Dienstag, 18. Mai 2010
Kein Wert, nirgends? Zur Podiumsdiskussion „Alte Werte – Neue Werte“ am 10.05.10 im WG
(von links: Hendrik Poschmann, Dr. Wolfgang Buschlinger, Dr. Thomas Gatzemann, Prof. Dr. Deutsch, Pater Fritz Wiegand OP, Jan-Peter Möhle)
Vier Experten aus den Fachbereichen Theologie, Psychologie, Pädagogik und Philosophie waren im WG zu Gast und diskutierten über Werte und deren Stellenwert heute.
Aus der Sicht von Pater Fritz’ vom Kloster St. Albertus Magnus sind auch die von der Kirche vorgegebenen Werte nicht konstant, sondern müssen von jeder Generation neu interpretiert werden.
Philosophisch betrachtet scheint es laut Dr. Wolfgang Buschlinger (TU Braunschweig) Werte als solche gar nicht zu geben. Das, was wir mit diesem Begriff umschrieben, seien vielmehr Normen und Ziele, die wir uns setzten. Ein Wert im Allgemeinen ist die Wichtigkeit, die man einer bestimmten Handlung im Bezug auf sich selbst und andere beimisst, also rein vom Individuum abhängig und keineswegs allgemein zu formulierbar.
Auch der Erziehungswissenschaftler Dr. Thomas Gatzemann (TU Braunschweig) war der Ansicht, dass jeder Mensch sein eigenes Wertemodell aufbaut, nach dem er leben will, dass es jedoch in unserer Gesellschaft schon immer das Problem gegeben hat, dass diese Entwicklung durch Druck von außen erschwert und manipuliert wird. Zudem sei ein gewisses Maß an Erziehung und Unterricht notwendig, um die richtigen Werte zu erkennen.
Der Entwicklungspsychologe Prof. Dr. Werner Deutsch (TU Braunschweig) widerspricht dem. Er ist der Ansicht, dass jeder Mensch seine eigenen Prinzipen oder Werte allein erkennen und wählen muss. Diese gelte es dann auf jeden Fall bei einer direkten Konfrontation zu verteidigen, denn nur so könnten sich die persönlichen Werte herausbilden. Gerade diese Authentizität fehlt laut Deutsch in der heutigen Gesellschaft, was auch in der Politik erkennbar ist.
Das Gespräch schlug sehr bald eine sehr philosophische Richtung ein, was dem Rahmen durchaus nicht widersprach. Zwar wurde nur wenig über die Jugend und den von vielen bemängelte Werteverfall diskutiert, jedoch kam die Runde meiner Meinung nach zu einem viel interessanteren Fazit:
Es gibt keine allgemeinen Werte, keine genormten Richtlinien, nach denen wir unser Leben gestalten können. Werte sind viel mehr ein Zusammenspiel von Tradition und Vernunft, von Erziehung und eigenem Denken, von sozialem Umfeld und Individualität. Sie machen den Charakter aus, und jeder muss sie für sich neu entwickeln; die Werte, auf die sich Menschen im Alltag berufen, sind nichts als Normen, teils längst überholt.
Wer also weiterhin behauptet, die Jugend von heute hätte keinerlei Werte mehr, dem kann man getrost entgegnen, dass wir durchaus Werte haben, nur eben unsere eigene. Oder dass es so etwas wie Werte nicht gibt und auch nie gegeben hat.
Es bleibt nur noch zu sagen, dass es eine sehr anregende und von Jan-Peter Möhle und Hendrik Poschmann (Wilhelm-Gymnasium, Jg. 13 und 12) gut moderierte Diskussionsrunde war, über die man sich auch im Nachhinein noch Gedanken machen konnte, und schließlich ließ sich doch noch jeder Teilnehmer dazu hinreißen, drei Werte zu nennen, die er persönlich für wichtig hält, ungeachtet des philosophischen Kontexts, wie zum Beispiel Pater Fritz, der sich auf die Werte nach Paulus berief: Glaube, Liebe und Hoffnung.
Philine Köln, Klasse 12
Montag, 10. Mai 2010
„Zeitenwandel“ – ein Projekt der Theatergruppen am WG
Mit großen Erwartungen besuchten wir am die Uraufführung des Jubiläumstheaterstücks „Zeitenwandel“ (5. Mai 2010). Diese wurden erfüllt und wir möchten Euch jetzt etwas ausführlicher darüber erzählen.
Das Theaterstück führt uns durch die Schulgeschichte von 1885 bis in die Gegenwart. Das Stück unterhält mit teils sehr komödiantischen Parts, zeigt aber auch einige Szenen, die zum Nachdenken anregen. Ob es um den Konflikt zwischen Hitlerjugend/BDM und den Wandervögeln oder um die „Bravogeneration“ geht – die Schauspieler zeigen in jeder Szene die nötige Ernsthaftigkeit und spielen ihre Rolle sehr überzeugend, was dem Stück eine gewisse Authentizität verleiht.
Auch die männlichen Schauspieler scheuten sich nicht, schwarzen Lippenstift oder Kajal aufzulegen, um sich in ihre Rolle als beispielsweise „Emo“ bzw. „Grufti“ einzufinden.
Sehr viel Applaus erhielt die Schulband für ihre musikalische Begleitung des Stücks. Die Szenerie wurde passend von unseren erfahrenen Technikern untermalt.
Insgesamt ist die Theaterproduktion „Zeitenwandel“ sehr gelungen und wir empfehlen jedem, sich das Stück anzusehen.
Weitere Informationen zum Stück: www.wilhelm-gym.de
und in der Druckausgabe des WGtariers, die demnächst erscheint.
Julia Weber und Denise Wullfen, Klasse 10