Sonntag, 28. Juli 2024

Olympische Spiele II

„Tolle Show. Kommentar zutiefst beschämend“. Martino Rossi (9m1) interviewt sich selbst und kritisiert das Kommentator/innen-Duo der olympischen Eröffnungsfeier von Paris 2024 in der ARD.

 

26. Juli 2024, unser Redakteur Martino Rossi meint: „Ein Tag der ganz im Zeichen der olympischen Eröffnungsfeier von Paris 2024 stand. Viel wurde im Vorhinein darüber spekuliert und Großes angekündigt. Schon zwei Tage vorher kamen Weltstars an, die sich nicht vor Scharen der begeisterten Presse verstecken konnten: Celine Dion, Lady Gaga, Snoop Dogg. 600.000 Zuschauer sollten es werden, verteilt auf Tribünen und die oberen Seinekais sowie auf Brücken und dem Trocadero, wo der offizielle Part der Feier steigen sollte. Aus sicherheitstechnischen Gründen reduzierte man die Zahl einige Tage vor der Eröffnungsfeier auf 326.000 begeisterte Gäste aus aller Welt. Nur ein kleiner Dämpfer der Vorfreude, die trotzdem hielt – und auch blieb und sich auf eindrucksvolle Weise bestätigte.“ Rossi fährt fort:

 

Gleich zu Beginn der Eröffnungsfeier zeigte Paris eindrucksvoll, was aus diesem Abend werden und dass die Feier alles bisher in der olympischen Geschichte Geschehene übersteigen solle. Phänomenale Bilder erzeugte die atemberaubende Tricolore auf der Pont d‘Austerlitz, dem Startpunkt der historischen Eröffnungsfeier, die durch mehrmaliges Abfeuern von Feuerwerkskörpern erzeugt wurde. Wenig später kamen die ersten Boote und dem französischen Alphabet war es zu verdanken, dass gleich mit dem vierten Boot unser Team D kam, allerdings mit einem mageren Teil des eigentlich viel größeren Aufgebots, da sich viele andere Athletinnen und Athleten eher auf die Wettkämpfe konzentrierten und zugunsten ihrer Erfolgschancen freiwillig auf die Zeremonie verzichteten, sie stattdessen aus den Athletenzonen des deutschen Hauses verfolgten. So allerdings nicht Dennis Schröder, der gemeinsam Judoka Anna-Maria Wagner die deutsche Fahne über die Seine trug, was seinem Erfolg allerdings keinen Abbruch tat (Dennis Schröder gewann mit der Basketball-Nationalmannschaft am nächsten Mittag mit 97:77 gegen Japan). Kurz darauf folgte direkt der erwartete Auftritt von Lady Gaga auf einer herausgeputzten Brücke auf der Seine, wo sie eine der seltenen Male in ihrer Musikkarriere Französisch sang. Hinter rosa Federn auftauchend, wurde ihre Anwesenheit erst während des Liedes enthüllt, das eine Hommage an die französische Geschichte darstellte, denn sie sang das Kaberett-Chansons „Mon truc en Plue“ der französischen Revuekünstlerin Zizi Jeanmarie.“

 

Unterdessen stellte sich während der ganzen Eröffnungsfeier die Frage, wer der mysteriöse Fackel- und Fahnenträger der Eröffnungsfeier war. Während sich die großen Medien unterdessen mit der Lösung dieses Rätsels befassten, dass in Teilen auch beantwortet werden konnte, schaute unserer Redakteur mit einem anderen Blickwinkel auf dieses Mysterium: „Großartig“, sei es, so Martino Rossi, „wie man es mit diesem Mysterium schaffte, Historie und Geschichte zu vereinen“. So nahm der Fackelträger mehrere historische und moderne Rollen ein, darunter die des Belphégor, Phantom der renommierten Pariser Oper und der Horrorgeschichte Arsène Lupin. Besonders beeindruckend war für unseren Autor aber „der Kontrast zwischen der modernen Figur ‚Ezio‘ aus dem Computerspiel Assassin‘s Creed und die später gleichzeitige Einnahme eines Pegasus-Reiters, des berühmten geflügelten Pferdes aus der griechischen Mythologie.“ Mit im Gepäck hat er aber auch Kritik an die für Kultur zuständige Co-Kommentatorin der ARD, Friederike Hofmann: „Ihre Aufgabe wäre es gewesen, diesen Zusammenhang herzustellen und für die Zuschauer auf eine Weise verständlich zu machen, die sie wortwörtlich packt und in Begeisterung in diese einzigartige kulturelle Inszenierung zieht. Schade, dass dies sowohl Friederike Hofmann als auch Tom Bartels trotz ihrer langen TV-Erfahrung nicht gelungen ist“, analysiert unser Redakteur, dem auch noch weiteres aufgefallen ist:

 

Doch dabei blieb es nicht“, meint Rossi, „denn ebenso wenig wie den Fakt, dass die farbige Frau auf dem Grand Palais in einer faszinierenden, integrierenden und Vielfalt zeigenden Weise wohl das Gemälde des französischen Malers Eugène Delacroix mit dem Titel ‚Die Freiheit führt das Volk‘ imitieren sollte, erkannten die Kommentator/innen den historischen Zusammenhang im Rahmen der Entzündung der olympischen Fackel. Mit dem Heißluftballon nämlich, an dem das olympische Feuer entzündet wurde, ist den Organisatoren eine exakte und sehr präzise gelungene Nachahmung des ersten Heißluftballons der Geschichte (Montgolfier) gelungen, benannt nach dessen französischem Erfinder Jacques Etienne Montgolfier. Das anschließende Aufsteigen des goldenen Ballons mit dem olympischen Feuer ist eine wunderbare kulturelle Ehrung des Erfinders des Heißluftballons. Es ist zutiefst beschämend, dass auch dies keinem der beiden Kommentator/innen aufgefallen ist.“

 

Zum Abschluss wurde es leider auch nicht besser“, fährt unserer Redakteur fort, „denn auch Celine Dions Auftritt wurde nicht interpretiert.“ Die Kanadierin, die an einer seltenen Autoimmunerkrankung leide, die ihr das Singen besonders erschwert und jegliche Auftritte in den letzten vier Jahren absagen musste, „erfüllte sich in berührender Weise den Traum, noch einmal am Eiffelturm zu sein. Sogar auf dem Eiffelturm lieferte sie ein Chanson der französischen Sängerin Edith Piaf und setzte auch ein bedeutsames Zeichen in die ganze Welt, dass man auch mit einer schweren Erkrankung Großartiges erreichen kann. Übrigens: Auch den Fehler der Veranstalter, Süd- mit Nordkorea zu verwechseln, fiel beiden nicht auf.“

 

Von einem so erfahrenen Kommentator wie Tom Bartels hätte man anschließend eine vernünftige Entschuldigung erwarten können, doch vielmehr kritisierte er das Falsche an sich. Denn nicht dass er zu viel geredet hat, war das Problem, denn das war gut gemacht. Vielmehr hätte er unnötige Redebeiträge über das Wetter durch sinnvolle Redebeiträge über die beeindrucken kulturellen Inszenierungen ersetzen können.“

 

Abschließend meint unser Redakteur: „Ich hoffe, dass es Tom Bartels bei den Schwimmwettbewerben besser machen wird, woran ich jedoch fest glaube. Sein Auftritt bei der ersten Goldmedaille von Lukas Märtens war jedoch überragend und zeigte ihn wieder in alter Stärke. Weiter SO!“


Donnerstag, 25. Juli 2024

Olympische Spiele I

 „Ich drücke den deutschen Hoffnungen drei Daumen“. Martino Rossi (9m1) blickt auf die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024.

 

Meine Finger kribbeln schon und gerade laufen die ersten Wettbewerbe. Es ist wieder Zeit für etwas, dass einem Sportfan wie mir nur alle zwei Jahre vergönnt ist, nämlich die Olympischen Spiele, die für mich unbestritten das wichtigste Ereignis des Weltsports sind, vor Fußballwelt- und Europameisterschaften. Letztere sind nämlich monoton und fokussieren sich einzig und allein auf eine Sportart, nämlich den Fußball, und spiegeln nicht die ganze Vielfalt des Sports wider. Genau deshalb pocht mein Herz bei jedem Wettkampf und es ist ein so besonderes Ereignis. Daher möchte ich Euch in den nächsten gut zwei Wochen so gut wie möglich über das Geschehen bei den Olympischen Sommerspielen Paris 2024 informieren und dabei sowohl vorausschauen als auch zurückblicken. Heute geht’s los mit einem allgemeinen Rückblick auf die Vorbereitung und den Start der Spiele und einer Vorschau auf das erste Wettkampfwochenende und welche Hoffnungen sich dort vor allen Dingen aus deutscher Sicht auftun, bevor wir dann immer im Dreitages-Rhythmus fortfahren:

Rückblick auf das Vorfeld von Paris 2024

Alles fing 2015 mit den Bewerberstädten an: Paris, Los Angeles, Hamburg, Rom und Budapest hatten Interesse. In Hamburg stellte sich am 29. November 2015 die Bevölkerung quer, in Rom am 29. September 2016 der Stadtrat, am 22. Februar 2017 verlor Budapest das Interesse. Es blieben schließlich Paris und Los Angeles für 2024 und 2028 übrig und so einigten sich die beiden Bewerber untereinander und auf dieser Basis beschloss die IOC-Vollversammlung am 13. September 2017 in Lima, der Hauptstadt Perus, die Spiele 2024 nach Paris und die 2028 nach Los Angeles zu vergeben.

So begann die Stadt Paris mit der Vorbereitung von einzigartigen Spielen: die Eröffnungsfeier mit Booten so viele wie Nationen auf der Seine und einer großen Feier auf dem Trocadero vor dem Eiffelturm, auf der anderen Seite dessen ein temporäreres Beachvolleyballstadion, der Bau eines riesigen Wasserauffangbeckens, um das Ablassen von Fäkalflüssigkeiten in die Seine zu verhindern und somit die Wasserqualität so zu verbessern, dass olympische Wettbewerbe im Triathlon und im Freiwasserschwimmen in ihr stattfinden können, Reitsport und Moderner Fünfkampf im Palast des Sonnenkönigs Ludwigs XIV., dem Schloss Versailles, Fechten und Taekwondo im historischen Grand Palais nebst der Prachtstraße Champs-Élysées und einige Meter weiter steht der riesige Place de la Concorde den urbanen Sportarten Breakdance, BMX-Freestyle, 3x3-Basketball und Skateboard zur Verfügung. 

Surfen im Kolonialgebiet

 Nicht zu vernachlässigen ist natürlich das Surfen in einer französischen Kolonie auf der anderen Seite der Erde, wo sich in Teahupoo auf Tahiti eine der schönsten und gefährlichsten Wellen der Welt stattfindet und wo die Zeit im Vergleich zu Paris zwölf Stunden „hinterhersurft“. Einerseits ist es natürlich schön, auch die französischen Überseegebiete mit einzubeziehen, doch ist für die Surferinnen und Surfer der olympische Flair so nicht recht zu spüren. Und auch nicht umsonst arbeitete ich zu Beginn dieses Absatzes nicht mit dem Wort „Überseegebiet“, sondern „Kolonie“.

Denn dieses Gebiet wurde in einer ethisch zutiefst verwerflichen Weise von Frankreich im frühen 19. Jahrhundert gewonnen, denn man vertrieb den damaligen tahitischen König Pomaré II. durch mehrere Angriffskriege, sodass er auf eine andere Insel flüchtete. Da aber die französisch-christlichen Missionare nun indirekt die Herrschaft hatten, änderte sich die Kultur der Inseln drastisch. Da hat es auch nicht geholfen, dass sich der König ein Jahr nach seiner Rückkehr 1812 christlich taufen ließ und fortan die bestehende Religion in Zusammenarbeit mit den Missionaren, auch mit Kriegen gegen die eigenen Bewohner, auf schreckliche Weise untergrub und anschließend verbot und teils sogar Todesstrafen auf unchristliche Handlung aussetzte. Doch fairerweise muss man sagen, dass die heutigen Franzosen nicht schuld daran sind und die Ureinwohner so ja auch etwas Einzigartiges geboten bekommen. Ein schwieriges Thema bleibt es trotzdem. 

Fahnenträger Dennis Schröder

Nun aber weg von Pomaré und hin zur Gegenwart, denn die Olympischen Spiele laufen mittlerweile und die pompöse Eröffnungsfeier wird (am Tag des Verfassens) am Freitag steigen. Und mit dem vier Jahre alten Video der Pferdesmisshandlung durch die britische Dressurolympiasiegerin von London 2012, Charlotte Dujardin, die eine Disqualifikation zur Folge hatte und der chaotischen ersten Fußballspiele mit Bombenwarnungen, Fanstörungen, Ergebnisprotesten und 16 Minuten Nachspielzeit haben diese Spiele schon ihre ersten öffentlichkeitswirksamen Skandale. Natürlich fragen sich auch alle schon, ob die am Mittwoch in Paris angekommenen Celine Dion und Lady Gaga bei der Eröffnungsfeier auftreten werden. Apropos Eröffnungsfeier: Erst kürzlich wurde bekanntgegeben, dass Judoka Anna-Maria Wagner und Basketballer Dennis Schröder aus unserer schönen Löwenstadt Braunschweig die deutsche Fahne tragen werden: einmalig! Die kompletten Ergebnisse der Wahl: https://www.teamdeutschland.de/news/details/anna-maria- wagner-und-dennis-schroeder-tragen-die-deutsche-fahne-auf-der-seine 

Vorschau Wettkampftage 1 / 2 / 3 

Am ersten Wettkampftag, dem Samstag, richten sich die Blicke aus deutscher Sicht vor allen Dingen auf die beiden 400-Meter-Schwimmrennen der Frauen und Männer am Abend (ca. 20:30-21:00 Uhr / ARD), wo vor allen Dingen bei den Männern das Gold schon zum Greifen nahe ist. Denn kürzlich blieb Schwimmstar Lukas Märtens über die 400 Meter Freistil nur 0,26 Sekunden unter Paul Biedermanns legendärem Uraltweltrekord aus Rom 2009 und schwamm mit dieser drittbesten Zeit jemals deutlich Weltjahresbestleistung. Aber auch bei den Frauen kann man mit Isabel Gose immer auf eine Medaille hoffen.

Der komplette Zeitplan für den Samstag: https://olympics.com/de/paris- 2024/zeitplan/27-juli

Am zweiten Wettkampftag sticht der Wettkampf der Kanuslalom-Olympiasiegerin von Tokio, Ricarda Funk, hervor. Wenn ihr Wettkampf um ca. 17:45 Uhr (ZDF) steigt, blickt ganz Sportdeutschland nach Vaire-sur-Marne und hofft, dass sie mit ihrem Kajakeiner siegen wird: bangen wir mit! Sehenswert ist aber auch das Schießen der Männer über 10 m mit der Luftpistole, wo für Robin Walter durchaus eine Medaille drin ist (ca. 09:30 Uhr / ZDF) und auch das Mannschafts-Bogenschießen der Frauen am Nachmittag (ZDF) sowie am Abend das Schwimmen der Frauen über 100 m Schmetterling (ca. 20:40 Uhr / ZDF), wo der deutschen Angelina Köhler einiges zuzutrauen ist.

Der komplette Zeitplan für den Sonntag: https://olympics.com/de/paris- 2024/zeitplan/28-juli

Am dritten Wettkampftag gucken wir auf Anna Janßen, die um ca. 09:30 Uhr in der ARD durchaus Gold beim Schießen über 10 m mit dem Luftgewehr gewinnen könnte; und Gold sicher scheinen um 11:00 Uhr (ARD) auch die deutschen Vielseitigskeitsspringer/innen im Teamwettbewerb zu haben, genauso wie am Nachmittag (15:00 Uhr / ARD) im Einzel. Vorher könnte mit einigem Glück auch Luca Schwarzbauer im Mountainbike Cross-Country der Männer eine Medaille gewinnen (14:10 Uhr / ARD). Um ca. 17:20 Uhr geht es in der ARD dann für Sideris Tasiadis um die Medaillen im Kanuslalom der Männer mit dem Einercanadier. Und am Abend (ca. 20:40 Uhr / ARD) hat Lukas Märtens beste Chancen, seine zweite Goldmedaille im Schwimmen über die 200 m Freistil der Männer zu gewinnen.

Der komplette Zeitplan für den Montag: https://olympics.com/de/paris- 2024/zeitplan/29-juli

Ich wünsche Euch nun ganz viel Spaß beim Fernsehen und drücke den deutschen Hoffnungen drei Daumen!