Freitag, 11. Juli 2014

Nachgefragt: Herr Kuttig

Zu viele Vorschriften hemmen die Kreativität. Paula Caesar im Gespräch mit Ulrich Kuttig

Größe:
       1,76 cm
Haarfarbe:
       mehrheitlich grau
Augenfarbe:
       blaugrau
Herkunft:
       Deutschland,
       Thüste
Hobbys:
       Fotografieren,
       Pflanzen, Lesen,
       Fahrrad fahren
Geburtstag: 04.10.1964
Status: unterrichtet Kunst und Deutsch

Warum sind Sie ans WG gegangen?
Ich habe mich nicht direkt am WG beworben. Ich kannte die Schule nicht. Vorher war ich an einer Schule, die weit weg war, und weil ich keine Lust mehr auf die langen Autofahrten hatte, habe ich mich für eine Braunschweiger Schule beworben. Und am WG war wohl gerade eine Stelle frei!

Wie lange unterrichten Sie schon am WG / insgesamt?
Insgesamt unterrichte ich seit 15 Jahren, am WG seit 12 Jahren.

Wieso sind sie Lehrer geworden?
Ich wusste ganz lange nicht, welchen Beruf ich erlernen sollte. Ich wollte aber immer in einem Bereich arbeiten, von dem ich glaubte, dass er für mich und für andere Menschen von großer Bedeutung wäre. Da hatte ich als erstes die Kunst entdeckt, wo es, allgemein gesagt, darum geht, sich ein Bild von der Welt, und also auch von sich selbst, zu machen. Ich wollte also ein berühmter Künstler werden. Nach einer Weile bemerkte ich, dass meine Bilder mit denen, die frühere und berühmte Künstler gemacht haben, nicht konkurrieren können. Aber mir fiel auch auf, dass mich das künstlerische Arbeiten dennoch weiter sehr interessierte und dass es mich auch interessierte, Künstler, ihre Werke und ihre Zeit kennenzulernen. Und den Vorgang des Lernens überhaupt fand ich sehr spannend, und zwar nicht nur das Lernen in der Schule. Weil das ja etwas ist, das für jeden Menschen von großer Bedeutung ist. Die Leute, die am meisten lernen, sind Kinder und Jugendliche. Erwachsene lernen viel weniger. So war ich also in einem Bereich, den ich gesucht hatte.

Was gefällt ihnen am meisten daran, Lehrer zu sein?
Es gibt vieles, was mir daran gefällt. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, bereichern mich. Es ist ein Beruf, in dem es mir kaum jemals langweilig wird.

Was gefällt ihnen daran nicht?
Mir gefällt es nicht, wenn zu viele Vorschriften für die Schule gemacht werden. Zum Beispiel gefällt mir das Zentralabitur nicht. Das Lernen in der Schule ist auch abhängig davon, welche Schüler und welche Lehrer zusammenkommen. Je mehr man das berücksichtigen kann, umso intensiver wird das Lernen. Wenn es aber zu viele Vorschriften gibt, kann man das nicht mehr so gut berücksichtigen. Man lernt weniger, vor allem weniger von dem, was für einen selbst wichtig ist. Das gilt besonders im Fach Kunst. Es ist ok, wenn es einen Rahmen gibt, aber in dem muss man sich bewegen können. – Es gefällt mir auch nicht, schlechte Noten zu geben!

Ist es sehr anstrengend?
Ja, es ist oft anstrengend. Man nimmt viele Gedanken und viel Arbeit mit nach Hause. Ich empfinde es auch oft als schwer, die Arbeit abzuschließen. Wenn man in einer Fabrik arbeitet, dann weiß man, sobald man draußen ist, hat man frei. Das ist als Lehrer anders.

War das früher schon ihr Traumberuf?
Als ich Schüler war, wollte ich niemals Lehrer werden. Ich habe es damals sehr stark empfunden, dass Lehrer und Schüler Rollen spielen. Das hat mich sehr befangen gemacht und durcheinander gebracht.

Wenn nein, was dann? Wieso?
Früher wollte ich Künstler werden, weil ich gerne zeichnete und malte und weil ich für meine Zeichnungen und Gemälde viel Lob und Anerkennung bekam.
Ich habe, bis ich Lehrer wurde, ungefähr 35 Jobs gemacht. Dadurch habe ich großen Respekt vor der Arbeit von anderen bekommen. Ich habe zum Beispiel Maschinen gereinigt, wo hinterher die Maschine sauber war, aber man selber völlig verdreckt, oder unglaublich monotone Arbeiten. Deswegen schätze ich den Beruf, den ich jetzt habe sehr und gleichzeitig gefällt es mir nicht, wenn jemand z. B. die Putzfrauen im WG und ihre Arbeit nicht respektiert.

Wieso unterrichten Sie Deutsch und Kunst?
Deutsch beschäftigt sich mit Sprache und Kunst mit Bildern. Das sind die wichtigsten Möglichkeiten, wie wir Menschen uns verständigen können. Und das finde ich faszinierend.

Da Sie ja die Homepage machen: Sind sie ein Computerfreak?
Ein Freak ist ein Verrückter. Also, verrückt nach Computern bin ich nicht, obwohl es mir manchmal schwer fällt, den Computer abzustellen.

Warum sieht die Homepage so aus, wie sie aussieht?
Herr Gründel hat die WG-Homepage als erster bearbeitet. Von seiner Gestaltung habe ich einiges übernommen und vieles auch verändert, weil die Homepage mit der Zeit für die Schule als Informationsmöglichkeit immer wichtiger wurde. Das Design ist jetzt sieben Jahre alt, und ich würde es gerne etwas modernisieren, aber im Moment habe ich dazu keine Zeit.

Machen Sie bei sich zuhause auch Kunst?
Ich male gerne mit meiner Tochter gemeinsam Bilder. Außerdem mache ich Fotos.

Unterrichten Sie lieber Unter-, Mittel- oder Oberstufe, und warum?
Es gibt da eigentlich keine großen Unterschiede. Ich habe festgestellt, dass Schüler in jedem Alter gerne Kunst machen. Beim künstlerischen Arbeiten wird man nicht automatisch mit steigendem Alter immer „besser“. Manches können jüngere Kinder sogar besser als ältere oder gar Erwachsene.

Wie würden sie sich selber einschätzen?
In welcher Hinsicht? Als Lehrer? Mal besser, mal schlechter. Da ich aber ab und zu mal Lob von Schülern bekomme, wird es insgesamt wohl ganz ok sein.

Was können sie besonders gut?
Ich kann besonders gut Bilder in Rahmen befestigen, so dass sie völlig gerade sind, und das, ohne mit dem Lineal zu messen!

Was machen Sie, wenn sie nichts für die Schule tun?
Ich arbeite z. B. im Garten. Ich interessiere mich sehr für Pflanzen. Ich spiele oft „Kniffel“ mit meiner Tochter.

Wer ist Ihr Lieblingskünstler?
Ich habe nicht einen Lieblingskünstler, sondern bewundere viele Künstler für ihr Werk. In meiner Jugend mochte ich Albrecht Dürer, weil er jedes Detail beobachtete und in seinen Bildern wiedergab. Im Studium habe ich mich viel mit Joseph Beuys beschäftigt. Die letzten Künstler, die ich auch durch den Unterricht näher kennengelernt habe, waren Gerhard Richter und Wim Delvoye. Es gibt aber auch viele „Lieblingskünstler“ in meiner näheren Umgebung, z. B. Herrn Upit, der ein Multitalent ist, oder Herrn Jaeger, der sehr gut zeichnen kann und eine sehr schöne Handschrift hat. Auch Schülerinnen und Schüler überraschen mich immer wieder mit ihren künstlerischen Fähigkeiten.


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