren, die berühmt sind. So wie Paul Maar, der ist für mich
recht berühmt, den kennt ihr ja. Oder der Sven Nordquist. Dann war mal Hera
Lind hier. Die schreibt Frauenbücher, und die kennen auch ganz viele Frauen.
Ansonsten war natürlich unser Oberbürgermeister auch schon hier. Von Eintracht
Braunschweig, die waren mal hier. Wenn man die jetzt berühmt findet, mein ich
natürlich.
Was
ist das wertvollste Buch, das es in der Bibliothek gibt?
C. Frappier: Wir
haben einen ganz, ganz tollen Altbestand, das sind richtig alte Bücher, auch
aus der Zeit, als man noch gar keine Bücher drucken konnte. Ich weiß nicht, ob
ihr von Johannes Gutenberg gehört habt, der den Buchdruck erfunden hat. Das war
1450. Wir haben eine Bibel aus seiner Werkstatt. Die nennt man Wiegendrucke,
weil der Buchdruck so klein war, dass er noch in der Wiege lag. Die würde jetzt
bestimmt eine Million Euro bringen. Aber genau sagen, welches das teuerste Buch
ist, das kann man nicht, weil wir die Sachen hier nicht verkaufen.
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Alt, aber nicht das älteste Buch.
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Was
ist das älteste Buch der Bücherei?
C. Frappier: Das
ist ein handschriftliches Fragment von 840. Das ist auch kein dickes Buch, es
sind nur ein paar Blätter. Die sind eingebunden in ein dickes Buch. Man hatte oft
nur ein paar Zettel, die hat man dann zu einem Buch gebunden hat.
Wie
viele Bücher werden pro Jahr ca. ausgeliehen?
E. Bever: Ich meine, im
Jahr 2023 waren es ungefähr 1,8 Millionen Medien.
C. Frappier: Ja,
das kommt so hin. Es waren auch mal 2 Millionen, aber nach Corona ist der
Bestand zurückgegangen, weil viele zu Hause andere Sachen machen als Lesen.
Welche
Probleme hat die Bücherei aktuell?
Vielleicht das größte Problem ist,
dass wir im Moment oft Personal suchen, also neue Mitarbeiter, und keine finden,
weil es gar nicht so viele gibt. Es gab eine Zeit, da gab es immer viel zu
viele Bibliothekare und Fachangestellte. Und jetzt ist es eher andersrum, dass
wir keine Leute finden, wenn Stellen frei sind. Da ist es natürlich gut, dass
wir die Rückgabe und die Ausleihe automatisiert haben, das spart ein bisschen.
Von daher könnt ihr euch mal überlegen, ob ihr später Bibliothekare oder
Fachangestellte werden wollt. Wir freuen uns.
Was
sind die beliebtesten Medien?
J. Schmitt: Kinder leihen gerade sehr, sehr gerne Tonys aus. Das sind Figuren,
die man auf diese Boxen stellt, und dann erzählen sie eine Geschichte oder machen
Musik.
E. Bever: Genau, ich hätte
auch Tonys gesagt. Und natürlich, da wir unfassbar viele Bücher haben, Bücher.
C. Frappier: Filme
werden auch noch ausgeliehen. Gut, viele haben inzwischen Netflix und Amazon
Prime. Aber Filme als DVDs werden schon auch ausgeliehen. Wir wechseln gerade
von der Onleihe zu Libby. Da kann man Filme online auch zu Hause gucken.
Was ist das beliebteste Einzelstück?
E. Bever: Die drei Fragezeichen sind sehr populär. Drei Ausrufezeichen
auch. Harry Potter, Conni.
J. Schmitt: Was bei DVDs sehr, sehr gut geht bei
ein bisschen Jüngeren sind Kinderserien, zum Beispiel Paw Patrol. Auch Puzzle
haben wir zum Beispiel davon.
E. Bever: Was Literatur für
Erwachsene betrifft, sind Krimis sehr populär, vor allem in Richtung Nordseekrimis.
C. Frappier:
Wenn man ein Buch dauernd wieder zurückstellen muss, dann weiß man, das ist
total beliebt.
E. Bever: Reiseführer sind auch sehr populär, vor allem vor den
Ferien.
C. Frappier: Ja,
aber als Corona war, sind sie gar nicht gegangen, weil keiner mehr reisen
konnte, da standen die hier alle, und wir dachten schon, was machen wir jetzt
mit unseren vielen Reiseführern. Keiner kann nach Thailand oder in die Türkei
oder nach Spanien.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit
genommen haben unsere Fragen zu beantworten.
Fotos: privat, Brunswyk, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons (unverändert)