Freitag, 3. November 2017

Deutsche Marine

Kameradschaft und Horizonterweiterung. Louis Ostrowski befragte den Hauptgefreiten Leon Rodewald, 21, zur deutschen Marine.

Wie lange gibt es die deutsche Marine schon?Die deutsche Marine wurde im Zuge der Wiederbewaffnung Deutschlands am 02. Januar 1956 aufgestellt. Die deutsche Marine grenzt sich von den Traditionen ehemaliger deutscher Seestreitkräfte deutlich ab.


Wie viele Schiffe/Boote hat die Marine?
Die Marine besteht aus zwei Einsatzflottillen denen die verschiedenen Schiffe und Boote unterstellt sind. Die Einsatzflottille 1 ist an der Ostsee stationiert, hier unter anderem an den Standorten Warnemünde, Kiel, Rostock. Der Einsatzflottille 1 sind die Boote, Korvetten und U-Boote unterstellt. So besitzt die deutsche Marine fünf Korvetten der Braunschweig-Klasse, sechs U-Boote der Klasse 212A, 12 Minenabwehrfahrzeuge (10 Minenjagdboote und 2 Hohlstablenkboote) und weitere Hilfsschiffe.
Der Einsatzflottille 2 sind die Fregatten und Einsatzgruppenversorger unterstellt. Die Einsatzflottille 2 sitzt am einzigen Nordseestützpunkt in Wilhelmshaven, dort sind 9 Fregatten (3x Sachsen-Klasse, 4x Brandenburg-Klasse und 2x Bremen-Klasse) und 3 Einsatzgruppenversorger der Berlin-Klasse stationiert. Insgesamt besitzt die deutsche Marine 54 Schiffe, Boote und Hilfsschiffe.

Welches ist das größte Schiff der deutschen Marine?
Das größte Schiff der deutschen Marine sind die drei Einsatzgruppenversorger der Berlin-Klasse. Die Berlin, Frankfurt am Main und Bonn sind 173,7 m lang, 24 m breit und haben einen Tiefgang von maximal 7,9 m. Die Schiffe verdrängen maximal 20.900 Tonnen.


Welche Aufgaben hat die Marine/In welchen Einsätzen befinden sich momentan Marinesoldaten?
Die Deutsche Marine leistet in multinationaler und zivil-militärischer Kooperation einen ständigen und einzigartigen Beitrag zur maritimen Sicherheit. Die Deutsche Marine nutzt internationale Gewässer als schnellen Zugang zu anderen Regionen und kann eine dauerhafte Präsenz gewährleisten. So kann Humanitäre Hilfe durch die Deutsche Marine auch bei Naturkatastrophen wie Tsunamis oder Hurrikans schnell und effektiv geleistet werden.
Die Deutsche Marine kann frühzeitig seeseitig in einer Krisenregion vorausstationiert werden, um Konflikte zu verhüten oder Krisen zu bewältigen. Politischer Handlungswille kann damit glaubwürdig demonstriert werden. Sie kann Seegebiete überwachen und Gegnern die Nutzung dieser Seegebiete durch Embargo- und Blockademaßnahmen verwehren.
Die Deutsche Marine schützt Land- und Luftstreitkräfte bei Aufmarsch und Verlegung und ermöglicht damit den Zugang zu einem Operationsgebiet. Sie stellt die Nutzung der Basis See für die gesamte Operation sicher.
Die Deutsche Marine muss ihre Aufgaben gegen jede Form der Bedrohung durchsetzen. Ihre Kernaufgabe bleibt aber die Fähigkeit zum Kampf gegenüber gegnerischen Streitkräften. Dies ist das Wesensmerkmal der Deutschen Marine als Seestreitkraft der Bundesrepublik Deutschland. (Quelle: Marine.de)

Welche Bereiche hat die Marine?
Die Marine ist gegliedert in die Einsatzflottille 1 und Einsatzflottille 2 sowie das Marinefliegerkommando, das Marineunterstützungskommando und die Schulen der Marine. All diese Bereiche unterstehen dem Marinekommando.

Wie viele Mitarbeiter hat die Marine?
Die Marine als kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr besteht aus circa 16.000 Männern und Frauen.

Welche Ränge gibt es bei der Marine?
Es gibt vier verschiedene Dienstgradgruppen bei der Bundeswehr. Die niedrigsten Dienstgrade sind die Mannschaften in den Dienstgraden (Gefreiter, Obergefreiter, Hauptgefreiter, Stabsgefreiter und Oberstabsgefreiter). In diesen Dienstgraden bewegen sich zum Beispiel freiwillig Wehrdienstleistende. Danach kommen die Unteroffiziere ohne Portepee, bei der Marine nennen sich diese Maat und Obermaat. Hierbei handelt es sich um Soldaten mit einer Ausbildung, jedoch ohne einen Meister in dieser zu besitzen.
Als drittes kommen die Unteroffiziere mit Portepee, das sind die Unteroffiziere die neben einer abgeschlossenen Ausbildung auch ihren Meister besitzen und sind somit vergleichbar mit einem Meister in einem zivilen Betrieb. Diese Dienstgradgruppe erstreckt sich bei der Marine vom Bootsmann über die Oberbootsmann und Hauptbootsmann sowie den Stabsbootsmann bis zum Oberstabsbootsmann.
Als viertes und letztes gibt es noch die Offiziere. Das sind die studierten Fachkräfte der Marine. Die Dienstgrade der Offiziere erstrecken sich vom Leutnant über den Oberleutnant, den Kapitänleutnant, den Stabskapitänleutnant, den Korvettenkapitän, den Fregattenkapitän und den Kapitän zur See bis hinein in die Admiralsdienstgrade von Flottillenadmiral, Konteradmiral, Vizeadmiral bis zum Admiral.


Was bietet die Marine für junge Menschen?
Die Marine ist mit Ihren 16.000 Soldatinnen und Soldaten zwar eine der kleineren Teilstreitkräfte der Bundeswehr, jedoch bietet sie aufgrund der vielfältigen Aufgaben, die an Bord auf die Soldatinnen und Soldaten warten, eine große Anzahl spannender Fach- und Truppentätigkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen und Führungsebenen an Bord oder an Land. Für die besonderen Bedingungen in See und im Einsatz genießt die gesamte Besatzung im Vorfeld eine umfangreiche Ausbildung, die sie auf die Herausforderungen bestmöglich vorbereitet.

Darüber hinaus ist jedes Besatzungsmitglied für seine Aufgabe an Bord spezialisiert worden. Vergleichbar mit einem Zahnrädchen im Uhrwerk trägt jeder Einzelne, aufgrund der beschränkten Besatzungsanzahl, eine essentielle und verantwortungsvolle Rolle für die Aufrechterhaltung des Bordbetriebes und somit auch für die Erfüllung des sinnstiftenden Auftrages der Verteidigung unseres Heimatlandes.

Für welche Verwendung die Männer und Frauen am besten geeignet sind, wird bereits im Rahmen des Assessments in einem der Karrierecenter der Bundeswehr festgelegt. Persönliche Vorstellungen, charakterliche Züge und individuelle Stärken spielen bei dieser Entscheidung genauso eine wichtige Rolle wie die kognitiven und medizinischen Ergebnisse im Auswahlverfahren.
So sind Bewerber mit einer starken Widerstandskraft, handwerklichem Geschick und technischem Verständnis beispielsweise sehr gute Kandidaten für die Verwendung im Deckdienst. Sie unterstützen bei der Durchführung der seemännischen Manövern, bedienen die seemännischen Geräte und Einrichtungen und halten diese in Stand.
Ein hohes Abstraktionsvermögen, technisches Verständnis und sehr gute IT-Kenntnisse qualifizieren unter Anderem für eine Verwendung in der IT-Systembetreuung. Hierbei wird an modernsten Datenverarbeitungsanlagen an Bord, in den Rechenzentren der Marine oder in den vielen Landdienststellen gearbeitet.


Wer hohen Leistungswillen, Einsatzbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Kreativität mitbringt, kann in der Funktion „Soldat des Verpflegungsdienstes“ als Koch („Smutje“) der Marine, die in der Küche ("Kombüse") an Bord oder an Land schmackhafte und abwechslungsreiche Mahlzeiten, auch der gehobenen Küche, zubereiten, tätig werden und so für die Einsatzfähigkeit und das leibliche Wohl der Besatzungen sorgen. Denn es gilt die Grundregel „ohne Mampf kein Kampf“!
Um die Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten auch an Bord zu schützen, zu erhalten und wiederherzustellen gibt es die Soldaten des Sanitätsdienstes. Für diese Tätigkeit muss man u.a. sehr belastbar sein, ein hohes Maß an Sozialkompetenz, Einsatzbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein mitbringen.
Doch völlig unabhängig von der eigentlichen Verwendung bietet die Marine jedem Einzelnen, dank einzigartiger Eindrücke, Einblicke in fremde Kulturen und dem Erlebnis echter Kameradschaft, die Möglichkeit seinen eigenen Horizont zu erweitern. Dieses Persönlichkeitsmerkmal geht nicht mit dem Dienstzeitende verloren, sondern bleibt jedem Einzelnen ein Leben lang erhalten und er kann von seinen Erfahrungen zehren.

Wieso sind sie bei der Marine/seit wann sind sie bei der Marine?
Ich bin im Oktober 2015 in die Bundeswehr als freiwillig Wehrdienstleistender eingestiegen. Dann habe ich drei Monate Grundausbildung in Parow/Stralsund durchlaufen und wurde im Anschluss in die Einsatzflottille 2 in Wilhelmshaven versetzt. Hier wurde ich nach kurzer Zeit in das Presse- und Informationszentrum Marine der Einsatzflottille 2 versetzt, wo ich seitdem meinen Dienst verrichte. Als nächster Karriereschritt ist eine Ausbildung über die Bundeswehr geplant, mit der ich in die Dienstgradgruppe der Unteroffiziere ohne Portepee aufsteigen würde.


Fotos: Fregatte F216; drei Fregatten in Formation; Hilfsschiff A1411 versorgt F221, F220 sichert ab; Schulschiff Gorch Fock eskortiert von zwei Fregatten (Quelle: Dt. Marine).

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