„So eine Stadt funktioniert nur, wenn viele Menschen mit anpacken.“ Mohammed Zyan Haque (5c) befragt den Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Dr. Thorsten Kornblum.
Seit wann sind Sie
Oberbürgermeister?
Oberbürgermeister bin
ich seit 2021. Ich wurde für fünf Jahre gewählt, aber die Amtszeit wurde im
Niedersächsischen Landtag gerade verlängert. Ab 2026 wird ein Oberbürgermeister
für acht Jahre gewählt.
Wollten Sie schon
immer Oberbürgermeister werden?
Nein, ich glaube, so
wie jedes Kind hat man zwischendurch immer unterschiedliche Berufswünsche. Ich
hatte immer ein Faible für den Weltraum. Ich wollte immer etwas mit dem
Weltraum machen, wenn nicht Astronaut, dann Astrophysiker. Das hat mich immer
fasziniert. Ich habe früher viel Star Trek geguckt und Science-Fiction. Dann
wollte ich auch mal Arzt werden und nachher ist es Jurist geworden. Das ist
mein erlernter Beruf und heute bin ich Oberbürgermeister.
Wie fanden Sie Ihre
Schulzeit? Gibt es etwas, was für Sie heute noch davon wichtig ist?
Ja, insbesondere zu
lernen, wie man lernt. Also zu lernen, wie man sich selber Dinge beibringen
kann, auch Dinge kritisch zu hinterfragen. Das ist, glaube ich, wichtiger denn
je. Und woran ich mich natürlich immer gerne erinnere, war, mit meinen Mitschülerinnen
und Mitschülern viel Zeit zu verbringen.
Was macht ein
Oberbürgermeister? Können Sie es so erklären, dass Kinder es verstehen?
Ein Oberbürgermeister
kümmert sich um alle Belange der Stadt, die wichtig sind. Er entscheidet mit
dem Rat, wo und wie Schulen gebaut werden, er sorgt dafür, dass die Schulen die
Arbeitsbedingungen haben, die sie brauchen. Er sagt aber auch Danke im Namen
der Stadt für verdiente Bürgerinnen und Bürger. Er spricht im Namen der Stadt,
wenn Leute tolle Festlichkeiten organisieren, zum Beispiel beim Karneval. Da
übernimmt man dann die Schirmherrschaften. Und er kümmert sich darum, Gefahren
für die Stadt abzuwehren.
Wir schauen uns auch
an, was eine gute Zukunft wäre für die Stadt. Wo müssen Schulen gebaut werden,
neue Straßen, Fahrradwege, Spiel- und Sportplätze. Und was können wir tun, um
den Umweltschutz zu verbessern. Das macht ein Oberbürgermeister.
Ich dachte, dass ein
Oberbürgermeister der Chef der ganzen Stadt ist.
Nein, das stimmt
natürlich nicht. So eine Stadt funktioniert nur, wenn viele Menschen mit
anpacken. Und das ist das Tolle an Braunschweig. Wir haben viele engagierte
Vereine und wir haben viele Menschen, die sich kümmern um unsere Stadt. Das
macht eine Stadt lebenswert.
Wie lange arbeiten Sie
am Tag? Wann fängt Ihr Tag an, wann hört er auf?
Das kann man nicht
immer so genau sagen, weil es viele verschiedene Termine gibt, auch viele
Abendtermine. Man kann sagen, so von neun bis neun oder von neun bis acht,
regelmäßig auch am Wochenende. Es gibt volle Tage, die mit Dienstreisen zum
Beispiel, wo man dann mehrere Tage weg ist. Es wird einem nicht langweilig.
Ich habe nur sechs
Stunden Schule und den Rest Spaß und Hausaufgaben.
Das ist ja auch gut
so, vor allen Dingen in deinem Alter. Da soll man die Kindheit genießen, soll
sich ausprobieren, seine Talente entfalten. Das ist ganz wichtig.
Was gefällt Ihnen an
Ihrem Job und was nicht?
Dass man unglaublich
viele Gestaltungsmöglichkeiten hat und mit vielen Menschen zusammenkommt. Dass
man eine Stadt noch mal auf ganz andere Weise kennen lernt, weil man in Dinge
reinschaut, die man sich nicht in jedem Beruf anschauen kann. Man lernt viele
Menschen kennen.
Was mir nicht so
gefällt, ist, dass man nicht alles schnell und auf einmal möglich machen kann,
sondern, dass Politik auch viel Überzeugungsarbeit ist und manche Prozesse
deswegen sehr lange dauern. Aber es macht doch Freude, wenn man viele Projekte
umsetzen kann.
Was ist das Lustigste,
das hier in Ihrer Arbeit passiert ist, und was das Schlimmste?
Wir sind hier ein sehr
offenes Team und haben viel Spaß und zum Glück oft Grund, uns zu freuen. Was
natürlich immer sehr schlimm ist, sind Katastrophensituationen, beispielsweise
das Hochwasser vor zwei Jahren, wo zum Glück niemand ernsthaft verletzt worden
ist. Allerdings gab es natürlich große Sachschäden. Das ist eine große
Verantwortung und man hofft dann, dass man zusammen mit den sehr
professionellen Menschen, die bei der Feuerwehr, in der Verwaltung arbeiten und
in Katastrophenschutzverbänden, das Schlimmste verhindern kann. Das ist dann
eine Zeit, in der man sehr angespannt ist und in der man hofft, dass alles gut
geht. Dafür tun wir jeden Tag unser Bestes.
Was sind Ihre Hobbys?
Das ist die Zeit, die
ich mit meiner Familie und mit meinen Kindern verbringe. Wenn dann noch Zeit
bleibt, dann laufe ich auch und lese viel. Das sind die Dinge, mit denen ich
meine Freizeit verbringe.
Was ist Ihr
Lieblingssport?
Mein Lieblingssport?
Ich habe eigentlich viele Dinge, die ich gerne schaue. Braunschweig ist reich
an vielen Sportarten. Ich bin gerne im Stadion bei der Eintracht, bei den
Basketball Löwen und beim Fußballverein in unserem Stadtteil. Ich finde ganz
faszinierend, was wir hier für tolle Sportvereine haben, die Weltmeister im
Tanzen zum Beispiel, mehrfache Weltmeister. Da hat Braunschweig eine Menge zu
bieten und das schaue ich mir alles sehr gerne an.
Ich mag auch
Basketball. Kennen Sie Dennis Schröder?
Ich kenne Dennis
Schröder, ja. Ich habe ihn schon mehrfach getroffen. Und der Rat der Stadt
Braunschweig hat beschlossen, dass Dennis Schröder jetzt auch Ehrenbürger wird,
weil er so viel geleistet hat für Braunschweig und weil er einfach ein
hervorragender Botschafter ist, der überall gut über seine Heimatstadt spricht.
Und er kümmert sich
sehr viel, auch um die Grundschulen, damit hoffentlich viele Schülerinnen und
Schüler Spaß haben am Sport. Es gibt da tolle Projekte zusammen mit den
Basketball Löwen und vielleicht ist da ja das nächste Basketball-Talent auch
dabei.
Was ist Ihr
Lieblingsverein oder Lieblingsspieler?
Das kann man als
Oberbürgermeister gar nicht sagen, weil es so viele besondere Vereine, Spieler
und Sportarten in Braunschweig gibt. Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich
bewundere alle, die engagiert Sport machen und die hier wirklich viel auf die
Beine stellen. Diese Sportstadt hat es verdient, dass der Oberbürgermeister sie
alle wertschätzt.
Was ist Ihr
Lieblingsessen?
Meine Kinder sagen,
dass ich Spaghetti Bolognese ganz gut koche. Das esse ich tatsächlich auch
gerne. Nudelgerichte allgemein esse ich sehr gerne.
Wo essen Sie in
Braunschweig am liebsten?
Es gibt so viele tolle
Restaurants hier. Ich esse eigentlich je nachdem, wie gerade die Jahreszeit
ist, und ich sitze im Sommer natürlich sehr gerne draußen. Ich esse zum
Beispiel gerne italienisch, esse gerne auch griechisch und türkisch. Und ich
mag jetzt zum Beispiel auch mal Braunkohl und bürgerliche Küche. Also je nach
Jahreszeit und nach Laune. Ich habe eigentlich Appetit auf sehr vieles und
probiere immer gerne neue Sachen aus.
Ich esse jeden Tag
indische Gerichte.
Oh, indisch ist auch
lecker.
Ja und manchmal
draußen Döner irgendwo.
Döner esse ich auch
hin und wieder mal, aber es ist schon etwas her, dass ich den letzten gegessen
habe. Das müsste ich mal wieder machen.
Was ist am schwersten
an Ihrem Job?
Es gibt schwierige
Entscheidungen, weil man eine große Verantwortung hat und weil es nicht immer
so ist, dass man alles finanzieren kann. Man muss ja darauf achten, dass der
Haushalt stimmt. Und dann gibt es beispielsweise Projekte oder Vereine, die ein
berechtigtes Anliegen haben, aber man vielleicht zurzeit nicht die finanziellen
Möglichkeiten hat, um ihnen zu helfen. Das ist dann schon schade und schwierig,
wenn man diese Abwägungsentscheidung treffen muss, weil man Geld in andere
Projekte geben muss, die gerade noch wichtiger sind.
Wie fühlen Sie sich
als Chef der Braunschweiger?
Ich bin ja nicht Chef
aller Braunschweiger, sondern Chef der Stadtverwaltung. Und da lebe ich es
eigentlich, dass wir im Team dran arbeiten, diese Stadt voranzubringen, und
dass wir mit möglichst flachen Hierarchien arbeiten. Also dass jede Meinung in
der Sache zählt und dass man Kreativität unterstützt, dass man Ideen fördert,
dass wir gemeinsam in der Stadt vorankommen.
Was finden Sie in
Braunschweig schlecht und was gut?
Wir sind
glücklicherweise eine sehr lebenswerte Stadt, aber manchmal vielleicht zu
bescheiden. Wir müssen - und das ist es, was wir versuchen sollten - uns viel
selbstbewusster nach außen darstellen, weil wir eben so viel zu bieten haben
und im Vergleich mit anderen Städten sehr gut dastehen auf vielen Feldern. Man
muss manchmal mehr das Positive sehen und weniger das Negative.
Was wollen Sie noch
für Braunschweig tun? Was wollen Sie verbessern?
Also wir haben ein
großes Schulsanierungs- und Erweiterungspaket angeschoben, das größte in der
jüngsten Geschichte dieser Stadt. Wir wollen die beste Bildung für alle Kinder
und damit auch die beste Ausstattung, dass der Ganztag gut funktioniert und dass
alle Ganztagsschulen werden können. Und wir möchten natürlich die großen
Herausforderungen in der Innenstadt bewältigen. Da wird viel passieren. Wir
überlegen uns gerade, wie wir die Gebäude der ehemaligen Kaufhäuser nachnutzen
können.
Ich möchte, dass ihr
auch in Zukunft hier die besten Bildungsmöglichkeiten habt und einen
Arbeitsplatz findet. Deswegen ist es wichtig, dass wir etwas dafür tun, dass
die Unternehmen sich hier wohlfühlen, denen es gerade nicht so gut geht, dass
diese Unternehmen durch diese schwierigen Zeiten kommen, die wir gerade haben.
Und es ist wichtig, dass sich hier neue Unternehmen ansiedeln. Damit ihr auch
in Zukunft hier ein gutes Leben mit guten Arbeitsplätzen haben könnt.
Was wollen Sie für
Kinder tun?
Wir machen schon eine
Menge für Kinder. Wir haben zum Beispiel schöne Kinderspielplätze und es wird
bald einen großen Löwenspielplatz im Bürgerpark geben mit einem, ich glaube,
sieben Meter hohen Kletterlöwen, neun Meter hohen Röhrenrutschen. Vor kurzem habe
ich den Eulenspielplatz eröffnet. Wichtig ist auch, dass wir beispielsweise
Sportvereine fördern, damit die Kinder Sport- und Bildungsangebote haben. Das
ist etwas, was wir mit diesem großen Schul- und Kita-Sanierungs- und
Erweiterungsprogramm hier auf die Beine stellen.
Wir bauen eine neue
Gesamtschule, wir machen alle Schulen ganztagsfähig. Wir werden das Haus der
Musik entwickeln. Die Stadthalle wird wieder eröffnet werden. Wir werden
nebenan vom Schloss eine neue Perspektive für das leerstehende Kaufhaus haben,
das ehemalige Horten-Gebäude.
Wir werden sichere und
breite neue Fahrradwege haben, mehr Grün in der Innenstadt. Wir haben eine
Menge angeschoben und zum 1000-jährigen Stadtgeburtstag im Jahr 2031 werden wir
viele dieser ganzen Projekte abgeschlossen haben. Deswegen glaube ich, dass wir
dann eine noch schönere Stadt haben als jetzt schon.
Gibt es etwas, was Sie
den Schülerinnen und Schülern des Wilhelm-Gymnasiums zum Abschluss sagen
wollen?
Ich wünsche euch eine
schöne Adventszeit, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins
neue Jahr.
Fotos:
Bartels, Hbr




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