Freitag, 15. Oktober 2010
Joachim Gauck in der VW-Halle
„Glück ist, Verantwortung zu übernehmen.“
Joachim Gauck spricht vor Braunschweiger Schülern
Mittwoch, 15. September, 16 Uhr: Die Braunschweiger VW-Halle ist bis auf den letzten Sitzplatz ausverkauft. Hunderte Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte der Braunschweiger Schulen warten gespannt auf ihren Hauptdarsteller dieses Nachmittags:
Joachim Gauck - engagierter Systemgegner während der friedlichen Revolution in der DDR; erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen; herausragender Protagonist im Prozess der Wiedervereinigung; zuletzt Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. Kurzum: eine Schlüsselfigur der jüngsten deutschen Geschichte.
Zunächst die traditionellen Vorreden: der Sponsoren, des Oberbürgermeisters Gert Hoffmann. Sie wirken auf die Jugendlichen langweilig und belanglos. Nach 30 Minuten erhellt ein riesiger Jubel den Saal. Gauck betritt die Bühne.
Entgegen den Erwartungen der meisten, der Nachmittag würde auf ein langatmiges Geschichtsseminar hinauslaufen, belustigt und erweckt Herr Gauck das Publikum mit seiner charismatischen Art zu reden. Mittels der fiktiven jugendlichen Figuren Marie und Paul versucht er, seine sowie die allgemeine Geschichte der ehemaligen DDR vor allem den Schülerinnen und Schülern nahe zu bringen. Was ihm gelingt! Die damalige Parteidiktatur unter der SED, welche die gesamte Bevölkerung in all ihren Lebenslagen unterdrückte, scheint in diesen Minuten lebendiger und gegenwärtiger zu sein als in den Geschichtsstunden zuvor. Große Augen, gebannte Blicke sowie schmunzelnde oder sogar leicht geöffnete Münder spiegeln die stille Begeisterung des Publikums wider.
Was nahmen wir mit?
Gauck sagt: Glück sei nicht etwa materiell, sondern vielmehr durch die Chance definiert, Verantwortung zu übernehmen - sei es, an politischen Wahlen teilzunehmen, sei es, generell Missstände in unserem aktuellen System zu erkennen und diese zu bekämpfen.
Wahre Worte, welche uns selbst Tage nach diesem 15. September zum Nachdenken anregen (sollen).
Katharina Heuer, Jg.12; Foto: © newsclick.de
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