Friederike Steifensand über das Engagement von WG-Schülern für
Sophokles’ Widerstandsklassiker
In der Aula herrscht Stille, als das Klavier unter der Hand Tizian
Raschpichlers erklingt. Am 5. Juni zeigte der Theaterkurs unter der Leitung von
Sören Conrad in der Aula des WG seine Interpretation der „Antigone“ von Sophokles. Von zahlreichen freiwilligen Helfern unterstützt
wie Jutta Paul, Robin Heydenreich und Anette Feldmann genoss die altsprachliche
Schülerschaft mit großer Begeisterung die professionelle und bis ins Detail
durchdachte Umsetzung des Mythos.
In der Tragödie Sophokles’ „Antigone“ wird die
Antinomie zweier gleichberechtigter Prinzipien, die Verletzung des Rechtes des
Staates und der Familie/des Göttlichen, dargestellt. Polyneikes, der Bruder
Antigones bleibt unbestattet am Ort des Zweikampfes mit seinem gleichfalls
getöteten Bruder Eteokles liegen. Dennoch begräbt ihn Antigone (gespielt von
Anna Krause, 11. Jg.) alleine, ohne die erbetene Hilfe ihrer Schwester Ismene
(Vanessa Niemitz, 10. Jg). Auf Befehl Kreons legt man den toten Körper wieder
frei, und bei einem Wiederholungsversuch wird die Täterin gestellt. Kreon
(Benjamin Diethelm, 11. Jg.) verurteilt Antigone zum Tode. Eindrucksvoll ist an
dieser Stelle die theatralische Leistung: die trotzige und dennoch hochmütige
Antigone, überzeugt von ihrer Auffassung, das göttliche Gesetz über das des
Staates anzusehen gegen den ebenfalls hochmütigen und von sich und seinen
Gesetzten überzeugten Kreon.
Das Zusammenstoßen dieser ähnlichen und doch so unterschiedlichen
Charaktere wurde sehr gut von den Akteuren interpretiert und dargestellt.
Antigones Verlobter, Kreons Sohn Haimon (York Steifensand, 11. Jg.), versucht
vergeblich, den Vater zur Zurücknahme seines Richterspruches zu bewegen. Man
führt Antigone zur Hinrichtung in ein Felsengrab. Der blinde Seher Teresias
(Jens-Erik Möhle, Abitur 2012) versucht, Kreon zur Besinnung zu bringen, doch
dies gelingt ihm erst mit der Prophezeiung unvermeidlichen Unglücks. Kreon will
nun eigenhändig Antigone befreien und Polyneikes bestatten. Sein Entschluss
kommt jedoch zu spät. Antigone hat sich in der Grabkammer erhängt, und Haimon
hat sich an ihrer Seite entleibt.
Herausragendes schauspielerisches Talent und tolles Engagement bewiesen
mit großer Begeisterung: Arne Hilgendag (11. Jg.) als Wächter, Franziska
Bormann und Mailin Hadamke (beide 11. Jg.) als die Weisen und Cedrik Schiebe
(11. Jg.) als Souffleur.
Und wieder einmal zeigte sich, dass ein antikes Theaterstück noch immer
zeitgemäß ist, beispielsweise an den politischen Problemen einer Diktatur
(Kreons Herrschaft) oder der Emanzipation der Frau (Antigone).
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