Montag, 16. November 2020

Diskriminierung

Nicht auslachen – egal wen. Lona Ma berichtet über ihre Erfahrung mit Diskriminierung


Auf meiner alten Schule waren ein paar Jungs, die über mich gelästert haben. Immer wenn sie mich sahen, haben sie ganz übertriebenen „Ni Hao!“ gesagt, dazu eine Verbeugung gemacht und mich ausgelacht. ,,Ni Hao“ heißt „hallo“ auf Chinesisch.

Es gab noch andere Chinesen auf unserer Schule, aber sie haben das NUR bei mir gemacht. Ich habe mich natürlich nicht so gut gefühlt, und am nächsten Tag habe ich gedacht: ,,Diese blöden Jungs schon wieder!

Ich habe sie immer wieder ignoriert, doch eines Tages hatte es mich so genervt, dass ich rief: ,,Ey, könnt ihr nicht mal aufhör‘n, euch die ganze Zeit über mich lustig zu machen?“

Eigentlich ist ,,hallo“ kein Schimpfwort und auch keine Beleidigung, aber die Jungs haben wirklich dabei gelacht und mit dem Finger auf mich gezeigt.

Es ist wichtig, dass man sich nicht über andere lustig macht. Und schon gar nicht darüber, dass jemand aus einem anderen Land kommt. Außerdem komme ich nicht mal aus China, sondern wurde in Deutschland geboren, aber vielleicht haben die Jungs mich nur ausgelacht, weil ich so aussehe, als wäre ich in China geboren. Trotzdem sollte man sich nicht über Ausländer und andere lustig machen!

 

Sonntag, 8. November 2020

Corona: Kommentar

Mehr Solidarität! Louis Ostrowski über steigende Fallzahlen und das Verhalten einzelner


Die Infektionszahlen steigen, in den Nachrichten wird von über 20 000 Neuinfektionen in 24 Stunden berichtet. Die Maßnahmen werden immer mehr ausgeweitet, mittlerweile ist wieder ein Teil-Lockdown da.



In diesem ganzen Jahr wurde durch die Politik mehr als oft wiederholt, dass wir Kontakte meiden, uns an die AHA-Regeln halten sollen und dass wir alle für einander verantwortlich sind. Wie kann es dann dazu kommen, dass die Infektionen fast exponentiell ansteigen?



Auch in meinem Umfeld hat sich seit Corona alles geändert, und zwar nicht gerade ins Positive. Im Sommer hat dann jeder ein fast normales Leben gelebt, und Corona war schon fast vergessen. Jetzt ist ein Teil-Lockdown da, und der Staat zahlt Corona-sofort-Hilfen, damit kleine Geschäfte wenigstens eine kleine Chance haben, den Teil-Lockdown zu überleben.


Große Veranstaltungen und Massenversammlungen wie aus dem Sommer sieht man so gut wie gar nicht mehr. Das meiste ist verboten. In meinem Umfeld gibt sich wirklich jeder größte Mühe, alles so gut wie möglich zu machen.


Dann aber sehe ich zu meinen Nachbarn hinüber, welche frisch eingezogen erstmal eine Einweihungsparty mit über zehn Personen feiern. Seitdem feiern sie wirklich jeden Abend mit immer neuen fremden Personen.


Ich kenne so viele Menschen, die sich wirklich viel Mühe im Bezug zu Corona geben, und wegen solchen Menschen werden dann die eingeschränkt, welche sich größte Mühe geben?


Die Nachbarn feiern weiterhin unbeirrt. Das heißt, dass fremde Menschen über die Freiheit anderer Menschen entscheiden (im Bezug auf den Lockdown). Verhalten sich diese Personen in irgendeiner Form noch demokratisch oder solidarisch?


Den meisten Einfluss haben Personen wie meine Nachbarn. Ich finde es traurig, dass die Vernunft, die meistens in der Öffentlichkeit gezeigt wird, an Haustür abgelegt wird wie die Schuhe.



Bildquelle: https://www.zusammengegencorona.de/informieren/ (Bundesgesundheitsministerium)

Samstag, 7. November 2020

Fünfter Klimastreik in Braunschweig

Der 25.09. Ein Bericht von Anna Lenja Epp zum fünften globalen Klimastreik

24. September 2020. Nun sitze ich also hier. Es ist 19.20 Uhr am 24. September 202
0. Ein Tag vor dem fünften globalen Klimastreik der Fridays-for-Future-Bewegung. Nahezu alle Punkte auf meiner To-Do-Liste sind abgehakt und trotzdem fühle ich mich merkwürdig gestresst. Außerdem beschleicht mich das komische Gefühl, etwas vergessen zu haben. Unruhig sehe ich erneut auf meine Liste: Nein, alles erledigt.

Aus dem Lautsprecher meines CD-Players dröhnt irgendwelche Filmmusik, was die Atmosphäre in meinem Zimmer zusätzlich dramatisiert.

Mein Handy blinkt auf. Es ist eine Nachricht aus dem Orga-Team. Ein Sharepic, genauer gesagt. „Globaler Klimastreik 25.09., 16.00Uhr, Schlossplatz Braunschweig“ heißt es darauf. Eine Erinnerung an die morgige Demo. Ich hätte sie auch so nicht vergessen können. Ein letztes Mal gehe ich die Liste der Dinge durch, die ich morgen bei der Demo dabeihaben muss:

• Mein total zugestickertes Megaphon, um mir Gehör zu verschaffen,

• Absperrband, um den Schlossplatz coronakonform abzusperren,

• einen Zollstock, um gegebenenfalls Abstände nachzumessen

• und natürlich mein Demoplakat, das mich schon seit über einem Jahr auf alle Demos begleitet. Ob es stürmt oder schneit (obwohl es bisher auf keiner der Demos, auf der ich war, geschneit hat, ist wohl selbsterklärend), mein Demoplakat ist immer dabei. Dementsprechend sieht es leider mittlerweile auch schon aus. Die Farbe ist verlaufen, der mit Tusche aufgepinselte Baum leicht verwischt. Trotzdem ist die Botschaft noch klar zu erkennen: Geld ist nicht alles!

Alles ist gepackt und steht bereit. Nur der Zollstock hatte bisher noch gefehlt. Doch auch dieser befindet sich jetzt zusammen mit dem Absperrband in einem Jutebeutel. Der nächste Tag kann kommen. Und trotzdem bleibt meine Aufregung auf dem gleichen Level wie vor dem Listen-Check. Da ich erst seit Januar dieses Jahres Teil der braunschweigischen Ortsgruppe von Fridays for Future bin, ist dies abgesehen vom 24.04., der ja als Lifestream stattgefunden hat, mein erster globaler Streik. Da ist meine Aufregung wohl einigermaßen verständlich.

Nicht einmal 24 Stunden später stehe ich, immer noch aufgeregt, mit allem, was ich dabeihaben muss, auf dem Schlossplatz. Zusätzlich zu mir sind bereits zwei andere Aktivistinnen da und die Band hat begonnen, sich einzuspielen. Es ist kurz nach 14 Uhr am 25. September 2020, wir haben noch etwa zwei Stunden Zeit, dann soll die Demo beginnen. Während wir langsam immer mehr Leute werden, schleppen wir Stehtische durch die Gegend und bauen sie auf. An ihnen sollen später Briefe an Politiker*innen geschrieben werden können. Daneben tragen wir kleinere Tische, an denen Windräder und Drachen gebastelt werden sollen. Damit sich die Menge nicht allzu sehr vermischt, stellen wir dazwischen Absperrgitter. Auch das Absperrband ist bereits auf dem Boden festgeklebt. Es ist 16.00 Uhr, die Demo beginnt.

Nachdem die freiwilligen Ordner*innen mit ihren Aufgaben vertraut gemacht worden sind, eröffnet unser Versammlungsleiter die Demo mit einer kurzen Sicherheitseinweisung. Danach spielt die Band ihr erstes Set und ich wusele durch die Menge, um festzustellen, ob ich irgendwem unter die Arme greifen kann. Schließlich lande ich bei Sprühflaschen, die mit Desinfektionsmittel befüllt und beschriftet werden müssen, um die Bastelunterlagen und Stifte an unseren Aktionspunkten desinfizieren zu können. Anschließend suche ich den Wissenschaftler, der nach der Band eine Rede halten wollte. Ich stelle erleichtert fest, dass er bereits neben der Bühne steht und wartet. Nach ihm wird es eine Motivationsrede von einer Aktivistin aus unseren Reihen geben, anschließend werden sich die zwei Demozüge (es gibt eine Lauf- und eine Fahrraddemo) langsam auf den Weg machen.

Schließlich ist es 17.15 Uhr. Die Laufdemo ist bereits losgelaufen, wir Fahrradfahrende haben uns auf der Südseite des Schlossplatzes aufgestellt. Wir müssen langsam losfahren. Endlich sind alle da und wir setzen uns in Bewegung. Zuerst geht es auf die Georg-Eckert-Straße, damit wir genug Platz haben. Wir fahren die Museumsstraße entlang und biegen in die Parkstraße ein. Von da aus gelangen wir auf die Jasperallee, wo uns unser Frontbanner entgegenblickt. Die Laufdemo hat den Schlossplatz von der anderen Richtung aus verlassen und ist über den Steinweg und am Theater vorbei ebenfalls auf die Jasperallee gelangt. Hier laufen wir uns nun auf den verschiedenen Straßenseiten entgegen, zwischen uns die Baumreihen. Gemeinsam machen wir ordentlich Lärm. Ich rufe Demosprüche wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“ in mein Megaphon. Es hallt aus der Menge zurück. Von den vielen verschiedenen Demosprüchen, die durch die Luft fliegen, ist einzeln nicht sonderlich viel zu verstehen, doch insgesamt ist mehr als deutlich, was wir meinen. Der Moment ist schnell vorbei, wir fahren weiter.

Unser Weg führt uns einmal quer durch die ganze Stadt, am Kohlekraftwerk vorbei und wieder zurück. Während wir daran vorbeifahren, werden wir nochmal lauter und rufen „Nie, nie, nie wieder Kohle“ und „Apfelsaft statt Kohlekraft“. Der letzte Spruch ist eigentlich ein Scherz. Bei irgendeiner Demo hat ihn ein noch etwas kleineres Kind gerufen und jemand hat ihn übernommen. Seitdem schallt er auf so ziemlich jeder Demo über den Schlossplatz und durch die Straßen.

Schließlich sind wir wieder vor dem Schloss. Der andere Demozug ist noch unterwegs, kommt aber kurze Zeit später an. Es wird noch eine Rede von unserem Arbeitskreis Forderungen gehalten, dann klingt die Demonstration langsam aus. Ich sitze in einem Pavillon, wo Demonstrant*innen sich gegen eine Spende Buttons mit unserem Logo mitnehmen können. Immer mehr Leute gehen und lassen den leeren Schlossplatz zurück.

Die anderen aus dem Orga-Team und ich beginnen, alles aufzuräumen, was wir vorher aufgebaut haben. Die Demo ist vorbei, der Tag geht zu Ende.

Mittlerweile ist es knapp 20.00 Uhr. Ich fahre erschöpft aber zufrieden nach Hause. Meine Aufregung legt sich. Der Tag war lang, doch ich finde, dass sich der ganze Aufwand definitiv gelohnt hat. Jetzt muss nur noch die Energiewende klappen.