Zu viele Vorschriften hemmen die Kreativität. Paula Caesar im Gespräch mit Ulrich Kuttig
Größe:
1,76
cm
Haarfarbe:
mehrheitlich grau
Augenfarbe:
blaugrau
Herkunft:
Deutschland,
Thüste
Hobbys:
Fotografieren,
Pflanzen, Lesen,
Fahrrad fahren
Geburtstag: 04.10.1964
Status:
unterrichtet Kunst und Deutsch
Warum sind Sie ans WG gegangen?
Ich habe mich nicht direkt am WG
beworben. Ich kannte die Schule nicht. Vorher war ich an einer
Schule, die weit weg war, und weil ich keine Lust mehr auf die langen
Autofahrten hatte, habe ich mich für eine Braunschweiger Schule
beworben. Und am WG war wohl gerade eine Stelle frei!
Wie lange unterrichten Sie schon am WG
/ insgesamt?
Insgesamt unterrichte ich seit 15
Jahren, am WG seit 12 Jahren.
Wieso sind sie Lehrer geworden?
Ich wusste ganz lange nicht, welchen
Beruf ich erlernen sollte. Ich wollte aber immer in einem Bereich
arbeiten, von dem ich glaubte, dass er für mich und für andere
Menschen von großer Bedeutung wäre. Da hatte ich als erstes die
Kunst entdeckt, wo es, allgemein gesagt, darum geht, sich ein Bild
von der Welt, und also auch von sich selbst, zu machen. Ich wollte
also ein berühmter Künstler werden. Nach einer Weile bemerkte ich,
dass meine Bilder mit denen, die frühere und berühmte Künstler
gemacht haben, nicht konkurrieren können. Aber mir fiel auch auf,
dass mich das künstlerische Arbeiten dennoch weiter sehr
interessierte und dass es mich auch interessierte, Künstler, ihre
Werke und ihre Zeit kennenzulernen. Und den Vorgang des Lernens
überhaupt fand ich sehr spannend, und zwar nicht nur das Lernen in
der Schule. Weil das ja etwas ist, das für jeden Menschen von großer
Bedeutung ist. Die Leute, die am meisten lernen, sind Kinder und
Jugendliche. Erwachsene lernen viel weniger. So war ich also in einem
Bereich, den ich gesucht hatte.
Was gefällt ihnen am meisten daran,
Lehrer zu sein?
Es gibt vieles, was mir daran gefällt.
Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, bereichern mich. Es ist
ein Beruf, in dem es mir kaum jemals langweilig wird.
Was gefällt ihnen daran nicht?
Mir gefällt es nicht, wenn zu viele
Vorschriften für die Schule gemacht werden. Zum Beispiel gefällt
mir das Zentralabitur nicht. Das Lernen in der Schule ist auch
abhängig davon, welche Schüler und welche Lehrer zusammenkommen. Je
mehr man das berücksichtigen kann, umso intensiver wird das Lernen.
Wenn es aber zu viele Vorschriften gibt, kann man das nicht mehr so
gut berücksichtigen. Man lernt weniger, vor allem weniger von dem,
was für einen selbst wichtig ist. Das gilt besonders im Fach Kunst.
Es ist ok, wenn es einen Rahmen gibt, aber in dem muss man sich
bewegen können. – Es gefällt mir auch nicht, schlechte Noten zu
geben!
Ist es sehr anstrengend?
Ja, es ist oft anstrengend. Man nimmt
viele Gedanken und viel Arbeit mit nach Hause. Ich empfinde es auch
oft als schwer, die Arbeit abzuschließen. Wenn man in einer Fabrik
arbeitet, dann weiß man, sobald man draußen ist, hat man frei. Das
ist als Lehrer anders.
War das früher schon ihr Traumberuf?
Als ich Schüler war, wollte ich
niemals Lehrer werden. Ich habe es damals sehr stark empfunden, dass
Lehrer und Schüler Rollen spielen. Das hat mich sehr befangen
gemacht und durcheinander gebracht.
Wenn nein, was dann? Wieso?
Früher wollte ich Künstler werden,
weil ich gerne zeichnete und malte und weil ich für meine
Zeichnungen und Gemälde viel Lob und Anerkennung bekam.
Ich habe, bis ich Lehrer wurde,
ungefähr 35 Jobs gemacht. Dadurch habe ich großen Respekt vor der
Arbeit von anderen bekommen. Ich habe zum Beispiel Maschinen
gereinigt, wo hinterher die Maschine sauber war, aber man selber
völlig verdreckt, oder unglaublich monotone Arbeiten. Deswegen
schätze ich den Beruf, den ich jetzt habe sehr und gleichzeitig
gefällt es mir nicht, wenn jemand z. B. die Putzfrauen im WG und
ihre Arbeit nicht respektiert.
Wieso unterrichten Sie Deutsch und
Kunst?
Deutsch beschäftigt sich mit Sprache
und Kunst mit Bildern. Das sind die wichtigsten Möglichkeiten, wie
wir Menschen uns verständigen können. Und das finde ich
faszinierend.
Da Sie ja die Homepage machen: Sind sie
ein Computerfreak?
Ein Freak ist ein Verrückter. Also,
verrückt nach Computern bin ich nicht, obwohl es mir manchmal schwer
fällt, den Computer abzustellen.
Warum sieht die Homepage so aus, wie
sie aussieht?
Herr Gründel hat die WG-Homepage als
erster bearbeitet. Von seiner Gestaltung habe ich einiges übernommen
und vieles auch verändert, weil die Homepage mit der Zeit für die
Schule als Informationsmöglichkeit immer wichtiger wurde. Das Design
ist jetzt sieben Jahre alt, und ich würde es gerne etwas
modernisieren, aber im Moment habe ich dazu keine Zeit.
Machen Sie bei sich zuhause auch Kunst?
Ich male gerne mit meiner Tochter
gemeinsam Bilder. Außerdem mache ich Fotos.
Unterrichten Sie lieber Unter-, Mittel-
oder Oberstufe, und warum?
Es gibt da eigentlich keine großen
Unterschiede. Ich habe festgestellt, dass Schüler in jedem Alter
gerne Kunst machen. Beim künstlerischen Arbeiten wird man nicht
automatisch mit steigendem Alter immer „besser“. Manches können
jüngere Kinder sogar besser als ältere oder gar Erwachsene.
Wie würden sie sich selber
einschätzen?
In welcher Hinsicht? Als Lehrer? Mal
besser, mal schlechter. Da ich aber ab und zu mal Lob von Schülern
bekomme, wird es insgesamt wohl ganz ok sein.
Was können sie besonders gut?
Ich kann besonders gut Bilder in Rahmen
befestigen, so dass sie völlig gerade sind, und das, ohne mit dem
Lineal zu messen!
Was machen Sie, wenn sie nichts für
die Schule tun?
Ich arbeite z. B. im Garten. Ich
interessiere mich sehr für Pflanzen. Ich spiele oft „Kniffel“
mit meiner Tochter.
Wer ist Ihr Lieblingskünstler?
Ich habe nicht einen
Lieblingskünstler, sondern bewundere viele Künstler für ihr Werk.
In meiner Jugend mochte ich Albrecht Dürer, weil er jedes Detail
beobachtete und in seinen Bildern wiedergab. Im Studium habe ich mich
viel mit Joseph Beuys beschäftigt. Die letzten Künstler, die ich
auch durch den Unterricht näher kennengelernt habe, waren Gerhard
Richter und Wim Delvoye. Es gibt aber auch viele „Lieblingskünstler“
in meiner näheren Umgebung, z. B. Herrn Upit, der ein Multitalent
ist, oder Herrn Jaeger, der sehr gut zeichnen kann und eine sehr
schöne Handschrift hat. Auch Schülerinnen und Schüler überraschen
mich immer wieder mit ihren künstlerischen Fähigkeiten.