Dienstag, 8. November 2016

Hansekogge

Glücksfund. Ole Hinrichsen befragt Dr. Mike Belasus, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Schiffahrtsmuseum, zur Bremer Kogge


Wann und wo haben Sie die Hansekogge gefunden?
Die sogenannte „Bremer Kogge“ wurde am 9. Oktober 1962 bei Baggerarbeiten in der Weser in Bremen gefunden.

Wie lange hat die Restaurierung gedauert?
Die Konservierung dauerte von 1982 bis 2000.

Wie viele Schiffe haben Sie insgesamt im Museum?
Viele Schiffe unterschiedlicher Art und Zeitstellung. Die genaue Zahl ist mir nicht bekannt.



In welcher Abteilung steht die Hansekogge?
Wir haben in diesem Museum keine Räume. Das Museum ist ein einziger Raum in unterschiedlichen Ebenen, die mit Treppen und Fahrstühlen zu erreichen sind. Türen gibt es nicht. Die Halle, in der die „Bremer-Kogge“ steht, wird „Koggehalle“ genannt.

Wie alt ist die Hansekogge ungefähr? Und wie konnte man das Alter bestimmen?
Das Holz für das Schiff wurde wahrscheinlich im Winter 1378/79 geschlagen. Das Schiff wurde dann vermutlich 1379 oder 1380 fertiggestellt. Somit ist das Schiff etwa 637 Jahre alt.

Haben Sie sich gefreut, als Ihr Team die Hansekogge gefunden hat?
Das Bremer Schiff ist ein Fund, der nicht von Mitarbeitern des Deutschen Schiffahrtsmuseums gemacht wurde. 1962 gab es das Deutsche Schifffahrtsmuseum noch nicht. Es wurde erst 1975 eröffnet. Damals wurde der Fund von Mitarbeitern des Bremer Focke-Museums geborgen. Wir hier im Deutschen Schiffahrtsmuseum sind aber sehr glücklich darüber, dass das Schiff gefunden wurde und viele Wissenschaftler in der ganzen Welt auch, denn es handelt sich beim Bremer Schiff um das bisher am besten erhaltene spätmittelalterliche Handelsschiff in Nordwest-Europa.



In welchem Zustand war die Hansekogge als Sie, sie gefunden haben?
Das Schiff war bei seinem Fund in einem sehr guten Zustand. Es fehlten nur wenige Teile. So ist die Steuerbordseite (rechts) komplett erhalten. Auch die hinteren Aufbauten, dass sogenannte Kastell, ist erhalten, wie auch ein querliegendes „Batspill“ und ein senkrechtes „Gangspill“, Winden, um das Tauwerk des Schiffes zu bewegen, Anker zu lichten usw. Für die Bergung musste das Schiff jedoch in seine Einzelteile zerlegt werden, da man es sonst nicht bewegen konnte.

Wie wurde die Hansekogge restauriert?
Das Schiff wurde zunächst von einem Bootsbauer in der „Koggehalle“ wieder zusammengebaut. Dann baute man einen großen Konservierungstank um das Schiff herum. Das Schiff, dessen Holzzellen während der langen Lagerung im Sand Weser schon stark zerfallen waren, wurde dann mit einer Mischung aus Kunstwachs (Polyethylenglycol, PEG) getränkt. Der Kunstwachs ersetzte so langsam das Wasser in den kaputten Holzzellen. Die Konzentration von Kunstharz im Wasser wurde stetig erhöht, bis genug davon in den Hölzern war, um diese zu stabilisieren. Dann wurde das Schiff über eine längere Zeit getrocknet.


Wie sah die Hansekogge aus, als Sie und Ihr Team sie gefunden haben?
Die Mitarbeiter des Focke-Museums, die den Fundplatz 1962 zuerst untersuchten haben am Anfang nur Teile des Schiffes sehen können, da es zum größten Teil noch im Sand steckte. Erst später konnte man erkennen, wie gut das Schiff tatsächlich erhalten war.



Bilder:
ww2.dsm.museum
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=218748


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