Prof. Dr. Kuhlmann spricht über „Römer und Germanen“.
Benjamin Diethelm berichtet.
Am Freitag, 16.09.2011, referierte Prof. Dr. Peter Kuhlmann, Professor für Lateinische Philologie und Fachdidaktik der Alten Sprachen an der Georg-August-Universität Göttingen, am WG. Zuhörer waren die Lateinschüler der Oberstufe, außerdem einige andere Klassen, ehemalige und aktuelle Lehrer und einige Eltern. Sein Thema war der kulturelle und sprachliche Austausch zwischen den Römern und den Germanen.
Kuhlmann referierte eine Stunde lang über den Austausch von Wörtern. Zum Beispiel kannten die Germanen bei ihrer Bauweise keine Fenster, hatten daher auch kein Wort dafür und nannten die entsprechenden Öffnungen, als sie begannen, sich an der römischen Bauweise zu orientieren, nach lat. fenestra. Auch das Kochen schien nicht unbedingt ihre Stärke zu sein – die Kochgewohnheiten und die dazugehörigen Wörter übernahmen sie von den Römern, zum Beispiel die Wörter für Pflaume (prunum), Kirsche (cerasum) oder Küche (coquina).
Kuhlmann sprach aber auch über Lautverschiebungen. Die Lateiner unter uns werden sich wahrscheinlich wundern, aber das deutsche Wort haben stammt nicht von lat. habere – daraus hat sich wohl eher geben gebildet – sondern von capere.
Zeitformen kannten die Germanen nur wenige. Es gab nur ein Präsens und eine Vergangenheitsform, ähnlich dem Präteritum. Das stieß bei Bibelübersetzungen aus dem Lateinischen auf Probleme, weil man keine Vorzeitigkeit („Nachdem Jesus ein Gebet an den Herrn gerichtet hatte, teilte er das Brot mit seinen Jüngern“) darstellen konnte – es fehlte das Plusquamperfekt. Das wurde dann gebildet aus dem, was man hatte: man nahm die Vergangenheitsform von sein bzw. haben und das Partizip.
Präpositionen gab es auch kaum – man bildete sie aus dem, was man hatte. Wer hinter weil gerne einen Hauptsatz setzt („Ich mag Gummibärchen, weil sie sind so schön süß“), bekommt dafür Ärger mit seinem Deutschlehrer, liegt aber sprachhistorisch nicht völlig falsch. Weil war ursprünglich keine Konjunktion, sondern eine alte Version unseres Wortes Weile. Dieser Fehler wird wohl schon gemacht, seit weil zu einer Konjunktion geworden ist.
Danach informierte Kuhlmann noch über das Lateinstudium, das – im Gegensatz zu anderen Studienfächern – direkt auf das in der Schule Gelernte aufbaut. Nach dem Studium kann man z. B. Lehrer oder Bibliothekar oder als Archäologe arbeiten. Sören Conrad, Lehrer für Latein und Griechisch am WG, auf dessen Initiative der Vortrag zurückgeht, fragte im Anschluss, wer unter den Zuhörern in der fast vollen Aula sich vorstellen könne, Latein zu studieren. Dafür fand sich allerdings niemand. Was nicht ist, kann ja noch werden…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen