Dienstag, 2. Dezember 2025

Lieblingssportart

Fußball und Schwimmen am beliebtesten. Umfrage zu den Lieblingssportarten in Jg. 5 und 6 von Kyra-Amelie Fischer (5b).







Willkommensfest 2025

5a und 5c beim Klassenball vorne. Ihsan Akdogan (5a) blickt zurück auf das Willkommensfest 2025.

 

Beim Willkommensfest 2025 gab es sehr viele Spiele, die man spielen konnte, auch für kleinere Geschwister, z. B. Dosenwerfen. Dort gab es zwei Stationen. Die Kinder unter neun Jahren haben auf weniger Dosen geworfen, die Kinder ab Neun auf mehrere Dosen. Wer am meisten Dosen getroffen hatte, hat ein Preis gewonnen.

Das gab es:

Klassenball, Dosenwerfen, Schokokussfangen, der Schnellste gewinnt und Basketball-Parkour. Es gab auch Verkaufsstände, z. B. Kuchen, und man konnte sich die Haare färben lassen.

Ich habe zehn Leute gefragt, was ihnen am besten gefallen hat.

Klassen Ball: 3

Dosen werfen: 3

Schokokussfangen: 2

Haare färben: 2

Klassen-Ball

Das Spiel Klassenball war mein Lieblingsspiel. Die verschiedenen Klassen haben gegeneinander um einen Klassenball gespielt. Es gab kleine Tore, in die man schießen musste. Wenn ein Tor gefallen war, wurde die Entfernung immer größer. Wie viele Tore eine Klasse machte, so viele Punkte bekam sie auch. Am Ende haben die 5b und 5c gewonnen.

 

 

Samstag, 22. November 2025

Jugendparlament Braunschweig

Kostengünstiger Nahverkehr. Martino Rossi (11c) über Erfolge und Pläne des Jugendparlaments Braunschweig.

 


 

Liebe Leser*innen,

 

schon lange ist dieser Newsletter nun nicht erschienen – schlicht und ergreifend aus dem Grund, dass das JuPa so viel gemacht und ich deshalb so viel zu tun hatte. Auch weil seitdem so viel passiert ist, wird dieser Newsletter nicht so detailliert wie die früheren. Denn ihr sollt vor allem einen Eindruck davon bekommen, was im letzten Jahr passiert ist, was wir erreicht und gemacht haben uvm.

 

Zuerst einmal möchte ich Euch fragen: Erinnert Ihr Euch noch an die Demo für kostengünstigen bzw. kostenlosen ÖPNV im letzten September? Ich kann Euch sagen: Wir haben es geschafft! Unsere Demo und auch Gespräche mit den Ratsfraktionen haben dafür gesorgt, dass das ÖPNV-Schüler*innen-Ticket keine 50 Euro, sondern nur 20 Euro kostet. Und als Organisator dieser Demo bin ich natürlich besonders stolz auf diesen politischen Erfolg – und glücklich, mein Wahlversprechen nach kostenlosem ÖPNV wenigstens halb zu erfüllen, indem die Preise nicht in eine unbezahlbare Höhe schnellen. Und ich hoffe, dass wir als Braunschweiger Jugend irgendwann auch im Stande sind, kostenlosen ÖPNV umzusetzen.

 

Ein weiterer großer Erfolg des Jugendparlaments im letzten Jahr gibt uns die Chance, dieses Anliegen direkt in die Politik einzubringen. Wir als Jugendparlament haben es geschafft, dass wir durch unsere Satzung und Geschäftsordnung in den Ratsausschüssen der Stadt Braunschweig vertreten sind. Wir verfügen dort in fast jedem Ausschuss über Rede- und Antragsrecht. Ich sitze im Ausschuss für Mobilität, Tiefbau und Auftragsvergaben und konnte mich dort schon zu vielen jugendrelevanten Themen einbringen.

 

Ausschüsse haben wir auch im Jugendparlament gegründet – und diese sind offen für alle wahlberechtigten Braunschweiger Jugendlichen. Denn diese, unsere inhaltlichen Organe sollen dafür sorgen, dass wir in Austausch mit der Jugend gute und wichtige Ziele entwickeln, die wir letztendlich für die Jugendlichen unserer Stadt in der Politik umsetzen können – auch wenn es bis dahin oft lang dauert.

 

Dass wir noch nicht so viel inhaltlich erreichen konnten liegt vor allem daran, dass wir ein Jahr lang an unserer Satzung und Geschäftsordnung arbeiten mussten, bis diese erst kurz vor der Sommerpause von der Politik beschlossen werden musste. So blieb uns für inhaltliche Arbeit nur ein halbes Jahr, bevor wir jetzt schon wieder in der Vorbereitung der Wahl sind.

 

Doch ein inhaltlicher Erfolg vor der Wahl steht mit viel Glück noch an. Denn zurzeit setzen wir uns mit Nachdruck dafür ein, dass die Codenauten, eine sehr gut organisierte und tolle Programmierschule im Östlichen Ringgebiet, Fördergelder von der Stadt in Höhe von 100.000 bis 200.000 Euro erhalten. Denn diese Schule leistet unfassbar gute Arbeit, hat ganze Gebäude in Stand gesetzt und modernisiert und bietet komplett ohne finanzielle Sicherheit Kurse an. Wir schätzen dieses Engagement und das persönliche finanzielle Risiko für die gute Sache und wollen unbedingt, dass diese Schule gefördert und zur besten Programmierschule Deutschlands wird.

 

Außerdem freuen wir uns, viele Veranstaltungen für Euch Jugendliche organisiert zu haben – und da muss ich jetzt leider einmal weit ausholen: Denn wir haben einen Erasmus-Antrag im mittleren fünfstelligen Bereich bewilligt bekommen, von dem wir zwölf Veranstaltungen vom letzten Sommer bis zum nächsten Sommer veranstalteten bzw. noch veranstalten. Diese monatliche Veranstaltungsreihe nennt sich „NextGenDemocracy“ und umfasst z. B. Projekte wie Plogging oder Bauernhofbesuch, aber auch Vernetzungstreffen und Workshops bzw. Seminare. Schaut gerne mal bei einer dieser NextGenDemocracy-Veranstaltungen vorbei, im nächsten April gibt es z. B. ein Planspiel im Rathaus, wo ihr für einen Tag lang Stadtratsabgeordneter werden könnt!

 

Zudem haben wir zum Pride Month zwei Veranstaltungen aufgezogen: Einmal haben wir ein Regenbogen-Pubquiz veranstaltet, ein anderes Mal einen Lehrer zum Thema „Queer in der Schule“ eingeladen.

 

Und unsere neueste und wohl beliebteste Reihe ist „… & Politics“. Die ersten beiden Veranstaltungen waren „Pizza & Politics“ sowie „Kebab und Kommunalpolitik“. Im Dezember folgt „Pasta & Politics“. Bei dieser Veranstaltung kommen wir mit Euch bei kostenlosem Essen ins Gespräch und geben Euch die Möglichkeit, unsere Ausschüsse kennenzulernen. Kommt gerne vorbei!

 

Jetzt im Dezember wird außerdem unser erster Antrag im Jugendhilfeausschuss behandelt. Wir wollen es schaffen, dass Kinder und Jugendliche viel stärker als vorher an der Planung von Kinder- und Jugendplätzen beteiligt werden und dass sie auch nach Abschluss der Planungen noch einmal nach ihrer Meinung gefragt werden.

 

Und so wie das ist, sind die zwei Jahre Amtszeit bald auch schon wieder vorbei, weshalb wir uns letztes Wochenende zu einem Arbeitswochenende trafen, um die nächste Wahl zum Jugendparlament im Februar vorzubereiten. Auch in diesem Zuge haben wir einige Veranstaltungen geplant, also: Stay tuned!

 

Wichtig für Euch ist, dass Ihr zwischen dem 26. November 2025 und 19. Januar 2026 kandidieren und zwischen dem 23. Februar 2026 und dem 06. März 2026 wählen könnt! Und ob ich noch einmal kandidiere, verkünde ich am 26 November 2025. Seid gespannt!

 

Mit winterlichen Grüßen

Euer Martino

Donnerstag, 20. November 2025

Schach-AG

„Man wird generell besser im Nachdenken und Sich-Konzentrieren“. Mohammed Zyan Haque (5c) stellt die Schach-AG vor.

 

 

Danke, dass ihr euch Zeit nehmt für das Interview. Zuerst frage ich den Leiter Herrn Engel. Seit wann gibt es die Schach-AG an unserer Schule?

Die Schach AG gibt es schon ganz schön lange. Ich mache sie jetzt ungefähr seit drei bis vier Jahren, aber ich weiß, dass sie auch schon mehrere Jahre davor angeboten wurde. Ich glaube, mindestens seit fünf Jahren.


Wer kann mitmachen und braucht man Vorkenntnisse dafür?

Es kann wirklich jeder mitmachen. Teilweise gibt es Leute, die gerade erst die Regeln lernen. Gleichzeitig gibt es aber welche, die schon in einem Verein spielen und auch schon Turniere mitgespielt haben. Die Schach-AG richtet sich an jedes Alter und an jede Spielstärke. Man braucht keine besonderen Vorkenntnisse. Es geht nur darum, Spaß am Schach zu haben und zusammen ein paar Partien zu spielen.

Gibt es Turniere oder Wettbewerbe, an denen ihr teilnehmt?

Ja, es gibt immer ein paar pro Jahr, zum Beispiel den Deutschen Schulschachwettbewerb. Da spielt man erst mal hier in Braunschweig gegen die anderen Schulen. Die besten Schulen qualifizieren sich dann für die nächste Runde. Das wäre die Niedersächsische Meisterschaft. Im letzten Jahr hat sich unser Schulschach sogar für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Da ist es dann ein 9. Platz geworden sind.

Was macht man in einer typischen AG-Stunde?

Das läuft ganz unterschiedlich ab. Je nachdem, worauf die Schüler gerade am meisten Lust haben. Wir machen immer erst ein bisschen Training, manchmal mit Aufgaben, manchmal habe ich mir auch irgendwelche Schachvarianten überlegt, die Spaß machen, und in der zweiten Hälfte in der Stunde lasse ich immer ganz entspannt spielen. Die Schüler spielen immer gegeneinander.

Was ist bisher der größte AG-Erfolg?

Mich freut es eigentlich schon, dass generell so viele Kinder überhaupt Spaß am Schach haben und sehr viele Kinder einem Schachverein beigetreten sind. Und dass wir, wie gesagt, bei der Deutschen Meisterschaft Platz 9 belegt haben, was schon ziemlich ziemlich gut ist, wenn man bedenkt, dass die Kinder, die mitgespielt haben, erst seit drei Jahren Schach spielen, wenn es hoch kommt.

Warum sollte man unbedingt mal Schach ausprobieren?

Weil es Spaß macht und man viel für richtige Leben daraus mitnehmen kann. Man wird generell besser im Nachdenken und Sich-Konzentrieren, im Entscheidungen treffen, im Zeiteinteilen. Und weil man etwas mit anderen Leuten zusammen macht, was ja immer mehr Spaß macht, als wenn man alleine Dinge ausprobiert.

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Jetzt will ich paar Schülerinnen und Schüler befragen. Meine erste Frage ist: Wie seid ihr zur Schach AG gekommen?

Liam: Ich und mein Freund Michel, wir hatten vor, in dieselbe AG zu kommen. Michel hatte den Vorschlag, in die Schach AG du gehen, so bin ich dann in die Schach AG gegangen.

Was gefällt euch besonders daran?

Andre: Ich finde es toll, dass wir Schach spielen können. Und es ist geil, weil ich sonst immer gegen mein Vater verliere.

Was ist das Lustigste, dass in der Schach AG passiert ist?

Jakob: Dass Rian immer komische Sachen macht.

Wer ist bei euch der ungeschlagenen Champion?

Leonardo: Unser Schach-AG-Leiter Herr Engel. Gegen den hat jeder schon mal verloren, außer Tobias. Der hat, glaube ich, schon mal gewonnen.

Was war dein spannendste oder schwierigste Spiel bisher?

Liam: Das Spiel in der letzten Woche gegen Emil.

Wie lange dauerte es ungefähr?

Liam: Eine halbe Stunde oder 20 Minuten.

Habt ihr einen Lieblingszug oder eine Lieblingsstrategie?

Andre: Bei mir ist die Strategie, wenn man kurz vor dem Verlieren ist, dann nimmt man das Schachbrett und dann schmeißt das einfach um. Dann gewinnt man nicht und man verliert auch nicht.

Wie reagiert ihr, wenn ihr verliert und was lernt man daraus?

Ayush: Wenn ich verliere, fühle ich mich sehr schlecht und dass viel besser werden muss. Und ich lerne, wie der Gegner spielt, um ihn mal besiegen zu können.

Schach mit echten Figuren oder lieber online. Was ist cooler?

Jakob: Online ist cooler, weil man dann gegen Leute aus anderen Länder spielen kann.

Gibt es noch etwas, dass ihr unbedingt über die Schach AG sagen wollt?

Liam: Ja. Wenn man online spielt und gegen Leute, die ungefähr gleich gut sind wie man selbst, das ist dann noch mal besser.

Ayham: Ich finde, die Schach-AG ist eine echt coole AG.

Ayush: Ich finde die Schach-AG cool, weil Schach ein Strategiespiel ist und man seinen Kopf benutzen muss.

Jakob: Und weil wir natürlich den besten Schach-Lehrer haben.

Dann wünsche ich euch weiterhin viel Erfolg und tolle Spiele. Tschüss. Danke.

 

 

Montag, 10. November 2025

Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel

„Auf die richtige Seite der Gitterstäbe kommen.“ Saskia Grünvogel und Enno Parfit vom Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzuges im Gespräch mit Simon Bao Bannier, Klara Olivia Bengsch und Cindy Gu (9m2) über Arbeit und Alltag in der JVA Wolfenbüttel.

 


Wir wollen Ihnen ein paar Fragen stellen.

Wollen wir uns erst mal vorstellen?

Ja, gerne.

Parfit: Enno Parfit ist mein Name, 50 Jahre alt, und ich bin Ausbildungsleiter am Bildungsinstitut des Niedersächsischen Justizvollzugs. Dort bin ich mit zuständig für die Ausbildung der angehenden Beamten in der Laufbahngruppe 1, 2 des Einstiegsamts, ehemals mittlerer Dienst.

Grünvogel: Und ich bin Saskia Grünvogel, 34 Jahre alt, und auch Ausbildungsleiterin am Bildungsinstitut. Ich würde vorschlagen, wir starten mit euren Fragen.

Wie viele Insassen befinden sich in der JVA?

Parfit: Das ist ganz unterschiedlich, denn wir haben in Niedersachsen 13 selbstständige JVAs. Da gibt es JVAs, die können 900 Gefangene unterbringen. Und dann gibt es kleinere JVAs, die können nur 200 Leute unterbringen. Insgesamt haben wir im Niedersächsischen Justizvollzug 4.772 Gefangene. Die setzen sich zusammen aus Männern, Frauen, Jugendlichen und Jugendarrest. Wollte ihr auch die Gefangenenzahl der JVA Wolfenbüttel wissen?

Gerne.

Parfit: Wir haben eine Kapazität in Wolfenbüttel, von, Saskia, hilf mir ...

Grünvogel: ... 351 ungefähr an Belegungskapazität.

Parfit: Da die JVAs im Land momentan ausgelastet sind, kann man immer sagen, dass Kapazität auch gleichzeitig die Insassenzahl ist. Die JVA Wolfenbüttel ist eine der Sicherheitsstufe 2, in Teilen 1. und somit mit einer der höchsten Sicherheitskategorien, die wir haben, mit einer Sicherheitsstation. Also nicht nur offener Vollzug oder Kurzstrafe. Wir haben auch lebenslangen Vollzug. Ab vier Jahren aufwärts.

Grünvogel: Kurzstrafen sind in Wolfenbüttel auch untergebracht. Die JVA Wolfenbüttel speziell ist eine Allroundanstalt. Wir haben da Inhaftierte, die zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt sind. Wir haben aber auch Leute, die nur eine kurze Strafe haben, vielleicht mal neun Monate oder so. Und die JVA Wolfenbüttel hat verschiedene Abteilungen. Es gibt zum Beispiel den offenen Vollzug. Das ist etwas für Gefangene, die fast vor der Entlassung stehen. Die dürfen schon mal außerhalb der JVA arbeiten oder vielleicht einen sogenannten Urlaub haben. Das bedeutet, dass sie übers Wochenende zum Beispiel mal nach Hause zu ihrer Familie können und dort auch schlafen dürfen.

Wann wurde die JVA gegründet?

Parfit: Der Niedersächsische Justizvollzug, wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Inkrafttreten der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die JVA Wolfenbüttel ist eine der ältesten Deutschlands.

Grünvogel: Teile der Anstalt in Wolfenbüttel sind sogar denkmalgeschützt. [Anm. d. Red.: Der älteste Gebäudeteil stammt von 1506; weitere Informationen gibt es hier: https://tinyurl.com/2c3omp5k].

Man kann über den Daumen sagen, Wolfenbüttel hat angefangen als Festungsbau. Das war weit vor Napoleon. Vom Strafvollzug oder Justizvollzug Niedersachsen reden wir aber erst von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Was war ihr verrücktes Erlebnis in der JVA?

Parfit: Weiß nicht, in Bezug auf Gefangenen?

Ja, in Bezug auf Gefangene.

Parfit: Einzelne Highlights gibt es so nicht. Das sind immer verschiedene Bereiche. Bei lebenslangen Gefangenen kommt es vor, dass in einer JVA geheiratet wird. Oder es gibt Ausführungen mit Gefangenen, dass man dann zu Hochzeiten eingeladen ist. Das ist dann etwas ganz Extravagantes. Zum Beispiel eine Beerdigung aus dem arabischen Kulturraum. Völlig anders, als wir das kennen. Oder Beerdigungen allgemein, dass man irgendwo mit hinfährt. Das sind außergewöhnliche Sachen.

Ansonsten gibt es Erlebnisse meistens im Bereich „psychisch auffällige Gefangene“. Im Zusammenhang mit Drogen, Drogenentzug. Da kommen Halluzinationen, ganz wilde Vorstellungen. Zum Beispiel kommt ein Gefangener rein, wenn er eine Störung hat, die auf eine Multiple Persönlichkeitsstörung zurückgeht. Plötzlich ist ein imaginärer Hund mit dem Haftraum. Dann muss man mit dem Hund sprechen, also mit dem Gefangenen in Kontakt treten. Da kommen die skurrilsten Situationen zustande.

Grünvogel: Wir hatten mal einen Gefangenen, der schon sehr alt war und tatsächlich einen imaginären Hund hatte, den er ab und zu ausgeführt hat. Dann ist er über den Flur gelaufen und hat so getan, als ob da ein Hund mitkommt. Und er hat Zahnbürsten in den Mund gesteckt und die probiert und meinte, die grünen schmecken besser als die roten und solche Sachen. Dann habe ich einen Gefangenen erlebt, der hatte anscheinend ganz viel Langeweile. Der wollte witzig sein und hat sich aus Handtüchern mit Klopapier und noch irgendwas eine Windel gebaut und meinte, er läuft jetzt die ganze Zeit durch unser Hafthaus über den Flur, nur mit einer Windel an.

Wie ist der Tagesablauf in der JVA?

Grünvogel: Der Tagesablauf ist geregelt. Die Gefangenen sollen ja auch dahin gebracht werden, dass sie wieder ein geregeltes Leben haben. Denn die meisten Straffälligen leben nur so in den Tag hinein und haben keine Struktur, gar nichts.

In der JVA beginnt an normalen Wochentagen der Tag morgens um 6 Uhr. Da müssen wir von Haftraum zu Haftraum gehen und eine sogenannte Lebenskontrolle machen. Wir machen die Tür morgens auf, sagen guten Morgen und der Gefangene sagt dann meistens guten Morgen zurück. Dann machen sich die Gefangenen fertig und rücken später zur Arbeit aus. Arbeit ist etwas ganz, ganz Wichtiges, was Struktur verleiht. Sie arbeiten bis 15 Uhr und werden danach aus den Arbeitsbetrieben, die eine JVA hat, wieder zurückgebracht.

Dann haben sie meistens ein bisschen Freizeit im Hafthaus. Sie können sich frei bewegen und vielleicht einen Gemeinschaftsraum benutzen, wo man sich hinsetzen und vielleicht ein Spiel spielen kann, wo man fernsehen, wo man eigentlich sämtliche Sachen machen kann. In einigen JVAs ist es so, dass sie nachmittags gemeinsam zur Freistunde rausgehen dürfen. Das ist der Aufenthalt im Freien, wie ein Hofgang. Sie dürfen das Hafthaus verlassen und sich eine Stunde lang draußen an der frischen Luft aufhalten. Danach gibt es irgendwann die Abendbrotausgabe.

Wenn das gelaufen ist, ist es meistens schon Zeit für den Nachteinschluss. Nachteinschluss bedeutet, jeder Gefangene geht wieder in seinen eigenen Haftraum. Und ja, wir schließen die dann ein, gucken noch, ob alles in Ordnung ist und dann ist Schlafenszeit. Es kann manchmal noch sein, dass ehrenamtliche Mitarbeiter kommen, die zum Beispiel Gruppen anbieten. Und vielleicht gibt es eine Spielgruppe am Nachmittag.

Parfit: Oder es gibt mal Projektgruppen, Gesangbands, Aboriginemusik gab es mal. Einmal hat die JVA ein bisschen Weihnachtsgesang gehabt. Das entsteht aus solchen Freizeitgruppen. Im Anschluss sind auch Fernsehteams reingekommen.

Grünvogel: Da hatten wir ein großes Konzert mit Max Giesinger.

Wie fühlt es sich denn an, jeden Tag mit Verbrechern zu verbringen?

Parfit: Es ist erst mal die Aufgabe des Justizvollzugs, wahrzunehmen, dass das verurteilte Menschen sind. Die Strafe gibt es vom Richter. Wir haben sie dann völlig unabhängig von der Strafe dem Gesetz entsprechend unterzubringen und zu behandeln. Da dürfen wir von der Sicherheitsstufe abgesehen keine Unterschiede machen. Das ist vielleicht, wenn man neu anfängt, erst mal ein komisches Gefühl, was sich aber nach einigen Wochen legt. Dann steht das eher im Hintergrund, dass das verurteilte Straftäter sind. Es ist ein relativ normaler Umgang mit den Menschen.

Sind in der JVA Wolfenbüttel Mörder inhaftiert?

Grünvogel: Ja, alles. Vom „Kaugummidieb“ bis hin zum Mehrfachmörder ist alles vertreten, was man sich an Straftaten so vorstellen kann. Es ist sogar so, dass es auch über den Internationalen Strafgerichtshof Den Haag verurteilte Kriegsverbrecher gibt, die zum Beispiel in einem Land viele Kriegsverbrechen begangen haben und verurteilt wurden. Sogar die sind ins kleine Wolfenbüttel gekommen und hatten da ihre Strafe abzusitzen.

Parfit: Aus Krisengebieten, aus Ex-Jugoslawien, wo es Vergehen gegen das Völkerrecht gegen Minderheiten waren. So etwas wird in Den Haag verhandelt und es kann es auch mal sein, dass Leute vom IS [der Terrororganisation Islamischer Staat, Anm. d. Red.] aus Syrien, Libyen hier herkommen oder im Land verteilt werden.

Hatten Sie schon mal Angst, zur Arbeit zu kommen?

Grünvogel: Nein.

Parfit: Nein.

Grünvogel: Es kommt einfach darauf an, wie man mit den Gefangenen spricht und umgeht. Die haben zwar teilweise sehr stark gegen das Gesetz verstoßen, aber trotzdem sind es auch Menschen. Und, wie gesagt, wir sind nicht dazu da, um diese Menschen zu verurteilen, das hat ja schon ein Richter gemacht. Wir sind nur dafür da, um zu gucken, dass wir es vielleicht schaffen, diese Menschen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Und da ist es wichtig, wie behandelt man die Leute, so kommt es auch meistens zurück. Wenn man freundlich und ausgeschlossen ist, muss man nicht zu allem Ja und Amen sagen, und wenn man die Leute gut behandelt, dann wird man in der Regel auch gut behandelt.

Wurden Sie schon mal von jemandem beleidigt?

Grünvogel: Ja.

Parfit: Ja.

Grünvogel: Das passiert häufig.

Einerseits könnte man sagen, das darf der nicht, dagegen erstatten wir Anzeige, wenn es wirklich schlimm ist, aber man darf auf der anderen Seite nicht vergessen, wir sperren die Leute ein. Dass wir dafür keine Blumen kriegen, ist auch klar.

Hat schon mal ein Insasse versucht zu fliehen.

Grünvogel: Aus Wolfenbüttel zu fliehen, das haben natürlich schon Leute versucht, das ist aber ganz lange her.

Parfit: Und fast unmöglich.

Grünvogel: Wo die meisten Leute fliehen, ist, wenn sie sogenannte Lockerungen bekommen. Also, wenn geguckt wird, wie verhalten die sich, stehen die vielleicht kurz vor der Entlassung, kann man erlauben, dass sie mal mit einem Bediensteten rausgehen. Meistens hauen die Leute bei solchen Lockerungen ab.

Parfit: Oder wenn sie selber raus dürfen und nicht wiederkommen.

Wollten Sie diesen Job schon immer mal machen?

Grünvogel: Der ist ganz spontan zu mir gekommen, dieser Job. Eigentlich wollte ich ursprünglich Polizistin werden. War auch schon auf der Polizeischule, mittlerweile ist es ein Studium. Durch eine Zeitungsannonce bin ich darauf aufmerksam geworden, dass es den Beruf in der JVA gibt und habe ihn dann auch bekommen.

Parfit: Ich war lange Soldat. Im Berufsförderungsdienst war Vollzug eine Möglichkeit. Bin ich aber so nicht drauf gekommen. Wurde auch gar nicht direkt angeboten. Erst durch Stöbern bin ich drauf gekommen. Und deswegen sind wir auch hier, weil wir das ändern wollen. Wir haben erst im Nachhinein davon erfahren. Es wäre besser gewesen, wenn es schon früher präsent gewesen wäre und sich junge Leute dafür viel früher und bewusster entscheiden können. Deshalb nehmen wir auch sehr gerne solche Termine wir mit euch an, damit es andere leichter haben, auf die richtige Seite der Gitterstege zu kommen.

Was war denn euer schlimmster Fall?

Grünvogel: Die schlimmste Straftat?

Ja.

Parfit: Für mich sind Verbrechen am schlimmsten, die mit Minderjährigen oder Kindern zu tun haben. Egal, welche Straftat das speziell ist, das ist am schwersten, damit umzugehen. Das ist für mich die schlimmste Kategorie der Verbrechen. Es gibt auch ganz viele Gewaltstraftäter, Mehrfachmörder. Aber Kinder, das ist für mich das Schlimmste.

Was sind die Vor- und Nachteile, in einer JVA zu arbeiten?

Parfit: Der Vorteil ist ganz klar: das Gesamtsystem öffentlicher Dienst. Auch Beamter zu sein, ein gesichertes Auskommen zu erhalten, einen verlässlichen Dienstherren zu haben, geregelte Dienstzeiten, die Nähe zum Heimatort.

Grünvogel: Was ich auch als Vorteil empfinde, ist, wenn man unsere Arbeit mit der Polizei vergleicht. Die Polizei arbeitet ja meistens mit denselben Menschen. Wenn jemand bei C&A Klamotten klauen geht, kommt die Polizei und nimmt den mit. Später wird er vom Richter verurteilt und landet bei uns. Was in der JVA dann besser ist: Wir kennen die Leute. Polizisten sehen die nur kurz. Wir arbeiten tagtäglich mit ihnen. Wir wissen, wenn die ihr Verhalten ändern, dann ist vielleicht etwas im Busche, da müssen wir aufpassen. Und sie haben keine Waffen. Wenn ein Polizist jemanden auf der Straße anspricht, weiß der erstmal nicht, was der in seinen Taschen hat. Wir in der JVA wissen es.

Wie gehen Sie mit Drogenabhängigen um?

Grünvogel: Eigentlich gehen wir mit Drogenabhängigen um wie mit allen anderen Gefangenen auch. Wir müssen nur ein bisschen wachsamer sein, denn meistens ist es so, dass Drogenabhängige auch psychisch nicht mehr ganz auf der Höhe sind und da Probleme haben. Natürlich kann jeder Mensch von jetzt auf gleich erst freundlich sein und dann ganz böse werden, aber bei Drogenabhängigen geht das viel schneller.

Parfit: Von der Medizin werden sie substituiert, d. h. sie kriegen, wenn sie abhängig sind, medizinische Ersatzdrogen, und wir sind dann dafür verantwortlich, dass das in der richtigen Menge rausgegeben wird. Für die Sicherheit sind wir auch zuständig, denn steigender Drogenkonsum ist nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern auch ein Problem in den JVAs und viele Insassen sind psychoaktiv. Sie können sogar bei längerem Konsum den Charakter verändern und damit haben wir dann schon zu kämpfen, wenn sich die komplette Persönlichkeit verändert. Das ist eine Herausforderung auch für die Zukunft.

Sie haben gesagt, dass die Inhaftierten Jobs haben, was sind das denn für welche?

Grünvogel: Das sind teilweise relativ einfache Jobs. Die JVA erledigt auch kleinere Arbeiten für Firmen. Wir hatten zum Beispiel mal etwas von Westermann. Die fertigen Schulbücher und Hefte haben die Gefangenen sortiert und in Verkaufspakete gepackt.

Parfit: Von Pelikan gab es auch mal einen Auftrag, die Tuschkästen zusammenzubauen, schon länger her. Auch Mappen falten für Banken, für Kreditverträge. Oder wenn Schrauben im Baumarkt abgezählt sind, das haben meistens Gefangene angefertigt.

Grünvogel: Oder den  Stoffbezug für Bügelbretter zusammennähen. Aber es gibt auch andere Arbeiten für Gefangene, zum Beispiel die Arbeiten in der Küche. So eine JVA kocht ja auch selber und dann gibt es Gefangene, die kochen mit und können als Kochhelfer ausgebildet werden. Manche JVAs bilden auch aus. Oder man macht eine Qualifizierungsmaßnahme für Lagerlogistik. Garten- und Landschaftsbau ist auch viel vertreten.

Parfit: Schweißer, Schlosser.

Grünvogel: Genau. Und ansonsten kann man in der JVA auch seinen Schulabschluss nachmachen.

Parfit: Studieren sogar.

Grünvogel: Also eine riesengroße Palette.

Sie haben gesagt, dass manche Insassen fliehen. Sperrt sie die Polizei dann erneut ein, auch wenn sie bald vor der Entlassung sind?

Parfit: Selbst wenn es drei Minuten werden.

Grünvogel: Wenn jemand flieht oder abhaut, wird in dem Moment die Haftstrafe gestoppt und die Person wird von der Polizei gesucht. Es wird eine Fahndung eingeleitet. Manchmal findet die Polizei die Leute schon nach einer Stunde, manchmal erst nach mehreren Monaten. Wenn die Polizei den geflohenen Gefangenen wieder hat, lädt sie den ins Auto ein und dann stehen sie an der JVA und bringen ihn zurück. Dann geht der Rest der Strafe ganz normal weiter.

Parfit: Die Flucht an sich ist keine Straftat, weil der Drang nach Freiheit ein Grundrecht ist. Begeht der Gefangene aber Straftaten auf dem Weg zur Flucht, befreit sich durch Gewalt, richtet Sachschäden an, dann wird neu verhandelt und es kann sein, dass die Haftzeit sich verlängert. Aber für Flucht an sich nicht.


Foto: JVA.


 

Freitag, 24. Oktober 2025

Dennis Schröder

„Mit meiner Familie sein, mit meinen Kindern, meiner Frau, das ist das Wichtigste, auch vor dem Basketball.“ Ayham Haj Hammadeh (6a) trifft Dennis Schröder und gibt die Präsentation seines Buchs in Auszügen wieder.

 


Ende September war Dennis Schröder nach dem Gewinn der Basketball-Europameisterschaft in Braunschweig. Vor der Präsentation seines Buchs „Wir Jungs vom Prinzenpark“ durfte unser Autor Dennis Schröder auf dem Basketballfeld im Prinzenpark trotz des engen Zeitplans kurz befragen. Nach der Buchpräsentation im Wirtshaus „Heinrich“, die wir in Auszügen unten wiedergeben, ging es für den Star direkt zum Flughafen ab nach Sacramento, wo er diese Saison spielt.

 

Was bedeuten für Sie die Titel Weltmeister und Europameister?

Die beiden Titel bedeuten mir alles. Für die deutsche Nationalmannschaft zu gewinnen, sind glaube ich die größten Erfolge, die man erzielen kann. Ich freue mich, dass wir es geschafft haben und amtierender Welt- und Europameister sind.

Wie haben Sie Ihre Schulzeit an der IGS Franzsches Feld erlebt?

Franzsches Feld war eine schöne Zeit. Ich habe viele Sachen gemacht, war aktiv, viele Freunde, die ich bis jetzt noch habe, kennengelernt. Lehrerinnen, Frau Weihe zum Beispiel, die jetzt nicht mehr bei der IGS Franzsches Feld arbeitet. Aber viele Bindungen, Freundschaften und natürlich die Schüler an sich haben mich unterstützt.

Was machen Sie gerne, wenn Sie kein Basketball spielen?

Mit meiner Familie sein, mit meinen Kindern, meiner Frau, natürlich mit meiner ganzen Familie. Ich glaube, das ist das Wichtigste, auch vor dem Basketball. Und da versuche ich, so viel Zeit wie es geht, mit meiner Familie zu verbringen.


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„Dass man wirklich alles erreichen kann im Leben“. Unser Autor durfte die Präsentation von Dennis Schröders Buch mitschneiden. Wir haben einige Teile ausgewählt und mit Überschriften versehen. Außerdem gibt es unten einen Ausschnitt aus dem Buch.

 

Was besonders war in der letzten Woche in Braunschweig

DS: Im Endeffekt alles, was wir in Braunschweig gemacht haben, der Support, dass ihr alle hier seid. Vielen, vielen Dank, dass ihr so reichlich am Start seid. Aber der Empfang war schon was ganz Besonderes für die Stadt, für mich, für meine Familie.

 

Ob er den Titel schon realisiert hat

DS: Nee, noch nicht. Ich habe es tatsächlich noch nicht realisiert. Wir haben als Team sehr gut trainiert, sind zusammengekommen, die Teamchemie hat gepasst. Dann kam die EM in Finnland und am Ende die K.O.-Phase in Riga, in Lettland. Das war was Besonderes. [...]

Ich glaube, wenn ich im Flieger bin, dass ich das alles mal ein bisschen wieder abspiele. Was alles passiert ist in den letzten acht oder zehn Wochen jetzt. Und ja, das dann wirklich auch genießen kann.

 

Warum es das Buch gibt

DS: Ich glaube, ich habe eine sehr spezielle Geschichte zu erzählen, wie wir aufgewachsen sind, aber zu dem Buch hat meine Frau mich motiviert. Sie hat gesagt, es wäre cool, wenn wir ein Kinderbuch machen und die Kids ansprechen, aus Braunschweig, Deutschland, dass man ein bisschen Motivation ausspricht, ein bisschen Visionserweiterung, dass man wirklich alles im Leben erreichen kann, mit Familie, mit Freunden, im Zusammenhalt, dass man wirklich alles erreichen kann im Leben.

 

Der Autor von „Wir Jungs vom Prinzenpark“  Christian Tielmann

Das fing ganz normal an. Ich sitze in Detmold am Schreibtisch rum, Telefon klingelt, ist Steffi dran, die Lektorin, und Steffi sagt, hör mal! Der Dennis Schröder will ein Buch schreiben, machst du mit? Und ich sage: was? Und dann sag ich, ja klar. [...]

Richtig los ging's natürlich, als wir zusammen nach Braunschweig gefahren sind und Dennis und Ellen [Dennis Schröders Frau] kennengelernt haben, Che [Dennis Schröders Bruder] und Maiki [seinen Freund]. Maiki hat einfach von früher erzählt. Und da dachte ich, das ist echt die Story, da hatte ich Lust drauf. Dann haben wir uns getroffen, unterhalten im Café. Ich dachte, von meiner Seite ist das alles klar, und war dann gespannt, was Dennis sagt. Ellen entschied das letztlich. [...]

Maiki hat gesagt, du musst mit mir sprechen. Und ich hab gesagt, erzählt doch mal. Trefft euch, erzählt. Der Ausgangspunkt für dieses Buch waren die Geschichten aus Dennis' Kindheit. Und ich hab gesagt, wenn ihr euch trefft und über früher erzählt, dann schickt mir das, was ihr da aufnehmt. [...]

DS: Ja, wir haben ein oder zwei Stunden die Geschichten erzählt von früher und haben das dann Christian zukommen lassen. [...]

Christian Tielmann: [Das war] eine Kindheit geprägt von viel Bewegung und richtig guten Freundschaften, die zum Teil bis heute dauern. Diese Freundschaften sind hier in Braunschweig auf der Straße und im Park und im Jugendzentrum entstanden. Freundschaft und Familie waren sehr prägend in der Kindheit. [...]

DS: Ja, wir haben wirklich jeden Tag etwas gemacht mit den Jungs.

 

Wie Dennis Schröder das Buch fand als er das zum ersten mal gesehen hat

Als ich es gelesen habe, waren da natürlich ein paar Sachen, wo ich gesagt habe, okay, cool, aber das müssen wir noch ein bisschen beschreiben. Und ich hatte bei der Illustration so eine Zahnlücke am Anfang. Die hat, glaube ich, Maiki jetzt bekommen, weil ich die nicht haben wollte.

 

Der Illustrator des Buchs – Jan Saße

Ich habe einen Anruf gekriegt von einer Kinderbuchmesse, da ging es darum, schnell eine Zeichnung zu machen, denn es gibt einen Wettbewerb unter Verlagen, der beste Verlag kriegt den Auftrag. Dann habe ich innerhalb von 2-3 Stunden diese Illustration gemacht und zurückgeschickt. [...]

Später ging es um die Kinderfotos, da habt ihr ganz viel zusammengesucht, ich glaube, vom Kühlschrank fotografiert, viele Kinderfotos von Dennis und Che, und die anderen hatten auch ihre alten Bilder. [...]

Der erste Entwurf, das war Dennis als Erwachsener, und hinter ihm stand ein jünglicher Dennis und ein neunjähriger Dennis und ein Baby Dennis mit einem großen Ball in der Hand. Ich habe das später noch ein bisschen verfeinert. [...]

Es gibt eine kleine Stirnfalte auf diesen Illustrationen, die hast du, Dennis, in echt nicht, glaube ich, aber die war wichtig, um diese Determination zu zeigen: Ich will, ich mache, ich schaffe das. Das zeichnet alle Illustrationen von Dennis und von den Jungs aus, dass sie aktiv waren, dass sie etwas erreichen wollten, dass sie diesen Prinzenpark als Sieger verlassen wollten. [...]

DS: Als Kind wollte ich immer NBA-Spieler werden. Das war meine Priorität. Ich wollte Basketball spielen und immer einer der besten sein. Ich mache jetzt auch ein bisschen Kleidung. Ich glaube, das wäre damals mein Plan B gewesen, dass ich in die Fashion gehe. Aber weil ich halt an Nummer 1 Basketball hatte, habe ich da alles reingesetzt, und ich hatte natürlich Support von meiner Familie. Wir haben es dann zum Glück geschafft.

 

Inspiration durch den Bruder Che bei Klamotten

DS: Als wir angefangen haben zu skaten, hat er sich schon Videos angeguckt. Er hatte schon ein paar Klamotten. Er hat mich die auch tragen lassen, weil ich ihn immer genervt habe. Ich dachte, lass mich das mal anziehen, bitte. Es war ein bisschen zu groß, aber ich habe es trotzdem getragen. Und wir sind ja immer noch in der Fashion. Wir machen natürlich viel Basketball, aber Fashion machen wir trotzdem noch. Wir stimmen uns auch ab bei vielen Sachen. Das ist eigentlich so eine Familienatmosphäre, wo alle ein bisschen ihre Ideen teilen.

 

Die Jugend im Prinzenpark

DS: Das ist eine meiner Stationen, wo ich entdeckt wurde. Und wirklich strukturiert Basketball gespielt habe. Wir haben im Prinzenpark sehr, sehr viel Zeit verbracht. Skateboard fahren, aber auch Basketball. Das ist wirklich ein wichtiger Bestandteil meiner Geschichte. Deswegen komme ich auch noch jedes Jahr, jeden Sommer hierher und versuche, mit den Leuten zu spielen. Der Court ist jetzt auch zwei Courts. Einmal für die Kiddies und einmal für die Großen. Früher war das so, dass die Großen immer spielen durften. Wir hatten nur ein Feld. Und die Kleinen mussten zuschauen. Das wollten wir beheben, indem wir zwei Felder bauen, eins für die Kinder und ein Feld für die Großen.

 

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Zum Abschluss las Christian Tielmann leicht verändert einen Ausschnitt aus dem 2. Kapitel, den wir hier gekürzt wiedergeben:



 

[...] der sogenannte Dunking. Dabei springt der Spieler hoch und stopft den Ball in den Korb. Am großen Korb hatte ich als Kind natürlich noch keine Chance auf einen Dunk, aber üben wollte ich trotzdem.

Dummerweise hatte ich aber noch keinen eigenen Basketball, außerdem war ein fürchterliches Gewitter angesagt [...]. Es war Sommer und in diesem Sommer gab es bei meinem Freund Maiki jeden zweiten Tag Spaghetti mit Tomatensauce. Ich weiß nicht genau warum. Vielleicht gab es die im Sonderangebot. Jedenfalls standen seine Eltern voll auf Tomatensoße.

Nach der Sache mit dem Dunk hat sich das aber geändert. Wir lassen uns doch von so einem Gewitter nicht den Tag verderben, sagte ich, als wir in Maikis Zimmer saßen. Genau, stimmte Maiki mir zu.

Wir üben den Dunk, entschied ich. Den Dunk, fragte Maiki etwas unsicher? Den Dunk, wiederholte ich.

Nee, klar, unbedingt, bei mir im Zimmer, super Idee, sagte Maiki. Nur, äh, [...] ich habe keinen Basketball und auch keinen Korb.

Maikis Zimmer war nicht viel größer als meins. Er hatte nur Platz für sein Bett, seinen Schrank und seinen Schreibtisch, auf dem sich allerlei Kram stapelte, der da streng genommen nicht hingehörte: [...]

Sein Papierkorb stand als Hilfsbasketballkorb auf dem Kleiderschrank. [...] Jetzt fehlte nur noch ein Basketball. Wir haben erst mal Bälle aus Papier gebaut. [...]

Ein Spiel sollte genau zehn Minuten dauern. Wer dann die meisten Körbe geworfen hatte, würde gewinnen.

Wir haben hart gekämpft. Ich habe Papierkugeln vom Bett aus im Papierkorb versenkt. [...] Maiki pfefferte jede Menge Papier, Pappe und schließlich sogar Teile seines Kassettenrekorders am Papierkorb vorbei auf den Schrank.

Und gerade, als er beim Stand von 15:10 doch noch mal getroffen hatte und so auf 15:13 gefährlich verkürzen konnte, ging die Tür auf. [...]

Herein kam zuerst nur eine Mülltüte. Eine volle Mülltüte. Hinter ihr kam Maikis Zwillingsschwester Maggie. Und zwar stinksauer. Du wirst den Müll runterbringen, Maiki!

Ich warf meine letzte Papierkugel in einem herrlichen Dunk in den Korb.

Da Maiki gerade hinten lag und er nur noch eine Minute hatte, wollte er sich natürlich nicht von so einem Müll wie dem Müll ablenken lassen. [...]

Maggie war unser Spiel völlig egal, sie ließ die Mülltüte einfach fallen und marschierte aus Maikis Zimmer. Die Sekunden rasselten nur so runter. [...] Ich suchte verzweifelt nach weiteren Bällen. Maiki auch. Und plötzlich fiel unser Blick auf ein paar richtig gute Geschosse. Die lagen in der Mülltüte. Es waren Tomatendosen.

[...] Für uns ging es um ALLES. [...] Draußen schepperte noch einmal der Donner. Von unten donnerte die Nachbarin. Und Maiki und ich warfen die Dosen Richtung Korb. Maiki zog seine Distanzwürfe mit den Dosen durch und traf den Korb fast. Die Dosen waren natürlich leer. Also, äh, fast.

Am Ende stand es 21:15. Ich hatte gewonnen.

Dann aber kam Maikis Mutter nach Hause. [...] Sie hat sofort meinen Vater angerufen, damit er sich das auch mal anschauen konnte. [...] Genau genommen war das der Tag, an dem ich das erste Mal von der NBA gehört habe. Es war nämlich in Maikis Kinderzimmer nach der Tomatensoßensauerei, als mein Vater zu mir sagte: Versprich mir zwei Dinge, Dennis.

1.     Eines Tages spielst du in der NBA und du wirst Weltmeister.

2.     Du hilfst Maiki sofort, die Sauerei wegzumachen! [...]

Ich habe meine Versprechen gehalten. [...]

 

Dennis Schröder mit Christian Tielman: „Wir Jungs vom Prinzenpark“. Illustriert von Jan Saße. Hardcover, 144 Seiten. ISBN 978-3-551-55953-1. EUR 14,00

 

 

Bild mit Dennis Schröder: privat

Cover: Carlsen Verlag