„Ich hatte einen Abischnitt von 2,3“. Bundesbildungs- und Forschungsministerien Bettina Stark-Watzinger auf dem Jugendpressetag am 18. November 2022 in Berlin zwischen Realität und Zukunftsvisionen. Von Jan-Marten Kleine-Besten (Jg. 12).
Beim Lesen des Titels „Bundesbildungs- und Forschungsministerin“ müssten den meisten Menschen direkt Fragezeichen in den Kopf geschossen sein. Liegt die Organisation der Bildung nicht in der Zuständigkeit der jeweiligen Bundesländer? Welche Entscheidungen kann die Bundesregierung überhaupt bezüglich Bildungsthemen treffen? Und einigen kommt vielleicht auch die Frage auf, wer ist eigentlich die aktuelle Bundesministerin für Bildung und Forschung? Und welche Ziele und Maßstäbe setzt sie in der aktuellen Legislaturperiode?
Als die E-Mail zum diesjährigen Jugendpressetag in meinem Postfach auftauchte, gingen mir ähnliche Fragen durch den Kopf. Doch nach einer kurzen Internetrecherche bekam ich bereits auf einige meiner Fragen eine Antwort: Die aktuelle Bundesministerin für Bildung und Forschung heißt Bettina Stark-Watzinger, ist gebürtige Hessin, Mitglied der FDP und Ende des Jahres 2021 zur Bundesministerin ernannt worden. Die Organisation des Tages lag in der Hand des „Jugendmedienzentrums Deutschland e.V.“ aus Essen. Am Jugendpressetag sollten sich knapp 50 junge Reporterinnen und Reporter auf den Weg in die Hauptstadt machen, um Antworten auf ihre zahlreichen Fragen zu erhalten.
Anreise im Fernbus. |
Für mich begann die Anreise pünktlich dank eines Fernbusses in Richtung Berlin. Es glich fast einem Wunder, dass die beiden Fahrer trotz des erheblichen Staus vor den Toren der Hauptstadt den Busbahnhof mit einer geringen Verspätung erreichen konnten. Der etwas außerhalb von der Innenstadt gelegene Haltepunkt ermöglichte mir eine spontane Stadtrundfahrt vorbei an vielerlei bedeutsamen Orten Berlins. Am Zoologischen Garten, Tiergarten und Schloss Bellevue entlang ging es bis zum Hauptbahnhof.
Das Ministerium befindet sich in unmittelbarer Sichtweite zum Hauptbahnhof und wirkt von außen eher unscheinbar, es scheint in der Silhouette der benachbarten Gebäude etwas unterzugehen.
Nachdem wir den gründlichen Sicherheitscheck passiert hatten, wurden wir am Herzen des Ministeriums entlang in einen großen Konferenzraum begleitet. Dort standen bereits vorbereitete Tische mit Getränken und einem Mittagssnack bereit. Mit der Zeit füllte sich der Konferenzraum mit jungen Reportern und Reporterinnen aus ganz Deutschland. Es waren neun Bundesländer vertreten und zu meinem Erstaunen kamen die meisten Teilnehmer aus Bayern, wie sich beim späteren Gruppenfoto zeigen sollte.
Kurz nachdem wir uns untereinander bereits ein wenig austauschen konnten, durften wir das knapp 100 m entfernte Zukunftsmuseum „Futurium“ besichtigen. In einer wechselnden Ausstellung werden dort zu vier verschiedenen Themenbereichen Aspekte zu unserem Leben in der Zukunft behandelt.
Besuch im „Futurium“. |
Da wir alle von unserem künftigen Leben unterschiedliche Vorstellungen haben und verschiedenste Schwerpunkte setzen wollten, bekam jeder Teilnehmer ein Armband mit einem kleinen weißen Chip von unserem Guide ausgehändigt. Alle Besucher konnte sich auf diesem Chip Texte, Schaubilder und Versuche an den jeweiligen Stationen zu verschiedenen Themengebieten speichern. Vor dem Verlassen des Museums konnte sich jeder eine kleine Karte mit einem individuellen Code ausdrucken lassen, womit man seine Reise durch Museum später auf der Internetseite des Museums nachvollziehen kann.
Nach knapp einer Stunde begaben wir uns wieder zurück in den Konferenzraum des Ministeriums, wo die Ministerin bereits auf uns wartete. Nach einer kurzen Begrüßung der jungen Reporter und Reporterinnen ging es direkt mit unserem Fragen los.
Fragerunde im Konferenzraum. |
Direkt zur ersten Frage streckten sich mehr als ein Dutzend Arme junger Reporter und Reporterinnen in die Luft. Im Wesentlichen beschäftigte die meisten die Themen Schulbildung, Digitalisierung in Bildung und Forschung sowie die Finanzierung eines Studiums. Aber auch direkte Fragen an die Ministerin über ihren Abiturdurchschnitt oder zur Legalisierung von Cannabis wurden gestellt.
Für Stark-Watzinger steht fest, dass Digitalisierung „keine Modeerscheinung“ ist, sie müsse stärker in den Fokus genommen werden. Dabei mahnte sie auch zur Vorsicht, dass ein übermäßiger Gebrauch auch schädliche Folgen haben könnte und ein Schulranzen nicht durch ein digitales Gerät zu ersetzen sei.
Im Hinblick auf eine verlässlichere Finanzierung eines Studiums ist aus Sicht der Ministerin eine angestrebte Reform des „BAföG“ unabdingbar. Sie möchte den Fokus in Zukunft bereits stärker auf die Bildung in Kindergärten legen und Kinder aus einkommensschwächeren Familien bei ihrem Bildungsweg unterstützend unter die Arme greifen.
Etwas verwunderlich schien für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Ausweichen auf die Frage nach Finanzierung- und Entlastungsmöglichkeiten für den Erwerb eines PKW-Führerscheins. Sie verwies darauf, dass ein Führerschein eine „Extra-Leistung“ sei und für sie nicht im klassischen Sinne unter dem Gesichtspunkt der Bildung fällt.
Es wurde deutlich, dass die Themenbereiche Bildung und Forschung in Deutschland einen großen Stellenwert einnehmen, viele Detailfragen allerdings weiterhin im Zuständigkeitsbereich der einzelnen Bundesländer liegen. Daher verwies Frau Stark-Watzinger meistens auf eine bessere finanzielle Unterstützung der Bundesländer für bestimmte Projekte durch den Bundeshaushalt. Fragen zur konkreten Umsetzung wich sie meistens aus.
Die jeweiligen Fragen spalteten sich größtenteils in zwei verschiedene Lager. Zum einen bewegten viele junge Menschen ihre zukünftigen Möglichkeiten im Hinblick auf Bildung. Der zweite große Teil der Fragen behandelte Probleme aus dem Alltag junger Menschen und warf einen unverzerrten Blick auf alltägliche Probleme und Herausforderungen.
Im Anschluss an die Fragerunde bekamen wir die Möglichkeit, einige Fotos mit der Ministerin festzuhalten.
Bildungsministerin Stark-Watzinger (li.). |
Neben der Möglichkeit, inhaltliche Fragen an Stark-Watzinger zu stellen, brachte der Jugendpressetag insgesamt betrachtet spannende Einblicke hinter die Kulissen von politischen Prozessen und der täglichen Arbeit in einem Ministerium. Die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzten und unterschiedliche Formen von Jugendredaktionen kennenzulernen, war eine schöne Erfahrung. Besonders die Wertschätzung des Ministeriums gegenüber uns jungen Menschen und die ausgereifte Organisation hat mich sehr beeindruckt.
Eine Aussage wird vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sicherlich noch länger im Gedächtnis bleiben: Um Bundesminister oder Ministerin zu werden, braucht es nicht unbedingt einen 1,0er Abiturdurchschnitt.
Bilder:
Bundesministerin für Bildung und Forschung
Jan-Marten Kleine-Besten