Freitag, 6. Juli 2012

Widersteh den Mächtigen: Antigone

Friederike Steifensand über das Engagement von WG-Schülern für Sophokles’ Widerstandsklassiker
In der Aula herrscht Stille, als das Klavier unter der Hand Tizian Raschpichlers erklingt. Am 5. Juni zeigte der Theaterkurs unter der Leitung von Sören Conrad in der Aula des WG seine Interpretation der „Antigone“ von Sophokles. Von zahlreichen freiwilligen Helfern unterstützt wie Jutta Paul, Robin Heydenreich und Anette Feldmann genoss die altsprachliche Schülerschaft mit großer Begeisterung die professionelle und bis ins Detail durchdachte Umsetzung des Mythos.
In der Tragödie Sophokles’ „Antigone“ wird die Antinomie zweier gleichberechtigter Prinzipien, die Verletzung des Rechtes des Staates und der Familie/des Göttlichen, dargestellt. Polyneikes, der Bruder Antigones bleibt unbestattet am Ort des Zweikampfes mit seinem gleichfalls getöteten Bruder Eteokles liegen. Dennoch begräbt ihn Antigone (gespielt von Anna Krause, 11. Jg.) alleine, ohne die erbetene Hilfe ihrer Schwester Ismene (Vanessa Niemitz, 10. Jg). Auf Befehl Kreons legt man den toten Körper wieder frei, und bei einem Wiederholungsversuch wird die Täterin gestellt. Kreon (Benjamin Diethelm, 11. Jg.) verurteilt Antigone zum Tode. Eindrucksvoll ist an dieser Stelle die theatralische Leistung: die trotzige und dennoch hochmütige Antigone, überzeugt von ihrer Auffassung, das göttliche Gesetz über das des Staates anzusehen gegen den ebenfalls hochmütigen und von sich und seinen Gesetzten überzeugten Kreon.
Das Zusammenstoßen dieser ähnlichen und doch so unterschiedlichen Charaktere wurde sehr gut von den Akteuren interpretiert und dargestellt. Antigones Verlobter, Kreons Sohn Haimon (York Steifensand, 11. Jg.), versucht vergeblich, den Vater zur Zurücknahme seines Richterspruches zu bewegen. Man führt Antigone zur Hinrichtung in ein Felsengrab. Der blinde Seher Teresias (Jens-Erik Möhle, Abitur 2012) versucht, Kreon zur Besinnung zu bringen, doch dies gelingt ihm erst mit der Prophezeiung unvermeidlichen Unglücks. Kreon will nun eigenhändig Antigone befreien und Polyneikes bestatten. Sein Entschluss kommt jedoch zu spät. Antigone hat sich in der Grabkammer erhängt, und Haimon hat sich an ihrer Seite entleibt.
Herausragendes schauspielerisches Talent und tolles Engagement bewiesen mit großer Begeisterung: Arne Hilgendag (11. Jg.) als Wächter, Franziska Bormann und Mailin Hadamke (beide 11. Jg.) als die Weisen und Cedrik Schiebe (11. Jg.) als Souffleur.
Und wieder einmal zeigte sich, dass ein antikes Theaterstück noch immer zeitgemäß ist, beispielsweise an den politischen Problemen einer Diktatur (Kreons Herrschaft) oder der Emanzipation der Frau (Antigone).

Die Darsteller (von links nach rechts): Cedrik Schiebe, Anna Krause, Benjamin Diethelm, York Steifensand, Arne Hilgendag, Jens-Erik Möhle, Vanessa Niemitz, Mailin Hadamke, Franziska Bormann mit Spielleiter Sören Conrad

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