Mittwoch, 10. Dezember 2025

Braunschweigs Oberbürgermeister

„So eine Stadt funktioniert nur, wenn viele Menschen mit anpacken.“ Mohammed Zyan Haque (5c) befragt den Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Dr. Thorsten Kornblum.



Seit wann sind Sie Oberbürgermeister?

Oberbürgermeister bin ich seit 2021. Ich wurde für fünf Jahre gewählt, aber die Amtszeit wurde im Niedersächsischen Landtag gerade verlängert. Ab 2026 wird ein Oberbürgermeister für acht Jahre gewählt.

Wollten Sie schon immer Oberbürgermeister werden?

Nein, ich glaube, so wie jedes Kind hat man zwischendurch immer unterschiedliche Berufswünsche. Ich hatte immer ein Faible für den Weltraum. Ich wollte immer etwas mit dem Weltraum machen, wenn nicht Astronaut, dann Astrophysiker. Das hat mich immer fasziniert. Ich habe früher viel Star Trek geguckt und Science-Fiction. Dann wollte ich auch mal Arzt werden und nachher ist es Jurist geworden. Das ist mein erlernter Beruf und heute bin ich Oberbürgermeister.

Wie fanden Sie Ihre Schulzeit? Gibt es etwas, was für Sie heute noch davon wichtig ist?

Ja, insbesondere zu lernen, wie man lernt. Also zu lernen, wie man sich selber Dinge beibringen kann, auch Dinge kritisch zu hinterfragen. Das ist, glaube ich, wichtiger denn je. Und woran ich mich natürlich immer gerne erinnere, war, mit meinen Mitschülerinnen und Mitschülern viel Zeit zu verbringen.



Was macht ein Oberbürgermeister? Können Sie es so erklären, dass Kinder es verstehen?

Ein Oberbürgermeister kümmert sich um alle Belange der Stadt, die wichtig sind. Er entscheidet mit dem Rat, wo und wie Schulen gebaut werden, er sorgt dafür, dass die Schulen die Arbeitsbedingungen haben, die sie brauchen. Er sagt aber auch Danke im Namen der Stadt für verdiente Bürgerinnen und Bürger. Er spricht im Namen der Stadt, wenn Leute tolle Festlichkeiten organisieren, zum Beispiel beim Karneval. Da übernimmt man dann die Schirmherrschaften. Und er kümmert sich darum, Gefahren für die Stadt abzuwehren.

Wir schauen uns auch an, was eine gute Zukunft wäre für die Stadt. Wo müssen Schulen gebaut werden, neue Straßen, Fahrradwege, Spiel- und Sportplätze. Und was können wir tun, um den Umweltschutz zu verbessern. Das macht ein Oberbürgermeister.

Ich dachte, dass ein Oberbürgermeister der Chef der ganzen Stadt ist.

Nein, das stimmt natürlich nicht. So eine Stadt funktioniert nur, wenn viele Menschen mit anpacken. Und das ist das Tolle an Braunschweig. Wir haben viele engagierte Vereine und wir haben viele Menschen, die sich kümmern um unsere Stadt. Das macht eine Stadt lebenswert.

Wie lange arbeiten Sie am Tag? Wann fängt Ihr Tag an, wann hört er auf?

Das kann man nicht immer so genau sagen, weil es viele verschiedene Termine gibt, auch viele Abendtermine. Man kann sagen, so von neun bis neun oder von neun bis acht, regelmäßig auch am Wochenende. Es gibt volle Tage, die mit Dienstreisen zum Beispiel, wo man dann mehrere Tage weg ist. Es wird einem nicht langweilig.

Ich habe nur sechs Stunden Schule und den Rest Spaß und Hausaufgaben.

Das ist ja auch gut so, vor allen Dingen in deinem Alter. Da soll man die Kindheit genießen, soll sich ausprobieren, seine Talente entfalten. Das ist ganz wichtig.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job und was nicht?

Dass man unglaublich viele Gestaltungsmöglichkeiten hat und mit vielen Menschen zusammenkommt. Dass man eine Stadt noch mal auf ganz andere Weise kennen lernt, weil man in Dinge reinschaut, die man sich nicht in jedem Beruf anschauen kann. Man lernt viele Menschen kennen.

Was mir nicht so gefällt, ist, dass man nicht alles schnell und auf einmal möglich machen kann, sondern, dass Politik auch viel Überzeugungsarbeit ist und manche Prozesse deswegen sehr lange dauern. Aber es macht doch Freude, wenn man viele Projekte umsetzen kann.



Was ist das Lustigste, das hier in Ihrer Arbeit passiert ist, und was das Schlimmste?

Wir sind hier ein sehr offenes Team und haben viel Spaß und zum Glück oft Grund, uns zu freuen. Was natürlich immer sehr schlimm ist, sind Katastrophensituationen, beispielsweise das Hochwasser vor zwei Jahren, wo zum Glück niemand ernsthaft verletzt worden ist. Allerdings gab es natürlich große Sachschäden. Das ist eine große Verantwortung und man hofft dann, dass man zusammen mit den sehr professionellen Menschen, die bei der Feuerwehr, in der Verwaltung arbeiten und in Katastrophenschutzverbänden, das Schlimmste verhindern kann. Das ist dann eine Zeit, in der man sehr angespannt ist und in der man hofft, dass alles gut geht. Dafür tun wir jeden Tag unser Bestes.

Was sind Ihre Hobbys?

Das ist die Zeit, die ich mit meiner Familie und mit meinen Kindern verbringe. Wenn dann noch Zeit bleibt, dann laufe ich auch und lese viel. Das sind die Dinge, mit denen ich meine Freizeit verbringe.

Was ist Ihr Lieblingssport?

Mein Lieblingssport? Ich habe eigentlich viele Dinge, die ich gerne schaue. Braunschweig ist reich an vielen Sportarten. Ich bin gerne im Stadion bei der Eintracht, bei den Basketball Löwen und beim Fußballverein in unserem Stadtteil. Ich finde ganz faszinierend, was wir hier für tolle Sportvereine haben, die Weltmeister im Tanzen zum Beispiel, mehrfache Weltmeister. Da hat Braunschweig eine Menge zu bieten und das schaue ich mir alles sehr gerne an.

Ich mag auch Basketball. Kennen Sie Dennis Schröder?

Ich kenne Dennis Schröder, ja. Ich habe ihn schon mehrfach getroffen. Und der Rat der Stadt Braunschweig hat beschlossen, dass Dennis Schröder jetzt auch Ehrenbürger wird, weil er so viel geleistet hat für Braunschweig und weil er einfach ein hervorragender Botschafter ist, der überall gut über seine Heimatstadt spricht.

Und er kümmert sich sehr viel, auch um die Grundschulen, damit hoffentlich viele Schülerinnen und Schüler Spaß haben am Sport. Es gibt da tolle Projekte zusammen mit den Basketball Löwen und vielleicht ist da ja das nächste Basketball-Talent auch dabei.

Was ist Ihr Lieblingsverein oder Lieblingsspieler?

Das kann man als Oberbürgermeister gar nicht sagen, weil es so viele besondere Vereine, Spieler und Sportarten in Braunschweig gibt. Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich bewundere alle, die engagiert Sport machen und die hier wirklich viel auf die Beine stellen. Diese Sportstadt hat es verdient, dass der Oberbürgermeister sie alle wertschätzt.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Meine Kinder sagen, dass ich Spaghetti Bolognese ganz gut koche. Das esse ich tatsächlich auch gerne. Nudelgerichte allgemein esse ich sehr gerne.

Wo essen Sie in Braunschweig am liebsten?

Es gibt so viele tolle Restaurants hier. Ich esse eigentlich je nachdem, wie gerade die Jahreszeit ist, und ich sitze im Sommer natürlich sehr gerne draußen. Ich esse zum Beispiel gerne italienisch, esse gerne auch griechisch und türkisch. Und ich mag jetzt zum Beispiel auch mal Braunkohl und bürgerliche Küche. Also je nach Jahreszeit und nach Laune. Ich habe eigentlich Appetit auf sehr vieles und probiere immer gerne neue Sachen aus.

Ich esse jeden Tag indische Gerichte.

Oh, indisch ist auch lecker.

Ja und manchmal draußen Döner irgendwo.

Döner esse ich auch hin und wieder mal, aber es ist schon etwas her, dass ich den letzten gegessen habe. Das müsste ich mal wieder machen.

Was ist am schwersten an Ihrem Job?

Es gibt schwierige Entscheidungen, weil man eine große Verantwortung hat und weil es nicht immer so ist, dass man alles finanzieren kann. Man muss ja darauf achten, dass der Haushalt stimmt. Und dann gibt es beispielsweise Projekte oder Vereine, die ein berechtigtes Anliegen haben, aber man vielleicht zurzeit nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, um ihnen zu helfen. Das ist dann schon schade und schwierig, wenn man diese Abwägungsentscheidung treffen muss, weil man Geld in andere Projekte geben muss, die gerade noch wichtiger sind.




Wie fühlen Sie sich als Chef der Braunschweiger?

Ich bin ja nicht Chef aller Braunschweiger, sondern Chef der Stadtverwaltung. Und da lebe ich es eigentlich, dass wir im Team dran arbeiten, diese Stadt voranzubringen, und dass wir mit möglichst flachen Hierarchien arbeiten. Also dass jede Meinung in der Sache zählt und dass man Kreativität unterstützt, dass man Ideen fördert, dass wir gemeinsam in der Stadt vorankommen.

Was finden Sie in Braunschweig schlecht und was gut?

Wir sind glücklicherweise eine sehr lebenswerte Stadt, aber manchmal vielleicht zu bescheiden. Wir müssen - und das ist es, was wir versuchen sollten - uns viel selbstbewusster nach außen darstellen, weil wir eben so viel zu bieten haben und im Vergleich mit anderen Städten sehr gut dastehen auf vielen Feldern. Man muss manchmal mehr das Positive sehen und weniger das Negative.

Was wollen Sie noch für Braunschweig tun? Was wollen Sie verbessern?

Also wir haben ein großes Schulsanierungs- und Erweiterungspaket angeschoben, das größte in der jüngsten Geschichte dieser Stadt. Wir wollen die beste Bildung für alle Kinder und damit auch die beste Ausstattung, dass der Ganztag gut funktioniert und dass alle Ganztagsschulen werden können. Und wir möchten natürlich die großen Herausforderungen in der Innenstadt bewältigen. Da wird viel passieren. Wir überlegen uns gerade, wie wir die Gebäude der ehemaligen Kaufhäuser nachnutzen können.

Ich möchte, dass ihr auch in Zukunft hier die besten Bildungsmöglichkeiten habt und einen Arbeitsplatz findet. Deswegen ist es wichtig, dass wir etwas dafür tun, dass die Unternehmen sich hier wohlfühlen, denen es gerade nicht so gut geht, dass diese Unternehmen durch diese schwierigen Zeiten kommen, die wir gerade haben. Und es ist wichtig, dass sich hier neue Unternehmen ansiedeln. Damit ihr auch in Zukunft hier ein gutes Leben mit guten Arbeitsplätzen haben könnt.

Was wollen Sie für Kinder tun?

Wir machen schon eine Menge für Kinder. Wir haben zum Beispiel schöne Kinderspielplätze und es wird bald einen großen Löwenspielplatz im Bürgerpark geben mit einem, ich glaube, sieben Meter hohen Kletterlöwen, neun Meter hohen Röhrenrutschen. Vor kurzem habe ich den Eulenspielplatz eröffnet. Wichtig ist auch, dass wir beispielsweise Sportvereine fördern, damit die Kinder Sport- und Bildungsangebote haben. Das ist etwas, was wir mit diesem großen Schul- und Kita-Sanierungs- und Erweiterungsprogramm hier auf die Beine stellen.

Wir bauen eine neue Gesamtschule, wir machen alle Schulen ganztagsfähig. Wir werden das Haus der Musik entwickeln. Die Stadthalle wird wieder eröffnet werden. Wir werden nebenan vom Schloss eine neue Perspektive für das leerstehende Kaufhaus haben, das ehemalige Horten-Gebäude.

Wir werden sichere und breite neue Fahrradwege haben, mehr Grün in der Innenstadt. Wir haben eine Menge angeschoben und zum 1000-jährigen Stadtgeburtstag im Jahr 2031 werden wir viele dieser ganzen Projekte abgeschlossen haben. Deswegen glaube ich, dass wir dann eine noch schönere Stadt haben als jetzt schon.

Gibt es etwas, was Sie den Schülerinnen und Schülern des Wilhelm-Gymnasiums zum Abschluss sagen wollen?

Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

 

 

 

Fotos: Bartels, Hbr

 



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